15 (Kriminalnovelle) - Prolog

xavia

Mitglied
Prolog

Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf auch fatal. Aber er sieht immer noch, wie jemand auf diesen Körper einsticht, der eben noch voller Leben war und jetzt auf dem Gehsteig liegt, und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten. Sie bringt gerade ihr Team auf den Weg, Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, bemerkt seine Chefin, schiebt die Kapuze ihres Regenmantels ein zurück zurück, um ihren Assistenten ansehen zu können.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, bereut es aber sofort. Er kämpft mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein und blickt abwesend auf das Regendach, das die Leute von der Spurensicherung über der Leiche errichten.
[ 5]»Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.« beschwert sich Christian Blau, der Leiter der SpuSi.
[ 5]Auch die Forensikerin sieht unzufrieden aus, berichtet aber sachlich: »Der tödliche Stich kam von vorne, anscheinend treffsicher genau ins Herz, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es zum Tatzeitpunkt bereits geregnet hat. An den glatten Einstichen am Rücken kann man sehen, dass die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf ist. Weiteres erst nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein; er hofft, nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen zu werden: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[ 5]Kammann geht zu der nahen Haltestelle, blickt im Licht seiner Taschenlampe in den Mülleimer. Er fasst lieber nichts an, denn er hat vergessen, sich Einweg-Handschuhe anzuziehen, aber die Suche nach der Mordwaffe könnte das Bild der Leiche in seinem Kopf verdrängen.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 
A

aligaga

Gast
Aber ist es denn nicht so, dass man den Einstichen ansehen kann, was da hineingestochen hat? Auch ohne Röntgenaugen? Besonders dann, wenn da wenig Blut ist?
Eine scharfe Klinge hinterlässt, wenn sie durch die Kleidung in einen lebendigen Körper gestoßen wurde, nur einen kaum blutenden, kaum sichtbaren Schlitz. Der Tod tritt nicht durch Verbluten nach außen, sondern nach innen statt; wie lang die Klinge dabei vordrang, lässt sich ohne Obduktion nicht feststellen.
Zu den Satelliten: Ist es nicht trotz der modernen Technik so, dass man sich Gedanken macht? Wenn man den Todeszeitpunkt nicht genau weiß, kann doch eine Beobachtung bzgl. des Regens in Verbindung mit der späteren Information vom Wetterdienst eine genauere Aussage ermöglichen, oder?
Wenn es für den Fortgang der Handlung wichtig sein sollte, ob es zur Tatzeit schon geregnet hat oder nicht, dann müsste dem Leser das deutlich gemacht werden. So aber liest sich diese Exegese so fad wie die vielen anderen "Füllsel".
Mir widerstrebt es, alle Hinweise auf Nils' Status und Befindlichkeiten wegzulassen. Viele sind ja schon weg, insbesondere die explizite Information, dass er ein Neuling ist, das finde ich viel besser, wenn man es selbst merken kann. Aber er ist in diesem Kapitel mein Protagonist, sollte ich dann nicht sagen, was er sich denkt, was er fühlt, warum er etwas tut?
Das Platteste, was man dazu sagen könnte, wäre das übliche "Show, don't tell!". Wenn du möchtest, dass im Leser der Film abläuft, darfst du nicht beschreiben, wie du ihn in seinem Inneren siehst, sondern ihn selbständig machen. Im Film bekommt der Protagonist ja auch kein Schild umgehängt, auf dem steht, wie er sich gerade fühlt oder was er denkt. Das Publikum schaut ihm zu und weiß es.
Dass Meike Randau unzufrieden ist, kann Nils nicht wissen.
Darauf kommt's auch nicht an. Es genügt, dass der Leser weiß, dass für die Ermittler der Tatort ein mieser ist.

Wen die Ermittlerin und ihr Kollege im Lauf der Geschichte noch eine wesentliche Rolle spielen sollen, müsstest du anfangen, sie wirklich zu charakterisieren, satt sie wie Marionetten auf der Bühne zu bewegen. Gut wäre z. B., wenn der Kollege Zahnschmerzen, gerade Ärger mit der Freundin hätte oder er seit ein paar Tagen erst definitiv weiß, dass er schwul ist. Seine Kollegin könnte etwas Anziehendes oder Abstoßendes an sich haben, lebensüberdrüssig oder auf der Suche nach einem Partner sein. Oder Alkoholikerin?

Jedenfalls solltest du diesbezüglich Leben in die Bude bringen. Steck deine (Haupt?)aktöre in gut zugechnittene Kostüme ...

Heiter

aligaga
 

xavia

Mitglied
Prolog

Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf auch fatal. Aber er sieht immer noch, wie jemand auf diesen Körper einsticht, der eben noch voller Leben war und jetzt auf dem Gehsteig liegt. Ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring. Sie bringt gerade ihr Team auf den Weg, Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, bemerkt seine Chefin und schiebt die Kapuze ihres Regenmantels ein wenig zurück, um ihren Assistenten ansehen zu können.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, bereut es aber sofort. Er kämpft mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein und sieht abwesend dabei zu, wie die Leute von der Spurensicherung ein Regendach über der Leiche errichten.
[ 5]»Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.« beschwert sich Christian Blau, der Leiter der SpuSi.
[ 5]Auch die Forensikerin sieht unzufrieden aus, berichtet aber sachlich von ihren ersten Erkenntnissen: »Todesursache war ein Schnitt in die Halsschlagader, wahrscheinlich von hinten ausgeführt. Hier sieht man Überreste von Blutspritzern an der Hauswand.« Sie zeigt auf ein Rinnsal, das die Hauswand hinunterläuft und ein Kollege macht ein Foto davon. »Die Stiche im Rücken sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist dort kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es zum Tatzeitpunkt bereits geregnet hat. Weiteres erst nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[ 5]Kammann bedankt sich, greift zu seiner Taschenlampe um in den Mülleimer neben der Bushaltestelle sehen zu können. Er fasst lieber nichts an, hat vergessen, sich Einweg-Handschuhe anzuziehen. Die Suche nach der Mordwaffe könnte das Bild der Leiche in seinem Kopf verdrängen.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Oh ja, ich glaube, ich verstehe, was du meinst: Deine Beispiele im vorletzten Absatz klingen so interessant, da möchte man gleich loslegen bzw. -lesen. Nun ist es aber so, dass für meine Geschichte nur wichtig ist, dass Nils Kammann gerade seinen Job beginnt, seinen ersten Mord erlebt und von seiner Chefin etwas lernen will. So viel kann ich später wieder aufgreifen. Wenn er jetzt mit dem SpuSi-Mann flirtet, bleibt das in der Luft hängen.

Letzten Endes ist es auch egal ob es geregnet hat als der Mord geschah, aber das sind doch Fragen, die man sich an einem Tatort stellt. Fragen, die helfen, sich die Situation vor Augen zu führen. Wichtig finde ich aber eine vage Vorstellung vom Ablauf des Mordes. Diese Szene sollte ein Tatort-Szenario liefern, nach dem man sich fragt, wer es wohl gewesen sein könnte, der Täter, das Opfer. Diese Frage sollte am Ende übrig bleiben, aber nicht die, ob die Forensikerin ihren Weisheitszahn gezogen bekommt.
 
A

aligaga

Gast
Liebe @Xavia,

wenn du eine Novelle im Auge haben möchtest, wirst du dich, wie @ali schon einmal zu bemerken hatte, mit den Protagonisten selbst und deren auf irgendeine Handlung bezogenen Reaktionen und Wandlungen auseinandersetzen müssen.

Ein Kriminalfall eo ipso ist - wie auch dessen Aufklärung und Aufarbeitung vor Gericht - eine ziemlich banale Nummer und liest in etwa so interessant wie ein Krankenbericht. Alles schon tausendmal dagewesen, mithin keine Novelle. Interessant kann's erst werden, wenn das Publikum dem Täter (seltener auch dem Opfer) gegenüber Gefühle bekommt, die über die gewöhnliche Abscheu oder das gewöhnliche Mitleid hinaus gehen und neue Aspekte bringen. Oder wenn es den Beamten näher kommt.

Was @ali an der aktuellen Krimi-Schwemme in den Vorabend- und Abendprogrammen aller Sender nervt, ist die Präpotenz der dort agierenden "Fachleute", die nie wirklich einen irreparablen Schnitzer machen und nie die kleinen Scheißer sein dürfen, die sie im "normalen" Leben eigentlich immer sind - Feiglinge, die vor lauter Dummheit, Bequemlichkeit, Unwissen, Unsicherheit und der daraus wachsenden Arroganz jeden zweiten Karren in den Dreck fahren. Wie blöd sie sich im Ernstfall anstellen, erfahren wir immer wieder mal aus der Presse: Da werden Beweismittel unterdrückt, Fehler vertuscht und im Verein gelogen, dass sich die Balken biegen.

Die Unterwelt ist nicht deshalb so interessant, weil dort dauernd das Böse geschieht, Blut spritzt und gehetzte Frauen kreischen - das ist auf die Dauer nichts als langweiliger Betroffenheitskitsch, an dem man sich im Nullkommanix abgesehen und abgelesen hat. Wirklich interessant ist ihre Ambivalenz. Wenn man nicht genau weiß, was gut und was böse ist, wem man Glauben oder Sympathie schenken soll und wem nicht.

Es ist nicht besonders spannend, zu lesen, wie genau die Omi, die Jungfrau oder ein Filialleiter mit einer Kettensäge tranchiert werden (auch wenn Herr Tarantino und seine blutrünstigen Fans das meinen). Spannend ist's, wenn man nicht sicher sein kann, ob der mit der Säge hinterm nächsten Eck wartet. Das Böse darf man nicht dauernd bellen lassen. Es muss still lauern dürfen, indirekt sein, nicht vordergründig.

Der TTip mit dem Zahnweh ist von Grass' Novelle "Katz und Maus" inspiriert, wo der Ich-Erzähler Pilenz gleich zu Beginn der Geschichte über Zahnschmerzen klagt: Mahlke schlief oder sah so aus. Neben ihm hatte ich Zahnschmerzen. Sie sind für den Fortgang der Handlung nicht unwichtig.

Heiter immer weiter

aligaga
 

xavia

Mitglied
Lieber @Ali,

ja, auf eine Novelle habe ich es abgesehen, immerzu! An dieser Stelle aus eben den Gründen, die du zu den üblichen Kriminalgeschichten anführst. Der Prolog ist in diesem Fall so etwas wie der Buchdeckel, hinten gibt es einen zweiten, dazwischen spielt sich anderes ab und da passiert nicht das, was man aus der „aktuellen Krimi-Schwemme“ kennt. Da wird nicht ermittelt und bewiesen und nach Indizien gesucht, zumindest nicht von Personen im Prolog.

Es geht mir um die Personen, die im 1. bis 13. Kapitel auftreten, mit deren Handlungen und Wandlungen habe ich versucht, mich auseinanderzusetzen.

Nils und seine Chefin bedienen durch ihre Existenz die Lesegewohnheiten der KrimileserInnen und sollen nicht völlig ohne eine eigene Entwicklung bleiben, aber sie stehen, ebenso wie in manchen Novellen die Erzähler, nicht im Mittelpunkt. Ihre Abwesenheit in den Kapiteln 1. bis 13. ist ungewöhnlich, oder?

Das Böse lauert insofern, dass wir erst einmal nicht wissen, wer die Leiche ist und bei jeder der vorgestellten Personen eine Kandidatin oder einen Kandidaten dafür haben.

Aber ich habe die Geschichte nicht zum Gruseln geschrieben.

Liebe Grüße
Xavia.
 
A

aligaga

Gast
Das wird dem böhsen @ali jetzt ein bisschen zu mühsam, o @Xavia. Dass es in den weiteren Kapiteln dieses Stückes nicht recht viel anders zugeht als im "Prolog", wurde weiter oben bereits thematisiert. Wir drehn uns im Kreise; es macht keinen Sinn und ist langweilig, sich zu wiederholen.

@Ali meint, er habe nun genug geschwätzt. Er klinkt sich aus und wünscht dir und deiner Novelle recht viel Erfolg!

Froh und munter

aligaga
 

xavia

Mitglied
Tut mir leid, o @Ali, wenn ich dich verärgert oder gar missverstanden habe. Auf jeden Fall vielen Dank für deine Unterstützung und für die guten Wünsche! LG Xavia.
 

xavia

Mitglied
Erst drei Monate bei der Kripo und schon der erste Mordfall. Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen, aber in dieser regnerischen Nacht sieht er immer noch, wie jemand in rasender Wut immer wieder auf einen Körper einsticht, der bereits am Boden liegt und sich nicht mehr rührt. Ihm wird übel. ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring. Sie schickt gerade Leute los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[5 ]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihre ersten Eindrücke zusammen, die sie soeben in ihr Smartphone gesprochen hat.
[5 ]»… oder die Täterin«, ergänzt er, erfreut, seine Mentorin belehren zu können. Aber schon bereut er diese besserwisserische Bemerkung, ist unsicher, wie er sich verhalten soll. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[5 ]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie zwei Kollegen von der Spurensicherung ein Zelt über der Leiche aufbauen. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße schon abgesperrt worden.
[5 ]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert der Leiter der SpuSi. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[5 ]Auch die hübsche Forensikerin Meike Randau sieht unzufrieden aus. Sie berichtet aber sachlich von ihren ersten Erkenntnissen: »Todesursache war ein Schnitt in die Halsschlagader, wahrscheinlich von hinten ausgeführt. Hier sieht man Überreste von Blutspritzern an der Hauswand.« Sie zeigt auf ein Rinnsal, das die Wand hinunterläuft und ein Kollege macht ein Foto davon. »Die vielen Stiche im Rücken sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist dort kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es zum Tatzeitpunkt bereits geregnet hat. Weiteres erst nach der Untersuchung im Labor.«
[5 ]Dem jungen Kriminalisten fällt nur eine Routinefrage ein: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[5 ]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[5 ]Kammann bedankt sich, nimmt seine Taschenlampe heraus und geht zu dem Mülleimer an der Bushaltestelle.
[5 ]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[5 ]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Erst drei Monate bei der Kripo und schon der erste Mordfall. Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen, aber in dieser regnerischen Nacht sieht er immer noch, wie jemand in rasender Wut immer wieder auf einen Körper einsticht, der bereits am Boden liegt und sich nicht mehr rührt. Ihm wird übel. ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring. Sie schickt gerade Leute los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihre ersten Eindrücke zusammen, die sie soeben in ihr Smartphone gesprochen hat.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, erfreut, seine Mentorin belehren zu können. Aber schon bereut er diese besserwisserische Bemerkung, ist unsicher, wie er sich verhalten soll. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie zwei Kollegen von der Spurensicherung ein Zelt über der Leiche aufbauen. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße schon abgesperrt worden.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert der Leiter der SpuSi. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Auch die hübsche Forensikerin Meike Randau sieht unzufrieden aus. Sie berichtet aber sachlich von ihren ersten Erkenntnissen: »Todesursache war ein Schnitt in die Halsschlagader, wahrscheinlich von hinten ausgeführt. Hier sieht man Überreste von Blutspritzern an der Hauswand.« Sie zeigt auf ein Rinnsal, das die Wand hinunterläuft und ein Kollege macht ein Foto davon. »Die vielen Stiche im Rücken sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist dort kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es zum Tatzeitpunkt bereits geregnet hat. Weiteres erst nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt nur eine Routinefrage ein: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[ 5]Kammann bedankt sich, nimmt seine Taschenlampe heraus und geht zu dem Mülleimer an der Bushaltestelle.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

Choricillo

Mitglied
Hallo xavia!

Es ist schon einge Wochen her, dass ich den Prolog (und das erste Kapitel) deiner Novelle gelesen und mir dazu einiges notiert habe. Aus Zeitgruenden (wie meistens bei mir) komme ich aber erst jetzt dazu, dir zu antworten.

Zweiter Satz
Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen, aber in dieser regnerischen Nacht sieht er immer noch, wie jemand in rasender Wut immer wieder auf einen Körper einsticht, der bereits am Boden liegt und sich nicht mehr rührt.
Mein erster Gedanke hier war: Nils war Augenzeuge! Denn er sieht immer noch. Es ist klar, was du sagen willst, ist aber dennoch verwirrend.


Aufbau des Zeltes
Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße schon abgesperrt worden.
Es ist manchmal notwendig fuer einen Autor sein Setting ganz genau zu kennen (manchmal sogar mit Skizzen). Dem Leser reicht es aber zu wissen, dass ein Zelt ueber der Leiche aufgebaut wird.


Beschreibung von Personen
Auch die hübsche Forensikerin Meike Randau sieht unzufrieden aus.
Helga Hesselbring spielt hier eine wichtigere Rolle, und der Leiter der Spusi hat nicht einemal einen Namen. Dass Meike Randau hübsch ist, mag zwar fuer den weiteren Verlauf wichtig sein, aber hier ist diese Information irrelevant.

Wirklich nicht?
Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es zum Tatzeitpunkt bereits geregnet hat.
Wie kommt das Regenwasser unter eine Leiche? Selbst nach dem Massaker mit dem Messer sollte sie nicht "wasserdurchlassig" sein.

Warum?
Kammann bedankt sich, nimmt seine Taschenlampe heraus und geht zu dem Mülleimer an der Bushaltestelle.
Fahndung
»Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten.(...)
Jemand hat die Ruecklichter eines Autos gesehen, das sich schnell in Richtung Hauptbahnhof entfernte.
Gut, aber fuer eine Fahndung reicht das nicht.

Soviel zum Prolog.

Generell moechte ich dir zu deinem Vorhaben gratulieren, eine Novelle (langer Text) hier einzustellen. Ich hoffe, dass die Kommentare dir bei der Weiterenwicklung helfen und du dich nciht entmutigen laesst. Du schaffst das!
 

xavia

Mitglied
Hallo Choricillo,

ich freue mich, dass du dich mit meinem Text so eingehend beschäftigt hast. Ich bin gerade mal wieder damit beschäftigt, ihn zu überarbeiten und kann deine Hinweise gut gebrauchen.

Du merkst einiges an, das ich original anders geschrieben aber dann aufgrund von Einwänden aus der Leserschaft geändert habe, zum Beispiel, dass es jetzt so aussieht, als sei Nils Kammann ein Augenzeuge gewesen. Ich werde über eine andere Formulierung nachdenken.

Dass die Straße abgesperrt worden ist fand ich interessant, um sich die Situation vorstellen zu können. Kann ich aber auch weglassen.

Dass Meike Randau hübsch ist, spielt keine Rolle. Der Mann von der SpuSi hatte einen Namen. Findest du, dass man ihn mitteilen sollte? Auch er ist in der Geschichte nicht wichtig. Aber die Szene mit der Leiche und den Leuten, die sie untersuchen, die sollte man vor Augen haben, bevor man zum nächsten Kapitel kommt. Irgendwelche Informationen, um sich das vorstellen zu können, braucht man da doch. – Was möchte ein Leser oder eine Leserin an dieser Stelle wissen, um sich die Situation vorstellen zu können?

»Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten.(…)
Jemand hat die Ruecklichter eines Autos gesehen, das sich schnell in Richtung Hauptbahnhof entfernte.
Gut, aber fuer eine Fahndung reicht das nicht.
Das ist ist wohl wahr. Aber wenn ich mir vorstelle, an so einem Tatort zu sein, dann glaube ich nicht, dass ich sagen würde: »Wenn jemand etwas sachdienliches gesehen hat, …« oder gar »Wenn jemand etwas gesehen hat, das uns bei der Aufklärung dieses Falles vonnutzen sein könnte, …« Ich glaube, ich würde erst einmal alles wissen wollen, was irgendwer gesehen hat und mir dann selbst ein Bild machen. Klar, dass ich nur eine Fahndung einleite, wenn mir das erfolgversprechend erscheint. Vielleicht besser: »Wenn jemandem etwas aufgefallen ist, müssen wir vielleicht sofort eine Fahndung einleiten.«? – Ich werde mir etwas einfallen lassen.

Danke für deine aufmunternden Worte. Ich finde es tatsächlich ganz schon anstrengend, mit einem langen Text zu arbeiten.

Liebe Grüße Xavia.
 

Choricillo

Mitglied
Uberarbeitung...

Hallo xavia!

Ich denke dass die Reaktionen der Leser ein Hinweis sein sollten, wie das von dir Geschriebene (ohje, ich hoffe ich habe die Gross/Kleinschreibung richtig hier!) bei ihnen ankommt. Es sollte auf keinen Fall eine Aufforderung an dich sein, dass bei der Uberarbeitung umzusetzen. Am Ende ist und bleibt es deine Story ;)

Bin gespannt, wie es weitergeht.

Saludos
Choricillo B.
 

xavia

Mitglied
Hallo Choricillo,

du wirst dich wundern, wie es weitergeht!

Ich bin gespannt, wie lange du durchhältst ;)

Liebe Grüße Xavia.
 

xavia

Mitglied
Prolog

Erst drei Monate bei der Kripo und schon sein erste Mordfall! Nils Kammann versucht, professionell zu erscheinen, aber in seinem Inneren toben widerspüchliche, zum Teil sehr unpassende Gefühle: Freude, Entsetzen, Neugier, das Bestreben, nichts falsch zu machen, der Wunsch, etwas beizutragen. Er hat kein Problem damit, Blut zu sehen, aber in dieser regnerischen Nacht stellt er sich vor, wie jemand in rasender Wut immer wieder auf einen Körper einsticht, der bereits am Boden liegt und sich nicht mehr rührt und ihm wird übel. ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring. Sie schickt gerade Leute los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihre ersten Eindrücke zusammen, die sie soeben in ihr Smartphone gesprochen hat.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, erfreut, seine Mentorin belehren zu können. Aber schon bereut er diese besserwisserische Bemerkung. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie zwei Kollegen von der Spurensicherung ein Zelt über der Leiche aufbauen. Die Straße ist, abgesehen von ihrem Team, menschenleer.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert der Leiter der SpuSi. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Auch die hübsche Forensikerin Meike Randau sieht unzufrieden aus. Sie berichtet aber sachlich von ihren ersten Erkenntnissen: »Todesursache war ein Schnitt in die Halsschlagader, wahrscheinlich von hinten ausgeführt. Hier sieht man Überreste von Blutspritzern an der Hauswand.« Sie zeigt auf ein Rinnsal, das die Wand hinunterläuft und ein Kollege macht ein Foto davon. »Die vielen Stiche im Rücken sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist dort kaum Blut zu sehen. Weiteres erst nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt nur eine Routinefrage ein: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[ 5]Kammann bedankt sich, nimmt seine Taschenlampe heraus und geht zu dem Mülleimer an der Bushaltestelle um hineinzusehen und den Eindruck zu erwecken, er hätte einen Plan.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas Interessantes beobachtet hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

FrankK

Mitglied
Hallo, Xavia
Zwei Szenen sorgen für einen Einstieg in die Geschichte, in der ersten Szene nähert sich der neue Kriminalbeamte dem Tatort, in der nächsten Szene ist er froh, diesen wieder verlassen zu dürfen. Die „Begegnung“ zwischen Kammann und seiner „Zukünftigen“ geht fast unter, nur wenige Kapitel später ist diese schon wieder vergessen. Vielleicht hier etwas mehr, etwas Kommunikation zwischen den beiden:
„Wenn es ihnen hochkommt – hier ist eine Tüte! Versauen Sie uns nicht noch zusätzlich zum Regen den Tatort!“

Erzählperspektive:
Konstant „personal auktorial“, Bezugsperson hier der vermeintlich schwächelnde Nils Kammann. Aus seiner Perspektive lernen wir die anderen Figuren kennen.

Figuren:
Jede Menge, zu Beginn fast schon zu viele.
  • Nils Kammann
  • Helga Hesselbring, leitende Ermittlerin
  • Zwei Beamte, die ein Schutzzelt aufbauen
  • der Leiter der SpuSi
  • Meike Randau, Forensikerin
  • Ein Beamter, der Fotos macht
  • Mehrere Beamte, die schon unterwegs sind, um Zeugen zu finden
Namentlich unbenannt und nicht näher typisiert die Polizisten (stumme Nebenrollen), welche das Zelt aufbauen, Fotos machen und Zeugen suchen. Hinzu kommt die Forensikerin Meike Randau (mit Sprechrolle), der Leiter der SpuSi (mit Sprechrolle) sowie die leitende Ermittlerin.
Aus dieser Aufzählung möchte ich die Forensikerin hervorheben. Als Leser gewinne ich bei dieser Figur den Eindruck, sie könnte für die Story wichtig sein, weil sie genauer und eindrucksvoller beschrieben wird als die leitende Ermittlerin.
Es ist Kammanns erster Mordfall nach drei Monaten bei der Kripo – ob er da schon den Namen dieser Person weiß? Vielleicht, weil sie Eindruck bei ihm hinterlassen hat, er findet gefallen an ihr, obwohl ihm Übel ist. Da sie auch später noch einmal auftritt, könnte hier etwas mehr Kommunikation, wie oben schon erwähnt, ihre Rolle verdeutlichen.

Nebenbei: der Name „Meike Randau“ hat (so finde ich) einen guten Klang, in einer anderen Geschichte könntest du ihn vielleicht besser gebrauchen und der Figur dann mehr Gewicht verleihen.

Sprache:
Die Erzählersprache sollte sich von der Figurensprache unterscheiden. Fachkürzel wie „SpuSi“ kann ich mir gut vorstellen, wenn eine entsprechende Figur darüber redet: „Wo verdammt bleibt die SpuSi? Der Regen wäscht uns alles weg!“
Anders die Erzählersprache, hier sollte ein anderer Tonfall angeschlagen werden, sachlich und konkret:
»Es ist eine Katastrophe!«, zetert der Leiter der Spurensicherung. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«

Besonderes Augenmerk solltest Du auf die Dialoge von Spezialisten/Fachleuten richten. Als Forensikerin ist Meike Randau medizinisch ausgebildet. Sie wird also nicht von einer Halsschlagader sprechen, sondern von der „Arteria carotis“, möglicherweise sogar noch spezifischer von der „Arteria carotis externa“, die äußere Halsschlagader. Mit medizinischen Worten sind die weiteren Verletzungen auch nicht im Rücken sondern im „Dorsum“. Für Stichverletzungen findest Du doch bestimmt auch noch einen medizinischen Fachbegriff ...


Erbsenzählerei:
... schon sein [red]erste[/red] Mordfall!
...
... Inneren toben [red]widerspüchliche[/red] ...
Korrektur: erster, widersprüchliche

Randbemerkung:
Der Regen ist nicht wirklich wichtig für die Szenen, der emotionale Schwerpunkt liegt auch eher im Empfinden des jungen Kriminalbeamten als in der Vermittlung einer „angemessenen Wetterbeiteiligung an der Mordsituation“.
Ich persönlich würde nichts vermissen, wenn es nicht regnen würde. Allerdings hätte der „Leiter der SpuSi“ dann auch keinen Dialog mehr.

Grüßend
Frank
 

xavia

Mitglied
Prolog

Erst drei Monate bei der Kripo und schon sein erster Mordfall! Nils Kammann versucht, professionell zu erscheinen, aber in seinem Inneren toben widersprüchliche, zum Teil sehr unwillkommene Gefühle: Freude, Entsetzen, Neugier, das Bestreben, nichts falsch zu machen, der Wunsch, etwas beizutragen. Er hat kein Problem damit, Blut zu sehen, aber in dieser regnerischen Nacht stellt er sich vor, wie jemand in rasender Wut immer wieder auf einen Körper einsticht, der bereits am Boden liegt und sich nicht mehr rührt und ihm wird übel. ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring. Sie schickt gerade Leute los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihre ersten Eindrücke zusammen, die sie soeben in ihr Smartphone gesprochen hat.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, erfreut, seine Mentorin belehren zu können. Aber schon bereut er diese besserwisserische Bemerkung. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie zwei Kollegen ein Zelt über der Leiche aufbauen. Die Straße ist, abgesehen von ihrem Team, menschenleer.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert der Leiter der Spurensicherung. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Auch die hübsche Forensikerin Meike Randau sieht unzufrieden aus. Sie berichtet aber sachlich von ihren ersten Erkenntnissen: »Todesursache war ein Schnitt in die Halsschlagader, wahrscheinlich von hinten ausgeführt. Hier sieht man Überreste von Blutspritzern an der Hauswand.« Sie zeigt auf ein Rinnsal, das die Wand hinunterläuft und ein Kollege macht ein Foto davon. »Die vielen Stiche im Rücken sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist dort kaum Blut zu sehen. Weiteres erst nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Unschlüssig steht der junge Kriminalist da, würde der Kollegin gerne dafür danken, dass sie ihren Bericht nicht in medizinischer Fachsprache, sondern für ihn verständlich formuliert hat, zögert aber, da er befürchtet, damit eine Schwäche zuzugeben.
[ 5]Sie sieht ihn erwartungsvoll an, lächelt.
[ 5]Ihm fällt nur eine Routinefrage ein, die er aus Fernsehkrimis kennt: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[ 5]Kammann bedankt sich, nimmt seine Taschenlampe heraus und geht zu dem Mülleimer an der Bushaltestelle um hineinzusehen und den Eindruck zu erwecken, er hätte einen Plan.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas Interessantes beobachtet hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

xavia

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Hallo Frank,

in diesem ersten Teil habe ich nicht viel geändert, nur die Fehler beseitigt. Die Idee mit der Kotz-Tüte finde ich witzig, möchte die Beziehung Nils/Meike hier aber nicht zu sehr vertiefen.
Dass sie keine medizinische Fachsprache verwenden muss, um sich zu profilieren deutet aus meiner Sicht auf eine selbstbewusste Frau hin. Sie redet ja hier nicht mit Medizinern.
Auf den Regen könnte ich wohl verzichten, aber … ach, Regen passt so gut zum Sterben! ;)
 



 
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