15 (Kriminalnovelle) - 6. List

xavia

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6. List

Samstag Abend. Ein langweiliges Wochenende liegt vor ihr. Petra sitzt an ihrem PC und untersucht, was man mit der neuen Suchmaschine, so alles im Internet finden kann über die Rechte von Jugendlichen auf Taschengeld und die Möglichkeiten, sich der Bevormundung durch seine Eltern zu widersetzen. Sie erwartet nichts, als sie die Haustürklingel hört. Wahrscheinlich ist es eine Freundin der Mütter.
[ 5]»Petra, Besuch für dich!«, tönt es vom Hausflur her.
[ 5]Wer kann das sein?
[ 5]Da wird auch schon die Tür ihres Zimmers geöffnet – so etwas wie Privatsphäre gibt es hier im Hause nicht, zumindest nicht für sie – und Carola, eine ihrer Mütter, steckt ihren Kopf hindurch, um zu sehen, ob sie den ›Besuch‹ hineinlassen kann. Ein schneller missbilligender Blick über Fußboden und Bett, dann tritt Carola beiseite und lässt Frauke durch.
[ 5]Als die Tür wieder geschlossen ist, aber für Petras Geschmack deutlich zu früh, da sie sich denken kann, dass Carola noch auf dem Flur lauert, begrüßt Frauke sie:
[ 5]»Hallo Petra, hast du nicht Lust, heute Abend mit mir in die Disco zu gehen?«
[ 5]»Leise!«, ermahnt Petra sie flüsternd, »Wenn diese Aktion nicht schon im Vorfeld entschieden werden soll, dann darf Carola nichts davon erfahren.«
[ 5]»Meine Güte, so schlimm ist es bei dir?«, wundert sich Frauke. Dann muss sie allerdings zugeben, dass der Besuch der Disco, in die sie möchte, mit fünfzehn noch nicht erlaubt ist und dass sie am Eingang schon kontrolliert worden ist, obwohl sie mächtig ›auf erwachsen‹ macht. Manchmal wird sie auch einfach durchgewinkt. Es hängt immer davon ab, wie die Besucherlage ist und wie der Türsteher drauf ist. Einer kennt Frauke schon. Wenn der da ist, könnte es klappen, da er weiß, dass sie sechzehn ist.
[ 5]Petra hat große Lust, es auszuprobieren und keinerlei Skrupel, notfalls durch das Fenster zu klettern. Allerdings stellt ihr Kleiderschrank ein wichtiges Hindernis dar: »Ich habe nichts anzuziehen!« Und im Gegensatz zu vielen, die das behaupten, stimmt es bei ihr im wahrsten Sinne des Wortes.
[ 5]»Kein Problem, du kannst etwas von mir anziehen«, bietet Frauke großzügig an, und mit einem verschmitzten Grinsen: »Da ist bestimmt auch etwas dabei, das wir raffen können.«
[ 5]So beschließen die beiden, zu Frauke zu gehen, angeblich, um gemeinsam den Film ›23‹ auf Video zu sehen und danach noch ein wenig abzuhängen und Musik zu hören.
[ 5]Carola ist skeptisch. Sie weiß nichts über Fraukes Eltern, traut sich aber nicht, jetzt nachzufragen, welches deren Berufe sind und warum sie nie zu Elternsprechtagen kommen. Außerdem ist sie unsicher, weil ihre Partnerin nicht zu Hause ist und eine solche Situation bislang noch nicht vorgekommen ist. Schließlich lässt sie sich von Frauke hoch und heilig versprechen, dass jemand bei ihr zu Hause ist und fordert von Petra: »Um zehn musst du aber wieder zu Hause sein!«
[ 5]Es folgen zähe Verhandlungen und nach einigem Hin und Her haben die beiden sie überredet, dass Carola ihre Tochter um 23:30 Uhr bei Frauke abholt. Danach sind beide Seiten einigermaßen zufrieden und Carola geht wieder ins Wohnzimmer zu ihrem einsamen Fernseh-Abend. Ihre Frau hat Nachtdienst.
[ 5]Frauke meint, 23:30 Uhr sei immer noch schrecklich früh, eigentlich ginge es danach erst richtig los am Samstagabend, aber es sei besser als gar nichts. Sie haben alle Argumente aufgebraucht und mehr war einfach nicht herauszuholen, so lang ist der Film schließlich nicht und man kann ja auch nicht endlos darüber reden hinterher.
[ 5]Petra weiß, dass Carola heute Nacht noch Vorwürfe bekommen wird und dass sie Glück hatten, mit ihr und nicht mit der leiblichen Mutter zu verhandeln, die nicht vor 24 Uhr zu Hause sein wird. Bleibt zu hoffen, dass Carola nicht zu früh erscheint: »Was machen wir, wenn sie vor deiner Tür steht, bevor wir zurück sind?«
[ 5]»Kein Problem, dann behaupten wir einfach, wir hätten Musik mit Kopfhörern gehört und die Klingel nicht bemerkt. Wir können uns von hinten durch den Keller reinschleichen. Elf Uhr dreißig ist abgemacht und vorher machen wir die Tür nicht auf.« – Frauke klingt wie ein echter Eltern-Überlistungs-Profi, dabei hat sie es doch gar nicht nötig!
 

FrankK

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Hallo, Xavia
In zwei weiteren knappen Szenen wird geschildert, wie sich Petra mit Fraukes Hilfe etwas Freiraum verschafft.

Erzählperspektive:
Wie bisher, konstant „personal auktorial“ aus Petras Sicht.

Figuren:
Die bereits erwähnte Lebensgefährtin der leiblichen Mutter erhält hier ihren Namen: Carola

Sprache:
Jugendlicher Sprachstil, angemessen.
Erzählersprache immer noch recht knapp gehalten.

Spannungsbogen:
Leichte Steigerung, es weckt ein gewisses Interesse, wie sich Petra (familiärer Konflikt) aus der Umklammerung zu lösen versucht.

Szenendetails:
+ Szene 1: Überraschender Besuch
Petra wird vom Besuch ihrer Freundin überrumpelt, Frauke ist von Petras Lebenssituation überrascht.

+ Szene 2: Verschwörung
Die beiden Mädchen hecken einen Plan aus, wie sie es schaffen könnten, zum Tanzen zu gehen.

Allgemeines:
Petra sitzt an ihrem PC und untersucht, was man [blue]mit der neuen Suchmaschine[/blue], so alles im Internet finden ...
Dezenter Hinweis auf den Zeitrahmen – dürfte nun so ungefähr 1998 sein, wenn „Google“ gemeint ist.

Erbsenzählerei:
... begrüßt Frauke sie: [red](kein Zeilenumbruch)[/red]
»Hallo Petra, hast du nicht Lust, heute Abend mit mir in die Disco zu gehen?«
Der Zeilenumbruch ist definitiv falsch, da Du direkt die wörtliche Rede einleitest.

... und Carola geht wieder ins Wohnzimmer zu ihrem einsamen Fernseh-Abend. [blue]Ihre Frau[/blue] hat Nachtdienst.
Wenn ich mich recht entsinne gab es Ende der 90er noch keine gleichgeschlechtlichen Ehen – der Begriff „ihre Frau“ ist dementsprechend etwas unpassend. Alternativ würde mir „Petras leibliche Mutter“ besser gefallen; obwohl mit dem „einsamen Fernsehabend“ auch schon alles gesagt ist.

Grüßend
Frank
 

xavia

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Samstag Abend. Ein langweiliges Wochenende liegt vor ihr. Petra sitzt an ihrem PC und untersucht, was man mit der neuen Suchmaschine, so alles im Internet finden kann über die Rechte von Jugendlichen auf Taschengeld und die Möglichkeiten, sich der Bevormundung durch seine Eltern zu widersetzen. Sie erwartet nichts, als sie die Haustürklingel hört. Wahrscheinlich ist es eine Freundin der Mütter.
[ 5]»Petra, Besuch für dich!«, tönt es vom Hausflur her.
[ 5]Wer kann das sein?
[ 5]Da wird auch schon die Tür ihres Zimmers geöffnet – so etwas wie Privatsphäre gibt es hier im Hause nicht, zumindest nicht für sie – und Carola, eine ihrer Mütter, steckt ihren Kopf hindurch, um zu sehen, ob sie den ›Besuch‹ hineinlassen kann. Ein schneller missbilligender Blick über Fußboden und Bett, dann tritt Carola beiseite und lässt Frauke durch.
[ 5]Als die Tür wieder geschlossen ist, aber für Petras Geschmack deutlich zu früh, da sie sich denken kann, dass Carola noch auf dem Flur lauert, begrüßt Frauke sie: »Hallo Petra, hast du nicht Lust, heute Abend mit mir in die Disco zu gehen?«
[ 5]»Leise!«, ermahnt Petra sie flüsternd, »Wenn diese Aktion nicht schon im Vorfeld entschieden werden soll, dann darf Carola nichts davon erfahren.«
[ 5]»Meine Güte, so schlimm ist es bei dir?«, wundert sich Frauke. Dann muss sie allerdings zugeben, dass der Besuch der Disco, in die sie möchte, mit fünfzehn noch nicht erlaubt ist und dass sie am Eingang schon kontrolliert worden ist, obwohl sie mächtig ›auf erwachsen‹ macht. Manchmal wird sie auch einfach durchgewinkt. Es hängt immer davon ab, wie die Besucherlage ist und wie der Türsteher drauf ist. Einer kennt Frauke schon. Wenn der Randy da ist, könnte es klappen, da er weiß, dass sie sechzehn ist.
[ 5]Petra hat große Lust, es auszuprobieren und keinerlei Skrupel, notfalls durch das Fenster zu klettern. Allerdings stellt ihr Kleiderschrank ein wichtiges Hindernis dar: »Ich habe nichts anzuziehen!« Und im Gegensatz zu vielen, die das behaupten, stimmt es bei ihr im wahrsten Sinne des Wortes.
[ 5]»Kein Problem, du kannst etwas von mir anziehen«, bietet Frauke großzügig an, und mit einem verschmitzten Grinsen: »Da ist bestimmt auch etwas dabei, das wir raffen können.«
[ 5]So beschließen die beiden, zu Frauke zu gehen, angeblich, um gemeinsam den Film ›23‹ auf Video zu sehen und danach noch ein wenig abzuhängen und Musik zu hören.
[ 5]Petra weiß, dass ihre leibliche Mutter das nicht erlauben würde. Die weiß, dass Frauke Halbwaise ist, dass ihr Vater Busfahrer ist und dass er nicht zu den Elternsprechtagen kommt. Damit käme ein Besuch nach Einbruch der Dämmerung keinesfalls in Frage.
[ 5]Aber Carola ist weniger gut informiert und da ihre Partnerin bis 24 Uhr Nachtdienst hat, muss sie allein entscheiden. Schließlich lässt sie sich von Frauke hoch und heilig versprechen, dass jemand bei ihr zu Hause ist und fordert von Petra: »Um zehn musst du aber wieder hier sein!«
[ 5]Es folgen zähe Verhandlungen und nach einigem Hin und Her haben die beiden sie überredet, dass Carola ihre Tochter um 23:30 Uhr bei Frauke abholt. Das ist definitiv das äußerste, was sie erreichen konnten, denn es wäre undenkbar, dass Petra nicht zu Hause ist, wenn ihre leibliche Mutter heimkommt. Andererseits kann ihr ja bei Frauke vor dem Fernseher nichts passieren, wenn sie danach nicht allein auf die Straße muss. So sind beide Seiten einigermaßen zufrieden und Carola geht wieder ins Wohnzimmer zu ihrem einsamen Fernseh-Abend.
[ 5]Frauke meint, 23:30 Uhr sei immer noch schrecklich früh, eigentlich ginge es danach erst richtig los am Samstagabend, aber es sei besser als gar nichts.
[ 5]Petra vermutet, dass Carola trotz allem heute Nacht noch Vorwürfe bekommen wird. Bleibt zu hoffen, dass Carola nicht zu früh erscheint: »Was machen wir, wenn sie vor deiner Tür steht, bevor wir zurück sind?«
[ 5]»Kein Problem, dann behaupten wir einfach, wir hätten Musik mit Kopfhörern gehört und die Klingel nicht bemerkt. Wir können uns von hinten durch den Keller reinschleichen. Elf Uhr dreißig ist abgemacht und vorher machen wir die Tür nicht auf.« – Frauke klingt wie ein echter Eltern-Überlistungs-Profi, dabei hat sie es doch gar nicht nötig!
 

xavia

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Hallo Frank,

obwohl ich nicht speziell an Google gedacht habe, passt es gut, dass diese Suchmaschine zu der Zeit in Konkurrenz getreten ist zu den bereits etablierten – gut beobachtet!

Mit Carola ist mir ein weiterer Patzer in der Perspektive unterlaufen, den habe ich nun beseitigt und bei der Gelegenheit aus ihrer Frau eine Partnerin gemacht. Aus Carolas Sicht war die Bezeichnung allerdings in Ordnung, eine Frau muss ja keine Ehefrau sein und sie spricht sicherlich von Sabrina als »meine Frau«. Nur sollte das ja die Sicht Sabrinas sein, daher war es falsch.

Grüßend und dankend
Xavia.
 

xavia

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Samstag Nachmittag, der Aufsatz ist fertig, ein verlogenes Machwerk, an dem keiner Anstoß nehmen wird. Ein langweiliges Wochenende liegt vor ihr. Petra sitzt an ihrem PC und untersucht, was man mit der neuen Suchmaschine, so alles im Internet finden kann über die Rechte von Jugendlichen auf Taschengeld und die Möglichkeiten, sich der Bevormundung durch seine Eltern zu widersetzen. Sie erwartet nichts, als sie die Haustürklingel hört. Wahrscheinlich ist es eine Freundin der Mütter.
[ 5]»Petra, Besuch für dich!«, tönt es vom Hausflur her.
[ 5]Wer kann das sein?
[ 5]Da wird auch schon die Tür ihres Zimmers geöffnet – so etwas wie Privatsphäre gibt es hier im Hause nicht, zumindest nicht für sie – und Carola, eine ihrer Mütter, steckt ihren Kopf hindurch, um zu sehen, ob sie den ›Besuch‹ hineinlassen kann. Ein schneller missbilligender Blick über Fußboden und Bett, dann tritt Carola beiseite und lässt Frauke durch.
[ 5]Als die Tür wieder geschlossen ist, aber für Petras Geschmack deutlich zu früh, da sie sich denken kann, dass Carola noch auf dem Flur lauert, begrüßt Frauke sie: »Hallo Petra, hast du nicht Lust, heute Abend mit mir in die Disco zu gehen?«
[ 5]»Leise!«, ermahnt Petra sie flüsternd, »Wenn diese Aktion nicht schon im Vorfeld entschieden werden soll, dann darf Carola nichts davon erfahren.«
[ 5]»Meine Güte, so schlimm ist es bei dir?«, wundert sich Frauke. Dann muss sie allerdings zugeben, dass der Besuch der Disco, in die sie möchte, mit fünfzehn noch nicht erlaubt ist und dass sie am Eingang schon kontrolliert worden ist, obwohl sie mächtig ›auf erwachsen‹ macht. Manchmal wird sie auch einfach durchgewinkt. Es hängt immer davon ab, wie die Besucherlage ist und wie der Türsteher drauf ist. Einer kennt Frauke schon. Wenn der Randy da ist, könnte es klappen, da er weiß, dass sie sechzehn ist.
[ 5]Petra hat große Lust, es auszuprobieren und keinerlei Skrupel, notfalls durch das Fenster zu klettern. Allerdings stellt ihr Kleiderschrank ein wichtiges Hindernis dar: »Ich habe nichts anzuziehen!« Und im Gegensatz zu vielen, die das behaupten, stimmt es bei ihr im wahrsten Sinne des Wortes.
[ 5]»Kein Problem, du kannst etwas von mir anziehen«, bietet Frauke großzügig an, und mit einem verschmitzten Grinsen: »Da ist bestimmt auch etwas dabei, das wir raffen können.«
[ 5]So beschließen die beiden, zu Frauke zu gehen, angeblich, um gemeinsam den Film ›23‹ auf Video zu sehen und danach noch ein wenig abzuhängen und Musik zu hören.
[ 5]Petra weiß, dass ihre leibliche Mutter das nicht erlauben würde. Die weiß, dass Frauke Halbwaise ist, dass ihr Vater Busfahrer ist und dass er nicht zu den Elternsprechtagen kommt. Damit käme ein Besuch nach Einbruch der Dämmerung keinesfalls in Frage.
[ 5]Aber Carola ist weniger gut informiert und da ihre Partnerin bis 24 Uhr Nachtdienst hat, muss sie allein entscheiden. Schließlich lässt sie sich von Frauke hoch und heilig versprechen, dass jemand bei ihr zu Hause ist und fordert von Petra: »Um zehn musst du aber wieder hier sein!«
[ 5]Es folgen zähe Verhandlungen und nach einigem Hin und Her haben die beiden sie überredet, dass Carola ihre Tochter um 23:30 Uhr bei Frauke abholt. Das ist definitiv das äußerste, was sie erreichen konnten, denn es wäre undenkbar, dass Petra nicht zu Hause ist, wenn ihre leibliche Mutter heimkommt. Andererseits kann ihr ja bei Frauke vor dem Fernseher nichts passieren, wenn sie danach nicht allein auf die Straße muss. So sind beide Seiten einigermaßen zufrieden und Carola geht wieder ins Wohnzimmer zu ihrem einsamen Fernseh-Abend.
[ 5]Frauke meint, 23:30 Uhr sei immer noch schrecklich früh, eigentlich ginge es danach erst richtig los am Samstagabend, aber es sei besser als gar nichts.
[ 5]Petra vermutet, dass Carola trotz allem heute Nacht noch Vorwürfe bekommen wird. Bleibt zu hoffen, dass Carola nicht zu früh erscheint: »Was machen wir, wenn sie vor deiner Tür steht, bevor wir zurück sind?«
[ 5]»Kein Problem, dann behaupten wir einfach, wir hätten Musik mit Kopfhörern gehört und die Klingel nicht bemerkt. Wir können uns von hinten durch den Keller reinschleichen. Elf Uhr dreißig ist abgemacht und vorher machen wir die Tür nicht auf.« – Frauke klingt wie ein echter Eltern-Überlistungs-Profi, dabei hat sie es doch gar nicht nötig!
 

FrankK

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Hallo Xavia
Du hast den Abschnitt 6. schon mehrfach in puncto Unlebendigkeit erwähnt und ich habe ihn daraufhin mehrfach gelesen, sehe aber leider nicht, was du meinst. Kannst du mir auf die Sprünge helfen?
Wir sind am letzen für mich sichtbaren Bauplatz angekommen. Wenn wir dies hier auch noch überwunden haben, werde ich mir das ganze Stück noch einmal einverleiben. Jetzt helfe ich dir erst mal auf die Sprünge:

Samstag Nachmittag, der Aufsatz ist fertig, ein verlogenes Machwerk, an dem keiner Anstoß nehmen wird. Ein langweiliges Wochenende liegt vor ihr. Petra sitzt an ihrem PC und untersucht, was man mit der neuen Suchmaschine, so alles im Internet finden kann über die Rechte von Jugendlichen auf Taschengeld und die Möglichkeiten, sich der Bevormundung durch seine Eltern zu widersetzen. Sie erwartet nichts, als sie die Haustürklingel hört. Wahrscheinlich ist es eine Freundin der Mütter.
Auktorialer Erzähl-Einstieg.
Der allwissende Erzähler nimmt mich (als Leser) an die Hand und breitet die Geschichte vor mir aus. Er erzählt mir, wie sich Petra fühlt, was sie erreicht hat (Aufsatz) und was sie gerade macht. Lass uns Leser näher an der Figur sein, lass uns miterleben, wie sie sich fühlt.

Beispiel:

Samstag Nachmittag.
Zufrieden legt Petra den Aufsatz zur Seite, endlich hat sie das Machwerk fertig, an diesem verlogenem Stück würde niemand Anstoß nehmen können. Langsam schwenken ihre Gedanken vom Aufsatz zum PC, diese neue Suchmaschine für das Internet bietet ungeahnte Möglichkeiten. Petra grinst, als sie Hinweise auf die Rechte Jugendlicher im Bezug auf Taschengeld findet. Das würde ihren Müttern nicht gefallen, wenn sie sich von der Bevormundung abkoppeln könnte.
Nur unterbewusst registriert sie die Türklingel. Petra erwartet niemanden, nur ein langweiliges Wochenende. Wohl eine der Freundinnen Carolas, denkt sie sich.



Natürlich kannst du dieses Beispiel so nicht direkt übernehmen, es entspricht nicht deinem Schreibstil.
Es sollte aber einigermaßen deutlich machen, was ich meine.

Im Verlauf dieses Kapitels, bei der späteren Interaktion mit Frauke, rückst du näher an die Figuren heran. Der Weg bis dorthin (etwa zwei Drittel des Kapitels) ist aber relativ distanziert.


Ich hoffe, ich konnte dir "auf die Sprünge" helfen. ;)


Herzliche Grüße
Frank
 

xavia

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6. List

Wochenenden sind unübertrefflich öde! Petra hat ihren Aufsatz fertig, ein verlogenes Machwerk, an dem niemand Anstoß nehmen wird. Sie geht in sich: Nein, da ist kein schlechtes Gewissen zu finden. Ihr Aufsatz zum Thema Das bin ich ist die passende Antwort auf ihre Situation, die sie ganz sicher nicht mit der Lehrerin oder gar mit der Klasse diskutieren will. Und nun? Was soll sie mit dem angebrochenen Samstag Nachmittag anfangen? Da steht der PC, der ihre Quelle der Inspiration war für eine Person, die sie weder ist noch sein will. Mal sehen, was der noch so alles hergibt. Sie startet die neue Suchmaschine und forscht nach Rechten von Jugendlichen. Es muss doch möglich sein, sich gegen die Bevormundung durch seine Eltern zu wehren! Sie grinst böse, als sie Hinweise auf ein Recht auf Taschengeld findet. Das würde den Müttern ganz und gar nicht gefallen. Als es an der Haustür klingelt erwartet sie nichts. Wahrscheinlich ist es eine Freundin der Mütter.
[ 5]»Petra, Besuch für dich!«, tönt es vom Hausflur her.
[ 5]Wer kann das sein?
[ 5]Da wird auch schon die Tür ihres Zimmers geöffnet – so etwas wie Privatsphäre gibt es hier im Hause nicht, zumindest nicht für sie – und Carola, eine ihrer Mütter, steckt ihren Kopf hindurch, um zu sehen, ob sie den ›Besuch‹ hineinlassen kann. Ein schneller missbilligender Blick über Fußboden und Bett, dann tritt Carola beiseite und lässt Frauke durch.
[ 5]Leise wird die Tür geschlossen und Petra macht der sichtlich verwirrten Frauke hektische Zeichen, still zu sein. Sie horcht auf die Schritte von Carola, die sich entfernen.
[ 5]»Sie ist furchtbar neugierig«, erklärt sie der Klassenkameradin, die jetzt breitbeinig mit fragend erhobenen Schultern und Händen und großen Augen, aber sprachlos, vor ihr steht.
[ 5]Frauke flüstert: »Hast du Lust, heute Abend mit mir in die Disco zu gehen?«
[ 5]Jetzt ist Petra die Sprachlose. In ihrem Kopf laufen diverse Filme gleichzeitig ab, so als säße sie vor einer Wand aus Fernsehern, wie sie im Laden zu sehen sind. Auf einem sind junge Leute, wild tanzend in sensationellen Klamotten, sie selbst dazwischen, glücklich. Auf zehn anderen zetern ihre Mütter herum und erklären ihr, wie gefährlich das Leben ist und dass sie noch so viel Zeit hat für ›diese Dinge‹. Auf manchen davon lässt sie diese Vorträge über sich ergehen, auf anderen gibt sie Kontra. Türen knallen. Auf einem wirft sie sogar mit Porzellan. Auf einem steht sie ratlos vor ihrem Kleiderschrank, auf einem anderen steht sie in der Disco, völlig unpassend gekleidet und alle stehen um sie herum und lachen sie aus. Eines ist mal sicher: Wenn sie jetzt ›nein‹ sagt, fragt Frauke sie sicherlich nicht wieder. Also ergreift sie die Gelegenheit beim Schopfe: »Schrecklich gerne, wirklich, ich bin zu allen Schandtaten bereit, aber was soll ich anziehen? Du kennst ja meine Klamotten aus der Schule, andere habe ich nicht.«
[ 5]»Kein Problem, du kannst etwas von mir anziehen«, bietet Frauke großzügig an, und mit einem verschmitzten Grinsen: »Da ist bestimmt auch etwas dabei, das wir raffen können. Lass uns einfach zu mir gehen. Wir können ja sagen, dass wir uns den Film ›23‹ auf Video ansehen, den hat mein Vater gerade gekauft. Muss ja keiner wissen, dass wir weggehen.
[ 5]Petra weiß, dass ihre leibliche Mutter das nie erlauben würde. Die weiß, dass Frauke Halbwaise ist, dass ihr Vater Busfahrer ist und dass er nicht zu den Elternsprechtagen kommt. Damit käme ein Besuch nach Einbruch der Dämmerung keinesfalls in Frage. Aber Carola ist weniger gut informiert und da ihre Partnerin bis 24 Uhr Nachtdienst hat, muss sie allein entscheiden. Um es ihr einfach zu machen, steckt Petra ihren Kopf, scheinbar siegesgewiss, durch die Wohnzimmertür und teilt Carola mit:
[ 5]»Ich geh' zu Frauke. Wir gucken einen Film und hinterher hören wir noch Musik.« Ihr ist klar, dass sie so nicht davonkommt und tatsächlich folgt das unvermeidliche Verhör. Carola will wissen, wo Frauke wohnt, sucht Zettel und Papier und schreibt sich umständlich die Adresse und Telefonnummer auf, lässt sich hoch und heilig versprechen, dass jemand bei ihr zu Hause ist, holt tief Luft und endet mit der Forderung:
[ 5]»Um zehn musst du aber wieder hier sein!«
[ 5]Es folgen zähe Verhandlungen und nach einigem Hin und Her haben die beiden sie überredet, dass Carola ihre Tochter um 23:30 Uhr bei Frauke abholt. Das ist definitiv das äußerste, was sie erreichen konnten, denn es wäre undenkbar, dass Petra nicht zu Hause ist, wenn ihre leibliche Mutter heimkommt. Andererseits kann ihr ja bei Frauke vor dem Fernseher nichts passieren, wenn sie danach nicht allein auf die Straße muss. So sind beide Seiten einigermaßen zufrieden und Carola wendet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.
[ 5]Frauke meint, 23:30 Uhr sei immer noch schrecklich früh, eigentlich ginge es danach erst richtig los am Samstagabend, aber es sei besser als gar nichts.
[ 5]Petra weiß, dass Carola trotz allem heute Nacht noch Vorwürfe bekommen wird. Bleibt zu hoffen, dass nicht nervös wird und zu früh erscheint: »Was machen wir, wenn sie vor deiner Tür steht, bevor wir zurück sind?«
[ 5]»Kein Problem, dann behaupten wir einfach, wir hätten Musik mit Kopfhörern gehört und die Klingel nicht bemerkt. Wir können uns von hinten durch den Keller reinschleichen. Elf Uhr dreißig ist abgemacht und vorher machen wir die Tür nicht auf.« – Frauke klingt wie ein echter Eltern-Überlistungs-Profi, dabei hat sie es doch gar nicht nötig!
 

xavia

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Hallo Frank,

ja, ich glaube, du konntest mir auf die Sprünge helfen. Mit deinem Beispiel verstehe ich jetzt, was du meintest. Es hat ein wenig gedauert, ich war fünf Tage beim Oldenburger Filmfest, einem der Höhepunkte meines Jahres, aber nun bin ich wieder da und habe Kleinigkeiten an vielen Teilen geändert und versucht, im Teil 6. deinem Wunsch nach Belebung nachzukommen. Ich bin gespannt darauf, wie »unser Werk« nun auf dich wirkt.

Dankend und grüßend
Xavia.
 

xavia

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6. List

Wochenenden sind unübertrefflich öde! Petra hat ihren Aufsatz fertig, ein verlogenes Machwerk, an dem niemand Anstoß nehmen wird. Sie geht in sich: Nein, da ist kein schlechtes Gewissen zu finden. Ihr Aufsatz zum Thema Das bin ich ist die passende Antwort auf ihre Situation, die sie ganz sicher nicht mit der Lehrerin oder gar mit der Klasse diskutieren will. Und nun? Was soll sie mit dem angebrochenen Samstag Nachmittag anfangen? Da steht der PC, der ihre Quelle der Inspiration war für eine Person, die sie weder ist noch sein will. Mal sehen, was der noch so alles hergibt. Sie startet die neue Suchmaschine und forscht nach Rechten von Jugendlichen. Es muss doch möglich sein, sich gegen die Bevormundung durch seine Eltern zu wehren! Sie grinst böse, als sie Hinweise auf ein Recht auf Taschengeld findet. Das würde den Müttern ganz und gar nicht gefallen. Als es an der Haustür klingelt erwartet sie nichts. Wahrscheinlich ist es eine Freundin der Mütter.
[ 5]»Petra, Besuch für dich!«, tönt es vom Hausflur her.
[ 5]Wer kann das sein?
[ 5]Da wird auch schon die Tür ihres Zimmers geöffnet – so etwas wie Privatsphäre gibt es hier im Hause nicht, zumindest nicht für sie – und Carola, eine ihrer Mütter, steckt ihren Kopf hindurch, um zu sehen, ob sie den ›Besuch‹ hineinlassen kann. Ein schneller missbilligender Blick über Fußboden und Bett, dann tritt Carola beiseite und lässt Frauke durch.
[ 5]Leise wird die Tür geschlossen und Petra macht der sichtlich verwirrten Frauke hektische Zeichen, still zu sein. Sie horcht auf die Schritte von Carola, die sich entfernen.
[ 5]»Sie ist furchtbar neugierig«, erklärt sie der Klassenkameradin, die jetzt breitbeinig mit fragend erhobenen Schultern und Händen und großen Augen, aber sprachlos, vor ihr steht.
[ 5]Frauke flüstert: »Hast du Lust, heute Abend mit mir in die Disco zu gehen?«
[ 5]Jetzt ist Petra die Sprachlose. In ihrem Kopf laufen diverse Filme gleichzeitig ab, so als säße sie vor einer Wand aus Fernsehern, wie sie im Laden zu sehen sind. Auf einem sind junge Leute, wild tanzend in sensationellen Klamotten, sie selbst dazwischen, glücklich. Auf zehn anderen zetern ihre Mütter herum und erklären ihr, wie gefährlich das Leben ist und dass sie noch so viel Zeit hat für ›diese Dinge‹. Auf manchen davon lässt sie diese Vorträge über sich ergehen, auf anderen gibt sie Kontra. Türen knallen. Auf einem wirft sie sogar mit Porzellan. Auf einem steht sie ratlos vor ihrem Kleiderschrank, auf einem anderen steht sie in der Disco, völlig unpassend gekleidet und alle stehen um sie herum und lachen sie aus. Eines ist mal sicher: Wenn sie jetzt ›nein‹ sagt, fragt Frauke sie sicherlich nicht wieder. Also ergreift sie die Gelegenheit beim Schopfe: »Schrecklich gerne, wirklich, ich bin zu allen Schandtaten bereit, aber was soll ich anziehen? Du kennst ja meine Klamotten aus der Schule, andere habe ich nicht.«
[ 5]»Kein Problem, du kannst etwas von mir anziehen«, bietet Frauke großzügig an, und mit einem verschmitzten Grinsen: »Da ist bestimmt auch etwas dabei, das wir raffen können. Lass uns einfach zu mir gehen. Wir können ja sagen, dass wir uns den Film ›23‹ auf Video ansehen, den hat mein Vater gerade gekauft. Muss ja keiner wissen, dass wir weggehen.
[ 5]Petra weiß, dass ihre leibliche Mutter das nie erlauben würde. Die weiß, dass Frauke Halbwaise ist, dass ihr Vater Busfahrer ist und dass er nicht zu den Elternsprechtagen kommt. Damit käme ein Besuch nach Einbruch der Dämmerung keinesfalls in Frage. Aber Carola ist weniger gut informiert und da ihre Partnerin bis 24 Uhr Nachtdienst hat, muss sie allein entscheiden. Um es ihr einfach zu machen, steckt Petra ihren Kopf, scheinbar siegesgewiss, durch die Wohnzimmertür und teilt Carola mit:
[ 5]»Ich geh' zu Frauke. Wir gucken einen Film und hinterher hören wir noch Musik.« Ihr ist klar, dass sie so nicht davonkommt und tatsächlich folgt das unvermeidliche Verhör. Carola will wissen, wo Frauke wohnt, sucht Zettel und Papier und schreibt sich umständlich die Adresse und Telefonnummer auf, lässt sich hoch und heilig versprechen, dass jemand bei ihr zu Hause ist, holt tief Luft und endet mit der Forderung:
[ 5]»Um zehn musst du aber wieder hier sein!«
[ 5]Es folgen zähe Verhandlungen und nach einigem Hin und Her haben die beiden sie überredet, dass Carola ihre Tochter um 23:30 Uhr bei Frauke abholt. Das ist definitiv das äußerste, was sie erreichen konnten, denn es wäre undenkbar, dass Petra nicht zu Hause ist, wenn ihre leibliche Mutter heimkommt. Andererseits kann ihr ja bei Frauke vor dem Fernseher nichts passieren, wenn sie danach nicht allein auf die Straße muss. So sind beide Seiten einigermaßen zufrieden und Carola wendet ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.
[ 5]Frauke meint, 23:30 Uhr sei immer noch schrecklich früh, eigentlich ginge es danach erst richtig los am Samstagabend, aber es sei besser als gar nichts.
[ 5]Petra weiß, dass Carola trotz allem heute Nacht noch Vorwürfe bekommen wird. Bleibt zu hoffen, dass sie nicht nervös wird und zu früh erscheint: »Was machen wir, wenn sie vor deiner Tür steht, bevor wir zurück sind?«
[ 5]»Kein Problem, dann behaupten wir einfach, wir hätten Musik mit Kopfhörern gehört und die Klingel nicht bemerkt. Wir können uns von hinten durch den Keller reinschleichen. Elf Uhr dreißig ist abgemacht und vorher machen wir die Tür nicht auf.« – Frauke klingt wie ein echter Eltern-Überlistungs-Profi, dabei hat sie es doch gar nicht nötig!
 



 
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