Auf dem Weg (Terror)

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Kinghorst

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Am Anfang war alles wie erwartet. Wir hatten die Maschine unter Kontrolle. Hinter mir war es ruhig, weil die Passagiere dachten, sie hätten noch Zeit, sie würden „nur“ entführt. Dabei war es, so dachte ich, Gottes Wille, dass unser aller Uhren zum selben Zeitpunkt abliefen. Erhaben waren die Gefühle, als ich unseren Auftrag zu Ende führte und auf diesen protzigen Glaspalast zusteuerte. Erfüllt von einer großen inneren Ruhe starrte ich aus dem Cockpit, als sich unser Flugzeug in den Fenstern des Wolkenkratzers widerspiegelte. Menschen konnten wir dahinter gar nicht ausmachen. Ich erinnere mich, dass ich meinen Oberkörper vorbeugte und den Kopf hob, um nach ihnen Ausschau zu halten. Doch da waren nur unser Flugzeug und das Spiegelbild der Wolken und des Himmels, das ich noch wahrnehmen konnte. In mir war ein großes Glücksgefühl, kein Widerstreben und auch kein Bedauern, ehe der Feuerball uns alle verschluckte, zu schnell und zu gewaltig, um uns noch Gelegenheit zu geben, Schmerz zu empfinden.
Allerdings hatte ich damit gerechnet, dass ich, vom Körper befreit, gleich weiter gehen konnte, doch etwas hielt mich zurück. Nicht nur meine Neugier. Deshalb musste ich noch einen Blick auf das werfen, was wir verursacht hatten: Hustende, schreiende, brennende Menschen. Menschen, die sich aus Fenstern hinabstürzten, um dorthin zu gelangen, wo ich schon war, Menschen, die von Trümmern erschlagen und vom Staub erstickt wurden. Männer, Frauen, Kinder. Ich zuckte mit den Schultern meines Sphärenkörpers. Es war nicht meine Schuld, dass sie dort waren, als ich meinen Auftrag zu Ende führte. Es war ihr Schicksal, Kismet, und deshalb wollte ich mich abwenden.
„Nein, schau hin!“, sagte eine Stimme neben mir, die mir wohl vertraut war. Doch auch damit hatte ich gerechnet, dass mir statt eines himmlischen Wesens mein Vater entgegenkommen würde, um mich auf dem Weg zu begleiten, der direkt ins Paradies führen sollte. Kein Engel wäre besser geeignet, dachte ich und weinte so wie er, während wir uns umarmten. Nur kurz währte dieser Augenblick des Friedens, da stieß er mich von sich.
„Schau hin“, sagte er noch einmal, und er wies mit gestrecktem Arm auf die Szenen, die sich vor und unter uns abspielten. Während ich stumm beobachtete, hörte ich ihn auf einmal leise sagen: „Ich musste dich zu früh verlassen.“
Endlich, der Staub hatte sich gelegt, die Flammen waren gelöscht und der Rauch hatte sich verzogen, gab mir mein Vater einen Wink mit der Hand, der mir bedeutete, ihm zu folgen.
Ich begann, ihm zu erzählen, wie es zu diesem Anschlag gekommen war. Wie begeistert ich von denen war, die uns auserwählten, wie mühsam, nervenzermürbend und kompliziert die Vorbereitungen waren und wie viel Wut aber auch Vertrauen in die Richtigkeit unserer Sache wir aufbringen mussten. Ich wollte, dass er stolz auf mich ist. Nachdem er immer nur mit „Ich weiß, mein Sohn“, antwortete, während er vor mir herging, kam mir indessen mit einem Mal die Erkenntnis, dass er mich ja bestimmt die ganze Zeit beobachten konnte. Welchen Sinn machte es da noch, ihm alles, was er schon wusste, noch einmal zu erzählen. Ich war doch der Unwissende.
„Vater“, sprach ich ihn deshalb an, „wie ist es im Paradies?“
Als er sich umdrehte, um mir zu antworten, sah ich, dass er immer noch weinte. „Es ist mit Worten kaum zu beschreiben“, antwortete er. „Es ist Erkenntnis. Es ist Glückseligkeit und Friede. Wärst du nicht mein Sohn, ich hätte es nicht verlassen.“
„Weinst du deshalb, Vater, weil du es für mich verlassen musstest?“
Er schüttelte den Kopf, wandte sich ab und ging weiter.
„Gott ist groß, nicht wahr?“, fuhr ich fort.
Wieder hielt er inne und sah mich forschend an. „Ja“, sagte er, „so groß ist er, dass er den Menschen die Freiheit gegeben hat.“
„Und doch“, sagte ich, „hält er uns in seiner Hand, bestimmt unser Schicksal, nicht wahr?“
Wieder schüttelte mein Vater den Kopf. „Nein, mein Sohn, das hast du falsch verstanden. Dann wären wir doch nur Marionetten. Wir sind frei. Nichts ist vorherbestimmt. Wäre es anders, könnte kein Mensch sündigen.“
„Aber den Menschen, die dort in diesem Hochhaus waren, denen war es doch vorherbestimmt, sich gerade zu dem Zeitpunkt dort aufzuhalten, als wir das Flugzeug als Bombe benutzten.“
„Gott hat nichts vorherbestimmt. Noch einmal: Wir sind nicht seine Marionetten. Jeder lenkt seine Schritte selbst. Manchmal mag uns Gott eine Brücke bauen, aber ob wir sie betreten, bestimmen wir selber.“
„Wie ist dann Gott? Du hast ihn doch gesehen. Wie sieht er aus.“
„Er ist der Schöpfer aller Menschen. Er ist die Liebe, mein Sohn, und er hat nie etwas anderes gewollt, als die Liebe. Hast du etwas ohne Liebe zu den Menschen getan, so kannst du es nicht für Gott getan haben.“
Noch bevor ich ihm darauf antworten konnte, hielt er abrupt inne und wies mit dem ausgestreckten Arm auf eine Stelle, noch weit fort von uns, an der ein Licht strahlte, zu dem es mich mit aller Sehnsucht hinzog. „Dort“, sagte er, „dorthin musst du. Dorthin kehre auch ich gleich zurück. Aber begleiten darf ich dich nur bis hierhin.“ Dann drehte er sich wieder zu mir herum. „Setz dich hin“, forderte er mich auf. „Du musst hier warten. Ich werde dein Kommen ankündigen. Aber wenn du eine Frage hast, die ich dir noch nicht beantwortet habe, dann rufe mich und ich werde gleich bei dir sein.“
„Ja Vater, eine Frage habe ich noch. Auch wenn es mich nicht betreffen wird...“ Verlegen lachte ich auf. „Die Hölle, weißt du auch, wie die Hölle ist.“
Er zögerte, ehe er mir antwortete. „Auch die Hölle ist Erkenntnis.“
Ich verstand nicht, wollte mehr wissen. Er aber sagte nichts mehr, winkte mir zu und war auf einmal verschwunden. Verwirrt schaute ich mich um. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass um mich herum nur grenzenlose Leere war, ein dämmriges Grau und weit fort, aber umso verlockender, dieses Licht, zu dem es mich zog. Ich versuchte, mich zu erheben, um mich ihm zu nähern, doch ich konnte nur dort sitzen und warten. Also wartete ich, klopfte mit dem rechten Zeigefinger einen Takt und zählte, wie oft ich klopfte. Es kam mir der Gedanke, mir die Zeit mit einem Schläfchen zu verkürzen, aber ich war nicht müde, nicht hungrig und nicht durstig. Alles was ich wollte, war nur, zu diesem Licht zu kommen.
Ich begann schon, die Geduld zu verlieren und wollte meinen Vater rufen. Da erspähte ich plötzlich, in weiter Ferne eine Gestalt. Es war eine Frau in westlichen Kleidern. Ihr Gesicht kam mir vertraut vor, aber ich konnte es zunächst keinem Ereignis in meinem Leben zuordnen. Erwartungsvoll erhob ich mich, um sie zu begrüßen. Würde sie diejenige sein, die mich abholte, um entgültig ins Paradies zu gelangen? War sie gar eine von diesen 72 Jungfrauen, von denen die Rede gewesen war? Ich hatte dem nie Glauben schenken können, denn Begehren ist irdisch und körperlich, und den irdischen Körper lassen wir doch zurück, wenn wir ins Paradies einkehren.
Sie lächelte mich an, als sie unmittelbar vor mir stand, hob die Hand zum Gruß und nannte meinen Namen, bevor sie sich mit ihrem vorstellte.
„Sind wir uns schon einmal begegnet?“, fragte ich sie.
„Nicht direkt“, antwortete sie. „Ich war eine von denen, die aus dem Fenster sprangen, nachdem ihr das Flugzeug in den Wolkenkratzer gelenkt hattet. Hatte dein Vater dich nicht dazu ermahnt, hinzuschauen, als ich fiel, bis mein irdischer Körper auf dem Asphalt zerschellte?“
Ich senkte den Blick, versuchte meine Gedanken zu sammeln, ehe ich ihr antworten konnte. „Doch“, sagte ich, „ich erinnere mich. Du hast geschrieen. Du musst große Angst vor dem Tod gehabt haben.“
Ihre Augen suchten meine. „Ja, ich hatte Angst. Angst vor dem Sterben und genau so große Angst um meine Kinder, die nun ihre Mutter vermissen.“
„Ach, du hattest Kinder? Wie viele?“
„Drei. Ein Junge und zwei Mädchen. Aber lass mich von Anfang an erzählen. Lass mich zu dem Zeitpunkt beginnen, als mich meine Mutter zum ersten Mal spürte. Denn dazu bin ich hierher gekommen.“
Ich verstand nicht. „Wozu?“
„Um dir mein Leben zu erzählen, jeden Augenblick, von Anfang bis zum Ende.“
„Das ist bestimmt interessant, aber ich weiß nicht, ob ich so viel Zeit habe. Ich möchte dort zum Licht, ins Paradies.“
„Du kannst dich dem Licht erst nähern, wenn du dir mein Leben angehört hast.“
„Wie alt bist du geworden?“
„Nur 35 Jahre. Die musst du noch einmal mit mir erleben. Jede Freude, jede Sehnsucht, jedes Verlangen und jeden Schmerz. Ich werde dir alles so erzählen, dass du es mit mir empfinden kannst. Es wird also auch sehr spannend sein.“
„Nein, das will ich nicht. Das dauert mir zu lange.“
„Es bleibt dir keine andere Wahl.“
Sie hatte Recht. Es half mir nicht, die Ohren zuzuhalten. Ihr Stimme drang immer zu mir. Es half mir auch nicht die Augen zu schließen, denn wovon sie erzählte sah ich mit ihren Augen, ja, ich nahm sogar die Gerüche wahr, Duftendes aber auch Stinkendes, die einst in ihre Nase gedrungen waren und ich fühlte, was sie fühlte. Nur wenn sie schlief, und sie schlief nach jedem Tag, den sie mir erzählte, saß, stand oder lag ich wach und mir blieb nichts zu tun, als sie zu betrachten, über das Erzählte nachzudenken oder mich der Leere um mich herum und der übermächtigen Sehnsucht nach dem Licht, das so weit fort war, auszusetzen.
Auf einmal wurde ich dessen gewahr, dass ich, je länger ich sie betrachtete und je mehr ich von ihr erfuhr, begann, sie zu lieben. Nicht so, wie ein Mann eine Frau liebt, diese Liebe war frei von Begehren, eher so, wie ein Bruder seine Schwester, wie ein Vater seine Tochter, wie der Schöpfer das ihm anvertraute Geschöpf liebt. Zugleich wuchs meine Angst, je weiter ich sie auf ihrem Lebensweg begleitete, ihre Erlebnisse im Kindergarten, die erste scheue Liebe in der Schule, ihre Erfolge an der Universität, die große Liebe, die sie dort fand, die Geburt ihrer Kinder, die Angst vor dem Tag, an dem sie zum letzten Mal in diesen Wolkenkratzer zur Arbeit ging. Wie gerne hätte ich jetzt das Flugzeug umgelenkt, wie gerne ihr den Weg durch den Rauch zu der rettenden Treppe gewiesen, wie gerne hätte ich sie aufgefangen. Doch da war nichts mehr, was ich tun konnte. Nicht einmal in meinen Armen konnte ich sie halten, um sie zu trösten, als sie um ihre Kinder weinte, die ihre Mutter verloren hatten und um den Mann, der ohne ihre Liebe sein Leben meistern musste.
Es blieb mir nichts, als mich viele hundert Mal bei ihr zu entschuldigen und um Vergebung zu bitten. „Ich kannte dich nicht“, sagte ich. „Ich wusste nicht, wie viel Kraft, wie viel Liebe und Güte in dir ist. Für mich warst du nur ein Phantom, eine Ungläubige.“
„Dann hast du nicht gewusst, dass auch die, die ihr Ungläubige nennt, Geschöpfe Gottes sind? Und dass es doch nur einen Schöpfer gibt?“
Ich wand mich, suchte nach Ausreden und schließlich musste ich gestehen: „Doch, das habe ich eigentlich gewusst.“
Da verstand ich auf einmal, was mein Vater gemeint hatte, als er von der Hölle sprach. Ja, auch sie ist Erkenntnis. Sie ist die Erkenntnis dessen, was wir anderen Menschen angetan haben, das Begreifen der Größe unserer Schuld. Ich war in der Hölle.
Die Hände schlug ich vor mein Gesicht, warf mich vor der Frau nieder und flehte: „Vergib mir, bitte vergib mir, denn ich wusste nicht, was ich tat.“
Da antwortete sie:„Ich kenne deine Geschichte und deshalb vergebe ich dir. Sonst dürftest du dich nicht dem Licht nähern.“ Dann winkte auch sie mir Lebwohl und war auf einmal verschwunden.
Verzweifelt ging ich einen Schritt auf das Licht zu und versuchte den nächsten. Der aber war mir nicht möglich. Und so musste ich mich wieder setzen und dachte über das Leben der Frau nach und kaute an der Erkenntnis meiner Schuld, an den Schmerzen, die ich ihr angetan hatte, ihren Kindern, ihrem Mann und ihren Eltern und dem Verlust ihres Lebens, bis mir ein Gedanke kam.
„Vater!“, brüllte ich, „Vater, wo bist du?“
Daraufhin erklang hinter mir seine Stimme. „Was kann ich für dich tun, mein Sohn?“
„Ich komme nicht mehr weiter vor zum Licht. Was kann ich tun?“
„Du musst warten, mein Junge.“
„Worauf?“
„Auf den nächsten Menschen, den du geopfert hast. Auch er wird dir sein Leben erzählen.“
Ich heulte auf, sank auf die Knie. „Und wie lange“, schrie ich, „wie lange muss ich auf ihn warten?“
„So lange“, antwortete er, „wie das Leben gedauert hätte, dass die Frau vorhin noch hätte leben können, hättest du es nicht beendet.“
„Vierzig, fünfzig Jahre Leere um mich herum und die Erkenntnis der Schuld in mir, das halte ich nicht aus Vater. Gibt es denn keine Hoffnung, keinen Trost?“
„Gott ist gütig“, antwortete mein Vater. „Nach dieser Zeit, darfst du wieder einen Schritt vor und eines Tages kommst dann auch du zum Licht.“
„Ist das ein Trost?“, rief ich aus. „Wie viele Menschen waren es denn? Ich habe nicht alle gezählt, als du mir sagtest: Schau hin mein Sohn, schau hin. Kannst du denn gar nichts für mich tun? Sprichst du denn nicht mit Gott?“
„Ich habe getan, was ich tun konnte“, antwortete er. „Ich betete und flehte und warf mich vor ihm nieder. Und er erwirkte Wunder für mich. Sonst wären noch viel mehr gestorben.“
Dann verschwand mein Vater wieder und ich – ich warte ..
 
B

Bluomo

Gast
Hallo Kinghorst,

ich habe mir deine Geschichte vorgelesen, und will dir ehrlich meine Meinung (meine Meinung, und nur meine Meinung) sagen: Deine Geschichte ist Gutmenschprosa.

Dir gelingt es nicht die Gründe zu erklären, warum der Mann in den "Glaspalast" hineinfliegt. Was du in dieser Szene beschreibst ist Standart, es könnte auch auf Tausend andere Situationen und Personen zutreffen: innere Ruhe, großes Glücksgefühl, kein Bedauern, kein Widerstreben.
Somit gelingt es dir nicht mich zu überzeugen, wer oder was deine Hauptfigur ist. Für mich ist er ein grob umrissenes Zerrbild.

Dann beginnst du mit der religiösen/ethischen Komponente- was passiert mit ihm nach seinem Tod. Hier diskutierst du darüber, ob er in den Himmel kommt oder nicht. Verschiedene Personen tauchen auf, sagen etwas dazu, erklären sich. Dazu kommt dann die Komponente der Wiedergutmachung- auf eine Weise. Vermutlich ist dieser Teil ein wenig von Dante inspiriert, oder ähnlichen Darstellungen.
Leider sind die Figuren und Dialoge nicht ausreichend ausgearbeitet. Auch eine religiöse Deutung seiner Tat vorzunehmen erscheint mir nicht gelungen, weil du nie seine Gründe erklärst. Da bleibst du bei einigen Stereotypen- ein Selbstmordattentäter macht das aus Grund 1 und 2. Aber warum macht dein Selbstmordattentäter das.
Wie du ohne seine Gründe hier moralisch diskutieren willst- bleibt mir unklar. Wo ist der "advocatus diaboli", wo die Diskussion über sein Leid, seine Gründe- und wie er die Gründe der anderen dagegenstellt.

Auch die von ihm getöteten Menschen bleiben unklar, umrissen aber nie ausgemalt. Ihr Leid wird nicht greifbar, sie treten mir nicht als Bild oder Charakter vor Augen. Ihr Leid bleibt allgemein, wird nie individuell. Sie sind nicht wütend, traurig- oder es kommt nicht bei mir an.

Fazit:
Ich würde vermutlich nie eine solche Geschichte schreiben, in der ich in den religiösen Kontext gehe. Davon mal abgesehen.
Deine Darstellung hakt an den Figuren: Wenn du den Selbstmordattentäter nicht überzeugend ausfüllst, dann muss deine gesamte Darstellung scheitern, weil sie einseitig und nicht überzeugend ist. Weil er die Grundlage deiner Geschichte ist. Mir fehlt sein Hintergrund, seine Geschichte, seine Gründe- und das Gefühl dies (von deiner Seite) ernst zu nehmen. (Und ja, vermutlich würde dein Text dann angegriffen werden, weil du den Terror verharmlost). Eine moralische Darstellung so ist wie Religion: man muss es glauben- aber das kann ich bei Literatur nicht. Literatur muss mich überzeugen.

Auch die anderen Figuren müssten seine Tat in einen anderen Zusammenhang setzen, ihren Schmerz über die Tat verdeutlichen, ihr Leid. Aber auch das bleibt nicht wirklich ausgefüllt.
Dazu maßt du dir als Autor an zu entscheiden, wie Gott dies alles bewertet- und hier wird besonders schmerzlich für deinen Leser klar, daß deine Darstellung zu einseitig ist.

Insgesamt finde ich deshalb deine Geschichte nicht gelungen. Sie ist einseitig, moralisierend (ohne beiden Seiten gerecht zu werden), sie ist vereinfachend und versucht durch Gott eine Wertung vorzunehmen, die nicht aus der Geschichte kommt.

Gruss

Bluomo
 

Piratenbraut

Mitglied
Hallo Kinghorst,

für mich war es ganz anders, deinen Text zu lesen.
Er hat mich gefesselt.

Das Attentat selbst war für mich nur Einleitung zum eigentlichen Thema:

Eine Friedensbotschaft, die das Zuhören und Hineinversetzen in die Lage anderer ohne Kitsch rüberbrachte. Hier war die religiöse Komponente eher Mittel zum Zweck.

Eine von tausend Varianten, wie die Menschheit über das nachdenkt, das sie vielleicht, oder auch nicht, nach dem Tod erwartet.


Oder hab ich das jetzt vollkommen falsch verstanden? <:)

Ich fand's jedenfalls großartig!

LG PB
 

Kinghorst

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Bluomo
Deine Geschichte ist Gutmenschprosa.

Wie du ohne seine Gründe hier moralisch diskutieren willst- bleibt mir unklar. Wo ist der "advocatus diaboli", wo die Diskussion über sein Leid, seine Gründe- und wie er die Gründe der anderen dagegenstellt.

Auch die von ihm getöteten Menschen bleiben unklar, umrissen aber nie ausgemalt. Ihr Leid wird nicht greifbar, sie treten mir nicht als Bild oder Charakter vor Augen. Ihr Leid bleibt allgemein, wird nie individuell. Sie sind nicht wütend, traurig- oder es kommt nicht bei mir an.

Lieber Bluomo,

danke dafür, dass Du Dich mit dem Text auseinandergesetzt hast. Um Deine Ansprüche zu erfüllen, hätte ich ein ziemlich dickes Buch schreiben müssen. Auf diese Art und Weise kannst Du jede Kurzgeschichte in Grund und Boden kritisieren, auch Bösmenschprosa.

Grüße vom Jürgen
 

Kinghorst

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Piratenbraut
Das Attentat selbst war für mich nur Einleitung zum eigentlichen Thema:

Eine Friedensbotschaft. Hier war die religiöse Komponente eher Mittel zum Zweck.

Liebe Piratenbraut, danke, Du hast es richtig verstanden.
 
Q

Quidam

Gast
Hallo Jürgen,

ich finde, du hast eine sehr schöne Schreibe. Und das philosophische Gedankengut der Geschichte finde ich höchst interessant. Ist diese religiöse Anschauung deinem Geist entsprungen? Wenn ja: klasse. Bietet viel Diskussionsstoff.

Was den Aufbau und die Umsetzung betrifft, so bin ich etwas gespalten. Ich hätte nicht gerade den Anschlag auf das WTC genommen, um deine Glauben darauf zu stützen. Besser wäre meiner Meinung nach ein 'unpersönlicherer' Anschlag. Er als Selbstmordattentäter in einem Bus. (Dann kann ihn sogar eine Frau ansprechen und versuchen, von ihrem Leben zu erzählen.)
Nicht aus jeder Kurzgeschichte kann man einen Roman machen, allerdings aus nicht jedem Roman eine Kurzgeschichte. Und du schreibst eine Kurzgeschichte, die eigentlich ein Roman, zumindest eine Novelle sein sollte. Das ist der größte Schwachpunkt deiner Geschichte: Die Verdichtung und somit Verharmlosung.
Und die Schilderung des Lebens der Frau ist mir zu klischeehaft. Dem könntest du individuellere Züge verleihen. erste große Liebe, usw. Das hat jeder. Im Grunde müsstest du ihre Lebensgeschihte tatsächlich beschreiben - dann ist der Leser betroffener.

Fazit: Tolle Schreibe, interessante Gedankenanstöße, allerdings zu abstrakte Umsetzung, als dass sie betroffen machen könnte, was bei diesem Thema äusserst fatal ist, denn damit verharmlost du.

Freue mich darauf, die nächsten tage die Lupe nach weiteren geschichten von dir zu durchforsten.

Grüße
Quidam
 

Kinghorst

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Quidam


1) (Dann kann ihn sogar eine Frau ansprechen und versuchen, von ihrem Leben zu erzählen.)

2)Im Grunde müsstest du ihre Lebensgeschihte tatsächlich beschreiben - dann ist der Leser betroffener.

3 )Fazit: Tolle Schreibe, interessante Gedankenanstöße, allerdings zu abstrakte Umsetzung, als dass sie betroffen machen könnte,
Lieber Quidam,

erst einmal freue ich mich darüber, dass Du Dir die Zeit genommen hast, Dich mit meinem Text auseinanderzusetzen. (Und auch noch ein paar lobende Worte findest.)

zu 1) Was soll das jetzt? Ihn spricht doch eine Frau an. Oder meinst Du, sie soll ihn im Bus ansprechen???

zu 2) Ich habe extra den 08/15 Lebenslauf genommen, der tatsächlich auf mindestens 50% der Lebensläufe zutrifft, damit ich nicht erst ein Buch schreiben muss, um meine Botschaft rüberzubringen. Außerdem hätte dann dieser Lebenslauf die Botschaft verdrängt.

zu 3) Zum Glück habe ich jetzt schon einige Stimmen gehört, auch in anderen Foren, die ihre Betroffenheit, hervorgerufen durch diese Geschichte, geäußert haben. Was muss man in diesen Zeiten noch alles aufbringen, um betroffen zu machen und zum Nachdenken anzuregen?
 
B

Bluomo

Gast
Hallo Kinghorst,

zu 3) Zum Glück habe ich jetzt schon einige Stimmen gehört, auch in anderen Foren, die ihre Betroffenheit, hervorgerufen durch diese Geschichte, geäußert haben. Was muss man in diesen Zeiten noch alles aufbringen, um betroffen zu machen und zum Nachdenken anzuregen?
wenn ich darf, würde ich dir gerne darauf antworten. (Meine Meinung und nur meine Meinung.)

1. Kontrast: Eine Geschichte wirkt viel stärker, wenn ich dem Leser einen Kontrast gebe. In deinem Fall mit dem Selbstmordattentat wäre das z.B., wenn du zuerst das Flugzeug vor der Entführung beschreibst, welche Menschen an Bord sind, wie sie ihre normalen Dinge machen, lachen, Zeitung lesen.
Eine "Idylle", die durch einen Bruch- er nimmt ein Messer und geht nach vorne- zersplittert. Es kommt zur Panik und Unruhe, Angst. Die Menschen rufen mit ihren Handys zu Hause an. Jemand wird hysterisch. Andere versuchen die Mitreisenden zu beruhigen. Ein Selbstmordattentäter erzählt, dies wäre nur eine Entführung, und man wolle damit gegen die Unterdrückung der Palästinenser demonstrieren.
Gleichzeitig steuert vorne einer der Attentäter das Gebäude an.

2. Individualisierung: Gilt bei allen Figuren. Ich leide am meisten mit Figuren, die ich kenne, oder kennengelernt habe. Und ich kann auch jemand erst hassen, wenn ich ihn kenne.

Als Bsp.: Wenn in der Zeitung steht: 32 Tote im Irak, dann sind es nur Zahlen. Wenn ich aber lese, wer das war, was er wollte, wie er gelebt hat, was seine Ziele waren,... dann ist er mehr als nur eine Zahl. Und ich kann mit seinen Freunden, Bekannten empfinden.

In Geschichten funktioniert das so ähnlich: Wenn du im Flugzeug eine Frau zeigst, die ihren Mann und kleinen Sohn anruft- und heult: ich liebe dich. Sich an ihrer Tasche festhält, als würde sie das beschützen- und ich finde sie später als Tote in deiner Geschichte wieder, als sie den Attentäter sagt, was er ihr getan hat-- dann ist es individuell und stark.
Auch der Attentäter muss individuell werden, denn ich muss ihn zumindest in Ansätzen verstehen, um ihn und seine Tat zu hassen. Es geht nicht um seitenlange Ausführungen, aber es geht um einige Details, seine Gründe. Dann erst wird auch das Urteil über ihn stärker.

3. Empathie: Es geht nicht darum, daß du mit den Figuren leidest, ihre Gefühle auswertet, sondern das du ihr Leid dem Leser zeigst.
Also nicht: M. hatte Todesangst- weil das sehr ungenau und allgemein ist. Zeige wie die Figur individuell leidet:
Ein Manager der seine Brieftasche raussucht, und seine Lieben ansieht. Und dann seinen Laptop auf den Boden wirft- und anfängt seinem Nachbarn von seiner Familie zu erzählen. Dann weiß dein Leser, er stellt fest, der Mann hat Todesangst- und er hat sie auf seine Weise. Viel stärker als es nur zu nennen.

4. Sicherheit: Dein Leser fühlt sich am Anfang sicher, weil er deine Geschichte nur liest. Also musst du ihn in deine Geschichte hineinziehen, in die Figuren (er muss mit im Flugzeug sein), ihn überreden sich mit ihnen zu identifizieren- in diesem Fall mit den Opfern. (Aber auch leicht mit dem Täter).
Und dann nimm ihm die Sicherheit, gib ihm das Gefühl- auch er könnte nun in diesem Flugzeug sein. Weil dieser Anschlag nicht den Menschen im Flugzeug oder Hochhaus gilt, sondern der Lebensart und Haltung des Lesenden.

5. Hoffnung: Es muss für den Leser immer Momente der Hoffnung geben, daß alles gut ausgeht- und diese Hoffnung muss dann enttäuscht werden. Weil erst das eine Geschichte noch schwerer macht.

Gruss

Bluomo
 

Kinghorst

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Bluomo

wenn ich darf, würde ich dir gerne darauf antworten. (Meine Meinung und nur meine Meinung.)
Lieber Bluomo,

du darfst immer und gerne. Ich darf ja auch entgegnen. Und hier ist meine Entgegnung:

Es geht in diesem Text nicht um eine Flugzeugentführung. (Würde es darum gehen, wüsste ich sie spannend darzustellen und würde einen Thriller darüber schreiben.)
Text nicht verstanden! würde ich ausrufen, wenn ich Deutschlehrer wäre.
Lies Dir doch bitte dazu noch einmal den Kommentar der Piratenbraut durch.

Herzliche Grüße vom Jürgen
 

Yamana

Mitglied
hallo klinghorst,
ich finde deine auseinandersetzung mit 9/11 sehr überlegenswert und ganz abgesehen davon, ist es eine wohltat, dass sich mal jemand an ein wirklich heisses eisen heranwagt !! es ist womöglich unumgänglich daran zu scheitern, aber es lohnt sich, vorausgesetzt, der text lässt einen spüren, dass der autor sich wirklich auf das thema eingelassen hat und ich finde das hast du.
dafür: respekt.
nach meinem empfinden scheiterst du durch die perspektive: du versuchst dich in die position des gläubigen muslim einzufühlen, seine (inneren) glaubensgemälde von himmel, hölle, erkenntnis. wir landen hier im licht einer erweckungsprosa (sozusagen mit entgegengesetzten vorzeichen), einem versuch milde, güte, menschlichkeit, liebe einer abscheulichen tat gegenüberzustellen, zu bebildern und das führt zu sehr eindimensionalen bildern. wenn es dein ziel war "deren" vorstellungen mit den eigenen mitteln (der verklärung) zu schlagen, dann fehlt das notwendige quentchen distanzierung zu diesem mittel, so transportiert sich im wesentlichen, wie gesagt: da hat jemand ein stück erweckungsprosa über den 11.September geschrieben.
ich hoffe du kannst damit was anfangen ...
zum schluss nochmal: respekt dafür, dass du dich diesem Thema (womöglich DEM Thema überhaupt) angenommen hast!
Gruss Yamana
 

Kinghorst

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Yamana
hallo klinghorst,
das führt zu sehr eindimensionalen bildern. wenn es dein ziel war "deren" vorstellungen mit den eigenen mitteln (der verklärung) zu schlagen, dann fehlt das notwendige quentchen distanzierung zu diesem mittel
Liebe Yamana,

ich hoffe, Du hast meinen Text mit mehr Konzentration und Aufmerksamkeit wahrgenommen, als meinen Namen.

Erweckungsprosa klingt sehr abfällig. Nennt man das immer so, wenn einer vermitteln will, dass gewisse Grundwerte und Gesetze für alle Menschen auf der Welt gelten?

Wie, glaubst Du, könnte man dieses Quentchen Distanzierung erreichen? Hast Du da einen Tip oder einen Vorschlag?

Es bedankt sich für Deinen Respekt und Deine Anerkennung

der Jürgen Kinghorst
 

Yamana

Mitglied
kleine unverschämtheiten

spätestens am ton deiner entgegnungen auf kritische kommentare lässt sich für mich ablesen, dass du wirklich ein stück tendenziöse literatur schreiben wolltest ... dieser leicht gereizte tonfall gegenüber "andersdenkenden" (zitat: "Text nicht verstanden! würde ich ausrufen, wenn ich Deutschlehrer wäre.") lässt mich nun vorerst mal verstummen: keine lust auf kleine unverschämtheiten.
yamana
 

Kinghorst

Mitglied
Re: kleine unverschämtheiten

Ursprünglich veröffentlicht von Yamana
dieser leicht gereizte tonfall gegenüber "andersdenkenden" (lässt mich nun vorerst mal verstummen: keine lust auf kleine unverschämtheiten.
yamana
Liebe Yamama,

ich bin tatsächlich gereizt, wenn ich immer wiederholen muss, dass ich keinen Thriller über eine Flugzeugentführung schreiben wollte oder will und dass es nicht in meiner Absicht liegt, aus dieser kleinen Erzählung oder Kurzgeschichte ein Buch zu machen.

Schlimm. Ich sollte das eigentlich gelassen über mich ergehen lassen und dankbar für diese wundervollen Schreibtipps sein.

Gereizt reagiere ich auch auf die Verunstaltung meines Namen, vielleicht weil ich mich nicht hinter einem Pseudonym verstecke, sondern meinen richtigen Nachnamen angebe. Trotzdem: Ich sollte darüber stehen. Du würdest es sicherlich auch, wenn ich Dich mit Yamaha anreden würde.

Ich bitte um Entschuldigung für meine Schwächen und bedanke mich für die ausführliche Erläuterung über das Scheitern meines Textes. Vielleicht findet sich trotz allem noch eine Person, die aus diesem Wrack einen Denkanstoß mit nach Hause nimmt, der sich nicht auf die Flugsicherheit bezieht.

Grüße vom Kinghorst
 
H

Henry Lehmann

Gast
Re: Re: kleine unverschämtheiten

Hallo Kinghorst,

eigentlich bin ich immer skeptisch, wenn ich von anderer Seite auf einen Text hingewiesen werde. Aber bei dieser Geschichte hat es sich gelohnt, dem Rat zu folgen.

Mein erster Gedanke: Respekt - für den Mut, sich an dieses Thema heranzutrauen. Dafür verdienst Du schon schon mal jede Menge Anerkennung.

Was kann man über dieses Thema noch schreiben, was wir noch nicht kennen? Die Situationen im Flugzeug, im WTC, die Biographien der Täter und Opfer sind durch alle Medien gegangen. Jeder kennt sie, jeder hat den Hintergrund der Geschichte präsent. Jedes Jahr am 11.09. wird alles wieder herausgekramt und neu beleuchtet. Es ist absolut unnötig, hier noch weitere Hintergründe und Details zu liefern. Deine Gereiztheit gegenüber den hier Postenden kann ich sehr gut nachvollziehen.

Solch eine Sichtweise auf die Geschehnisse des Terroranschlages habe ich allerdings bisher noch überhaupt nirgendwo gelesen, gesehen oder gehört. So etwas kann nur die Literatur, und du hast das in meinen Augen sehr kreativ und sprachlich gelungen umgesetzt. Die Gut-Mensch-Märchenerzähler-Tonalität passt sehr gut in die Gedankenwelt der Fanatisten und trägt entscheident zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei.

Alles in allem: Kompliment und neun Punkte!

LG Henry
 

Kinghorst

Mitglied
kleine Unverschämtheiten

Abgesehen davon: Es ist natürlich trotzdem unverschämt von mir, gereizt zu reagieren, denn eigentlich muss ich jedem Leser dankbar sein, dass er sich mit meinem Text auseinandersetzt. Das meine ich so, wie es da steht, ohne Ironie und Hintergedanken.

Deshalb entschuldige ich mich für meine Gereiztheit.
 
Q

Quidam

Gast
Lieber Henry,

einen gereizten Kommentar auf meine Kritik haltest du für gerechtfertigt?
Weshalb? Weil ich der Meinung bin, durch lebendigere Charaktere hätte mich die Geschichte betroffener gemacht?
Entschuldige bitte, aber ich finde das durchaus legitim, sowas zu äussern, wenn es bei mir so ist. Wenn das für dich nicht nötig ist, ist das ja ok.

Zudem betonte ich, dass mir die Schreibe sehr gut gefällt und ich das philosophische Gedankengut klasse finde und es dadurch ja zwangszweise Denkanstöße bietet.

Das was hier Jürgen fordert, nämlich, dass die Geschichte Denkanstöße bietet, hat sie ja erreicht! Nur hat sie mich eben nicht betroffen gemacht, aufgrund der blassen Figuren.

Grüße
Quidam
 

novembermond

Mitglied
Gewichtung

Hallo Jürgen,

Du würdest mich erstaunt sehen, hätten wir beide Webcam und sähen nun einander. Erstaunt über eine meiner Meinung nach äußerst gelungene Geschichte zu einem so brisanten Thema.
Und doch ist dieses Thema nicht so brisant, denn Terror herrscht vor. Egal ob es die Türme des WTC waren oder jetzt in der U-Bahn in London, so vieles bleibt uns verborgen, weil es "einfach nicht spektakulär genug" dafür ist.

Deine Geschichte greift das für mich alles auf, jedweden Terroranschlag, ja, selbst die "kleinen" Unmenschlichkeiten in "einfachen Morden" bis noch weiter hinunter, die Tragik im menschlichen Leben, verletzt man jemanden oder wird verletzt.

Du hättest meiner Meinung nach auch das Kind nennen können, welches von jemand anderem geschlagen wird, die Geschichte hätte die gleiche gewaltige Art besessen, wie ich sie hier heraus lese. Wichtig ist nicht, was vorgefallen ist (wenngleich ich diesen Terrorakt nicht in seiner bestjalität herunterspielen möchte), sondern das, was daraus folgt. Und wüsste ich, dass die Frau gerne in ner Kneipe Caffee trinkt oder liebevoll verheiratet ist oder wqas auch immer, sie hätte genauso wenig wie eine detailierte Beschreibung der Flugzeugentführung eher zur Langeweile beigetragen, denn jeder Mensch kennt andere Menschen und jeder Mensch, der Nachrichten hört, weiß um die Geschehnisse. Also müssen sie nicht nochmal beleuchtet werden.

Du aber greifst eine andere Quint essenz auf, das Nachher und das Unerklärliche, Unergründliche. Menschen starben, doch was ist im Hinterher?!

Dir geht es auch nicht - so lese ich es hinaus - um gegenüber zu stellen von Gut und Böse, sondern um Wege, um Gedanken, um Wünsche und Träume, um letztendlich das, was das Leben ausmacht. Und im Angesicht Gottes sieht dieses Leben nochmal anders aus, dessen wir hier ein Jota näher kommen.

Ich gratuliere Dir zu einer so gewaltigen Geschichte und bin auf andere Texte von Dir äußerst gespannt.

Noch was, ich beurteite den Text nur im Sinne der Diskussion, nicht auf irgendwelche Schreibstile o.ä. Nur inhaltlich, den anderen Bereich finde ich derweil eher nebensächlich, wenngleich das so eigentlich auch nicht richtig ist, oder?
 

novembermond

Mitglied
Re: Gewichtung

"Und wüsste ich, dass die Frau gerne in ner Kneipe Caffee trinkt oder liebevoll verheiratet ist oder wqas auch immer, sie hätte genauso [red]wenig[/red] wie eine detailierte Beschreibung der Flugzeugentführung eher zur Langeweile beigetragen, denn jeder Mensch kennt andere Menschen und jeder Mensch, der Nachrichten hört, weiß um die Geschehnisse. Also müssen sie nicht nochmal beleuchtet werden."

Da habe ich mich vertan! Das "wenig" muss weg! DAnn macht der Satz auch Sinn.

Bis dann.
 

Kinghorst

Mitglied
Re: Gewichtung

Ursprünglich veröffentlicht von novembermond
Noch was, ich beurteite den Text nur im Sinne der Diskussion, nicht auf irgendwelche Schreibstile o.ä. Nur inhaltlich, den anderen Bereich finde ich derweil eher nebensächlich, wenngleich das so eigentlich auch nicht richtig ist, oder?
Lieber Novembermond,

ohne Schreibstil bzw. stilistische Mittel hätte auch Dich die Geschichte sicher nicht so berührt, wie sie es anscheinend getan hat. Aber acuh mir ist der Inhalt das Wichtigste.
Vielen Dank für Deinen Einspruch und herzliche Grüße vom

Jürgen
 



 
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