Wie immer, Scal,
triffst Du genau in die Sinnsubstanz des Gedichts.
Ich habe seit einigen Jahren ein bißchen Bedenken bei diesem Stück: Es hat eine Scheinlogik des Gesprächs, zeigt keinen wirklichen These-Antithese-Widerspruch auf, sondern ist pure Musikentfaltung, an den Reimen und Verslängen entlang geführt wie die Melodien eines Sonatenfragments. Es hat zwar durchaus eine antithetische Struktur, sowohl gedanklich wie auch im Bild, aber die Worte sind zu groß für einen Dialogwechsel, es landet im Reinmelodischen der ins Ewige gespreizten "Zeit". Für einen Dialog ist es zu abstrakt.
Aber es ist ja auch kein Dramenteilstück, sondern eine Art Musiskizze. Da darf es sich in der Form verlieren, wie die per se textlose Musik eben. Daß es wie ein "Text" aussieht, obwohl es sich in der Allgemeinheit des "Bildes" verliert, könnte das Mißverständnis, "Gedichte müßten immer einen mitteilbaren, verständlichen, (sich) behauptenden Sinn haben", nähren, wenn man in einem Gedicht die l'art-pour-l'art-Dimension des Melodischen überhören wollte. Es sieht also aus wie ein inhaltlicher Text, schweift aber frei ins musikalische Selbstverhältnis der thematisch im Schluß pointierten"Zeit".
(Das ist hier keine Interpretation, sondern so etwas wie ein Abweisen einer Interpretation; ich schreibe mich gewissermaßen um Kopf und Kragen).
grusz, hansz