Auf dem Wasser zu singen

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Man möchte
den Tag vergehen lassen.
Allein der Lichter wegen,
die sich nur am Himmel finden,
wenn es dunkelt;

den alten Schrank noch einmal öffnen.
Das gestärkte Nachthemd, schlicht
gebügelt, im Duft des Lavendels
berühren mit den
Wangen.

Oder die Falte auf dem frisch bezogenen
Kissen um der ganzen Glätte willen
bedenken. Die durchlüfteten Oberbetten, die
makellosen
Wolken.

Irgendwo liegt ein Boot am Ufer,
schaukelt im Sonnenuntergang.
Küsse einer anderen Zeit, aufgerollt
in ein Parizske Pecivo und einen
Liebesbrief

Dort ist die Ruhe
des Frühlings in den Trauben,
Wärme von Lächeln im Wein;
Reste von Abendrot,
auf dem Wasser
zu singen
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
lieber Dio,
mit dem lavendel hast du mich natürlich sofort. ;)
aber vielleicht doch noch das süße genitiv-s?
liebe grüße
charlotte
 

fee_reloaded

Mitglied
Ich liebe die Stofflich- und Sinnlichkeit, die in diesen Zeilen steckt, Dio!

Sogar die Gerüche vermeinte ich beim Lesen aufzunehmen. Sehr sehr schön, weil perfekt in Melodie, Tempo und Bildern. Da ist nichts zu viel und nichts zu wenig - und wundervoll erzählt sowieso. Ich mag es, wenn jemand in einer für ihn so typischen Sprache erzählt und mich mitnehmen kann in seine Welt. Das ist dier hier ganz hervorragend gelungen!

LG,
fee
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
liebe fee,
ich finde, du hast das wunderbar beschrieben.
liebe grüße
charlotte
 
Hi

@lavendula hehe. Dass der Lavendel als "Charlottoanlockerinator" funktioniert, darauf wäre ich im Traum nicht gekommen. Wäre mir fast zu einfach erschienen und ich hatte alle meine Goldmünzen auf das Gebäckstückchen und den Liebesbrief gesetzt. Nun bin ich zwar arm, aber glücklich, dass Du trotzdem gekommen bist und dem Stückchen etwas abgewinnen kannst ;-)

@fee_reloaded das ist wirklich ein ganz wunderbares Kompliment und es freut mich sehr, dass der Text seine Leserin SO erreichen konnte.

merci !

mes compliments

Dio
 
G

Gelöschtes Mitglied 24479

Gast
ich bin so schwer durchschaubar, weil so offensichtlich ;) .
ich mag deine art zu schreiben. wie fee schon anmerkte:
in einer anderen sprache herumgeführt werden ist etwas
sehr schönes. das erlebe ich hier sehr oft. und das ist schön.
liebe grüße
charlotte
 

Tula

Mitglied
Hallo Dio
Bei gefühlsbetonten Gedichten läuft man als Dichter stets Gefahr ins Kitschige abzugleiten. Diese Klippe umschiffst du hier meisterhaft mit sinnlich eindrucksvollen und originellen Bildern.
Als kulinarischer Banause musste ich Parizske Pecivo googeln ;)
Nur ein Vorschlag: die Umkehrung in S1V4 würde ich vermeiden (die sich nur am Himmel finden).

LG
Tula
 
Hi @Tula

lieben Dank, dass Du Deine Eindrücke da gelassen hast, die aus berufenem Munde kommen. Dieser hochtrabende Name für das kleine, süße Stückchen Gebäck ... ja, die Menschen und die Namen ;-)

@lavendula Schönheit ist nicht umsonst seit der griechischen Antike ein Teil der Trias der höchsten Werte. Während Plato sich ja zur Definition auf Maß, Angemessenheit, Proportioniertheit bezieht (was mir natürlich viel zu apollinisch ist) , ist sie bei Schopenhauer das, was ohne Begriff durch das Gefühl der Lust bestimmt wird. Da finde ich mich auch in fremden Gedichten oft wieder @fee_reloaded hat es schon sehr schön auf den Punkt gebracht.

Hinzukommt, dass manche Gedichte bei mir erst richtig nach einigen Tagen zu "wirken" beginnen und in diesen fremden Welten der Bilder und Ideen, wie sie uns auch in Gedichten begegnen, finde ich für mich bestätigt, dass die Kunst eine Möglichkeit ist, den Willen zu überwinden, von dem Schopenhauer sagt, er halte uns in einem Zustand des Leidens. Während er in seinem Hauptwerk argumentierte, dass die Kunst uns von der Welt der Erscheinungen ablenkt und uns in eine Welt der Ideen führt, in welcher wir den Willen nicht spüren und daher frei sind von seinen Fesseln, hat er auch immer wieder Bezug genommen auf das Mitleid (mit den Kardinaltugenden Gerechtigkeit/Menschenliebe). In weiterem Sinne ist das konstruktiv-zugewandte Hineinfühlen in "Fremde" vielleicht schon ein erster Akt der Transzendenz. In diesem willensfreien Raum geschieht das wahre Wunder des Mitleids. Da würde ich ihm zustimmen.

Tula, Deinen Vorschlag habe ich gerne übernommen.

mes compliments

Dio
 
Zuletzt bearbeitet:

revilo

Mitglied
der text hat mich sofort gefangen.....er ist melancholisch, aber nicht weinerlich, nachdenklich, aber nicht anklagend...........LG
 
Hi @revilo ganz herzlichen Dank.

Deine Kategoriendarstellung (an der der Text von Dir gemessen wurde) liest sich geradewegs als "Lakmustest", an der ich zukünftig glaube ich vor dem Einstellen immer nochmal sicherheitshalber verproben werde. Merci !

mes compliments

Dio
 

sufnus

Mitglied
So... jetzt fasse ich mich einfach kurz... schließe mich den Erfreunisbekundungen an, googel noch dieses Gebäck (der erste Teil klingt nach Paris, aber Pecivo liefert mir keine richtigen Anknüpfungspunkte - bin gespannt... :) ) und ansonsten bediene ich mich der Astralsprache. :)
LG!
S.
 



 
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