Auf die Spitze getrieben

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revilo

Mitglied
Hallo Vera,

Du hast für mich ein ziemlich treffendes Bild eines Menschen skizziert, der sich mit Schweigen und Isichhineinfressen durchs Leben manipuliert.Das Umscheppern ist eine sehr treffende Metapher.Grüße an Deine Schwester Lena . Gerne gelesen von revilo
 
Hallo Vera

Dein selbstgemachtes Bild
umscheppert dich.

Das Weltganze
hat sich nicht [blue]aufgedröselt[/blue],
dir seinen Kuss
zu übermitteln,
zusammengesetzt
aus seinen Kleinigkeiten
erträgt es deine Fragen,
[red]Pirouettentänzer[/red].

Immer enger werden
deine Kreise.

Wie lange noch
trägt dich
dein rechtes Bein
und wohin
wüschst du zu stürzen,
wenn erst Punkt Null
erreicht.


Unterstrichen: Vorschlag
Blau: Wort das ich nicht verstehe (wüschst sollte auch blau sein, aber Farbe ist ausgegangen)
Rot: finde ich nicht gelungen

Gruß Gernot
 
H

Heidrun D.

Gast
Mir gefällt das Gedicht sehr gut: Die Welt als eine Art Wollknäuel zu begreifen oder einen aufzutrennenden Pulllover, um daraus etwas Neues zu fertigen, empfinde ich als wirklich gelungene Bilder.

Und dann der Pirouettentänzer ... (Ich habe mal eine Fotomontage gemacht, mit einem der wunderbaren Weltraumfotos (natürlich verfremdet), die es mittlerweile gibt und einem solchen Tänzer ... Das passt!)

Die Malerin in mir stört sich lediglich am "umscheppert". Dieser Ausdruck erscheint mir nicht ganz so glücklich. Ich hätte vielleicht "stürzt auf dich ein" genommen, "bedrängt dich" oder Ähnliches.

Aber ich bin sicher, dass du dir dabei etwas Kluges gedacht hast.

Liebe Grüße
Heidrun
 
Hallo Vera Lena

aufmerksam - und nicht nur einmal - habe ich dein Gedicht gelesen.

Ich sehe mich als Pirouttentänzer. Drehe mich nur um mich selbst. Die Außenwelt erreicht mich nicht.
Ich weiß nicht, ob es so gemeint ist.
Das ''umscheppern'' gefällt mir auch nicht so recht.
''wüschst'' ist doch wohl ein Tippfehler?(wünschst)

Viele Grüße
Marie-Luise
 

Vera-Lena

Mitglied
Ihr Lieben,

herzlich danke ich Euch, dass Ihr Euch mit meinem Text beschäftigt habt.:)

Ich will einfach mal beschreiben, was mich bewegt hat, als ich diese Zeilen verfasst habe.

Das sind zwei Personen Das Lyri, dass sich besorgte Gedanken macht und das Lyrdu, auf das sich diese Gedanken konzentrieren.

Über das Du wird ausgesagt, dass es sich in etwas hineinmanövriert hat, aus dem es wahrscheinlich nicht so schnell wieder herausfinden wird.
Es hat sich ein Bild zurechtgemacht und hat sich darin derartig "verrannt", dass kein Zuspruch von irgendjemand anders mehr wahrgenommen wird. Deswegen das "umscheppert"; das zurechtgemachte Bild ist so "laut" dass nichts mehr hindurchdringen kann.

Die Sehnsucht des Du ging aber dahin, etwas zu erkennen, in die Weite des Unversums vorzudringen, ein Licht von dort aufzunehmen. Aber offensichtlich ist ihm das nicht gelungen und das Weltganze öffnet sich keinen Spalt, dröselt sich kein bisschen auf, so dass ein Einblick, eine Erkenntnis möglich wäre. So erscheint es jedenfalls dem Lyri.

Die Pirouette auf dem Eis bietet sich an als Bild für ein solches Verhalten, dass jemand gekonnt und mit Schwung sich um sich selber dreht, um dann zur Verblüffung des Publikums plötzlich unversehrt stehen zu bleiben.

Aber hier ist es anders. Die Kreise werden immer enger und das besorgte Lyri fragt sich, wie das enden soll und kann sich nur einen Sturz vorstellen.

Und so fragt es dann, wohin das Lyrdu stürzen könnte, denn da gibt es allerlei Möglichkeiten, das können Depressionen sein, man kann über einem solchen festgefahrenen Gedanken verrückt werden, man kann aber auch Amok laufen.

Das waren so meine Gedanken.

Lieber revilo,
Du kamst mit Deiner Auslegung dem schon sehr nahe.

Lieber Gernot, danke für Deinen Vorschlag, aber die Abweichung zu meinem Text dabei finde ich sehr geringfügig. Den Pirouettentänzer kannst Du vielleicht inzwischen auch befürworten???

Liebe Heidrun,
das freut mich, dass Du das Weltganze mit seinen Kleinigkeiten als etwas Lebendiges siehst,aus dem sich jeder die Bilder herauszieht, die ihm möglich sind.

Liebe Marie-Luise,
da hast Du ganz Recht, normalerweise bedeutet ein "Um-sich-selbst-Drehen" Egoismus. Sicher kann man das auch hier so ausdeuten, aber ich denke, es ist eine sehr spezielle Art von Egoismus, zu der sich das Lyrdu getrieben fühlt und man möchte ihm einfach zu Hilfe eilen.

Noch einmal meinen lieben Dank und liebe Grüße!
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Auf die Spitze getrieben

Dein selbstgemachtes Bild
umscheppert dich.

Das Weltganze
hat sich nicht aufgedröselt,
dir seinen Kuss
zu übermitteln,
zusammengesetzt
aus seinen Kleinigkeiten
erträgt es deine Fragen,
Pirouettentänzer.

Immer enger werden
deine Kreise.

Wie lange noch
trägt dich
dein rechtes Bein
und wohin
wünschst du zu stürzen,
wenn der Punkt Null
erreicht ist.
 



 
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