Bruchstücke

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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Herbst (ungeschminkt)

der herbst, der alte trübe sal.
gerade eben wollt´ ich ihm in seine bunten augen schauen.
schon blies er schwer ein lied, aus grauen trüben noten,
auf der melan cholie. es tönte ‚nie, nein nie‘, war ich das bunt,
nein nie. ich bin das ganze drumherum, aus tod und nass und kalt.
das bunt, es zeigt mir nur, was ich nie war, nicht bin.
sprach´s und blies sein lied, aus grauen trüben noten.
 

John Wein

Mitglied
Von wegen die Inge wär ja selbst Schuld gewesen.
Immer ihrn Mann so gegängelt.
Der hätt ja gar keine Luft mehr zum Atmen gehabt.
Glück hättse gehabt, die Karin.
Otto,
Werklisch, net dass isch misch hier irgendwie so einfach einmische will, awwer isch versteh‘s net rischtisch. Das Karin war doch dem Mann (Karl?) sei Frau un’s Inge war das Monsche mit dem der doschgebrannd is. Müsste da net es Karin mit seim Bevormunde Schuld gewese sei, dass der Mann (Karl?) mit dem Inge abgehaue is? Odä vesteh isch das jezz net rischtisch?
N‘Gudde! John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Otto,
Werklisch, net dass isch misch hier irgendwie so einfach einmische will, awwer isch versteh‘s net rischtisch. Das Karin war doch dem Mann (Karl?) sei Frau un’s Inge war das Monsche mit dem der doschgebrannd is. Müsste da net es Karin mit seim Bevormunde Schuld gewese sei, dass der Mann (Karl?) mit dem Inge abgehaue is? Odä vesteh isch das jezz net rischtisch?
N‘Gudde! John
Da sagste was. Schon geändert. Merci!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich sitze vor einem Haufen Chicken McNuggets und versuche zu ergründen welchen Einfluss diese auf die permanente Ausdehnung des Universums haben.
'Vergiss nicht die Barbecue-Soße mit einzubeziehen', sagst du, nachdem ich dir von meinen Gedanken erzähle.
Du blickst aus dem Fenster. Deine Augen fangen das Grau ein.
Übersetz mir die Namen der Farben in Bilder, der Herbst macht mich vergessen, sprechen sie.

Gestern sah ich dieses Paar in einem Park auf einer Bank sitzen. Sie saßen stumm da.
Bei manch einem anderen Paar hätte man den Eindruck gewinnen können,
dass sie sich nichts mehr zu sagen haben. Aber dieses Paar ruhte in sich, um ihre unantastbare Liebe wissend, die ich förmlich spüren konnte.
Dieses Bild, wie sie da saßen und über den kleinen Teich sahen, umgeben von Bäumen, die langsam in den Winterschlaf hinübergleiten...
die perfekte Verbindung zwischen Haiku und Senyru bildend. Ich dachte an uns, und dass ich mir genau dies für uns wünsche.
Dein Blick wandert zu mir. In deinen Augen schimmern alle Farben des Herbstes.

Wir sitzen stumm an diesem Ort und wissen um die permanente Ausdehnung unseres Universums.
 
Zuletzt bearbeitet:

John Wein

Mitglied
Ja, ja der Herbst, dieser introvertierte Schönmaler und Tröster des Abschieds. Deine Bruchstücke wie wohl und meine Bandscheiben wie weh. ;)
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Müde fällt das Eichenblatt in den Herbst hinein.
Hinein, hinein und haste nicht gesehen dem kleinen Eichhörnchen,
das über den Boden wieselt und blickt als wollte es sagen:
Suchen, suchen, suchen. Schnell, schnell, schnell.
Es ist schon spät, so spät…auf den Kopf.
Dort bleibt das müde nasse Eichenblatt kleben
und der Mensch ganz hin und weg vom Bild, denkt:
Passt schon.
Und dazwischen…
mit Verlaub, nicht,
dass er dem geeichten Hörnchen zu nahe treten wollte,
…im Laub,
ein Schläfer auf der Suche nach der 7.
6 hatte er schon, aber 7, diese Verflixte ixte.
Sprachs, nein dachts, nein instinkte,
der Dachs, das Stink, das Sechs und das eichgelaubte Hörnchen
im Laub, mit Verlaub.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich hatte Magen...
...und Darm...und Würg und Kotz. Dann hatte ich noch...nein, lieber nicht.
Auf jeden Fall waren alle Ausgänge geöffnet, sämtliche Schleusen ausgefallen.
Seit gestern ist der Schleusenwärter wieder bei der Arbeit.
Jetzt hab ich blass und schwach und noch ein wenig Würg und Kotz.
14 Sudoki der Schwierigkeitsstufe 8 habe ich während meiner Toilettenaufenthalte gelöst
(neuer Rekord).
8 Toilettenpapierrollen ihrer Existenz entledigt (ebenfalls neuer Rekord).
Keiner hat das Rein-Raus-Essensspiel je schneller gespielt.
Selbst die Nase spielte mit ...ok, ich schweige.
Zu den üblichen Tipps von wegen was hilft und was nicht:
Vergesst sie.
Seid einfach bereit, ein paar Tage lang zu sterben.
Danach wirds wieder. Schluck für Schluck. Bissen für Bissen.
Ach ja...unser Bad wurde mit 234 Kacheln gefließt. Die Wände.
Boden: 72.
Drei illegale Bewohner der Gattung Pholcidae, mindestens einer der Gattung Lepisma saccharina.
Der Lepisma saccharina ist übrigens ein lustiger Geselle.
Er kreuzt und quert seinen bzw. unseren Lebensraum mit einem Gedöns...eine wahre Freude.
Außerdem bewohnt ein Klopfgeist unser Bad.
Er lebt anscheinend zwischen der alten Wand und der Rigipsverkleidung.
Versuche der Kommunikation meinerseits (bestimmte Klopfintervalle...in der Hoffnung auf gleichklopfende Antwort) scheiterten.
Ich kann übrigens, allerdings mit äußerster Anstrengung, das gegenüber...
...fast an der Decke befindliche Gespinst einer Pholcidae, mit blasebalgähnlicher Atmung in Schwingung versetzen.
Außerdem ist es mir möglich...nein, lieber nicht.
Ich denke, ich mach an dieser Stelle mal Schluß, ei die weil da wieder was in Anzug bzw. Auszug ist.
Oh Gott...bitte steh´ mir bei!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt erinnere ich mich gerade an die Zeit zurück.
An die Zeit, als ich Ende November an den Weihnachtsmann schrieb.
In der absoluten Gewissheit, dass die Post bei ihm ankommt.
Bei ihm persönlich, versteht sich.
Ich kann mich noch an die Reihenfolge der Wünsche erinnern.
Erst kamen einmal die ganz persönlichen Wünsche.
Carrera-Bahn, Cowboy- und Indianerfiguren, ein Fort und und und.
Dann kamen die Wünsche, die mir von außen angetragen wurden.
Mama sagte immer, ich dürfe die armen Kinder in der Welt nicht vergessen.
Und die Gesundheit unserer Familie natürlich auch nicht.
Und den Frieden in der Welt schon gar nicht.
Also wünschte ich mir nach meinen Wünschen Frieden für die Welt,
Gesundheit für unsere Familie und dass alle armen Kinder auf der Welt nicht hungern müssen.
Außerdem wünschte ich mir mit unsichtbarer Tinte, dass wir an Weihnachten
nicht in die Kirche gehen müssen.
Das der Karl, bekannt auch als Arsch der Klasse, gar nichts geschenkt bekommt.
Abgesehen von Krankheit und Armut, versteht sich.
Ich schrieb und schrieb, sicht- bzw. unsichtbar.
Natürlich schaute meine Mutter immer noch mal nach.
Nach dem Sichtbaren, versteht sich.
Das war die schlimmste Zeit.
Die Streichzeit. Motto:
Nein, das geht nicht. Und das auch nicht.
Für die anderen Kinder soll doch auch noch was übrig bleiben.
Super!
Dann soll also der irgendwer mit meiner Carrera-Bahn spielen.
Und nur damit der nicht so arm ist.
Aber dafür durfte ich dann arm dran sein.
Super. Echt super!
Und dann musste ich den Zettel noch einmal schreiben.
Mit höchstens 5-6 Wünschen drauf, statt 20-30.
Eigentlich waren mir die anderen Kinder egal.
Und nach dieser Streichattacke waren sie mir noch egaler.
Aber wenigstens stand das Fort noch auf dem Wunschzettel.
Und die Figuren auch.
Ja und dann kam immer der feierliche Augenblick.
Wunschzettel ab in den Umschlag und Adresse drauf.
An den Weihnachtsmann!
Mehr braucht es nicht, hat Mama immer gesagt.
Die Post an den Weihnachtsmann kommt immer an.
Und das stimmte auch.
Was auf dem Zettel stand, kam immer unter dem Weihnachtsbaum an.
Echt geiles Wunder, sag ich euch.
So wahrhaftig war das alles.
Und nun schau ich in die Augen meiner kleinen Enkelin.
Wir schreiben gemeinsam an den Weihnachtsmann.
Und ihr werdet es nicht glauben.
Ich kann mich im Leuchten ihrer erkennen.

Ganz deutlich.
 

John Wein

Mitglied
Heute schreibt man seine Wünsche in das Smartphone für eine E-Mail, eine WhatsApp Nachricht oder eine SMS und der ein oder andere adressiert sie sogar an die Weihnachtsfrau. Uns alten, weißen Romantikern ist nicht mehr zu helfen!
Vorweihnachtliche Grüße, John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Herbst, November, Corona.
Denkste…schlimmer geht nimmer.
Aber denkste.
Herbstnovembercoronablues kannste vergessen.
Ich hab meinen Freund verloren, mein Herz ist gebrochen.
Da kannste dir noch so viel sagen: Gut so…war besser für ihn.
Sag´s nicht!
Als er da auf meinem Arm lag…nach der ersten Spritze.
Ganz ganz tief in seinem Kosmoversum eingetaucht.
Fängt der Kerl doch glatt an zu schnarchen.
Und nicht nur das, nein, ich konnte ihn überall streicheln.
Auch an den Stellen, die ihn so schmerzten.
Und ich dachte für mich: Vielleicht braucht er die zweite Spritze nicht.
Vielleicht wird er wach und alles ist gut.
Keine Demenz, keine Schmerzen, einfach mein blinder alter Freund.
Und schon meldet sich die innere Stimme namens schlechtes Gewissen.
‚Biste sicher, dass du das richtige tust?
Und wieder war da dieser ‚bitte warten‘ Knopf,
den ich schon so oft gedrückt hatte.
Dieser ‚vielleicht ist morgen alles gut‘ Gedanke.
Aber gerade, als ich den Knopf drücken wollte, sprach Anton zu mir.
Er sagte nur: Tu´s nicht.
Und ich so heulend: Komm Anton, ein Versuch noch.
Doch dann sah ich wieder seinen Blick vom Abend zuvor,
in eine Leere, hinter der er einen Horizont jenseits dieser Welt vermutete.
Ganz still und leise ging er.
Kein klagender Laut.
Stille und Ruhe.
Mein lieber Freund. Ich wünsche dir von Herzen,
dass du die Welt hinter dem Horizont gefunden hast.
Grüß deinen Bruder Freddy von uns.
Wirklich weg wirst du niemals sein. Hast einen festen Platz in meinem Herzen.
 

John Wein

Mitglied
Jeder Anfang trägt in sich bereits das Ende, aber dazwischen blüht des Abenteuer, das man Leben nennt. War es nicht auch jener Schmuser, der einmal den Wurm vor der Amsel gerettet hat?
Ein tröstender Gruß, John :(
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Nein John. Anton war der Bruder von Freddy dem Wurmretter. Nun liegen sie bei uns im Garten nebeneinander.
Wenigstens im Tod friedlich vereint.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein leichter Nebel, wie Zuckerwatte, liegt auf dem Rhein.
Möwen schlagen mit jedem Flügelschlag Löcher hinein,
die sich gleich wieder schließen.
Ich erinnere mich an meine Kindheit.
An all die Adventskalendertürchen, die geschlossen blieben.
Die ich in Gedanken öffnete, um den Schein in Empfang zu nehmen.
Diese vorgespielte Realität, ohne die ich hätte nicht sein können.
In der Nacht öffneten sich die Türen, tagsüber blieben sich verschlossen.
Der heutige Tag hat etwas von meinem Leben damals.
Ständig stand ich vor diesen unsicheren Nebelwänden,
fürchtete mich vor dem was dahinter auf mich wartete.
Zuckerwatte war es nicht.
Aus Trotz öffne ich heute alle Adventskalendertürchen an einem Stück.
Ist wohl so was wie eine späte Rache.
Ein leichter Nebel, wie Zuckerwatte.
Ich puste Löcher hinein und beobachte wie sie sich wieder schließen.
 



 
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