Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
du nanntest mich verlorenes boot
ich dich zerrissenes segel

wir waren uns so fern
so nah


[Alles hat seine Zeit
Alles braucht seine Zeit]


auf allen vieren kriechend
tiere ich durch die dunkelheit

ich schreie in die nacht
doch die sterne schweigen


die schönste antwort auf den tod
ist das leben

schreit mir die hoffnung entgegen

3…2…1
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Bahnhöfe haben keine Namen. Sie gleichen Abschieden, die nur Gefühle kennen.

Mein Platz ist am Bahnsteig 7, auf dieser Bank, die einer Litfasssäule des Lebens gleicht. Hier sitze ich und füttere Tauben. Zwischendrin schreibe ich Einkerbungen in die Bank. „Bitte schreibe mir“ oder auch: „Kannst du dich an mich erinnern? Ich bin der dunkelhaarige Junge aus der Disko“
Ich fülle Hoffnungen mit Buchstaben. Denke mir Geschichten dazu.

Morgen wird sie hier sitzen und diese Worte lesen: „Kannst du dich an mich erinnern?“ Ihre Gedanken werden zurückschweifen … “Da war doch dieser hübsche schwarzhaarige Junge, der mich ständig anlächelte“.
Hoffnungen sind wie Blüten.

Ob die Tauben wohl von der Freiheit träumen? Nur träumen, zu feige zum großen Flug. Ich kam schon mal bis München. Dann verließ mich der Mut. Rom sollte es werden. Rom und ein neues Leben. Es wurde ein Rückfahrticket.
Wenn du einmal umgekehrt bist, packst du´s nicht mehr. Dann bleibst du, und das Wort „Sehnsucht“ erhält eine neue Dimension.

Hier auf dem namenlosen Bahnhof trifft man all die Feiglinge. Die, die nie den Zug genommen oder verpasst haben. Willy, der Bettler, der seinen Verstand versoff und von morgens bis abends durch die Halle läuft.
„Ich bin de Willy, ich bin de Willy. Haste mal `en Euro. Ich bin de Willy, de Willy.“

Seine Liebe hat damals den Zug genommen. Konnte seinen Suff nicht mehr ertragen. Er kommt täglich und inspiziert alle ankommenden Züge. Hofft immer noch. Wie ein Wiesel hüpft er zwischen Bahnsteigen und Halle hin und her. In seinem Gang ähnelt er ein wenig dem Glöckner von Nôtre Dame. Deswegen nennen wir ihn Quasimodo. Meine Tauben mögen ihn nicht. Er ist ihnen zu wild und wuselig, stört ihre Mutlosigkeit.

Dann ist da noch die alte Helen. Die lungert immer in der Stehkneipe rum. Legt für ein Glas Bier ihre Titte auf die Theke …und für noch eins kannste damit spielen. Sie ist unsre Lady Dracula. Hat oben nur noch ihre Schneidezähne im Mund … lispelt sich einen ab. Wenn die richtig voll ist und in Fahrt kommt … aber Hallo!
Dann läuft die Helen schon mal durch den Bahnhof und macht fremde Männer an.
„He, Alter! Für ´nen Fuffi mach ich es dir“, öffnet ihren Mund, und zeigt ihnen das, was sie erwartet.
Wir lachen uns ´nen Ast, wenn wir in die ängstlichen Gesichter der „Möchte-gern-und-doch-keinen-Mut-Freier schauen. Helens Alter hat ihr die Zähne aus dem Maul geschlagen. Sie hatte nicht rechtzeitig aufgehört zu weinen. Wegen der Totgeburt und den ewigen Vorwürfen. „Du bist schuld. Bist einfach zu blöd für alles. Als der Krebs ihr eine Brust nahm, schmiss er sie raus.
„Siehst aus wie ´en Zombie“, hatte er gesagt. Zombie und Dracula … sie verstand und ging.

Klaus hat vor einer Woche beschlossen zu gehen. Er nahm den ersten Zug am Morgen. Man fand seine Reste zwischen den Gleisen verteilt … Er hatte immer betont, dass er seine Tochter nicht missbraucht habe. Sie habe es ihm aus Wut angetan. „Vielleicht war ich wirklich zu streng mit ihr. Aber deswegen darf man doch seinen Vater nicht so in den Dreck ziehen!“ Mir steht kein Urteil zu. Wer weiß schon, kennt die Geschichten?

Eine Bild-Zeitung weht über den Boden. Hinterlässt Spuren von nacktem Fleisch, Nachrichten und Lügen zwischen den Gleisen und Kippen.

Nachts treffen wir uns in der alten Lagerhalle. Die Neuen und die Alten. Erzählen uns Lügen und Wahrheiten. Keiner kann sie unterscheiden. Spielt auch keine Rolle. Die meisten Geschichten lesen wir in den Gesichtern der Menschen auf den Bahnsteigen. Daraus modellieren wir uns eine Welt …
Letzte Nacht fragte mich ein Milchgesicht, wie es mich hierher getrieben hätte.
Ich schaute ihn an und schwieg.

Am nächsten Morgen ritzte ich ein paar Gedanken in meine Bank …
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
equilibrium

vögeln die verdammten tauben auf meinem fenstersims.
verpisst euch, haut ab!
was soll das? hast du sie geschickt?
einer deiner kleinen perversen nadelstiche?
sieht dir ähnlich.
von hinten durch die brust ins herz hinein.
es reicht, hau ab aus meinem kopf.
such dir ´nen neuen wirt für deine kranken spiele.
ich bin es leid. dich leid!
du hast die nacht herbei geschrieen.
dich selbst in den nächsten tag gerettet.

mein equilibrium hab ich dich genannt.
warum nur, sag warum?

geh! dann werde ich sehen.
was auch immer.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Verliebtes Sein (haikisenryuisch)

Hummeln im Hintern.
Ach was! Kolibris auf Speed.
Und im Kopf nur dich.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Augen wie Monde

Manchmal, wenn du bei mir liegst,
ganz unverstohlen in mich blickst,
mit deinen Mondenaugen meine Seele prüfst,
öffnest du dich. Dann sehe ich,
durch deiner Augen Blick, in dich.
In deine Seele, die nur ihrer selbst bedarf.
Die, wenn sie Liebe schenkt, kein Halten kennt.
Sehe, durch deine Mondenaugen mich;
ganz nah, ganz fremd. Spüre,
wie du durch meine Augen auf dich blickst,
weiß um dein Fühlen, um die Fremde,
diese Nähe. Bin ganz du…und Du bist ich.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ach so!

Ich dachte,
die Welt sei eine Scheibe.
Aber Scheibenkleister.
Sie ist eckig…im Quadrat.
Nein Quatsch,
natürlich im Quadranten.
Wobei der begrenzte Schnitt,
ab einer Ebene… Momento Mori:
Man beachte die Punkte
auf den begrenzenden Achsen,
die in der Regel,
manchmal auch ohne eben jene,
keinem Quadranten gehören.
Also nicht. Sprich:
Mori in Momento.
Wobei nun doch,
zumindest im kartesischen System,
wo, entgegen allem Sinn, sprich:
Rechtsherum gelinkst wird;
nichts, dem Uhrzeigersinn gehört,
da er nicht ist, sondern linkst,
im quadranten Quadrat.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Somnambule

Letzte Nacht
erschien mir das Paradoxe
ganz selbstverständlich
in seiner widersprüchlichen Wirklichkeit.
Ich folgte ihm aufs Dach,
auf dem ein Elefant mit Krückenbeinen saß,
der sich mit einer zerflossenen Uhr darüber stritt,
ob die Zeit eine lineare Erscheinung sei.
Ich setzte mich zu ihnen,
verwandelte mich in eine Allegorie und sagte:
Was mich betrifft, betrifft mich nicht.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ach, wie lästig sind Geburtstage!
All die Glückwünsche!!
Ach, wie liebe ich diese Last!!!


Ich danke euch...von Herzen.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Er suchte in ihrem Gesicht
dieses Gedicht,
das ihm einst von ihr erzählte.

Alles was er fand,
stand nun in ihren Falten.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Donner und Doria

Es kam ganz verklärt,
wie das Schlagwerk am Anfang des Bolero.
Untermalt vom Wispern des Windes
zog Grau mit ein paar Tupfern Schwarz
über mich. Willkommen, dachte ich,
verhuschten die Wolken doch das Tal
des Todes, das auf Urlaub Station
über unserem Ort gemacht hatte.
Doch kaum gedacht und haste nicht gesehen,
paukte und trompetete die Welt
um mich herum. Herbst, dacht es mir,
beim Flug der Blätter, Weltuntergang,
als Ziegel einen Reigen um sie tanzten.
Ich hielt Ausschau nach Holländern und
kryptischen Zeichen, denn es war
als wollten sich Sodom und Gomorrha
ein Stelldichein über Delkenheim geben.
Doch gerade, als ich wirklich und tatsächlich
an ein Gebet dachte, war´s vorbei.
Der Wind wisperte, untermalt vom Schlagwerk
des Bolero, sein Lied, und das Meer der Ruhe
nahm am Himmel Platz.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Untermalt vom monotonen Gesang der schwarzen Falken
und dem endlosen Rauschen der mobilen Gesellschaft,
schwebt der volle Mond durch mein nächtliches Zimmer
und erzählt mir Geschichten, für die es keine Worte gibt.
Freddy, mein vollmondtrunkener Kater, fühlt sich geneigt
ihm eine atonale Arie zu singen und Anton, den kaum etwas berührt,
bläst einen schnarchenden Blues dazu. Ich blicke in Gedanken
aus dem Fenster um heimlich ins Fenster lugen zu können.

Nachtwandlerisch stehe ich im nächtlichen Zimmer.
In meiner Hand eine Glühbirne, die monden den Raum erhellt.

Ich rezitiere:

Heute Abend werde ich zum vollen Monde wandern,
mit einem Klappstuhl im Gepäck.
Ich werde mir ´nen Platz im Meer der Ruhe suchen,
in einem Krater, nicht zu tief, so dass mein Blick gerade so…
…über den Rand hinweg auf unsre Erde fällt.
Meine Augen werden tauchen, tief ins blaue Blau hinein,
und dort, ganz unten, am Grund des tiefen blauen Blau,
werd´ ich mit mir allein im Reinen sein.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Sehr geehrter Kunde,

Als vorbeugende Maßnahme alle unsere Kunden sind erforderlich, um Bankkonto zu aktualisieren.
Bitte durch diesen Link gehen, um die Aktualisierung selbst zu tun.
Sparkasse Bank sicherzustellen, dass System-Verifikation sorgen jeden Monat, um bessere Dienstleistungen für unsere Kunden valable bereit zustellen.

[Hier bin ich durch den Link gegangen]!

Nachdem Update wird einer unserer Mitarbeiter Sie kontaktieren, um den gesamten Prozess zu vervollstandigen.
Wenn der Vorgang abgeschlossen ist, werden Sie wie gewohnt ihr online-Banking mit der Sparkasse verwenden können.

Wir wollen Ihnen im Voraus für Ihre Mitarbeit danken.

SPARKASSE
Mit freundlichen Grüßen,
Sparkasse.





Sehr geehrte Sparkasse,

als einer ihrer aller Kunden bin ich natürlich ihrer vorbeugenden Maßnahme gefolgt und durch den Link gegangen.
Dort habe ich, wie von Ihnen gewünscht, meine Bankdaten hinterlassen.
Anschließend wie von Ihnen angeraten, die Aktualisierung selbst getan. Ich kann Ihnen also an dieser Stelle (jenseits des Link) versichern,
dass Sie sich keine Sorgen machen müssen. Für mich, also einer ihrer aller Kunden, ist alles valable.
Da das Update nun abgeschlossen ist, warte ich darauf, dass mich einer ihrer Mitarbeiter kontaktiert, damit wir gemeinsam den gesamten Prozess vervollstandigen können. Für meine Mitarbeit brauchen Sie nicht zu danken, schließlich möchte ich nicht, dass Sie sich jeden Monat um die System-Verifikation sorgen müssen.

Ich freue mich auf den Anruf ihres Mitarbeiters und verbleibe

mit freundlichen Grüßen,

Kunde
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Weit

Ich lehne mich hinaus
Ins Niemalsland
Dort lebt ein Kind
Namens Ich

Wäre ich
Wäre nicht

Der Blick zurück
Hinein
In das was ist
Im Immerland
 



 
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