lietzensee
Mitglied
Am Fluss
Seine nackten Beine froren. Er versuchte, den Bademantel fester um seine Knie zu ziehen. Dann blickte er wieder auf den Fluss. Noch war es dunkel. Die Zweige und Blätter der Pappeln zeichneten sich nur undeutlich gegen den Himmel ab. Doch im Osten schimmerte das erste Rot über dem Horizont.
Er war froh, dass er noch mal zu dieser Stunde herausgekommen war. Früh heimlich durch die Terrassentür, wer weiß, ob ihm das noch mal gelingen würde. Das Rot wurde kräftiger. Er versuchte den Anblick in sich aufzunehmen und eine dreifarbige Katze huschte aus dem Gebüsch. Kleines Kätzchen, vor wenigen Monaten erst war sie als Junges über die Terrasse gewackelt. Im heller werdenden Licht huschte das Tier durchs Gras. Es sprang und stürzte sich auf etwas.
Er atmete die frische Luft, während die Kälte von unten in seine Beine kroch. Das Rot am Himmel begann zu glühen. Da, die Katze hatte etwas gefangen. Zwischen ihren Zähnen schleppte sie eine Maus durchs Gras. Warmes Licht legte sich auf die Pappeln. Die Katze schüttelte ihre Beute. Vor seine Füße flog ein einzelner, roter Tropfen, arme Maus. Von der Terrasse hörte er einen Ruf. Sein Blut würde nicht so vergossen werden. Es musste behütet eintrocknen, bis er wie eine Rosine im Bett lag. Noch einmal blickte er in den roten Himmel. Dann war der Pfleger bei ihm. Gestützt ließ er sich zurück in Richtung Terrasse führen.
Zuletzt bearbeitet: