Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dort
wo dein Schatten begraben liegt
singt Orpheus seine ewigen Weisen

Ich blicke in die Tiefen der Dunkelheit
Und wünschte ich wäre Apollon
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Also!
Die Welt iss ja so was von groß.
Biste ganz fertig.
Weißte nicht, wie man das alles erfassen soll.
Dann kommt dein Schatz.
Umarmt dich.
Und die Welt ist so mir nix dir nix ganz groß und klein zugleich.
 
Zuletzt bearbeitet:

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Die Leut, also eigentlich auch seine ganze Familie,
haben immer so getan als sei er ein Unfall.
Etwas das, verschweigt man es, so was wie unsichtbar wird.
Unsern …, Punkt Punkt Punkt, ei die weil er noch lebt,
und die Leut in Delgem alles lesen, auch wenn se so tun,
als könnte sie`s nicht, also unsern …
[natürlich werden sie´s lesen und wieder schwätzen,
weil sie die Punkte entschlüsseln werden,
und schwätzen in ihrer Natur, ihrer DNA liegt.
Aber ich kann zumindest so tun, als meinte ich jemand anderen]
iss neber de Kapp.
Unsern…war ein Nachzügler, der vierte Sohn.
Seine Brüder alles Kerle und ganz klar im Kopp.
Die Leut ham geraunt, dass sei Mutter zu alt gewesen sei.
Wenn du den … sehen würdest, und er grad nix sagt
[zu dem unsichtbaren Begleiter an seiner Seite],
würdeste nix merken, von wegen neben de Kapp und so.
Aber die meiste Zeit iss er da.
Musste dir so vorstellen: De … kommt dir entgegen. So mir nix dir nix.
Und plötzlich dreht er seinen Kopp zur Seite und fängt an zu schwätze.
Da kommen dann so Sätze wie:
‚Mit dir an meiner Seite verraumschiffe ich die Zeit‘.
Anschließend scheint er angestrengt einer Antwort zu lauschen.
Nickt, schüttelt den Kopp oder lacht…manchmal weint er auch.
Gestern ging er an mir vorüber und sagte:
‚Du bist mir doch nicht gleichgültig‘.
Ich antwortete, dass mich das freue, bis ich sah, dass sein Blick von mir abgewandt war
und ich kapierte,
‚Nein, nein! Du bist mir gleich (und hier machte er eine Pause) gültig‘.
dass er seinen unsichtbaren Freund meinte.
Ich stell mir dann immer einen großen Hasen vor.
Weißt schon, wie damals in ‚Mein Freund Harvey‘.
Ich stell mir den Hasen vor und bin ein wenig neidisch auf … .
Ei die weil ich es mir schön vorstelle, so einen Freund zu haben.
So einen ganz und gar persönlichen Freund.
Einen, der immer für einen da iss.
Und mir ist schon längst klar geworden,
dass dieses neben de Kapp sein, nichts mit dem zu tun hat,
was die Leut hier im Dorf sich darunter vorstellen.
Gar nix!
Würden die dem … mal zuhören, so richtig zuhören,
wüssten sie`s. Aber sie lauschen nur.
Sehen nur das für sie Offensichtliche.
[Das mit dem … iss eine dieser Bordsteinkantengeschichten.
Über die man drüber stolpert.
Wo immer was hängen bleibt.
Ei die weil man sich beim Gestolpere was ausgerenkt.
Und das meldet sich immer wieder.
Iss wie mit der Migräne und dem Wetter.
Eigentlich, sagste dir, haste mit der Geschichte nix zu tun.
Eigentlich.
Aber was iss schon eigentlich?
Schauen wir es uns mal an, dieses 'eigentlich'.
Nennen wir den Bordsteingeschichte einfach ‚Vorurteile‘.
Und schon biste bei Blicken und Getuschele.
Schon biste mittendrin, schon stolpert man,
ei die weil‘s einem auf `en Keks geht.}
Wo war ich?
Ach da!
Letztens hat der … zu seinem Freund folgendes gesagt
(und ich hab’s mir gleich notiert, ei die weil’s so geil war):
Der Tod ist unser Leben
Wir tanzen still um ihn herum
Jetzt weißte auch, warum ich gerne neben dem … gehe.
Hörste immer wieder Sachen, die nicht von dieser Welt sind.
Und die Leut denken bestimmt, dass ich mittlerweile auch neben de Kapp bin,
wenn sie sehen, wie ich mit ihm laufe und nicke,
lache, traurig schaue und hin und wieder auch mal weine.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Mond
Hängt ganz schön in den Seilen
Da hat er was mit mir gemein
Wie ich Einsame in fernen Gefilden
Nur als Idee in Köpfen schwirre
Nur eine Idee in fremden Köpfen
Köpfen
Die sich ein gemeinsam erträumen
Das es nicht gibt
Dass es das Nichts gibt
Nur das wahre Nichts
Und wir glauben, glauben,
Dass es sich gut anfühlt
So zusammengeschnürt
Zu einem kleinen Päckchen Leben
Das es nicht gibt
Und die Erkenntnis
Lässt uns wahnsinnen
In unseren Häusern
Die es nicht gibt
Wie dies Leben
Unsinkbar
Laut nautischer Metapher
Wohl war
Dieses Nichts
Grundlos unterkellert
Maybe it's the weather
But I got nothing in my heart
Singt mein kaltes leeres Herz
Grundlos
Bitte bleib
Wie du bist
Nun
Da ich graue und drohne
Übers kosmoverse Nichts hinweg
Mir ist arg
So arg
In meinem Kopf
Der nur eine Idee des Nichts
Ist
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Otto,
es ist immer eine Freude, Deine Werke zu lesen. Sehr schöne lesbare Gedichte. Herzlichen Dank.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Aus Februarnebelpupillen

Meine Gedanken hegeln sich aus wittgenschen Steinen heraus
Sie ent- und verzehren das synaptische Gestrüpp
Was werden wir tun, was werden wir tun, schreit mein Hirn

Bilder wie Texturen überschatteten den Tag
Es begann mit dieser weißen Taube
Die sich am Fensterglas das Genick brach

Ihre toten Augen brachten meine Besinnung zur Besinnung
Und ich nahm das letzte Blatt
Vom allerletzten Baum
Legte meine Dunkelheit hinein
Bettete das Blatt zur Ruh

Und ging...

… in zerebraldualistischer Erwartung
Im aufgehenden Mond unter
 

petrasmiles

Mitglied
Ein erschreckend eindringliches Bild der Verzweiflung - und das Ringen mit ihr.
Und die uralte Einsicht in die Begrenztheit menschlichen Wollens und Könnens.
Möge die aufgehende Sonne den Protagonisten mit sich nehmen in einen Tag, der neue Blätter knospen und Heerscharen von Spatzen zwitschern lässt.

Liebe Grüße
Petra
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dichter. Papier vorzeigen.
Wir wissen um euer Tun.
Versteckt hinter euren Worten
rumort das Freigeistige.
Wo kommen wir da hin?
Von wegen jeder denkt sich was er denkt.
Uniformiert sei der Gedanke.
Gleich im Schritt…zack, zack.
Doch ihr Poetenpack,
mit euren Worten hinter den Worten.
Die verleiten und leiten.
Der Mond ist der Mond ist der Mond.
Nie bekommt einer die dunkle Seite zu Gesicht.
Aber ihr könnt es nicht lassen.
Rückseite und darunter und weiter und weiter.
Eines jeden Menschen Welt sei seine Scheibe.
Er will geführt sein.
In seinen Gedanken, in seinem Tun.
Gerahmt, begrenzt und gut.
Und Punkt.
Drum Dichter sei gewarnt.
Wir wissen um dein Tun.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wir nannten es Liebe

Die brownsche Bewegung von sanft aneinander vorbei-
schwebenden Molekülen holte mich aus der Realität.
Auf der anderen Seite hatte ich gerade festgestellt,
dass es keine Gerade zwischen A und B gibt.
Dazwischen lagen einfach zu viele Unwägbarkeiten,
die ich gerade Schritt für Schritt am durchwandern war,
als mich die Moleküle streiften und zu dir brachten.
Weg von den Unwägbarkeiten.

Deine Hände erkundeten mich.
Ein paar Millimeter von meiner Haut entfernt,
streichelten sie über meinen Körper.
Unsere Moleküle trafen sich, sie umgarnten -
ver und entknoteten sich,
fanden sich immer wieder aufs Neue,
spielten und neckten sich,
sprangen von deiner auf meine Haut,
durchdrangen unsere Poren
und gebaren ein vollkommen neues Atom in uns.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
À la recherche du temps perdu

Meine Zunge fährt über die Lippen
Auf der Suche nach dem Geschmack von Schleckmuscheln
Kirschlutschern und Himbeerbonbons
Versuche meinen Herzschlag zu erhöhen
So hoch wie damals
Kurz vor dem Öffnen der Wundertüte

Die Tür öffnet sich
Du trittst hinein und küsst mich
Die Wundertüte Liebe öffnet sich
Das Herz schlägt über
Und meine Lippen schmecken Kirsche
Mit einem Hauch von Honig und Himbeere
 



 
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