Bellen vor der Tür

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James Blond

Mitglied
Nein, lieber hans,
ich werde nicht den Fehler machen, mich hier auf eine inhaltliche Diskussion einzulassen. Ich gebe nur zu bedenken, dass der Text unabhängig von den verlinkten Artikeln inhaltlich wohl kaum verstanden wird. Und das ist kein gutes Zeichen – gehört doch das Kommentieren von Kommentaren mittlerweile zum globalen Blabla, zum Worteschaum einer auf Agitation gedrillten Welt.

Es wäre sicher klüger, sich hier weder in den Mainstream, noch in ein Freund-Feind-Schema pressen zu lassen und ethische Fragen zum Krieg jenseits propagandistischer Begriffsklischees wie 'Lügner', 'Hetzer', 'Deppen','Endsieg','Stammtischbrüder', 'Selbstgerechten' etwas eingehender zu reflektieren, als sich an der grassierenden Polemik zu beteiligen. 'Rünstig' bedeutet übrigens im Gegensatz zu 'blutrünstig' nicht 'gierig nach Blut', sondern lediglich 'fließend'.

Viele Grüße
JB
 

G. Neville

Mitglied
Was den Zankapfel Ukraine anbelangt: Wenigstens der Papst ist noch des analytischen Denkens fähig:
Der Prozess des analytischen Denkens:
1. Grundsätzliche Problemerfassung
2. Erfassen der einzelnen Teil- und Unteraspekte
3. Strategien zur Problemlösung.

In den deutschen Medien und in der Politik hört man allerdings nichts von Besonnenheit, Problemerfassung, Problemlösung etc. , stattdessen wird an jeder Ecke lautstark die Kriegstrommel geschlagen. Und dass der Russe irgendwann zur NATO-Osterweiterung sagen würde: Stopp! Bis hierher und nicht weiter - war zu erwarten. Dazu musste man nun wirklich kein Hellseher sein.

Und bereits im Jahre 2014 warf Altkanzler Helmut Schmidt der EU Unfähigkeit und Größenwahn vor. Zugleich warnte er damals schon vor dem dritten Weltkrieg sollte die EU (NATO) versuchen die Ukraine anzugliedern. Wörtlich sagte Schmidt: "Wir haben dort nicht zu suchen!" https://www.spiegel.de/politik/ausl...hmidt-wirft-eu-groessenwahn-vor-a-969773.html

Und Dein Gedicht lieber Hans trifft des Nagels Kern.
 
Zuletzt bearbeitet:

Matula

Mitglied
Man kann das politische Gelegenheitsgedicht schon gelten lassen. In Wien zB Karl Kraus 1925:

Salutieren:
vor Narren die Hand zur Stirne führen.
Kriegführende Tröpfe:
darob schütteln noch heute die Kranken die Köpfe.

Schöne Grüße,
Matula
 
Es ist dies ein tagesaktuelles Gedicht und wird als solches schon verstanden werden, glaube ich. Sicherlich nicht zuletzt dank der zusätzlich verlinkten Artikel.
Ich meine: Ist ja auch zulässig, mit beigefügten Kommentaren nochmal auf ein Gemeintes hinzudeuten, nachdem man ja heutzutage in derart prekären Fragen gern absichtlich missverstanden wird.

Und auch wenn das hier scheinbar vielleicht nicht das primäre Anliegen ist und eine inhaltliche Diskussion als „Fehler“ betrachtet wird (O-Ton James Blond): Ich selbst steh auf Inhalte. In Zeiten wie diesen besonders.
Ich meine, was bringt uns eine Literatur, die sich zumeist auf unverfängliche Naturbeschreibung und die ewiggleiche Liebesproblematik beschränkt, wenn gleich nebenan die Apokalypse droht?
Dann lieber Inhalte, die es schon auch im Blick haben, wie diese Welt besser zu gestalten wäre - anstatt sie nur in ihren harmlosesten Kategorien zu beschreiben. Solche Inhalte finde ich gut.
Und das Gedicht von hans beislschmidt auch.


P.S.:
Ich selbst notierte (als Agnostikerin) zum Papst-Thema vor einigen Tagen:

2022:
Als man den Papst öffentlich als Putin-Propagandisten beschimpfte, weil er eine missliebige Friedensmeinung vertrat.
Es geschieht Seltsames:

„…Der Sicherheitspolitik-Experte Markus Kaim von der „Stiftung Wissenschaft und Politik“ (SWP) sagte gegenüber der „Bild“-Zeitung: „Der Papst wiederholt leider eine altbekannte russische Propaganda, die jeder Grundlage entbehrt…“


Die friedensheischenden Botschaften des Papstes wurden generell ein bisschen stiefmütterlich behandelt in den letzten Monaten.
War nicht viel zu lesen oder zu hören in den Medien.
Passte wohl nicht ganz ins bellizistische Narrativ.


Mit Gruß von Erdling
 

James Blond

Mitglied
Und auch wenn das hier scheinbar vielleicht nicht das primäre Anliegen ist und eine inhaltliche Diskussion als „Fehler“ betrachtet wird (O-Ton James Blond): Ich selbst steh auf Inhalte. In Zeiten wie diesen besonders.
Das hat weder mit Zeiten wie diesen noch mit meiner persönlichen Betrachtung zu tun: Die Diskussion über richtige oder falsche Strategien im Ukrainekrieg mag sich im Lupanum ausbreiten, hier gehört der Faden der Textarbeit und nicht der Beurteilung einer dargelegten Meinung.
Sicher kann man, angelangt bei Buchstabe 'P', Papst und Polt gern zitieren. Ich halte es aber für eine Schwäche, wenn ein Text aus sich heraus nicht verstanden werden kann. Und wenn es nicht so wäre, dann bräuchte man auch keine Zeitungsartikel zu verlinken. Doch ohne diese bleibt ziemlich nebulös, wogegen sich das Gedicht eigentlich richtet. Aber vielleicht passt es damit ja genau in das anwachsende Feld nebulöser Artikel, stammten sie nun vom Papst oder Polt. :)
 
Als ich nach 10 Jahren Pause wieder in der LL anfing zu schreiben, hat es eine Weile gedauert, bis ich nach Gedichte com wieder Fuß gefasst habe aber diejenigen, die meine Werke kennen, wissen, dass ich nicht der Mann der leisen Töne bin. Das macht mich natürlich angreifbar, wenn auch der zitierte Populismus dazu beiträgt. Was immer mich antreibt, es sind meist die Ungerechtigkeiten, die ich sehe und anstelle laut Sch**** zu schreien, schreibe ich einen Text. Dieser fällt dann je nach dem auch ungestüm und roh gezimmert aus.
Dieses Gedicht ist ein sogenanntes Kriegsgedicht und hat eine Jahrhunderte lange Tradition , von Goethe (Die Feinde, sie weichen, wir schießen hinterdrein, wie schön ist es ein Mannsbild zu sein) verherrlichend bis Reinhard Mey (meine Söhne geb ich nicht) verneinend. Nach dem Brief der Künstler und dem nachfolgenden Shit Storm, war ich angenehm überrascht solche Worte von Franziskus zu hören im Gegensatz zu seinem orthodoxen Spezi Kyrill, dem es gar nicht schnell genug gehen kann mit der Generalmobilmachung. Vor diesem Hintergrund der Neuzeittöne, die häufig an die Goebbelsrede im Sportpalast (wollt ihr den totalen Krieg) erinnern, denke ich, dass so ein unbequemes Gedicht schon einen Platz in einem Gedichteforum haben sollte und nicht gleich in den Keller Lupanum verschoben wird.
Beislgrüße

Rünstig' bedeutet übrigens im Gegensatz zu 'blutrünstig' nicht 'gierig nach Blut', sondern lediglich 'fließend'.
Die Abstrahierung "blut" mrin lieber James, ist der Taktung geschuldet. Mithin wird rünstig von den meisten schon als blutrünstig verstanden. Der Wortstamm geht auf Rinne zurück, wo auch gerade beim Schlachten Blut hindurch fließt.

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Dein Gedicht lieber Hans trifft des Nagels Kern
Danke Georg für den geschichtlichen Überblick, Bewertung und den Spiegel Link.

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Man kann das politische Gelegenheitsgedicht schon gelten lassen. In Wien zB Karl Kraus 1925:
Danke Matula, in meiner Wiener Zeit hatte ich immer den dicken Karl Kraus Wälzer dabei, um hernach wieder festzustellen, wie uneinholbar klug dieser begnadete Denker war.

.■

Solche Inhalte finde ich gut.
Und das Gedicht von hans beislschmidt auch.
Unter Agnostikern hast du alles, was die gesellschaftliche Relevanz anbelangt gesagt, vielen Dank dafür.

Schönes Wochenende euch allen, Danke fürs Lesen, mein Mopedd wartet.
Gruß vom Hans

By the way James ... die beiden Links verhageln ein wenig den Faden, doch das ist seit ein paar Jahren üblich, eenn es darum geht eine Quellenstütze von seriösen Medien zu leisten. Das könnte man natürlich so bewerten, dass der Autor dem Leser kein Hintergrundwissen zutraut aber gerade bei der Begrifflichkeit Sportpalast habe ich darauf verzichtet, weil das schon zur Genüge breitgetreten wurde.
Ich sehe zwar, die Argumente gegen Kriegsgefichte oder auch Schmähgedichte (siehe KL) und ich bin leicht reuig aber ich kann nicht verdprechen, dass ich es nicht wieder tue.:D
 
Zuletzt bearbeitet:

James Blond

Mitglied
Lieber Hans,
es geht mir nicht gegen Kriegs- oder Schmähgedichte, sondern darum, ob sie gut gemacht sind. :)

Ich kann mich noch gut an die Zeiten in der LL erinnern, als ich für dasselbe Gedicht sowohl mehrfach die Höchstpunktzahl von 10 als auch das Minimum von einem Punkt einheimste. :rolleyes:
Die Teilnehmer beurteilten nur danach, inwieweit der Text mit ihrer Ansicht übereinstimmte, eine recht dilettantische, wenn auch sehr verbreitete Herangehensweise ... :)
Daran hat sich auch nichts geändert.

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 23986

Gast
hier sagt jemand nicht nur tach, er redet sogar tacheles - is doch gut

ale
 

James Blond

Mitglied
"tacheles reden"? Also klar und deutlich seine Meinung kund tun? Darunter stelle ich mir etwas ganz anderes vor.
 
sondern darum, ob sie gut gemacht sind. :)
Nun gut lieber James, es scheint, dass du eine völlig andere Herangehensweise hast.
Ein Kriegsgedicht, ob für oder wider, hat eine Intention, die nicht auf Beschaulichkeit oder Unterhaltung ausgelegt ist - nein, es ist ein Pamphlet und gehorcht keinem belletristischen Balanceakt mit verkrypteten Soitzfindigkeiten, wenn auch ein Reimschema mit Kadenzen vorliegt. Es sind vielmehr Worte aus dem Maschinengewehr (unpassender Ausdruck), weniger aus dem Tintenfass der Schreibstube.

Der sterbende Soldat - gekürzt Fallbeispiel
1.Hauptmann, hol her das Standgericht!
Ich sterb′ für keinen Kaiser nicht!
Hauptmann, du bist des Kaisers Wicht!
Bin tot ich, salutier′ ich nicht!
hier gekürzt #
5. Ihr zwingt mich nicht, ihr zwingt mich nicht!
Seht, wie der Tod die Fessel bricht!
So stellt den Tod vors Standgericht!
Ich sterb′, doch für den Kaiser nicht.
Karl Kraus



Zum Wesen des Kriegsgedichts... ein paar grundlegende Spezifikationen
[ ] Oft gilt das Reimschema aa bb
[ ] Anhand von gewissen Ankerwörtern mit Wiedererkennungswert wird eine mehrstrophige Anklage erhoben
[ ] Die Sprache ist einfach und plakativ, um die Zielgruppe zu erreichen

● In meinem Antikriegsgedicht habe ich alle Ankerwörter, die ich mir für das Thema ausgesucht habe auch getextet. Vielleicht hättest du es tänzerisch mit schickem Ausfallschritt besser gekonnt - wahrscheinlich. Auf eine James Version wäre ich gespannt.

Menschlichkeit - gekürzt Fallbeispiel
Der grausamste Krieg – der menschlichste Krieg!
Zum Frieden führt er durch raschesten Sieg.
Kaum hört's der Gegner, denkt er: Hallo!
Natürlich wüt' ich dann ebenso!
hier gekürzt #
Nun treiben die beiden Wüteriche
Die Grausamkeit ins Ungeheuerliche
Durch zehn Millionen Leute,
Und wenn sie noch nicht aufgehört,
Dann wüten sie noch heute.

Frank Wedekind

Zitat James [\]
Die Teilnehmer beurteilten nur danach, inwieweit der Text mit ihrer Ansicht übereinstimmte, eine recht dilettantische, wenn auch sehr verbreitete Herangehensweise ... [\]

Das bedeutet natürlich im Umkehrschluss, dass du solchen Lesern die kognitiven Fähigkeiten absprichst, den lyrischen Gehalt zu erkennen - zu gut deutsch: ihr seid zu doof, um zu erkennen, dass dies nur ein diletantisches Machwerk ist.

Und siehst, lieber James, da genau liegen die Unterschiede bei unseren Einschätzungen.
Als Meister des geschliffenen Wortes führst du dein Florett mit kundiger Hand aber bei Kriegsgedichten ist eher der Säbel gefragt. Das hat übrigens auch Franz Werfel nicht verstanden.
Beisgrüße


nicht nur tach, er redet sogar tacheles - is doch gut
Danke für die Blumen.
Beislgrüße
 
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James Blond

Mitglied
Lieber hans,

ich habe keine andere Herangehensweise.
Es geht mir weder um Unterhaltung noch um Beschaulichkeit, sondern um Handwerkliches. Und dies sollte hier im Gereimten der wichtigste Aspekt sein. Ich spreche auch niemandem die kognitiven Fähigkeiten zu einer entsprechenden Betrachtung ab, muss aber leider feststellen, dass sie kaum stattfindet.
Die Zitate von Wedekind und Kraus spielen in einer ganz anderen Liga, ich denke, das siehst du auch. Die Liste ließe sich auch weiter fortsetzen,
etwa mit Kästners "Fantasie von übermorgen"
Und als der nächste Krieg begann
da sagten die Frauen: Nein
und schlossen Bruder, Sohn und Mann
fest in der Wohnung ein.
...
oder Tucholskys "Graben"
Mutter, wozu hast du deinen aufgezogen?
Hast dich zwanzig Jahr mit ihm gequält?
Wozu ist er dir in deinen Arm geflogen,
und du hast ihm leise was erzählt?
Bis sie ihn dir weggenommen haben.
Für den Graben, Mutter, für den Graben.
...
oder oder Tucholskys "Krieg dem Kriege"

Sie lagen vier Jahre im Schützengraben.
Zeit, große Zeit!
Sie froren und waren verlaust und haben
daheim eine Frau und zwei kleine Knaben,
weit, weit –!
...
Die Liste ließe sich natürlich fast beliebig um Autoren und Gedichte verlängern (, Brecht und Busch erspare ich uns hier einmal), aber allen ist gemein, dass sie zum Verständnis ganz ohne erläuternde Zusatztexte auskommen. Hier aber funktioniert der Text für sich allein gesehen nicht besonders. Höchstens auf recht skurrile Weise:

S1: 'Wir' können uns von den Waffen nicht schnell genug trennen, um den Endsieg doch noch zu schaffen
→ Sollten wir sie für den Endsieg nicht besser behalten? ;)
S2: Stammtischbrüder fegen beim Bier jedes Maß vom Tisch, wie einst im Sportpalast die Reden
→ Stammtischbrüder fegen kein Maß vom Tisch, sie trinken lieber ihr Bier und lauschen dabei höchstens den Reden
S3: Eine Wahl trifft ausnahmslos alle (Kanzler, Kanonier, Paläste, Hütte) , weil nur ein letztes Mal eine Bitte gilt
→ Ist man selbstgerecht, wenn man nicht auf P. oder P. hört?

Das alles wird noch garniert mit einem Papst, der vor der Tür bellen kann/darf/muss. Was für ein konfuses Bild zeichnest du uns hier? Im verlinkten Artikel war noch von der NATO die Rede, die an Russlands Haustür bellt, der Papst jedoch verleiht gegenüber einer Zeitung seinen Bedenken Ausdruck. Mein Eindruck:

Wenn ein Gefühl im Überschwang
ganz von allein in Worte fließt,
dann kann es sein, dass man im Klang
des Sinngewühls was andres liest.
;)

Grüße
JB
 
S1: 'Wir' können uns von den Waffen nicht schnell genug trennen, um den Endsieg doch noch zu schaffen
→ Sollten wir sie für den Endsieg nicht besser behalten? ;)
S2: Stammtischbrüder fegen beim Bier jedes Maß vom Tisch, wie einst im Sportpalast die Reden
→ Stammtischbrüder fegen kein Maß vom Tisch, sie trinken lieber ihr Bier und lauschen dabei höchstens den Reden
S3: Eine Wahl trifft ausnahmslos alle (Kanzler, Kanonier, Paläste, Hütte) , weil nur ein letztes Mal eine Bitte gilt
→ Ist man selbstgerecht, wenn man nicht auf P. oder P. hört?

Lieber James, es gibt anscheinend Leser, die sich durch das Gedicht angesprochen fühlen aber nicht genau wissen warum, will sagen, dass es emotional etwas auslöst, weil sich jeder seine eigene Story dazu basteln kann.

Und dann gibt es die buchstabengetreuen Leser, die in jedem Wort einen Bezug herstellen müssen, nach kausalen und temporären Hintergründem forschen müssen und alles in ihnem Weltbild unterbringen müssen. Das Müssen steht hierbei als Axiom - "wie gehe ich mit meiner Welt um?"

Aber lieber James, ein Gedicht muss gar nichts, wenn es gelesen wird. Es kann ein Lächeln, wie bei der "Bellinale" erzeugen, aber ein Gedicht ist fern von jedem Zwang.

Mich wundert, dass das Handwerkliche, ohne die metrische Aufschlüsselung, rein vom Leseverständnis her, so viele Irritationen bei dir erzeugt. Ich möchte deshalb das "Narrativ" etwas anders darstellen, quasi als Sonntagsbeschäftigung, am Beispiel einer Stammtischrunde. Vielleicht wird es dann besser verständlich. Ho ho ho.

Päpstliche Stammtischrunde

Dieter: Hey hast du das gelesen? Der Papst bellt! So was dämliches.

Erwin: Ey, bist du blöd Mann, damit ist die Nato gemeint die vor Russlands Tür sitzt und bellt.

Dieter: Aber die Nato kann doch auch nicht bellen.

Günter: Vergiss es, Dieter schnallt es nicht. Das ist als eine Warnung gemeint an Russland, dass die sich wieder einkriegen sollen und die Ukrainer in Ruhe lassen sollen.
Der Papst ist nur sinnbildlich gemeint, du Eumel.

Dieter: Hier steht was von Lügner und Hetzer, wasn das für'n Scheiß?

Erwin: Das ist die Nato mit dem senilen Biden, der hat mit den Russen mal Klartext geredet. Klare Kante Junge, verstehste? Hier in Deutschland stehn doch genug Leos und Haubitzen rum. Ab damit, rüber in die Ukraine, dort ham die ne bessere Verwendung als hier aufm Hof zu vergammeln. Alles rüber damit. Der Russe kricht jetzt ordentlich was auffe Mütze, bis nach Moskau sach ich dir. Bis nach Moskau aber Hallo.

Dieter: Wieso nach Moskau, ich denke Kiew?

Günter: Klar Moskau, warte mal, wenn unsere Leos erstma drüben sind, dann macht der Russe gar nix mehr, sach ich dir. Die Ukrainer sind so geil drauf, die treten denen in Moskau innen Arsch, sach ich dir. Und dann noch die Krauss Maffey Haubitzen, die schießen dir auf 40km das linke Auge wech. Die geilen Ukrainer machen jetzt den Russen komplett platt, der kommt nie wieder auffe Füße. Halleluja, man muss jetzt hart sein und Linie zeigen, die Russen haben's verknackt, wart nur wenn unsere Marder und Leos kommen.

Dieter: oh menno, das steht, dass der russische Außenheini mit dem totalen Krieg droht und einer Generalmobilmachung mit Reservisten unf Atomrraketen und so.

Erwin: Dem hammse wohl ins Hirn geschossen? Lass den Putin ruhig kommen mit seinem alten Schrott. Is doch alles mit Gaffa Band geflickt, hör auf.

Dieter: Abba könnte der Russe Berlin platt machen?

Günter: Lass ihn doch, dann machen wir Moskau platt, is doch logo. Nee, davor hat der viel zu viel Schiss.

Dieter: Also bringt die Bitte, tschuldigung das Bellen gar nix?

Günter: Nee, kanna sich schenken, bringt Null. Hey Babsi, noch ne Runde. Mir egal, ob der bellt oder nich. Entweder ich fahr mit dem Wohnwagen nach Spanien oder ich setz mich in meinen Schutzraum und warte bis die Scheiße vorbei is. Wär ja noch schöner, sich wegen so nem Russen ins Höschen machen, nee, echt nich.

Dieter: sach ma, wer isn dieser Polt?

Erwin: das ist der bayrische Fernsehtyp. Null Humor hat der, kein Vergleich zu Mario Barth, genau wie die andern Schwachköppe, die auffa Liste stehen, kannste auch knicken. Alles Loser, weißte. Prost.


Schönen Sonntag, ich fahre heute rüber ins Elsass ... un petit peu.
Beislgrüße
 
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James Blond

Mitglied
Eine nette Stammtischrunde, die du da belauscht hast, lieber hans!
Sie ist auch inhaltlich nicht sonderlich schwer zu verstehen und hat damit deinem Gedicht einiges voraus. :)

Ich stelle auch keine besonders großen Anforderungen an lyrische Texte; sie sollten sich lediglich bemühen, ein Thema sprachlich sinnhaft auf den Punkt zu bringen. Das kann man durchaus als Zwang empfinden, aber man sollte sich dieser Anforderung stellen, wenn man nicht unbeabsichtigt auf Dadas Spuren wandeln möchte. Sicher kann auch so etwas Emotionen auslösen, doch was dies dann ausmacht, lässt sich nur schwer ergründen. Und es wäre der Tod des politischen Gedichtes, dass ohne ein bestimmbares Anliegen keines mehr ist. Wer mit Stich- und Reizwörtern in den Suppen anderer nach Vorurteilen stochert, wird nur das bestätigen können, was für den Leser ohnehin schon klar ist.

Grüße
JB
 

Matula

Mitglied
Ich verstehe nicht viel von Gedichten, habe aber bei der Lektüre oft den Eindruck, dass man zum eigentlichen Verständnis viel Hintergrundinformation braucht. Im Zusammenhang mit dem von mir zitierten Karl Kraus-Gedicht sollte man zB wissen, dass damals die sogenannten "Kriegszitterer" (oder "Schüttelneurotiker") die Presse beschäftigt haben, weil das Kopfschütteln andernfalls nur als Verwunderung oder Missbilligung interpretiert werden könnte.
Und wer weiß, vielleicht gibt es in hundert Jahren eine Abhandlung über "Darf der Papst noch bellen vor der Tür?", so wie über Rilkes Strophe "Du mußt dein Leben ändern" oder Nietzsches "Doch alle Lust will Ewigkeit", womit K. P. Liessmann sich in seinem jüngsten Werk ausführlich beschäftigt hat.

Herzliche Grüße aus Wien,
Matula
 
Sicher kann auch so etwas Emotionen auslösen, doch was dies dann ausmacht, lässt sich nur schwer ergründen.
Ob man innerlich voraus ist oder hinterherhinkt oder umständlich googeln muss, ist immer eine Sache der Perspektive oder des Betrachters, lieber James. (Binsenweisheit ho ho ho)

Ich gebe gerne zu, dass die Schlagwörter als Totschlagargument unterschiedlich gedeutet werden können: - als DADA eher nicht, als Sarkasmus vielleicht oder als gegenstandslos, weil ohne Bezug.
Auf 18 Zeilen hättest du sicher anders getextet und sicher brilliert, weil deine Perspektive auch eine andere ist, wie auch die Ausführung.

Ein Ackergaul taugt nicht für Sprünge machen wie ein Lippizaner aber wenn der Ackergaul den Pflug in der Furche zieht, hat er Respekt, weil er die Plackerei klaglos wegsteckt. Ich hatte noch nie das Verlangen in der Hoffburg Sorünge zu vollführen, was zur Erkenntnis führt, dass man nicht auf jeder Hochzeit tanzen muss und lieber den grob gestrickten Wams trägt, als das feine Livree.

Was hat das alles mit dem Handwerklichem zu tun, könnte man jetzt fragen. Ein Büchsenmacher sollte seine Arbeit beherrschen, sonst trifft die Kugel nicht..... könnte man sagen aber das wäre genau so, als würde ein Rubens einem Kandinsky vorwerfen, er könne nicht malen oder ein Bach einem Stockhausen er wäre unmusikalisch. Immer ist es dem Zufall überlassen, wer da in der ersten Reihe sitzt und den spitzen Bleistift zückt.

Dein Zwang nur etwas Zugängliches, über der Kritik erhabenes abzuliefern, klopft zu viele Eventualitäten ab und vergisst dabei die Spontanit des wilden Grooves. Es ist perfekt, ja, aber es ist durcharrangiert und vom Blatt gespielt. Es ist der Kampf des Präzisionswiderstands gegen die Schöpfungshöhe.

Dein lyrischer Anspruch und dein Talent lassen keine Nachlässigkeiten zu und ich lebe damit seit ich denken kann. Ich bin auch d'accord, wenn mir jemand sagt: - dieser Trochäus verhagelt dir sämtliche jambischen Auftakte und wenn mir hernach ein Verbesserungsvorschlag gefällt, übernehme ich ihn gerne, sofern er mein Werk, meine Denke nicht zur Unkenntlichkeit entfremdet.
Beislgrüße

By the way ... wundert mich, dass der Thread noch unverändert steht, da scheint wohl "jemand" in Urlaub zu sein.;)



Und wer weiß, vielleicht gibt es in hundert Jahren eine Abhandlung über "Darf der Papst noch bellen vor der Tür?", so wie über Rilkes Strophe "Du mußt dein Leben ändern"

Um den Faktor Zeit habe ich mich noch gar nicht gekümmert, Matula. Auch das ist ein lohnendes Thema und wenn die Schüler in 100 Jahren das Hologramm von Beisls Texten vor sich haben, werde ich als wilder Lyrik Punk geführt und müssen in der Pause bellen :p
Beislgrüße auch an Dodo
 
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James Blond

Mitglied
Sehr fein geantwortet, lieber hans!

In der Tat scheinen wir eine ganz spezielle Urlaubssaison erwischt zu haben, die uns einen ungestörten Dialog ermöglicht. ;)

Ich kann vieles von dem nachvollziehen, was du schreibst, denke aber nicht, dass ich hier meine Messlatte zu hoch gehängt habe. Auch habe ich selbst schon auf musikalischem Gebiet Kritik erfahren müssen, die mich eklatant an eine Notengelehrsamkeit erinnerte und der ich dann meinen eigenen Groove gegenüberstellte.

Ich will auch nicht endlos auf deinem Text herumhacken, gebe nur noch einmal zu bedenken, ob die Paraphrasen 1-3, die ich deinen Strophen entnehmen zu können glaubte, einen echten Sinn ergeben. Mein Anspruch ist da eigentlich nicht besonders hoch: kein metrisches Diktum, keine lyrische Geschliffenheit, keine hieb- und stichfeste Aussagenlogik. Doch das Thema Krieg ist zu ernst, um es als flüchtige Nebensächlichkeit abzuhandeln.

Wenn der Papst vor der Tür bellen soll, dann sollte mehr als nur ein bisschen Gekläff zu hören sein. Panzerhaubitzen sind schließlich auch schwere Waffen. ;)

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 24012

Gast
da alle freunde im beisl waren, scheint es nur gerecht, dass alle bellen
 
o_O ... dass er überhaupt bellt, hätte ich nie für möglich gehalten. Der Corriere della Sera ist schon in Deckung gegangen. Die Italiener sind überrumpelt worden und müssen die Abwehr neu formieren.
Beislgrüße
 



 
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