8.5.2020 (meiner Mutter gewidmet)

4,90 Stern(e) 20 Bewertungen
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Strophe 3 allein ist schon 5 Sterne wert.
 

Lastro

Mitglied
Zum Streicheln würde eher ein Lächeln passen. Aber vermutlich soll gerade dieses Unpassende das innerlich Zerbrochene darstellen. Sehr beeindruckend in der Stimmung.
Lastro
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Zum Streicheln würde eher ein Lächeln passen. Aber vermutlich soll gerade dieses Unpassende das innerlich Zerbrochene darstellen. Sehr beeindruckend in der Stimmung.
Lastro
Verstehe ich nicht? Das Lachen bezieht sich doch auf die mittlerweile Toten auf dem Bild und nicht auf die Person, die darüber streichelt. So lese ich das jedenfalls.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Ok, ich verstehe.


Aber da wäre das "Lächeln" dann doch zu simpel und nur Kommunikation mit der "Streichelnden". Ich verstehe es so, dass dieses Streicheln ihnen noch einmal Gelegenheit gibt zu leben und lachen. Noch einmal ihr Leben zu leben, zumindest im Rahmen dieses Fotos. Sie erwachen durch dieses Streicheln zu ihrem eigenen Leben.

Nur meine Sichtweise. ;)
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Revilo, die 3. Strophe finde ich ein bisschen unklar. Was wüssten die Toten?
 

Lastro

Mitglied
Ja, Cellist, das "Lächeln" war mehr eine Reaktion auf die Schnelle und leider nicht sehr reflektiert. Gerade auf dem Spaziergang ging mir so durch den Kopf, dass eine Mutter oder vielleicht auch Schwester (meine Mutter verlor im Krieg drei Brüder) mit ihrem Streicheln der Personen auf dem Foto vermutlich innerlich viel mehr zärtlich umfasst, als der Moment des gemeinsamen Lachens auf dem Foto widerspiegelt. Ich glaube, die Situation bietet viel Raum für Interpretationen, Sichtweisen. LG Lastro
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich finde schon das es die ersten beiden Strophen brauch. So ist es ein (beinahe) perfektes Gedicht. Krass

L.G
Patrick
 

revilo

Mitglied
wow, ich bin beeindruckt....ich werde noch jedem einzeln antworten.....nur so viel zum Gedicht: Wie jeden Tag telefonierte ich gestern mit meiner 92 jährigen Mutter.....2 ihrer älteren Brüder fielen im 2. Weltkrieg.....sie hat ihre Fotos herausgeholt, ihrer gedacht, die Aufnahmen gestreichelt und geweint.....ich habe unmittelbar nach dem Gespräch den Text geschrieben......die Worte flossen mir geradezu aus dem Bleistift......beim heutigen Telefonat las ich ihr den Text vor.....Sie hat geweint.....und aus einem Brief zitiert, den ihre Mutter von dem Offizier mit der Todsnachricht eine Bruders erhielt.....

Ich danke Euch allen sehr....
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo revilo!

Das ist eines der besten Gedichte, die ich hier seit langem gelesen habe.

Die Erinnerungen
tragen Schatten.
Auf den Feldern
flanieren Kreuze.
Das fängt schon grandios an. Nicht alle Erinnerungen sind schön und hell. Viele haben ihre Schatten, die sie bis in die Gegenwart werfen. Du lässt hier unnötige Gefühlsduselei sofort aus dem Spiel.

Und dann dieser Schluss:

Eine welke Hand
streichelt ein Foto.
Auf ihm lachen
die Toten so als
ob sie’s wüssten.
Der ist offen gehalten und fordert den Leser auf eigene Gedanken zu finden, eigene Rückschlüsse zu ziehen.

Ganz große Lyrik!

Liebe Grüße
Manfred
 

revilo

Mitglied
Hallo revilo!

Das ist eines der besten Gedichte, die ich hier seit langem gelesen habe.



Das fängt schon grandios an. Nicht alle Erinnerungen sind schön und hell. Viele haben ihre Schatten, die sie bis in die Gegenwart werfen. Du lässt hier unnötige Gefühlsduselei sofort aus dem Spiel.

Und dann dieser Schluss:



Der ist offen gehalten und fordert den Leser auf eigene Gedanken zu finden, eigene Rückschlüsse zu ziehen.

Ganz große Lyrik!

Liebe Grüße
Manfred

Auch Dir vielen Dank, lieber Franke.......
 



 
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