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gerian

Mitglied
Hallo Gernot,

ich darf mich nochmals zu Wort melden, denn ich erwähnte bereits früher, dass deiner Geschichte Etwas innewohnt, was reizvoll ist, um mehr draus zu machen.
Es ist das, was du eingangs schilderst, nämlich, dass in diesem Pendler-Dasein etwas passiert, und zwar in dem "das Dazwischen ist... ein Niemnandsland."
Eigentlich kennen sie sich kaum.
In der scheinbar anonymen Stimmung, die zwischen den beiden Prot. schwingt, tut sich dennoch eine tiefgehende Gefühlswelt auf.
So jedenfalls ist es dein Anliegen, wenn ich dich richtig verstanden habe. Dieses ist dir vom Ansatz her sehr gelungen.

Deiner Geschichte würdest du aus meiner subjektiven Sicht noch mehr Atmosphäre verleihen, wenn du die Beiden in einen kurzen, situationsbedingten Dialog mehr noch aufleben ließest. Ich meine die lakonische Unterhaltung vom Alkoholproblem und von der Betroffenheit der Angehörigen.

Nach meiner Auffassung sollte die Geschichte enden bei: "Das Kind hält einen Brief in der Hand."
Warum?
Wegen des offenen und/oder pointierten Schlusses.

Dein "Ich-Erzähler" beobachtet und reflektiert das Beobachtete in sich.
z.B.
"Er verstgeckt sein Gesicht."
"Ich fühle mich verantwortlich."
zeig dem Leser, wie sich dein Prot. "verantwortlich" fühlt.
Stoff für eine gute Kurzgeschichte!

Gib deinen Figuren mehr Leben.

Die Gesichte hat mir gefallen, weil der Plot gut gewählt ist.

LG
Gerd
 
Hallo Clara und Gerian

Vielen Dank für eure Mühe an meinem Text. Leider bin ich in diesen und in den nächsten Tagen nicht in der Verfassung Textarbeit zu machen.

liebe Grüße

Gernot
 

Bianka

Mitglied
Grüß Dich Gernot,

ich mag diese kurze Geschichte, sie weckt mit allen beteiligten Prots Mitgefühl und ein Umfassendes Verstehen, weil sie Fragen aufwirft, wie z.B. was ist die Vorgeschichte, wenn Menschen in eine Situation kommen, in der sie verzweifeln, sich nur noch pendelnd vorwärtstreiben und einer Sucht verfallen.

Das Ende gefällt mir gut, denn es beschreibt ein liebevolles Verständnis, Mutter und Kind geben dem Verzweifelten die Chance, die er in meinen Augen verdient hat, denn er kennt seine Not, will sie bearbeiten, der Sucht widerstehen, dafür braucht er eine Sicherheit. Die Familie, vor der er sich schämt, steht zu ihm. Sehr gut.

Die geweckte Nachdenklichkeit bleibt, denn der Ich-Erzähler "weiß, wie es ist, wenn man es nicht schafft" - warum? Weil er keine Chance in Sicherheit bekommen hat? Weil er zwar mitfühlt, aber selbst kein Mitgefühl erfährt? Fehlt es ihm an Verständnis?

Diese Fragen gingen mir beim Lesen durch den Kopf und ich bleibe mitfühlend zurück.

Darum mag ich Deine Geschichte. Sie ist sehr gut.

Liebe Grüße,
Bianka
 



 
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