Doch unrein war er,
nur geholpert, verstolpert,
weil’s Dichterherz doch
nicht so wirklich dran hing.
Die Prosa, die grinste:
Freund, wo willst du hin?
Du bist antiquiert,
deinem Dasein fehlt Sinn.
Liebe Agnete,
an dieser Stelle empfinde ich eine Ungenauigkeit bei dem "Urteil", das da ǘber den unreinen und den geholperten Reim gefällt wird, und der Aussage der Prosa, er wäre generell antiquiert und hätte keine Daseinsberechtigung mehr.
Denn tatsächlich gibt es wohl unendlich mehr geholperte, spontan im Alltag entstandene Reimgedichte als technisch lupenreine und bierernst veröffentlichte und rezensierte - irgendwann in seinem Leben hat jeder schon mal gereimt - einfach aus Freude am Spiel mit der Sprache. So, wie jeder immer wieder mal eine kleine, vielleicht nicht ganz harmonische, aber beschwingte Melodie vor sich hinsummt, die ihn gerade so "ereilt".
Das Reimgedicht bereitet seinem Schöpfer Freude. Egal, ob es gut oder mittel- bis wenigprächtig ausfällt. Da hängt vielleicht kein "Dichterherz" dran, aber ein bisschen Herz im Sinne von "herzerwärmend" auf jeden Fall. Und sei's auch nur für ein paar Sekunden. Wenn das keine Daseinsberechtigung ist...
So ganz können wir uns dem Gedicht also generell nicht entziehen. Das Reimen "macht" etwas mit uns. Und in Lied- oder Songtexten ist es so gegenwärtig wie nur irgend möglich.
Wenn sich der Text natürlich nur auf die hohe Dichtkunst bezieht, dann ist das natürlich eine sehr elitäre und einsame Perspektive.
Aber vielleicht habe ich auch nur einen jener Tage heute, wo ich dich ganz falsch lese. Die gibt's und dessen bin ich mir bewusst.
Liebe Grüße,
fee