Hey, Ihr Lieben!
Wenn man seine Verse bestimmten Personen widmet, erzeugt das immer auch ein bisschen eine Lesebarriere für diejenigen, die sich leicht frustriert fragen, wer zum Henker jetzt dieser Widmungsträger sein soll und in welcher Beziehung der wohl zum Gedicht steht und warum der "Dichter" einem jetzt diesen Namen reindrückt. Dieses Vorgehen wirkt also immer auch ein bisschen manieriert, bildungshuberisch oder Name-dropping-mäßig.
In Zeiten von google & co. kann der Leser natürlich die asymmetrischen Verhältnisse recht schnell einebnen (im Zweifelsfall reicht der Horizont des Autors auch nur bis zum einschlägigen Wikipedia-Artikel).
Umsomehr ist die Frage zu stellen, ob dieses Widmungsverfahren auch einen inhaltlichen Mehrwert hat.
Hier habe ich Ted Hughes ins Spiel gebracht, weil tatsächlich die Lektüre seines Gedichts "Hawk Roosting" Ausgangspunkt meiner Verse war.
Ted Hughes ist - wie Beisl schon schrieb - einer der paradigmatischen Dichter, die "Objekte" der belebten und unbelebten Natur in Versen besungen haben, vom Habicht weiter zum Jaguar, zum Fuchs, zum Mauersegler, zum Hecht, zur Drossel oder zum Zaunkönig. Eine vergleichbare Reihe lässt sich bei Hughes auch für Elemente der Flora bilden. Ted Hughes war kein urbaner Mensch; der ländlichen Tier- und Pflanzenwelt dürfte er sich verbundener gefühlt haben als den Menschen. Schon in seinem etwas vierschrötigen Äußeren wirkt er bäuerlich, erdverbunden, ein Landei. Zugleich war Ted Hughes einer der Vertreter des literarischen Establishments seiner Zeit: Poete Laureate des britischen Königshauses und auch mit dessen Mitgliedern in vertrautem Umgang (regelmäßige Angelausflüge mit der Queen Mom in Balmoral sind verbürgt, ebenso wie ein gemeinsames Picknick mit ihr und Charles nach dem Besuch einer Blumenschau nahe Sandringham), ein hochgeehrter Dichter, der konsequenterweise in der Poets' Corner der Westminster Abbey verewigt wurde.
Aber was hat das jetzt mit dem Themen der Grausamkeit "domestizierter Tiere" und der Treue in einer Partnerschaft auf sich?
Dazu ist zu sagen, dass bei allem Ruhm, den Ted Hughes für seine Gedichte errang, sein Wirken doch (zumindest zu Lebzeiten) vom Selbstmord seiner Ehefrau Sylvia Plath überschattet wurde, selbst eine der bedeutendsten lyrischen Stimmen des 20. Jh. Die Ehe von Hughes und Plath muss ungeheuer turbulent gewesen sein und beide taten sich ganz bestimmt nicht gut. Sylvia Plath war von schweren Depressionen geplagt und verdächtigte Hughes der Untreue. Insider behaupten, ihre Vorwürfe seien anfangs unbegründet gewesen, aber zum Ende Ihrer Ehe hin hatte Hughes ein Liebesverhältnis mit einer anderen, Assia Wevill, die um die Zeit von Sylvia Plath Selbstmord von Ted Hughes schwanger war. Auch Assia Wevill beging später Suizid und tötete dabei auch das zu dem Zeitpunkt vierjährige gemeinsame Kind. Den späteren Selbstmord eines Sohnes von Ted Hughes und Sylvia Plath hat Hughes nicht mehr erleben müssen. Die Grausamkeit domestizierter Tiere.
Soviel zum Hintergrund der Verse.
LG!
S.