Hallo patrick, ja, ist "poetisch gewollt" (die Ängste, die mich jüngst verwirrt = verwirrten, verwirrt haben; die Lichter, die wir gestern erschaut = erschauten, erschaut haben).
"metapherverliebt, stark bebildert, verspielt" triffts ganz gut. Danke dir!
@Tula
Vielen Dank Tula für dein sorgfältiges Bedenken!
Meine Gedanken zu deinen Anmerkungen „passend“ verständlich zu machen, fällt mir nicht gleich leicht, aber ich versuch's mal.
Meinem Eindruck nach geht es um Blickwinkelnuancen. Es gibt den „Standpunkt“ einer spontanen, unmittelbaren Betroffenheitsnähe und einen Standpunkt, der einer mehr beschreibend-besinnenden, prüfenden Blickrichtung entspricht. Mit beiden sind wir alle mehr oder weniger vertraut, und wir wissen auch um unsere Möglichkeit, Standorte wechseln zu können.
Meine „Version“ (Luft) entsprang und entspricht mehr dem ersteren, deine mehr dem zweiten Blickwinkel (Abendwind). Beide haben etwas für sich - aber von meinem Standpunkt aus gesehen: das kurze Gedicht zeigt den Versuch, innerlich Vorgängiges in „mäandernder“ Bildsprache gedichtförmig mitzuteilen. Es geht dabei um mein Empfindungsverhältnis zur Poesie, nicht um irgendeine ortsbezogene Erinnerung (z.B. das Meer).
Ich kann mich erinnern, in welch staunende Verzückung mich vor vielen Jahren die Verse von Rilke:
Da stieg ein Baum. O reine Übersteigung!
O Orpheus singt! O hoher Baum im Ohr!
versetzt haben, weil ich darin das Wesen lyrischen Erschauens als inneren Erlebnismoment auf eine vollkommene Weise – ja, vor mir sah.
Klar, das mag vielleicht heute wie eine romantisierende, sich längst überlebt habende Sichtweise betrachtet werden, aber für mich ist es nicht so; einfach deshalb, weil es eben die unterschiedlichsten Bäume (Motive) gibt, und zudem noch die verschiedensten Standpunktmöglichkeiten. Aber dieses plötzliche
„Aufsteigen“ eines Verses (oftmals auch hier im Forum) oder eines ganzen Gedichtes gleich einem Sprachbildbaum erlebe ich immer wieder so wie das, wonach ich eigentlich suche, wenn ich mich der Lyrik zuwende. Manchmal wird aber dieses „Poesiebedürfnis“ von einem Diskursübermaß überdeckt, wobei ich nicht so sehr die Postings anderer meine, sondern meine eigene innere Annäherungshaltung.
Dann fühle ich mich mitunter wie verarmt und muss mich erst wieder zu einem inneren Einsamkeitsort zurücktasten um dort Luft zu holen. Da entsteht vielleicht dann so etwas wie eine Wegsuche. "Meinem" Idealfall entspricht es schließlich, die Fähigkeit für den Moment „O reine Übersteigung! O Orpheus singt“ wieder wie neu zu entdecken.
Wobei: Ein „Baum“ kann auch wie ein ruhig fließender, erzählender Klang auftauchen oder wie eine kurze Skizze pointierter Einsicht mit atmosphärischem Raum.
Vielleicht wird durch meine Erläuterung verständlich, warum ich auf deine konkreten Hinweise im Moment nicht näher eingehe.
Danke nochmals für deine Zuwendung zum Text!