irr weg

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Eve

Mitglied
Hallo Karl,

sehr feinsinnig, deine Zeilen. Wenn dem LyrIch die Sonne den Nacken wärmt, dann steht sie direkt hinter/schräg über ihm ... dann führt sein Weg ihn in diesem Moment geradeaus ;-)

Besonders gefällt mir die zweite Strophe – als ob man seinen Schatten bewusst werfen könne ... dabei aber trotzdem der Hoffnung nachgeht, die Richtung (für den Weg in die Zukunft) möge dieses Mal die richtige sein.

Es ist gut, sich nicht umzusehen, denn vergangen ist vergangen, daran kann man nichts mehr ändern – nur die Richtung des Schattens scheint beeinflussbar (je nachdem, wie man sich der Sonne zu oder abwendet).

Dein Text drückt auch eine gewisse Melancholie aus (trotz der Aprilsonne), denn bisher scheint der Weg des LyrIchs wohl nicht besonders glatt verlaufen zu sein – oder zumindest nicht so, dass das LyrIch sich "richtig" gefühlt hätte ...

Gerne gelesen – auch weil es kurz zum Innehalten einlädt und dazu, an seinen eigenen Schatten zu denken ;-)

Viele Grüße,
Eve
 
Liebe Eve,
über den eigenen Schatten zu springen ist offenbar unmöglich, über den Schatten anderer geht es wesentlich leichter.
Danke für deine ausführliche Interpretation. Sie hat meinen Gedanken weiter geführt.
Herzliche Grüße
Karl
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo karl,

ja, auch im märz gibt's schon aprilsonne. man muss nehmen, was kommt. schönes gedicht, wem sag ich das.

meine "schattenbedenken" hat eve weginterpretiert: passt so.

liebe grüße
nofrank
 

Joh

Mitglied
Hallo Karl,

der April als Frühlingsmonat, der als Jahreszeit alte harte Narben, im übertragenen Sinne, mit seinen ersten warmen Strahlen/Gedanken/Hoffnungen für das beginnende, neue Vegetationsjahr, das man auch als neue Lebensphase sehen kann, weicher werden läßt, sie vielleicht löst und den neuen Weg dadurch möglich macht. Es steckt viel drin in Deinem Gedicht. Freut mich immmer wieder, etwas von Dir zu lesen, es gibt immmer etwas zum mitnehmen.

ein lieber Gruß an Dich, Johanna
 
M

mirami

Gast
hallo karl,

den eigenen schatten zu sehen impliziert für mich einerseits etwas negatives, nämlich dass man sich der sonne abgewandt hat, anderseits aber auch etwas positives, nämlich in die richtung zu gehen in die man sieht, sozusagen seinem selbst gewählten ziel bewusst entgegen.

insofern bleibe ich gefühlsmäßig etwas zwiespältig aber durchaus angeregt sinnierend nach dem lesen zurück. :)

freundliche grüße
mirami
 
Liebe mirami,
da der Schatten immer fest an seinen Schattenwerfer gebunden ist, muss der Schattenwerfer zwangsläufig seinem Schatten folgen oder stehen bleiben. Sich vom Schatten abzuwenden, kann bedeuten, einen freien Weg zu wählen.
Insofern ist dein zwiespältiges Gefühl durchaus berechtigt, da das Lyr-Ich ja auch in einem Zwiespalt ist.
Vielen Dank für deinen Zeilen und liebe Grüße
Karl
 
M

mirami

Gast
hallo karl,

jetzt steh ich gleich zweimal aufm schlauch. wieso lässt die aprilsonne den schattenwerfer keinen schatten werfen? wo licht – da doch auch schatten?! es sei denn die sonne steht senkrecht über dem schattenwerfer. und wieso muss der schattenwerfer stehen bleiben oder seinem schatten folgen, der schatten kann doch auch dem schattenwerfer folgen – wenn er der sonne entgegen geht .

grübelnd
mirami

p.s. das “folge ihm“ im zweiten vers braucht es eigentlich nicht.
 
aprilsonne wärmt
mir den starren
nacken will
weiter seh
mich nicht um

werfe aufs
hellgraue
pflaster meinen
länger werdenden
schatten


hoffe
er zeigt mir endlich
den richtigen
weg
 
Liebe mirami,
das "folge ihm" habe ich gestrichen. Danke für den Tip.
Die Aprilsonne ist m.E. insofern launisch, dass sie sich immer wieder hinter Wolken zurück zieht und damit Schattenwürfe vermeidet.
Liebe Grüße
Karl
 



 
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