15 (Kriminalnovelle) - Prolog

xavia

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Prolog

Eine Leiche liegt auf dem Gehsteig, bei Nacht im strömenden Regen. Blut fließt über das Pflaster. Die Jacke ist im Rücken regelrecht zerfetzt von zahllosen Einstichen. Helga Hesselbring, die leitende Ermittlerin, steht neben der Leiche und betrachtet das Bild des Grauens. Sie wird sich wohl niemals daran gewöhnen, auch nach all den Jahren nicht. Aber sie hat gelernt, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und ihren Verstand zu benutzen. Als erstes hat sie ihre Leute losgeschickt, um Zeugen zu finden. Das ist sicherlich nicht einfach um drei Uhr morgens, aber man darf ja hoffen und der Täter kann noch in der Nähe sein.
[ 5]»Sieht nach einem Mord aus Leidenschaft aus«, fasst sie ihren ersten Eindruck zusammen, nachdem sie routiniert die beobachteten Fakten in ihr Smartphone gesprochen hat. »Der Täter muss voller Wut gewesen sein.«
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt ihr junger Assistent Nils Kammann, erfreut, die erfahrene Kriminalistin belehren zu können. Er ist erst seit drei Monaten bei der Kripo und kämpft mit einem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Helga Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie die Kollegen und Kolleginnen von der Spurensicherung ein Zelt über der Leiche aufbauen, damit nicht noch die letzten Spuren vom Regen weggewaschen werden. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße abgesperrt worden.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert Christian Blau, der die Spurensicherung leitet. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Auch die Kollegin von der Forensik ist unzufrieden. Meike Randau kann aber immerhin schon einige Hinweise geben: »Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, könnnen wir nicht mit Sicherheit sagen, dass der Mord vor Einbruch des Regens verübt worden ist. Todeszeitpunkt frühestens vor drei Stunden, eher später. Einen genaueren Todeszeitraum, die Länge der Stichwaffe – die Klinge ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf – und mehr Informationen zum Tathergang, hoffentlich auch Spuren vom Täter, haben wir nach der Untersuchung im Labor.
[ 5]Nils Kammann guckt sich in der Umgebung des Tatorts nach der Tatwaffe um, bis ihn seine Chefin ebenfalls auf die Suche nach Zeugen schickt:
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die Spurensicherung das. Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass jemand etwas mitbekommen hat.«
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Sehr gern gelesen, der „Sound“ passt meiner Meinung nach ganz gut zu einem Schmöker-Einstieg. Allerdings wirkt er wie hinten abgehackt und auch sonst gibt es noch ein paar Details, die auf mich wirken, als fehle da noch ein kleines bisschen Routine und Souveränität beim Erzählen.


Details:

Mich stört sehr, dass nicht klar wird, ob es die Leiche einer Frau oder eines Mannes ist. Das brauche ich, um die Szene zu sehen. Außerdem macht das auffällige Verschweigen dieses Faktes des Eindruck, dass der Leser auf Krampf im Unklaren gelassen werden soll, das ist fast so „schlimm“ wie den Leser zu belügen.
Um es zu präzisieren: Natürlich muss man dem Leser nicht immer alles mitteilen, aber man darf es sich nicht anmerken lassen, dass man ihm gerade etwas Wichtiges vorenthält.

Störend finde ich auch, dass die Figuren jedes mal mit vollem Namen genannt werden. Dem Stil nach würde ich mich auf die Nachnamen einschießen, Vornamen erzeugen immer eine gewisse Vertraulichkeit.

steht neben der Leiche und betrachtet das Bild des Grauens.
Das ist eine abgegriffene Formulierung.
Und sie greift zu hoch – bei „Bild des Grauens“ hat der erfahrene Krimi- und Thriller-Leser bzw. TV-Gucker ganz andere Gemetzel vor Augen.

Sie wird sich wohl niemals daran gewöhnen, auch nach all den Jahren nicht. Aber sie hat gelernt, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten und ihren Verstand zu benutzen. Als erstes hat sie ihre Leute losgeschickt, um Zeugen zu finden. Das ist sicherlich nicht einfach um drei Uhr morgens, aber man darf ja hoffen und der Täter kann noch in der Nähe sein.
»Sieht nach einem Mord aus Leidenschaft aus«, fasst sie ihren ersten Eindruck zusammen, nachdem sie routiniert die beobachteten Fakten in ihr Smartphone gesprochen hat. »Der Täter muss voller Wut gewesen sein.«
»… oder die Täterin«, ergänzt ihr junger Assistent Nils Kammann, erfreut, die erfahrene Kriminalistin belehren zu können. Er ist erst seit drei Monaten bei der Kripo und kämpft mit einem Brechreiz.
An der Stelle eine Frage: Welche Erzählperspektive/-haltung hast du gewählt? Bis hier sieht es nach personeller Erzählweise aus, wobei du sowohl Helga als auch Nils zum Point of View gemacht hast, was keine gute Idee wäre.

… ein Zelt über der Leiche aufbauen, damit nicht noch die letzten Spuren vom Regen weggewaschen werden. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße abgesperrt worden.
»Es ist eine Katastrophe!«, zetert Christian Blau, der die Spurensicherung leitet. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen
auffallende Wortdopplung

»Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, [red][strike]könnnen[/strike]können[/red] wir nicht mit Sicherheit sagen, dass der Mord vor Einbruch des Regens verübt worden ist. Todeszeitpunkt frühestens vor drei Stunden, eher später. Einen genaueren Todeszeitraum, die Länge der Stichwaffe – die Klinge ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf – und mehr Informationen zum Tathergang, hoffentlich auch Spuren vom Täter, haben wir nach der Untersuchung im Labor.[red]AUSFÜHRUNGSSTRICHE[/red]
„Einbruch des Regens“ – das fühlt sich für mich falsch an.
Das Unterstrichene wirkt nicht wie frei gesprochene Rede auf mich. Das liegt zum einen an dem Einschub, zum anderen an der langen Aufzählung von Selbstverständlichem (ja klar gibt es dann Genaueres zum Todeszeitpunkt, zum Wundkanal und zum Tathergang; nennenswert wäre gewesen, wenn für nach der Obduktion Genaueres zum Modegeschmack, zum vorgestrigen Abendessen oder zur Handschrift angekündigt würde ;-) .)
Echter würde sich sowas für mich anfühlen:
»Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, könnnen wir nicht mit Sicherheit sagen, dass der Mord vor Einbruch des Regens verübt worden ist. Die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf. Weiteres nach der Untersuchung im Labor.“

Nils Kammann guckt sich in der Umgebung des Tatorts nach der Tatwaffe um, bis ihn seine Chefin ebenfalls auf die Suche nach Zeugen schickt:
»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die Spurensicherung das. Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass jemand etwas mitbekommen hat.«
„Umsehen“ fände ich das bessere Wort, „umgucken“ ist zu umgangssprachlich.
Man kann nicht jemanden „wenn was rumliegt …“ auf die Suche schicken. Man kann ihn barsch, schnell oder genervt schicken.
Wäre der Doppelpunkt korrekt, hätte die Rede ohne Absatz direkt folgen müssen.

Da fehlt klanglich was, um den Prolog-Bogen zu runden, die Szene zu „lösen“. Besser kann ich es im Moment nicht erklären. Ich würde jedenfalls noch was anhängen, das wenigstens eine der Figuren weggehen oder noch etwas „aus der Szene Gleitendes“ tun lässt.
 
A

aligaga

Gast
Hallo Xavia,

du musst jetzt stark sein.

Das größte Problem, das @ali hier sieht, ist die Redundanz des Stückes. Die Erzählerin „schweigt“ nicht einen einzigen Augenblick, lässt den Leser bei keiner Szene, bei keiner Aktion, bei keiner Bewegung eines der Protagonisten im Unklaren, was da gerade genau geschieht und warum. Sogar die Polizeiarbeit wird uns erklärt, praktisch ebenso wie theroretisch, damit auch ja nichts ungesagt bliebe.

Sorry, aber so ist die Nummer schon tot, bevor sie überhaupt angefangen hat. Spannung entsteht nicht dadurch, dass man alles, alles erklärt, sondern dass man etwas „zeigt“, das den Leser erst ein bisschen ratlos, dann neugierig macht und schließlich dazu bringt, sich so weit vorzubeugen, dass er tatsächlich in die Falle geht. Dass er im Weiteren keine Wahl hat, als weiterzulesen und zu hoffen, dass er mitsamt den Protagonisten wieder herauskommt ans Licht und die Luft.

Wer einen (wahllos herausgegriffenen) Abschnitt anfängt mit
Der Tag schleicht nur so dahin. Die Mütter wollen alles über den Abend und über den Film wissen. Frauke hat vorgesorgt, ihr auf dem Nachhauseweg ein paar wichtige Details verraten und ihr die VHS-Kassette mitgegeben.

»Super Film, sag' ich euch. Ich will nicht zu viel verraten, ihr solltet ihn euch selbst ansehen. Allein schon der Anfang mit der Musik – phänomenal, ich übertreibe nicht! Und dann das Ende – aber mehr sag' ich jetzt lieber nicht.«

Die beiden Mütter fallen darauf herein und wollen keine weiteren Informationen über den Film, werden ihn heute nachmittag ansehen.

»Ich wünsche euch viel Spaß dabei. Ich geh' heute Nachmittag zu Frauke.«

Es kommt leichter Protest auf, aber die beiden können ja nicht ernsthaft verlangen, dass sich Petra den Film heute noch einmal ansieht und so sind sie zufrieden mit der Zusage, dass sie zum Abendessen wieder da sein wird.

Mit bangem Herzen und ungeschminkt radelt Petra zum Eisladen, wo Adrian schon auf sie wartet.
der erzeugt keine Neugier oder gar Spannung, sondern zwingt den Leser geradezu, immer rascher über diese Belanglosigkeiten hinwegzufliegen und nach etwas zu suchen, für das es sich lohnte, innezuhalten, Wort für Wort aufzunehmen und etwas Eigenes daraus zu formen. Aber da kommt nix: Beim nächsten Absatz sitzen sie entweder immer noch oder schon wieder in der Eisdiele und trinken schon wieder Kakao. Wieder überfliegen wir Texthaufen über Texthaufen und wissen, noch bevor das Mädel im Auto sitzt, dass es wahrscheinlich schwanger ist, denn wir sind ja nicht so blöd wie die „anderen“, die’s zwar (offenbar ungeschützt) miteinander getrieben haben, aber erst im allerletzten Satz draufkommen, dass man davon ja auch mal Kinder kriegen und einem schlecht werden kann.

Sorry – aber so geht’s in dem ganzen Stück ab. Es ist keine Novelle, sondern eine „Altelle“ voller ausgewalzter Klischees, unter denen man eine Zeitlang nach einem Wertstoff sucht und dann aufgibt. Es finden sich in dem Stück keine Identifikationsfiguren, keine besonderen Sichten, nichts, was sich der Leser „zu eigen“ machen könnte, um ihn an den Stoff zu binden.

Gib’s zu – du hast einfach drauflosgeschrieben, hm?

Sowas kann funktionieren, tut’s aber in aller Regel nicht und hat schon beim Schulaufsatz für schlechte Noten gesorgt. Wenn’s über ein paar Seiten hinausgeht, kommt’s weniger auf das große Ganze an, sondern auf’s Detail. Die Kunst des Schreibens beginnt dort, wo der Stift zur Lupe wird und zeigt, wie sich die Oberflächen wirklich zusammensetzen: die Poren, durch die geatmet wird, der Flaum, der sich aufstellt, die Tiefe der Risse, die entstehen, wenn Gewalt im Spiel ist und wie es ist, wenn Narben zurückbleiben. Malen ist etwas anderes als Abmalen, Fotografieren ist etwas anderes als Knipsen, und Schreiben ist etwas anderes als Ab- oder Beschreiben. Es ist ein schöpferischer Akt, den man nicht wirklich lernen kann.

TTip: Tu das Zeug weg und fang neu an. Nimm dir Zeit nicht nur für die Haut, sondern auch für die Gedanken der Mädchen. Mach langsam, damit nicht nur du, sondern auch die Leser dorthin kommen, wo man bei guter Literatur hinkommen kann. Dazu gehört auch, dass man mal eine ganze Nacht lang und einen halben Tag dazu nur darüber nachdenkt, ob es wohl plausibel sei und verstanden werden könnte, wenn eine Protagonistin diesen einen Satz sagte.

Schreiben ist oft eine verdammt harte Arbeit. Also pack’s an!

Heiter

aligaga
 

xavia

Mitglied
Liebe Jon, lieber Ali, vielen Dank für eure ausführlichen Kommentare! Ich bin beeidruckt von zwei so schnellen und so konstruktiven Reaktionen auf meinen Text, fühle mich reich beschenkt.
Am meisten liebe ich diese Zeile, die hat mir sehr geholfen:
du musst jetzt stark sein.
Es stimmt, dass ich drauflosgeschrieben habe. Das habe ich eigentlich immer so gemacht. Ich muss es doch aufschreiben, während es in mir entsteht, sonst ist es wieder weg. Oder ist das falsch? Es entstand Mitte September bis Mitte Oktober, von dann bis jetzt überarbeitet. – Meine Güte, ich wusste nicht, dass es so wenig Zeit war, ich dachte, ich mache seit Monaten nichts anderes!

Jons Anregungen zum Prolog werde ich schnell umsetzen können: Bis auf eine, die die Leiche betrifft, kann ich das alles sehr gut nachvollziehen und werde es ändern. Bei Alis Ausführungen war meine erste Reaktion: Das schaffe ich nie! Aber tatsächlich habe ich, als ich „fertig“ war mit dem Schreiben, auch gedacht, dass ich nun noch mal von vorne anfangen und den ProtagonistInnen mehr Zeit lassen sollte. Wusste nur nicht und weiß es auch noch immer nicht, wie ich das anstellen soll. Das Folgende sagt etwas darüber, ich finde es sehr schön und werde versuchen, herauszufinden, wie ich das beherzigen kann:
Die Kunst des Schreibens beginnt dort, wo der Stift zur Lupe wird und zeigt, wie sich die Oberflächen wirklich zusammensetzen: die Poren, durch die geatmet wird, der Flaum, der sich aufstellt, die Tiefe der Risse, die entstehen, wenn Gewalt im Spiel ist und wie es ist, wenn Narben zurückbleiben.
 
A

aligaga

Gast
Wie schön, o @Xavia, dass du nicht sauer bist! Du wirst sehen: das wird!
Ich muss es doch aufschreiben, während es in mir entsteht, sonst ist es wieder weg. Oder ist das falsch?
Ja, das ist (leider!) falsch. "Es" sollte nicht der Wortschwall sein, der eine Handlung - besser: ein Geschehen - wie ein Sturzbach roh behauene Holstämme hinunter ins Tal schwemmt. "Es" sei die Idee, der Aspekt, der Gedanke, die Vision, die Inspiration, die du mit dir herumträgst wie ein Baby, das ohne Wärme und Zuwendung nicht überleben kann. So ein Baby braucht Zeit; es kann nicht pausenlos an dir trinken und du kannst es nicht ununterbrochen nähren. Dein Baby braucht Schlaf und die richtigen Träume, um wachsen zu können, und du brauchst Schlaf und Träume, um zu regenerieren. Nur dann kannst du dein Baby so füttern, dass es am Ende wirklich laufen lernt.

Der olle Hemingway hat, wenn man ihm glauben darf, täglich (und im Stehen) nur 150 Worte getippt und sie tags darauf wieder durchgestrichen. So muss Literatur!

@Ali glaubt, das Schreibkunst ohne vorheriges Denken und Träumen nicht möglich ist.

Heiter immer weiter

aligaga
 

xavia

Mitglied
Prolog

Erst drei Monate bei der Mordkommission und schon ist er da, sein erster Fall: Eine Leiche liegt auf dem Gehsteig, bei Nacht im strömenden Regen. Blut fließt über das Pflaster in den Rinnstein. Die Jacke ist im Rücken regelrecht zerfetzt von zahllosen Einstichen. Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf fatal. Worauf er nicht vorbereitet war ist das Gefühl, das ausgelöst wird durch die Vorstellung, dass hier an dieser Stelle dem Leben eines Menschen gewaltsam ein Ende gesetzt worden ist. Er sieht vor seinem geistigen Auge, wie jemand in rasender Wut auf diesen Körper, der eben noch voller Leben war, eingestochen hat und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten und Mentorin. Sie schickt gerade Leute los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens werden die Bewohner der umliegenden Häuser sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen, aber noch könnte der Täter in der Nähe sein, jede Minute ist kostbar: Das hat Nils in seiner Ausbildung gelernt.

[ 5]»Sieht nach einem Mord aus Leidenschaft aus«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihren ersten Eindruck zusammen, nachdem sie routiniert die beobachteten Fakten in ihr Smartphone gesprochen hat. »Der Täter muss voller Wut gewesen sein.«
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, erfreut, sie belehren zu können. Aber schon bereut er seine besserwisserische Bemerkung, ist unsicher, wie er sich verhalten soll. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie die Kollegen und Kolleginnen von der Spurensicherung ein Zelt über der Leiche aufbauen, damit nicht noch die letzten Spuren vom Regen beseitigt werden. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße schon abgesperrt worden.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert Christian Blau, der die Spurensicherung leitet. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Auch die Kollegin von der Forensik ist unzufrieden. Meike Randau kann aber immerhin schon einige Hinweise geben: »Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass der Mord vor Einbruch des Regens verübt worden ist. Die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf. Weiteres nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Nils wittert eine Chance, hofft, dass er nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen wird: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«, ist die Antwort.
[ 5]Über Fakten und Vermutungen nachzudenken hat seinen Magen wieder einigermaßen zur Ruhe gebracht. ›Nur jetzt nicht an den Menschen denken, der da liegt, konzentriere dich auf die Suche nach dem Täter und nach der Tatwaffe!‹ ermahnt er sich und schaut in den Mülleimer an der nahen Haltestelle.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die Spurensicherung das«, sagt seine Chefin, die an seine Seite getreten ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Froh, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Nils sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Prolog

Erst drei Monate bei der Mordkommission und schon ist er da, sein erster Fall: Eine Leiche liegt auf dem Gehsteig, bei Nacht im strömenden Regen. Blut fließt über das Pflaster in den Rinnstein. Die Jacke ist im Rücken regelrecht zerfetzt von zahllosen Einstichen. Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf fatal. Worauf er nicht vorbereitet war ist das Gefühl, das ausgelöst wird durch die Vorstellung, dass hier an dieser Stelle dem Leben eines Menschen gewaltsam ein Ende gesetzt worden ist. Er sieht vor seinem geistigen Auge, wie jemand in rasender Wut auf diesen Körper, der eben noch voller Leben war, eingestochen hat und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten und Mentorin. Sie schickt gerade Leute los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens werden die Bewohner der umliegenden Häuser sie nicht gerade mit offenen Armen empfangen, aber noch könnte der Täter in der Nähe sein, jede Minute ist kostbar: Das hat Nils in seiner Ausbildung gelernt.

[ 5]»Sieht nach einem Mord aus Leidenschaft aus«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihren ersten Eindruck zusammen, nachdem sie routiniert die beobachteten Fakten in ihr Smartphone gesprochen hat. »Der Täter muss voller Wut gewesen sein.«
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, erfreut, sie belehren zu können. Aber schon bereut er seine besserwisserische Bemerkung, ist unsicher, wie er sich verhalten soll. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie die Kollegen und Kolleginnen von der Spurensicherung ein Zelt über der Leiche aufbauen, damit nicht noch die letzten Spuren vom Regen beseitigt werden. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße schon abgesperrt worden.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert Christian Blau, der die Spurensicherung leitet. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Auch die Kollegin von der Forensik ist unzufrieden. Meike Randau kann aber immerhin schon einige Hinweise geben: »Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass es bereits zum Tatzeitpunkt geregnet hat. Die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf. Weiteres nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Nils wittert eine Chance, hofft, dass er nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen wird: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«, ist die Antwort.
[ 5]Über Fakten und Vermutungen nachzudenken hat seinen Magen wieder einigermaßen zur Ruhe gebracht. ›Nur jetzt nicht an den Menschen denken, der da liegt, konzentriere dich auf die Suche nach dem Täter und nach der Tatwaffe!‹ ermahnt er sich und schaut in den Mülleimer an der nahen Haltestelle.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die Spurensicherung das«, sagt seine Chefin, die an seine Seite getreten ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Froh, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Nils sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Nein, sauer bin ich nicht, o @Ali, ganz im Gegenteil! Ich habe selten etwas schmerzfrei gelernt und freue mich, dass du und @Jon mich nicht als einen „hoffnungslosen Fall“ anseht. Danke für deine aufmunternden Worte!

Das Denken und Träumen, das hat bei dieser Geschichte schon stattgefunden. Ich war in den letzten Wochen so sehr davon erfüllt, dass ich mich kaum an die Zeit davor erinnern kann. Was jetzt vor mir liegt, ist erneutes Überdenken und weiteres Träumen. Heute morgen war Nils Kammann mein Begleiter beim Aufwachen und obwohl es nun schon wieder mehr als 150 Worte geworden sind hoffe ich doch, den Prolog verbessert zu haben. Ich hatte geglaubt, die Sache mit der Erzählperspektive bereits gelernt zu haben aber es bleibt mir wohl nicht erspart, dieselben Fehler noch ein paarmal zu wiederholen, bevor ich sie ablegen kann.
 
A

aligaga

Gast
Hallo Xavia

wenn du den Ballast aus dem ersten Absatz nähmest, würdest du die Fantasie der Leser nicht weiter zuschütten, sondern wecken. Mit
[strike]Erst drei Monate bei der Mordkommission und schon ist er da, sein erster Fall: Eine Leiche liegt auf dem Gehsteig, bei Nacht im strömenden Regen. Blut fließt über das Pflaster in den Rinnstein. Die Jacke ist im Rücken regelrecht zerfetzt von zahllosen Einstichen.[/strike][blue]Entbehrlicher Ballast. Außerdem falsch: Eine Mordkommission bildet sich auf Basis eines Falles; jedes ihrer Mitglieder hat "seinen" Fall also von der ersten Minute an.[/blue] Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf [blue]auch[/blue] fatal. [strike]Worauf er nicht vorbereitet war ist das Gefühl, das ausgelöst wird durch die Vorstellung, dass hier an dieser Stelle dem Leben eines Menschen gewaltsam ein Ende gesetzt worden ist.[/strike] [blue]Aber e[/blue]r sieht [strike]vor seinem geistigen Auge, wie [/strike]jemand[blue]en[/blue] [blue]immer noch [/blue]in rasender Wut auf diesen [blue]eben noch lebendigen [/blue]Körper [strike]der eben noch voller Leben war,[/strike] ein[blue]stechen[/blue] [strike]hat[/strike] [blue]Komma[/blue] und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten [strike]und Mentorin[/strike]. Sie schickt gerade [blue]Mitarbeiter[/blue] los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens w[blue]ü[/blue]rden die Bewohner der umliegenden Häuser sie [blue]wohl[/blue] nicht gerade mit offenen Armen empfangen![strike], aber noch könnte der Täter in der Nähe sein, jede Minute ist kostbar: Das hat Nils in seiner Ausbildung gelernt.[/strike]
wäre gleichwohl alles gesagt.

TTip: Das bisherige Werk als Steinbruch betrachten und jetzt schrittweis' eine spannend erzählte, hintersinnige Novelle herausholen. Und merk dir: an einem konkurrenzfähigen Langstreckenläufer darf kein Gramm Fett zuviel sitzen, sonst kriegt er schon auf halber Strecke Seitestechen und muss von der Bahn.

Heiter

aligaga
 

xavia

Mitglied
Prolog

Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf auch fatal. Aber er sieht immer noch, wie jemand in rasender Wut auf diesen eben noch lebendigen Körper einsticht, und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten. Sie schickt gerade Mitarbeiter los, um Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!

[ 5]»Sieht nach einem Mord aus Leidenschaft aus«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihren ersten Eindruck zusammen, nachdem sie routiniert die beobachteten Fakten in ihr Smartphone gesprochen hat. »Der Täter muss voller Wut gewesen sein.«
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, erfreut, sie belehren zu können. Aber schon bereut er seine besserwisserische Bemerkung, ist unsicher, wie er sich verhalten soll. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während sie dabei zusieht, wie die Kollegen und Kolleginnen von der Spurensicherung ein Zelt über der Leiche aufbauen, damit nicht noch die letzten Spuren vom Regen beseitigt werden. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße schon abgesperrt worden.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe!«, zetert Christian Blau, der die Spurensicherung leitet. »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Auch die Kollegin von der Forensik ist unzufrieden. Meike Randau kann aber immerhin schon einige Hinweise geben: »Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass es bereits zum Tatzeitpunkt geregnet hat. Die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf. Weiteres nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Nils wittert eine Chance, hofft, dass er nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen wird: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«, ist die Antwort.
[ 5]Über Fakten und Vermutungen nachzudenken hat seinen Magen wieder einigermaßen zur Ruhe gebracht. ›Nur jetzt nicht an den Menschen denken, der da liegt, konzentriere dich auf die Suche nach dem Täter und nach der Tatwaffe!‹ ermahnt er sich und schaut in den Mülleimer an der nahen Haltestelle.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die Spurensicherung das«, sagt seine Chefin, die an seine Seite getreten ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Froh, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Nils sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Abgespeckt. Mordezernat wäre richtig? Aber man merkt ja an Nils' Reaktionen, dass er noch neu dort ist. Danke schön!
 
A

aligaga

Gast
Aber man merkt ja an Nils' Reaktionen, dass er noch neu dort ist. Danke schön!
So ist's recht! Wir wollen nicht alles lesen müssen, sondern merken können.

Das ist die ganze Kunst. Aber es ist zweifellos eine. Und nimm dir Zeit! Mach's wie Old Ernest ...

Und so sollte es weiter gehen:
[strike]»Sieht nach einem Mord aus Leidenschaft aus«, fasst die erfahrende Kriminalistin ihren ersten Eindruck zusammen, nachdem sie routiniert die beobachteten Fakten in ihr Smartphone gesprochen hat.[/strike] »Der Täter muss voller Wut gewesen sein[blue]![/blue]«[blue], sagt seine Chefin.[/blue]
»… oder die Täterin«, ergänzt er, [strike]erfreut, sie belehren zu können. Aber schon [/strike]bereut [blue]es aber sofort.[/blue] [strike]er seine besserwisserische Bemerkung, ist unsicher, wie er sich verhalten soll.[/strike] Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein, während [strike]sie dabei zusieht, wie[/strike] die Kollegen [strike]und Kolleginnen[/strike] von der Spu[blue]Si[/blue] ein [blue]Regendach[/blue] über der Leiche [blue]errichten[/blue]. [strike]damit nicht noch die letzten Spuren vom Regen beseitigt werden. Hinter ihr und weit vor ihr ist die Straße schon abgesperrt worden.[/strike]
Heiter

aligaga
 

xavia

Mitglied
Prolog noch nicht online

Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf auch fatal. Aber er sieht immer noch, wie jemand in rasender Wut auf diesen eben noch lebendigen Körper einsticht, und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten. Sie bringt gerade ihr Team auf den Weg, Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!

[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, bemerkt Hesselbring.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, bereut es aber sofort. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt seine Chefin ein, während ihr Blick einer schwarzen Katze folgt, die eilig das Weite sucht, als die Leute von der Spurensicherung ein Regendach über der Leiche errichten.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe«, zetert Christian Blau, der Leiter der SpuSi, »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Die Kollegin von der Forensik, Meike Randau, sieht ebenfalls unzufrieden aus, berichtet aber sachlich: »Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass es bereits zum Tatzeitpunkt geregnet hat. Die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf. Weiteres nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein; er hofft, dass er nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen wird: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«, ist die Antwort.
[ 5]Über Fakten und Vermutungen nachzudenken hat seinen Magen wieder einigermaßen zur Ruhe gebracht. ›Nur jetzt nicht an den Menschen denken, der da liegt, konzentriere dich auf die Suche nach dem Täter und nach der Tatwaffe!‹ ermahnt er sich und schaut in den Mülleimer an der nahen Haltestelle.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die gerade zu ihm kommt. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Froh, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Prolog noch nicht online

Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf auch fatal. Aber er sieht immer noch, wie jemand in rasender Wut auf diesen eben noch lebendigen Körper einsticht, und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten. Sie bringt gerade ihr Team auf den Weg, Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, bemerkt Hesselbring.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, bereut es aber sofort. Er kämpft immer noch mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt seine Chefin ein, während ihr Blick einer schwarzen Katze folgt, die eilig das Weite sucht, als die Leute von der Spurensicherung ein Regendach über der Leiche errichten.
[ 5]»Es ist eine Katastrophe«, zetert Christian Blau, der Leiter der SpuSi, »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.«
[ 5]Die Kollegin von der Forensik, Meike Randau, sieht ebenfalls unzufrieden aus, berichtet aber sachlich: »Die tödlichen Einstiche kamen von vorne, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass es bereits zum Tatzeitpunkt geregnet hat. Die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf. Weiteres nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein; er hofft, dass er nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen wird: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«, ist die Antwort.
[ 5]Über Fakten und Vermutungen nachzudenken hat seinen Magen wieder einigermaßen zur Ruhe gebracht. ›Nur jetzt nicht an den Menschen denken, der da liegt, konzentriere dich auf die Suche nach dem Täter und nach der Tatwaffe!‹ ermahnt er sich und schaut in den Mülleimer an der nahen Haltestelle.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die gerade zu ihm kommt. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Froh, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Das war jetzt schmerzhaft, so viel wegzulassen. Jetzt habe ich sogar diesen Kommentar gekürzt. Und ich dachte, wenn ich den Kurzgeschichten entkomme, brauche ich nicht mehr zu kürzen ;)
Ich muss darüber schlafen. Das schafft mich.
 
A

aligaga

Gast
Das schafft mich.
So muss es sein. Es wird ja nichts gekürzt, sondern nur entfettet, entüberflüssigt, sozusagen.

Jedes Kind kostet die Mutti einen Zahn ...

Und so könnte es weitergehen:

»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt seine Chefin ein, während ihr Blick einer schwarzen Katze folgt, die eilig das Weite sucht, [blue](Hallo? Die ach so beliebte schwarze Katze ist in einer Regennacht etwas ziemlich Unsichtbares und garantiert schon abgehauen, als der erste Bulle auftauchte!) [/blue]als die Leute von der Spurensicherung ein Regendach über der Leiche errichten.
[strike]»Es ist eine Katastrophe«, zetert Christian Blau, der Leiter der SpuSi,[/strike] »Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen«, [blue]sagt der Chef der SpuSi zu ihr[/blue]. [strike]rensicherung von der Forensik, Meike Randau, sieht ebenfalls unzufrieden aus, berichtet aber sachlich:[/strike] [blue]Auch die Forensikerin ist unzufrieden:[/blue] »Die tödlichen [blue]S[/blue]tiche kamen von vorne, [strike]die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen.[/strike]
[strike]Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass es bereits zum Tatzeitpunkt geregnet hat.[/strike] [blue]Wenn man bestimmen kann, wann der Tod eingetreten ist, weiß man, ob's da schon geregnet hat oder nicht. Dafür hat man heute Satelliten.[/blue] Die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig [blue](woher will die das denn jetzt schon wissen? Röntgenaugen??) [/blue]und sehr scharf [blue](wirklich?)[/blue]. Weiteres [blue]erst[/blue] nach der Untersuchung im Labor.«
[strike]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein; er hofft, dass er nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen wird:[/strike] »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
»Frühestens vor drei Stunden, eher später«, [strike]ist die Antwort.
[/strike] [strike]Über Fakten und Vermutungen nachzudenken hat seinen Magen wieder einigermaßen zur Ruhe gebracht. ›Nur jetzt nicht an den Menschen denken, der da liegt, konzentriere dich auf die Suche nach dem Täter und nach der Tatwaffe!‹ ermahnt er sich und schaut in den Mülleimer an der nahen Haltestelle.[/strike][blue]Kammann wühlt im Licht seiner Taschenlampe in dem Mülleimer, der neben der Haltestelle steht. Die Suche nach der Mordwaffe hilft ihm über das grässliche Bild der Leiche hinweg.
[/blue]

Amüsiert

aligaga
 

xavia

Mitglied
Prolog

Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf auch fatal. Aber er sieht immer noch, wie jemand auf diesen Körper einsticht, der eben noch voller Leben war und jetzt auf dem Gehsteig liegt, und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten. Sie bringt gerade ihr Team auf den Weg, Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, bemerkt seine Chefin, schiebt die Kapuze ihres Regenmantels ein zurück zurück, um ihren Assistenten ansehen zu können.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, bereut es aber sofort. Er kämpft mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein und blickt abwesend auf das Regendach, das die Leute von der Spurensicherung über der Leiche errichten.
[ 5]»Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.« beschwert sich Christian Blau, der Leiter der SpuSi.
[ 5]Auch die Forensikerin sieht unzufrieden aus, berichtet aber sachlich: »Der tödliche Einstich kam von vorne, anscheinend treffsicher genau ins Herz, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es zum Tatzeitpunkt bereits geregnet hat. An den glatten Einstichen am Rücken kann man sehen, dass die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf ist. Weiteres nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein; er hofft, nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen zu werden: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[ 5]Kammann geht zu der nahen Haltestelle, blickt im Licht seiner Taschenlampe in den Mülleimer. Er fasst lieber nichts an, denn er hat vergessen, sich Einweg-Handschuhe anzuziehen, aber die Suche nach der Mordwaffe könnte das Bild der Leiche in seinem Kopf verdrängen.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 

xavia

Mitglied
Okay, die schwarze Katze war eine Verzweiflungstat. Aber immerhin hat sie mich (in der letzten Nacht) daran erinnert, dass es regnet und sie deswegen nicht dort langlaufen wollte.

Zu den Ausführungen der Forensikerin: Tatsächlich beziehe ich mein spärliches Wissen über Stichwunden aus Krimis. Aber ist es denn nicht so, dass man den Einstichen ansehen kann, was da hineingestochen hat? Auch ohne Röntgenaugen? Besonders dann, wenn da wenig Blut ist?

Zu den Satelliten: Ist es nicht trotz der modernen Technik so, dass man sich Gedanken macht? Wenn man den Todeszeitpunkt nicht genau weiß, kann doch eine Beobachtung bzgl. des Regens in Verbindung mit der späteren Information vom Wetterdienst eine genauere Aussage ermöglichen, oder?

Mir widerstrebt es, alle Hinweise auf Nils' Status und Befindlichkeiten wegzulassen. Viele sind ja schon weg, insbesondere die explizite Information, dass er ein Neuling ist, das finde ich viel besser, wenn man es selbst merken kann. Aber er ist in diesem Kapitel mein Protagonist, sollte ich dann nicht sagen, was er sich denkt, was er fühlt, warum er etwas tut? Ohne die Begründung würde ich diese Frage auch gleich weglassen, die hatte nur den Zweck, den jungen Mann zu beschreiben:
[strike]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein; er hofft, dass er nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen wird:[/strike] »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
Dass Christian Blau nicht zetern soll, kann ich einsehen, ist wohl zu dramatisch. Er ist unwichtig, also ist es vielleicht auch nicht wichtig, seine Psyche kennenzulernen. Dass Meike Randau unzufrieden ist, kann Nils nicht wissen. Er kann ihre Worte hören, die keine Unzufriedenheit ausdrücken, aber er kann in ihr Gesicht sehen und sicherlich gefällt es ihr nicht, im Regen zu arbeiten.
 

xavia

Mitglied
Prolog

Nils Kammann hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das wäre in seinem Beruf auch fatal. Aber er sieht immer noch, wie jemand auf diesen Körper einsticht, der eben noch voller Leben war und jetzt auf dem Gehsteig liegt, und ihm wird übel. – ›Nur jetzt nicht schlapp machen‹, denkt er und reißt seinen Blick los von der Szene am Boden, sieht hinüber zu der leitenden Ermittlerin, Helga Hesselbring, seiner Vorgesetzten. Sie bringt gerade ihr Team auf den Weg, Zeugen zu finden. Um drei Uhr morgens würden die Bewohner der umliegenden Häuser sie wohl nicht gerade mit offenen Armen empfangen!
[ 5]»Der Täter muss voller Wut gewesen sein«, bemerkt seine Chefin, schiebt die Kapuze ihres Regenmantels ein zurück zurück, um ihren Assistenten ansehen zu können.
[ 5]»… oder die Täterin«, ergänzt er, bereut es aber sofort. Er kämpft mit dem Brechreiz.
[ 5]»Ja, nicht ganz unmöglich«, räumt Hesselbring ein und blickt abwesend auf das Regendach, das die Leute von der Spurensicherung über der Leiche errichten.
[ 5]»Alles, was uns interessieren könnte, landet im Gulli, wird einfach weggewaschen.« beschwert sich Christian Blau, der Leiter der SpuSi.
[ 5]Auch die Forensikerin sieht unzufrieden aus, berichtet aber sachlich: »Der tödliche Einstich kam von vorne, anscheinend treffsicher genau ins Herz, die von hinten sind dem Opfer post mortem zugefügt worden, deswegen ist auf dem Rücken kaum Blut zu sehen. Da sich unter der Leiche Blut und Regenwasser gesammelt haben, können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es zum Tatzeitpunkt bereits geregnet hat. An den glatten Einstichen am Rücken kann man sehen, dass die Klinge der Mordwaffe ist wahrscheinlich dreieckig und sehr scharf ist. Weiteres erst nach der Untersuchung im Labor.«
[ 5]Dem jungen Kriminalisten fällt eine Routinefrage ein; er hofft, nicht auf die Laboruntersuchung verwiesen zu werden: »Können Sie jetzt schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?«
[ 5]»Frühestens vor drei Stunden, eher später«.
[ 5]Kammann geht zu der nahen Haltestelle, blickt im Licht seiner Taschenlampe in den Mülleimer. Er fasst lieber nichts an, denn er hat vergessen, sich Einweg-Handschuhe anzuziehen, aber die Suche nach der Mordwaffe könnte das Bild der Leiche in seinem Kopf verdrängen.
[ 5]»Wenn hier etwas herumliegt, das wir gebrauchen können, dann findet die SpuSi das«, sagt seine Chefin, die ihm unbemerkt gefolgt ist. »Wenn jemand etwas gesehen hat, müssen wir sofort eine Fahndung einleiten. Hier ist viel Blut geflossen. Hoffen wir, dass es Zeugen gibt. Hören Sie sich doch mal in der Disco da drüben um.«
[ 5]Dankbar, etwas Raum zwischen sich und den Ort des Geschehens bringen zu dürfen, macht Kammann sich auf den Weg.
 



 
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