Dancing Chris
Mitglied
Besser als gar nichts
Das Fenster war das einzig erleuchtete in der gesamten Gegend, alle anderen Bewohner der Straße waren offenbar nicht zu Hause oder waren schon Schlafen gegangen, ansonsten wäre mir der Schatten hinter dem Fenster nicht aufgefallen. Im Allgemeinen interessierte ich mich nicht für die Menschen, die diese Umwelt bewohnten, aber dieser Schatten erregte meine Aufmerksamkeit. Das lag wahrscheinlich daran, dass ein Auto schräg auf dem Gehsteig vor der Tür des Hauses geparkt war, an dessen Motorhaube ein Mann lehnte, der hin und wieder einen nervösen Blick in die Richtung des Fensters warf. Er war komplett in Schwarz gekleidet und hatte die Skimaske auf seinem Kopf bis zur Stirn hochgeschoben, um seine Zigarette rauchen zu können. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was die beiden Gestalten vor-, beziehungsweise hier zu suchen hatten, aber ich war sicher, dass sie nicht zum Saubermachen gekommen waren. Als der Mann am Auto in meine Richtung sah, blieb ich stehen und gab mir Mühe, mich nicht zu bewegen. Da ich selber einen schwarzen Anzug, schwarze Handschuhe und eine Skimaske trug, war ich nahezu unsichtbar in der Dunkelheit. Der Weg, auf dem ich mich befand, war kaum beleuchtet. Der Auto-Typ ließ seinen Blick mehrfach über mich hinwegschweifen, ohne mich zu registrieren, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem erleuchteten Fenster, wobei das glühende Ende seiner Zigarette mir durch leichtes Auf- und Abhüpfen anzeigte, dass seine Hände zitterten. Da ich nicht vorhatte, den Verkaufspreis von Jérome Spiegelmanns „Tanksäule“ zu teilen, zog ich meine Pistole, kontrollierte den auf den Lauf geschraubten Schalldämpfer und schlich direkt auf den Mann am Auto zu. Der Schatten, der immer noch hinter der Fensterscheibe hin- und herlief, beunruhigte mich ein wenig, aber ich würde Wochen der intensivsten Vorbereitung nicht vergeudet sein lassen, indem ich gerade in diesem Moment kneifen würde. Ich bemerkte den Ast erst, als er unter meinem Fuß zerbrach. Klasse, die typische Situation, in die jeder, der sich an jemanden anschleicht, wahrscheinlich mindestens einmal gelangen würde. Auch wenn es wie ein Klischee klingt, aber wer die Sache genauer betrachtet, wird feststellen, dass man täglich auf mehrere Äste tritt, warum also nicht auch nachts, wenn man sich mit nicht allzu lauteren Absichten an einen Konkurrenten heranschleicht? Meine Augen wurden von dem Licht einer Taschenlampe geblendet und meine Ohren durch das Klicken einer Glock aufgestellt. Meine Pistole ließ ich automatisch zu Boden fallen und meine Hände wanderten in die Höhe.
„Waffe fallen lassen und Hände hoch, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!“
Dachte ich es mir doch: ein Amateur. Erstens war ich seiner Aufforderung schon nachgekommen, bevor er sie ausgesprochen hatte. Zweitens ist man in unserer Branche per Du, und drittens war dieser Spruch außer Mode gekommen, seit wir festgestellt hatten, dass die Erfolgsquote unter acht Prozent lag. In der Zeit, die der Spruch benötigte, konnte einiges passieren, was den Bittsteller vom Erfolg abhalten konnte. So auch jetzt, als der Lauf meiner M1911 seinen rechten Nasenflügel leicht berührte und ich ihn grinsend fragte, was er hier zu suchen hatte, und ihm dabei die Waffe aus der Hand nahm.
„Ich bin hinter Spiegelmanns ´Tanksäule´ her“, stammelte der Junge und schielte auf den Schalldämpferaufsatz an seiner Nase. Ich grinste ihn weiter an und bewegte meinen Zeigefinger am Abzug, doch er rief verängstigt:
„Stopp! Warten Sie mal! Warum arbeiten wir nicht zusammen und teilen?“ Ich zögerte nur kurz, dann ließ ich die Waffe sinken und nickte. Der Junge atmete erleichtert auf und drehte sich sofort um, als ich ihm seine Pistole zurückgab. Nach kaum zwei Sekunden jagte ich ihm zwei Kugeln in den Rücken. Tonlos brach er zusammen und krachte auf die Motorhaube. Ich wechselte gewissenhaft mein Magazin, während er auf den Gehsteig rollte, ging in die Knie und lehnte mich im Schutze der Gartenhecke an den Zaun. Schade, dass der Trottel seinem Komplizen im Haus ein Zeichen gegeben hatte, dass es Schwierigkeiten gab, sonst hätte ich die beiden gegeneinander ausspielen können, aber ich gebe mich in der Regel mit dem zufrieden, was ich bekomme. Also schnaufte ich kurz durch und ging gebückt auf die Haustür zu, wobei ich genau auf meinen Weg achtete, um nicht wieder auf einen Ast oder eine Gummiente oder so etwas zu treten. Kurz vor der Türe spürte ich irgendein dummes Gefühl in der Magengegend, als ich merkte, dass ich schon wieder einen Anfängerfehler gemacht hatte, weil ich nur auf den Weg unter mir und nicht auf die Umgebung vor mir geachtet hatte. Das fiel mir etwas negativ auf, als ich plötzlich wieder das Klicken einer Glock hörte und, als ich aufsah, den dazugehörigen Lauf auf meine Stirn gerichtet sah. Der Besitzer dieser Glock war, wie die meisten Leute, die sich heute Nacht herumtrieben, in Schwarz gekleidet, und hatte seine Skimaske professioneller Weise komplett heruntergezogen. Dass er grinste, bemerkte ich trotzdem, ich hörte es quasi. Er sagte keinen Ton, signalisierte mir mit der Pistole, dass ich aufstehen sollte. Selbes Spiel, selbe Regeln: Innerhalb weniger Sekundenbruchteile hatte ich ihm das Handgelenk gebrochen, die Waffe, die aus seiner vor Schmerz geöffneten Hand fiel, aufgefangen, ihn mit einem Schuss wahrscheinlich die Kniescheibe zertrümmert und, während er noch fiel, drei weitere Kugeln auf seinen Brustkorb abgefeuert. Ich richtete mich auf, warf die Glock beiseite, ließ meine M1911 in den Holster gleiten, rückte meine Krawatte zurecht und betrat das Haus - wie es sich gehörte - durch die geöffnete Vordertür. Als ich mich kurz umgesehen hatte, fand ich die „Tanksäule“… Besser gesagt, ich fand eine billige Kopie an der Stelle, an der sie hätte hängen sollen. Denn das Original lag auf dem Esstisch vor dem Kamin, von meinem reizenden Vorgänger schon zur Hälfte in Packpapier eingeschlagen. Was für ein hässlicher Schinken, dafür hätte ich niemals ein Vermögen hingeblättert. Aber ich war ja auch nur der Lieferservice für die Kunden, die mich am besten bezahlen wollten (und konnten), insofern war mein Geschmack in dieser Situation überhaupt nicht gefragt. Ich sondierte also noch einmal das Terrain, um eventuelle weitere Konkurrenten zu entdecken, aber es war niemand zu sehen. Ich löschte alle Lichter, schloss die Haustür und schob die Kommode davor, die daneben stand. Dann suchte ich die nächste Toilette auf, vergewisserte mich, dass sich tatsächlich kein Fenster in dem Raum befand, schaltete das Licht an und setzte mich auf den zugeklappten Deckel der Kloschüssel. Nachdem ich die Nummer meines Auftraggebers gewählt hatte, meldete sich eine raue, tiefe, kratzige Stimme:
„Hmm?“
„Hi, Karl-Heinz, hier ist Carlos, ich bin so weit.“ Es war ein paar Sekunden still, dann meldete sich Karl-Heinz (selten peinlicher Deckname für einen milliardenschweren Kunsthändler-Gauner) wieder:
„Wer ist da?“
„Carlos!“
„Hmm…“
„Ich bin der, der die ´Tanksäule´…“
„Achja, der lange Blonde?“
„Gen… Nein, nicht ganz.“
„Der mit der blöden Brille?“
„Nö…“
„Der mit den gegelten Haaren?“
„Ja.“
„Okay.“
„Wer sind die anderen, von denen du redest?“
„Hmm? Oh, ähm… Absicherungen… Bist du auf der Toilette?“
„Ja, wie du gesagt hattest.“
„Gut, bleib´ da, ich schicke meinen Fahrer los, in fünf Minuten ist er da. Gib ihm das Bild, das Geld folgt morgen.“
„Und wer versichert mir, dass ich das Geld wirklich erhalte?“
„Niemand.“
„Ah… Sehr gut…“ Ich verließ den Toilettenraum, suchte kurz den Hintereingang und öffnete die Türe.
„Ja… Bis dann… Mein Fahrer bringt dir das Geld morgen persönlich vorbei“ Ich packte die „Tanksäule“ einhändig zu Ende ein.
„Carlos, hast du gehört?“ Ich verließ das Haus durch den Hintereingang.
„Ja, ich höre dich…“ Ich hob ein Bein über den hinteren Gartenzaun.
„Hast du verstanden, was ich gesagt habe?“ Die vier Schüsse aus den zwei Pistolen trafen mich an der Schulter, am Rücken, an der Seite und am Herzen.
„Carlos?“
Ich wachte auf, stellte sofort fest, dass das Bild weg war und die zwei Clowns gar nicht so blöd gewesen waren, mich voll gelinkt hatten, und offenbar, ebenso wie ich, gerne kugelsichere Westen und Knieschoner trugen, wenn sie „ausgingen“. Ich zuckte kurz mit den Achseln, griff mir meinen Notizblock, strich den Auftrag mit der Nummer 439 durch, las mir 440 durch, ging zurück ins Haus und sah mich kurz um. Als ich wenige Minuten später das Haus durch die Vordertür verließ, die zwei Bilder von Ricco von Castiell unter dem Arm, lief der Fahrer von Karl-Heinz mit erhobener Pistole auf mich zu. Ich brach ihm im Vorbeigehen die Nase und mehrere Zähne aus, dann stieg ich in seinen Wagen, in dem sich die „Tanksäule“ befand, startete den Motor und fuhr los. Ob einer mehr oder weniger, was macht das schon? Während ich die menschenleere Straße entlangfuhr, ergriff ich die „Tanksäule“ und warf sie aus dem geöffneten Autofenster.
Das Fenster war das einzig erleuchtete in der gesamten Gegend, alle anderen Bewohner der Straße waren offenbar nicht zu Hause oder waren schon Schlafen gegangen, ansonsten wäre mir der Schatten hinter dem Fenster nicht aufgefallen. Im Allgemeinen interessierte ich mich nicht für die Menschen, die diese Umwelt bewohnten, aber dieser Schatten erregte meine Aufmerksamkeit. Das lag wahrscheinlich daran, dass ein Auto schräg auf dem Gehsteig vor der Tür des Hauses geparkt war, an dessen Motorhaube ein Mann lehnte, der hin und wieder einen nervösen Blick in die Richtung des Fensters warf. Er war komplett in Schwarz gekleidet und hatte die Skimaske auf seinem Kopf bis zur Stirn hochgeschoben, um seine Zigarette rauchen zu können. Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was die beiden Gestalten vor-, beziehungsweise hier zu suchen hatten, aber ich war sicher, dass sie nicht zum Saubermachen gekommen waren. Als der Mann am Auto in meine Richtung sah, blieb ich stehen und gab mir Mühe, mich nicht zu bewegen. Da ich selber einen schwarzen Anzug, schwarze Handschuhe und eine Skimaske trug, war ich nahezu unsichtbar in der Dunkelheit. Der Weg, auf dem ich mich befand, war kaum beleuchtet. Der Auto-Typ ließ seinen Blick mehrfach über mich hinwegschweifen, ohne mich zu registrieren, dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder dem erleuchteten Fenster, wobei das glühende Ende seiner Zigarette mir durch leichtes Auf- und Abhüpfen anzeigte, dass seine Hände zitterten. Da ich nicht vorhatte, den Verkaufspreis von Jérome Spiegelmanns „Tanksäule“ zu teilen, zog ich meine Pistole, kontrollierte den auf den Lauf geschraubten Schalldämpfer und schlich direkt auf den Mann am Auto zu. Der Schatten, der immer noch hinter der Fensterscheibe hin- und herlief, beunruhigte mich ein wenig, aber ich würde Wochen der intensivsten Vorbereitung nicht vergeudet sein lassen, indem ich gerade in diesem Moment kneifen würde. Ich bemerkte den Ast erst, als er unter meinem Fuß zerbrach. Klasse, die typische Situation, in die jeder, der sich an jemanden anschleicht, wahrscheinlich mindestens einmal gelangen würde. Auch wenn es wie ein Klischee klingt, aber wer die Sache genauer betrachtet, wird feststellen, dass man täglich auf mehrere Äste tritt, warum also nicht auch nachts, wenn man sich mit nicht allzu lauteren Absichten an einen Konkurrenten heranschleicht? Meine Augen wurden von dem Licht einer Taschenlampe geblendet und meine Ohren durch das Klicken einer Glock aufgestellt. Meine Pistole ließ ich automatisch zu Boden fallen und meine Hände wanderten in die Höhe.
„Waffe fallen lassen und Hände hoch, wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist!“
Dachte ich es mir doch: ein Amateur. Erstens war ich seiner Aufforderung schon nachgekommen, bevor er sie ausgesprochen hatte. Zweitens ist man in unserer Branche per Du, und drittens war dieser Spruch außer Mode gekommen, seit wir festgestellt hatten, dass die Erfolgsquote unter acht Prozent lag. In der Zeit, die der Spruch benötigte, konnte einiges passieren, was den Bittsteller vom Erfolg abhalten konnte. So auch jetzt, als der Lauf meiner M1911 seinen rechten Nasenflügel leicht berührte und ich ihn grinsend fragte, was er hier zu suchen hatte, und ihm dabei die Waffe aus der Hand nahm.
„Ich bin hinter Spiegelmanns ´Tanksäule´ her“, stammelte der Junge und schielte auf den Schalldämpferaufsatz an seiner Nase. Ich grinste ihn weiter an und bewegte meinen Zeigefinger am Abzug, doch er rief verängstigt:
„Stopp! Warten Sie mal! Warum arbeiten wir nicht zusammen und teilen?“ Ich zögerte nur kurz, dann ließ ich die Waffe sinken und nickte. Der Junge atmete erleichtert auf und drehte sich sofort um, als ich ihm seine Pistole zurückgab. Nach kaum zwei Sekunden jagte ich ihm zwei Kugeln in den Rücken. Tonlos brach er zusammen und krachte auf die Motorhaube. Ich wechselte gewissenhaft mein Magazin, während er auf den Gehsteig rollte, ging in die Knie und lehnte mich im Schutze der Gartenhecke an den Zaun. Schade, dass der Trottel seinem Komplizen im Haus ein Zeichen gegeben hatte, dass es Schwierigkeiten gab, sonst hätte ich die beiden gegeneinander ausspielen können, aber ich gebe mich in der Regel mit dem zufrieden, was ich bekomme. Also schnaufte ich kurz durch und ging gebückt auf die Haustür zu, wobei ich genau auf meinen Weg achtete, um nicht wieder auf einen Ast oder eine Gummiente oder so etwas zu treten. Kurz vor der Türe spürte ich irgendein dummes Gefühl in der Magengegend, als ich merkte, dass ich schon wieder einen Anfängerfehler gemacht hatte, weil ich nur auf den Weg unter mir und nicht auf die Umgebung vor mir geachtet hatte. Das fiel mir etwas negativ auf, als ich plötzlich wieder das Klicken einer Glock hörte und, als ich aufsah, den dazugehörigen Lauf auf meine Stirn gerichtet sah. Der Besitzer dieser Glock war, wie die meisten Leute, die sich heute Nacht herumtrieben, in Schwarz gekleidet, und hatte seine Skimaske professioneller Weise komplett heruntergezogen. Dass er grinste, bemerkte ich trotzdem, ich hörte es quasi. Er sagte keinen Ton, signalisierte mir mit der Pistole, dass ich aufstehen sollte. Selbes Spiel, selbe Regeln: Innerhalb weniger Sekundenbruchteile hatte ich ihm das Handgelenk gebrochen, die Waffe, die aus seiner vor Schmerz geöffneten Hand fiel, aufgefangen, ihn mit einem Schuss wahrscheinlich die Kniescheibe zertrümmert und, während er noch fiel, drei weitere Kugeln auf seinen Brustkorb abgefeuert. Ich richtete mich auf, warf die Glock beiseite, ließ meine M1911 in den Holster gleiten, rückte meine Krawatte zurecht und betrat das Haus - wie es sich gehörte - durch die geöffnete Vordertür. Als ich mich kurz umgesehen hatte, fand ich die „Tanksäule“… Besser gesagt, ich fand eine billige Kopie an der Stelle, an der sie hätte hängen sollen. Denn das Original lag auf dem Esstisch vor dem Kamin, von meinem reizenden Vorgänger schon zur Hälfte in Packpapier eingeschlagen. Was für ein hässlicher Schinken, dafür hätte ich niemals ein Vermögen hingeblättert. Aber ich war ja auch nur der Lieferservice für die Kunden, die mich am besten bezahlen wollten (und konnten), insofern war mein Geschmack in dieser Situation überhaupt nicht gefragt. Ich sondierte also noch einmal das Terrain, um eventuelle weitere Konkurrenten zu entdecken, aber es war niemand zu sehen. Ich löschte alle Lichter, schloss die Haustür und schob die Kommode davor, die daneben stand. Dann suchte ich die nächste Toilette auf, vergewisserte mich, dass sich tatsächlich kein Fenster in dem Raum befand, schaltete das Licht an und setzte mich auf den zugeklappten Deckel der Kloschüssel. Nachdem ich die Nummer meines Auftraggebers gewählt hatte, meldete sich eine raue, tiefe, kratzige Stimme:
„Hmm?“
„Hi, Karl-Heinz, hier ist Carlos, ich bin so weit.“ Es war ein paar Sekunden still, dann meldete sich Karl-Heinz (selten peinlicher Deckname für einen milliardenschweren Kunsthändler-Gauner) wieder:
„Wer ist da?“
„Carlos!“
„Hmm…“
„Ich bin der, der die ´Tanksäule´…“
„Achja, der lange Blonde?“
„Gen… Nein, nicht ganz.“
„Der mit der blöden Brille?“
„Nö…“
„Der mit den gegelten Haaren?“
„Ja.“
„Okay.“
„Wer sind die anderen, von denen du redest?“
„Hmm? Oh, ähm… Absicherungen… Bist du auf der Toilette?“
„Ja, wie du gesagt hattest.“
„Gut, bleib´ da, ich schicke meinen Fahrer los, in fünf Minuten ist er da. Gib ihm das Bild, das Geld folgt morgen.“
„Und wer versichert mir, dass ich das Geld wirklich erhalte?“
„Niemand.“
„Ah… Sehr gut…“ Ich verließ den Toilettenraum, suchte kurz den Hintereingang und öffnete die Türe.
„Ja… Bis dann… Mein Fahrer bringt dir das Geld morgen persönlich vorbei“ Ich packte die „Tanksäule“ einhändig zu Ende ein.
„Carlos, hast du gehört?“ Ich verließ das Haus durch den Hintereingang.
„Ja, ich höre dich…“ Ich hob ein Bein über den hinteren Gartenzaun.
„Hast du verstanden, was ich gesagt habe?“ Die vier Schüsse aus den zwei Pistolen trafen mich an der Schulter, am Rücken, an der Seite und am Herzen.
„Carlos?“
Ich wachte auf, stellte sofort fest, dass das Bild weg war und die zwei Clowns gar nicht so blöd gewesen waren, mich voll gelinkt hatten, und offenbar, ebenso wie ich, gerne kugelsichere Westen und Knieschoner trugen, wenn sie „ausgingen“. Ich zuckte kurz mit den Achseln, griff mir meinen Notizblock, strich den Auftrag mit der Nummer 439 durch, las mir 440 durch, ging zurück ins Haus und sah mich kurz um. Als ich wenige Minuten später das Haus durch die Vordertür verließ, die zwei Bilder von Ricco von Castiell unter dem Arm, lief der Fahrer von Karl-Heinz mit erhobener Pistole auf mich zu. Ich brach ihm im Vorbeigehen die Nase und mehrere Zähne aus, dann stieg ich in seinen Wagen, in dem sich die „Tanksäule“ befand, startete den Motor und fuhr los. Ob einer mehr oder weniger, was macht das schon? Während ich die menschenleere Straße entlangfuhr, ergriff ich die „Tanksäule“ und warf sie aus dem geöffneten Autofenster.