He.
Da hat doch vor ein paar Minuten ein Regenbogen an mein Fenster geklopft.
Fragte mich, ob er eintreten dürfe.
Es wäre ihm draußen entschieden zu nass, und schließlich könnten meine müden grauen Tapeten
ein wenig Farbe vertragen.
Diesem Argument konnte ich mich nur schwerlich verschließen.
Ich ließ ihn also ins Zimmer, und tatsächlich, die Farben wärmten den Raum,
ließen ihn in einem ganz neuen Licht erscheinen.
Doch kaum begann ich mich von Herzen daran zu erfreuen, klopfte es wieder.
Draußen auf der Fensterbank, hatte sich eine Regenwolke breit gemacht.
Ich öffnete und fragte höflich, was sie den wünsche.
„Einlass“, brubbelte sie.
Da kein Regenbogen mehr vorhanden, wüsste sie nun nicht mehr wo die Grenze sei.
„Keine Ordnung mehr“, spuckte sie mich mit ihrer feuchten Aussprache an.
„Wie soll eine anständige Regenwolke denn noch wissen wo sie sich entleeren soll,
wenn so ein Hallodri wie Sie sich wagen, den Regenbogen, der gleichzeitig Grenzlinie ist,
bei sich aufzunehmen und die natürlich Ordnung zu stören.“
Da ich nicht das geringste Interesse an ihrem nassen Inhalt hatte, schloss ich antwortlos das Fenster.
Doch sie war schneller. Quoll durch die letzten kleinen Ritze, bevor der Riegel zuschnappte.
Sofort war es in der einen Hälfte der Zimmers, dort wo sich die graue Wolke aufplusterte, um die Farbenpracht geschehen. Die andere Seite, bespannt von des Regenbogens Farben, erschien weiterhin palettenreich.
Gerade wollte ich schlichtend in den Disput der beiden eingreifen, als es abermals am Fenster klopfte.
Hinter der Scheibe lächelte mich die Sonne dümmlich an. Ich ging durch den mittlerweile knietiefen See zum Fenster und öffnete.
„Haben sie zufällig eine etwas dümmliche graue Wolke und einen übertrieben bunten Regenbogen gesehen? Die beiden sind mir abhanden gekommen, und nun irre ich umher, und frage mich, warum ich vor mich hinbrüte.“
Noch bevor ich antworten konnte, hatte die Sonne die Beiden gesehen und betrat ungebeten mein Zimmer.
„Hab ich euch! Das könnt ihr doch nicht machen. Hatten wir nicht ein Abkommen getroffen. Einer für alle!“
Darauf entbrannte eine Diskussion, in die ich nicht eingebunden war. Die Drei stritten heftig über für und wider von Gemeinsamkeiten.
„Ich brauch keine Sonne, ganz gewiss nicht“, nieselte der Regen.
„Ja und ich? Braucht die Sonne tatsächlich jemanden außer sich?“
Nur der Regenbogen schien auf Einigkeit zu drängen. Er sprach über Gedankenaustausch, den jeder für sich allein nicht hätte. Mal kitzelte er einen Sonnenstrahl hier, mal lobpreiste er die Schönheit eines jeden einzelnen Regentropfens, welcher in dieser Einzigartigkeit nur von eben jener Regenwolke geboren sein könne.
Ich habe es mir zwischenzeitlich auf der trockenen Seite des Zimmers bequem gemacht. Von Zeit zu Zeit bitte ich die Sonne, mit einem ihrer Strahlen über meinen Boden zu wandern. So verhindere ich Schlimmeres.
Natürlich habe ich versucht, die Drei los zu werden. Als ich sie bat, mein Zimmer zu verlassen, riefen sie im Chor:
„Sind Sie verrückt? Bei dem Dreckswetter?!“