2.

5,00 Stern(e) 1 Stimme

mondnein

Mitglied
Wie immer, Scal,

triffst Du genau in die Sinnsubstanz des Gedichts.
Ich habe seit einigen Jahren ein bißchen Bedenken bei diesem Stück: Es hat eine Scheinlogik des Gesprächs, zeigt keinen wirklichen These-Antithese-Widerspruch auf, sondern ist pure Musikentfaltung, an den Reimen und Verslängen entlang geführt wie die Melodien eines Sonatenfragments. Es hat zwar durchaus eine antithetische Struktur, sowohl gedanklich wie auch im Bild, aber die Worte sind zu groß für einen Dialogwechsel, es landet im Reinmelodischen der ins Ewige gespreizten "Zeit". Für einen Dialog ist es zu abstrakt.
Aber es ist ja auch kein Dramenteilstück, sondern eine Art Musiskizze. Da darf es sich in der Form verlieren, wie die per se textlose Musik eben. Daß es wie ein "Text" aussieht, obwohl es sich in der Allgemeinheit des "Bildes" verliert, könnte das Mißverständnis, "Gedichte müßten immer einen mitteilbaren, verständlichen, (sich) behauptenden Sinn haben", nähren, wenn man in einem Gedicht die l'art-pour-l'art-Dimension des Melodischen überhören wollte. Es sieht also aus wie ein inhaltlicher Text, schweift aber frei ins musikalische Selbstverhältnis der thematisch im Schluß pointierten"Zeit".

(Das ist hier keine Interpretation, sondern so etwas wie ein Abweisen einer Interpretation; ich schreibe mich gewissermaßen um Kopf und Kragen).

grusz, hansz
 

Scal

Mitglied
Cello?
Ich wollte, ich könnte.
Bin auch kein Filmschaffender, aber - mitunter - Phantaseur. Als solcher sehe (schaffe) ich einen Karthäusermönch, der aufblickt, weil ihm scheint (erscheint), er habe in der Nebenzelle eine Stimme vernommen. Klingt nicht sehr logisch, aber im romanischen Dom eines Schweigens vielleicht doch?
Nun denn, ich würde also als Filmeur ins aufhorchende Antlitz das Cello "eingießen" und irgendwo dazwischen zudem die Worte Deines Textes.
Kein abend- , aber nacht- und morgenfüllender Film.

Mit Filmriss.
Zurück im 21. Jahrhundert - bei Tik-Tok. Schade? Ja, nein, ja, nein. Klingt paradox, weil: vermutlich ist ALLES göttlich, aber ich weiß noch nicht wie und warum.

Das alles hab ich kürzlichst gedacht. Beeinflusst (schönes Wort) von einem Satz: "Nur das Denken kann sagen "ich bin".
Aha. Moment bitte.
Denken hilft.


LG
 

Scal

Mitglied
Ach was, ich hab einfach versucht, die philosophisch-mystische "Gebärde" Deines Textes in einen Kontext zu versetzen, der sich durch das das Hinhören in mir gebildet hat. Wirkt vielleicht etwas abstrus, aber ist halt passiert.
Das "Denken" ist in diesem Zusammenhang als "Weltgeschehen" zu "denken".
 

mondnein

Mitglied
hätte dann nicht eine melodischere Sprachmusik durch die Zeit fließen dürfen? Mit versrhytmischen Symmetrien und Assonanzen?

Was das "cogito ergo sum" angeht, so ist durchaus zu erwägen, ob "Denken" nicht genau der Lebensmodus ist, in dem man gerade mal nicht wirklich existiert, da das denkende Subjekt den Objekten und vor allem den Gesprächsteilnehmern etwas Platz einräumt, ein kleines Bißchen Nichtsein, damit die anderen sich in mir verständlich machen dürfen. So wie der Gott der Kabbala, der in seinem unendlichen Sein ein kleines Löchlein von Nichtsein freimacht, in dem unser Daseinstraum Raum findet, das "Zimzum".
"cogito, ergo non sum"

grusz, hansz
 

Scal

Mitglied
hätte dann nicht eine melodischere Sprachmusik durch die Zeit fließen dürfen? Mit versrhytmischen Symmetrien und Assonanzen?
Hätte ich vielleicht wollen sollen, habe ich aber nicht.
Entspricht wohl mehr Deiner Domäne. Ist Dir mehr geneigt, dieses Möglichkeitsreich.

Was das "cogito ergo sum" angeht, so ist durchaus zu erwägen, ob "Denken" nicht genau der Lebensmodus ist, in dem man gerade mal nicht wirklich existiert, da das denkende Subjekt den Objekten und vor allem den Gesprächsteilnehmern etwas Platz einräumt, ein kleines Bißchen Nichtsein, damit die anderen sich in mir verständlich machen dürfen. So wie der Gott der Kabbala, der in seinem unendlichen Sein ein kleines Löchlein von Nichtsein freimacht, in dem unser Daseinstraum Raum findet, das "Zimzum".
"cogito, ergo non sum"
Das Denken ist bereits anwesend, geschehenswirkmächtig, bevor es sagt "cogito ergo sum".
Eine Lebensmodusform: Es spricht sich und mich.
 

Scal

Mitglied
und dante und beatrice und hänsel und gretel und schneeweißchen und rosenrot und hansz und scal ...
im und verschlingt sich alles sein
 



 
Oben Unten