osmosenrot beflort

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Rhea_Gift

Mitglied
osmosenrot beflort

wiege ich und biege ich
mich sinkend um dich
halte mich

im klippenlippenborgehort

erkalte nicht -
weg, graue wände
weichet fort -

deine hände
rauen mich
rundentwegt
und bloß gelegt
begehe mich
von sinnen innen
wild verwunden
schaue ich
uns neu geboren -

scheu verloren
sind im winde
bild und schild

wundkussverweht

mattschattenblinde
tief im schlund

verschwunden
 
P

Pelikan

Gast
Ich hoffe, Du nimmst es mir nicht übel, aber sowas ist für mich Krampfen - Krampfen um der Originalität Willen.

klippenlippenborgehort
das oben ist auch ein solches Etwas, das mich eher zum Lachen reizt. Wenn ich jetzt das Bild: Essen/Hunger nähme, dann
käme mir in den Sinn: Die Übersättigung treibt Blüten und wer am Essen keinen so rechten Spaß mehr hat, der konstruiert sich aus Kartoffelschalen eine Mahlzeit, derweil die Kartoffeln in den Müll wandern. Ich habe Dir die 2 nicht gegeben, da ich nicht anonym werte, aber ich kann den Werter
voll verstehen und kann es diesem nicht übel nehmen, obwohl für die Arbeit, die Zeit, die ein Ausdenken
solcher Krämpfe in Anspruch nimmt, für diese Zeit gebührt dem
Schreiber eine glatte 10.
Sowas als Nonsens geht in Ordnung, als Satire aufs Krampfen,
ja - doch ernst betrachtet, tut mir leid....ich würde gerne was anderes sagen, aber all dies erinnert mich an schreibende Teenager, die schon kahl sein müßten vom steten "an den
Haaren herbeiziehen". Gut, es ist alles relativ im Leben, daher betrachte bitte auch meine Meinung als eine solche.
Nichts für ungut und herzliche Grüße, Pelikan :)
 
G

gitano

Gast
Hallo Rhea!

Die einen nennen es Suche-die anderen nennen es krampfen.
"in Möglichkeiten eine Fackel brennen
wird anfangs oft verlacht als Eselei"
(aus Sonett "Eselei")

Ich sehe diesen ersten Versuch als "Grenzgänger",
ungewohnt. Es gäbe am Konzept (die Homogenität der Bilder, des Sprachgestus)sicher einiges zu arbeiten.

Ungewohntes spaltet auch, ähnlich wie das Thema daß Du aufgreifst. Diese Sichtweise der Liebe verstört und doch hat sie mit Neuem etwas Gemeinsames:
Sich einlassen auf die Wege
Fragen statt abkanzeln

Für mich sind einige Deiner Sprachbilder sehr ansprechend und gelungen:
mattschattenblinde
tief im schlund

verschwunden
und:

deine hände
rauen mich
rundentwegt
und bloß gelegt
Der Text im Ganzen kippt aber zwischen verschiedenen Sprachstilen hin und her:
neben den Neologismen (die man mögen kann oder auch nicht):
S1 ist zeitgemäßer Sprachstil
S2 "weichet fort" ein Rückgriff auf barocke Stile
S3 mischt sich in beiden vorangegangenen (rundentwegt,von sinnen, verwunden)
S4 zeitgemäßer als S3(aber:winde"
S5 Mischkonzept

Wenn der Text sprachlich eine Schwäche hat, dann sind es diese Mischkonzepte -auch hinsichtlich des Reimversuches. Auch eine inhaltliche Straffung würde ich anraten. S2 z.B. ist nicht sehr wesentlich für die Gesamtaussage (nach meinem Empfinden).

Ich würde einen freien Rhythmus empfehlen.

Ob etwas gefällt oder sich sofort erschließt ist für mich kein Qualitäts- oder Kritik-Kriterium.
Ob etwas "gekrampft" ist...
wo ist die Grenze? Viele greimte Texte, feste Metren sind mehr gekrampft als dieser Versuch hier.

Insgesamt kommt dieser Text eher als Frage, als Suche oder auch als ein erster Gang an die eigenen Grenzen zu mir rüber.
...und Mut braucht man auch dazu, sicher.
Ich sehe das positive Anliegen (Erweiterung der Grenzen)im Text. Über das Gelingen/Mißlingen sollte man gerade bei solchen Versuchen sachlicher diskutieren.
respektvolle Grüße
gitano
 

Rhea_Gift

Mitglied
Pelikan - jedem seine freie Meinung. Ich kann nur sagen - ich habe Spaß am Sprachspiel, und ein Krampfen war es sicher nicht ;)

Eher ein leichtes Spielen mit Wortbedeutungen, Assoziationen, Klängen... sowas habe ich oft mit eingeflochten, hier ist es mal wieder ein Versuch pur - vielleicht gehört es eher ins Experimentelle, das mag sein :D

Mir hat es viel Spaß gemacht - das muss dem Leser nicht immer auch so gehen ;) Keine Sorge, ich schreibe nicht, um 2er oder 10er zu bekommen - ich spiele gern mit Sprache und suche Wege des Ausdrucks mit Potential zum Eindruck - Eindruck hängt wiederum viel vom Leser ab - und Neues befremdet immer erst einmal... und dass das Experiment nicht gleich super gelungen erscheint - damit kann ich leben - dafür sind Experimente ja da - die Länge mag es krampfig erscheinen lassen, ich denke über Straffung nach - der Spaß am Spiel wollte hier wohl nicht so schnell ein Ende finden :D

Also gitano - keine Sorge, sowas entmutigt mich nicht - im Gegenteil...

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
osmosenrot beflort
liege ich und wiege dich
erkalte nicht
im klippenlippenborgehort

deine hände
rauen mich
rundentwegt
und bloß gelegt

wundkussverweht

sind
mattschattenblinde
sonnenkranzverbunden
tief im schlund
verschwunden
 
H

Heidrun D.

Gast
Ach, liebe Rhea,
warum denn nur all diese Wortungetüme? Ich verstehe dich nicht ... was gefällt dir daran?

Sehr gut finde ich das "osmosenrot" und den Gedichtsklang, welche aber wegen der Überfrachtung durch andere Begriffe überhaupt nicht zum Strahlen kommen. Warum also nicht radikal verschlichtet? ;)

osmosenrot beflort
liege ich und wiege dich
erkalte nicht

deine hände rauen mich
rundentwegt
und bloß gelegt

wund

sind deine küsse
tief im schlund
verschwunden
???
Heidrun
 
P

Pelikan

Gast
Durch Heidruns "Verschlichtung" ist es in in der Tat ein
wunderbares Gedicht geworden. Sogar das "rundentwegt"
gefällt mir als Wortschöpfung und auch die "rauenden Hände".
Weniges, gezielt eingesetzt......sehr gut!

mit herzlichen Grüßen, Pelikan :)
 

Rhea_Gift

Mitglied
osmosenrot beflort
liege ich und wiege dich
erkalte nicht
im klippenlippenborgehort

deine hände
rauen mich
rundentwegt
und bloß gelegt

sind
kussverweht
mattschattenblinde
wund im schlund
verschwunden
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hallo Heidrun,

dein Vorschlag hat mich zu weiterer Straffung inspiriert - aber am

klippenlippenborgehort (hat mal irgendwer beim Lesen über den Sinn des Wortes nachgedacht???)
und an mattschattenblinden hänge ich - die bleiben
und die Korrespondenz von rund und wund auch... :)

Ich mag neue Wortschöpfungen mit Tiefenbedeutung, und vielleicht war die Länge erst erdrückend, drum tat Straffung dem Ganzen gut... und dazu war ich auch gern bereit und danke für die Anregungen - so ist es jetzt optimal, denke ich...

LG, Rhea

gitano - osmosenrot erinnert mich klanglich auch an rosenrot... dieses Wort gefällt mir ausnehmend gut, nochmal danke für deinen Thread, ohne den es das Wort nicht gäbe... - manchmal erstaunlich, auf was man so assoziativ kommen kann... :)
 
G

gitano

Gast
Liebe Rhea_Gift!
Ich bin einer von den Lesern, die natürlich zu Deinen Wortschöpfungen Gedanken machen.

"erkalte nicht im klippenlippenborgehort"

dass ist aber auch nicht einfach in einem Wort aus vier!!
Teilen, dass schon jedes für sich eher assoziativ eingesetzt wird. Hier würde ich empfehlen sparsamer zu sein nochmals genauer zu überlegen, ob dies wirklich notwendig ist.

klippen= im Wasser, in Ufernähe befindliche Felsformationen
oder auch: über dem Wasser befindliche Abgründe

lippen=hier fällt mir eine andere als die herkömmliche Ausdeutung schwer

borge= etwas leihen, das nicht Eigenes ist
hort=Aufbewahrungsstätte

wenn die Summe von allem mehr ist als die Addition des Einzelnen wäre es nach meiner Meinung gelungen.

ich verstehe im "klippenlippenborgehort"
etwas Unechtes, daß man aus einem Fundus hernimmt, sagt, vielleicht auch, küßt-etwas das sehr weit entfernt ist vom Persönlich-echtem
und das Gefahren in diesem Tun in sich birgt, die Gewohnheit es immer so zu tun-und damit keine Verbindung mehr zu bekommen zum Authentischem.
sorry für die lange Schleifenerklärung!

Ich hadere etwas mit dem Wort, es wirkt schon etwas zusammengesetzt - ganz anders die
"mattschattenblinde" (für mich ein Volltreffer!)
"kussverweht" ist nicht mein Sprachgeschmack

das "osmoserot"
(Austausch von Stoffen durch eine halbdurchlässige Wand) im Sinne von (roter) Haut, ist für mich der Hit des Textes.
etwas weniger das "beflort" obwohl es paßt und obwohl die Assonanz klanglich reizvoll ist.

Die Kürzung/Kompression hat dem Text sicher an vielen Stellen gut getan. Doch hege ich auch Zweifel. Denn im letzten Teil des Textes gibt es kein ICH/DU mehr. in unpersönlicher Sprache/Erzeählen verliert sich der persönliche Bezug.
Einer der Stärken der früheren Fassungen.

Liebe Grüße
gitano
 

Rhea_Gift

Mitglied
osmosenrot beflort
liege ich und wiege dich
erkalte nicht
im klippenlippenborgehort

deine hände
rauen mich
rundentwegt
und bloß gelegt

kussverweht
sind wir
matte schatten - blinde -

wund im schlund
verschwunden
 

Rhea_Gift

Mitglied
gitano - gut gedeutet - und du hast Recht, das ich und du muss bleiben... daher nochmal gebastelt... thanx für die Anregung! :)

LG, Rhea
 



 
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