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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich muß mich dazu zwingen, für ‘ne Stunde keine Nachrichten zu lesen.
Ei die weil da ist diese unstillbare Hoffnung auf eine gute Nachricht.
Die, die ‘ne Kerze in mir anzündet und mein Dunkel erhellt.

Aber da iss nix.

Hätte man nur eine persönliche Schutzkleidung.
Eine, unter der man sich verstecken kann, vor all dem draußen,
das so tief in einen dringt.

Die Quintessenz dieser Tage:

Es gibt Wissen, das traurig macht.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Verzeiht, mein Herr, so sprach der kleine Gnom,
der letzte Nacht in meinem Traum erschien.
Verzeiht, sprach er, gerade war ich noch bei ihr,
sprach er, und zeigte auf mein Weib, dass ruhig und tief
in ihren traumgewellten Meeren tauchte. Verzeiht,
sprach also er, der Gnom, ich will nicht stören,
doch seid ihr mir ein lieber Mensch, zumindest
deuten eure Träume darauf hin. Aus diesem Grunde
warn´ ich euch. Gerade noch war ich in ihr,
sprach er, der kleine traumbeschwerte Gnom,
und zeigte auf mein Weib, und dort bei ihr,
da war ein Mann und dieser wart nicht ihr.
Es war ein Typ der Marke Arnie, Rambo, Mr. Universum.
Und er, der Typ, und sie, dein Weib, na ja….sie beide,
also er und sie, sie, sagen wir, sich war´n sich eins,
und zwar in allen Dingen. Sprach er, der Gnom,
der ob der Dinge die er sah, in ihr, in meinem Weib,
sich um sich wandt, geziert, beschämt in Rot getaucht.
Das war zu viel, ich sah es in des Gnomes Scham,
was sie und er getan. Drum weckte ich mein Weib.
Nun ja…von Zartheit war es nicht…das wecken.
Wie könnt´ es auch, bei dem, was dort, in ihr,
geschah?! Wo ist der Kerl, schrie ich sie an,
zeig mir den Kerl, heraus mit ihm, ich weiß,
was ihr getan, der Gnom hat euch verraten.
Sprach ich und zeigte auf den kleinen Wicht.
Der kleine Wicht, der nun, gerade war er noch,
ich schwör`s‘ , verschwunden war. So saß ich da,
im Bett. Mein Weib, vom Donner arg gerührt,
nein, nicht nur, auch arg geschüttelt, blickt auf mich,
den Wicht, den unbekannten Gnom, fragt:
Sag mal Alter, bist du noch ganz dicht?,
worauf ich mein Verhalten zu erklären suchte.
Ich sprach vom Alp, der mich befiel, von bösen Geisterwesen,
und plötzlich während ich mich wandt und windete,
fiel ich vor Schreck aus meinem Bett, in einen Traum hinein.
Da saß ein kleiner Gnom und sprach:
Verzeiht, mein Herr, gerade war ich noch bei ihr
und zeigte auf mein Weib.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Z=

Z= Zorn
Z=Zügellosigkeit
Z= Zurückweisung
Z=Zumutung
Z=Zynismus
Z=Zäsur
Z=Zeitzünder
Z=Zensur
Z=zerbrechen
Z=zerstört
Z=zerbersten
Z=zerfleischen
Z=zerfetzt
Z=Zerfall
Z=zerbombt
Z=zermürbt
Z=zerreißen
Z=zerschießen
Z=zerschmettern
Z=Zerstörung
Z=zersprengen
Z=zerstampfen
Z=Zerstörungswut
Z=zertrümmern
Z=zielgerichtet
Z=zittern
Z=Zuchtmeister
Z=zufügen
Z=zügellos
Z=zugrunde
Z=Zugriff
Z=zurücktreiben
Z=Zwang
Z=Ziel

Z=zerbrochen
 

John Wein

Mitglied
Zufall?
Das Zett, lieber Freund, habe ich gelesen, sei kontaminiert! Wir streichen es aus dem Alphabet, ersetzen es wahlweise mit einem C, einem S oder einem T. Wenn auch diese Buchstaben sich als bedenklich und schädlich erweisen sollten, schmeißen wir sie am besten auch raus und das lateinische Alphabet gleich hinterher. Wir verfassen dann unsere Texte mit chinesischen Schriftzeichen, denn in Runen geht leider auch nicht :cool:
LG, John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Zufall?
Das Zett, lieber Freund, habe ich gelesen, sei kontaminiert! Wir streichen es aus dem Alphabet, ersetzen es wahlweise mit einem C, einem S oder einem T. Wenn auch diese Buchstaben sich als bedenklich und schädlich erweisen sollten, schmeißen wir sie am besten auch raus und das lateinische Alphabet gleich hinterher. Wir verfassen dann unsere Texte mit chinesischen Schriftzeichen, denn in Runen geht leider auch nicht :cool:
LG, John

So soll es sein, mein Freund. Schwere Zeiten sind dies für das Z! Jetzt ziert auch noch das V wie Victory die Panzer. Wohin soll das noch führen? Sag mir wo die Blumen sind...
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Er lässt den Uhrenbeweger immer entgegen dem Uhrzeigersinn drehen.
Ist für ihn so etwas wie eine Revolte.
Alles außerhalb seiner Welt ist für ihn opaque.
Doch manchmal verlässt er seine innere Stadt.
Eigentlich spielt die Welt hinter den Fenstern für ihn keine Rolle,
doch hin und wieder braucht er Gewissheit.
Also macht er sich auf den Weg zur großen Schanze,
hebt ab und umrundet die Welt.
Was er sieht: Alles bewegt sich im Uhrzeigersinn.
Menschen.
Diese an Sartre gemahnende Hölle aus anderen Menschen.
Oh ich UnglückSeliger, denkt er in diesen Momenten der inneren Erkenntnis.
Auf der Welt liegt die Traurigkeit des Lebens.
Selbst die zwischen dem Grau hervorgepressten Sonnenstrahlen vermögen nichts.
Was soll sein, was soll sein?
My defense is ready ready ready/No weapon can reach me ... singt es in ihm.
Our defense is ready/Hopefully the enemy`s stronger than we ... antwortet es.
Die Tür schließt sich hinter ihm.
Der Uhrenbeweger steht still.
Es ist Wahrheit, obwohl es nie geschieht.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Auf dem Schild des Zahnarztes,
am Haus neben der Trauerweide,
steht: Parodontose Behandlungen.
Davor ein kleiner, buckliger Kerl.
Entweder ist es die Weide,
die seinen Blick trübt,
oder er kommt oben vom Berg.
Dort steht die Klinik für Psychiatrie.
Vielleicht parodontose Behandlung im Kopf.
Mein Name ist Annata, sagt er.
Meint er mich oder die Weide?
Ich vertrete die reine Lehre der vielschichtigen Eindeutigkeit,
bin der Meister des Jeins.
Auf mich kannst du dich verlassen,
wenn du verlassen sein willst.
Sein T-Shirt zeigt ein Portrait Pessoas, darunter die Worte:
Das Vollkommene ist unmenschlich,
denn das Menschliche ist unvollkommen.
Er lächelt zahnlos vor sich hin.
Ein Taxi hält.
Der kleine bucklige Mann steigt ein.
Der Fahrer scheint nach dem Fahrziel zu fragen
und der Finger des Mannes zeigt nach oben.
Ob er den Himmel, den Berg oder die Weide meint...

...wer weiß?
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Als ich dich das erste Mal sah,
hieltst du die Sonne in deinen ausgestreckten Händen.
Der Wind ließ deine Haare tanzen
und die Blätter der Bäume applaudierten dir dazu.
Die Wellen der See wogten zu deinem Gesang.
Alles, ja wirklich alles, hatte seine Ordnung.
Selbst das Chaos, dessen Mittelpunkt dein Geist war.
Doch das war dein Geheimnis.
Vielleicht hast du es den Sternen anvertraut,
die deine Geschwister waren,
wie du mir später, kurz bevor du gingst, sagtest.
Heute blicke ich nachts oft zu den Sternen
und erzähle dir von meinem Leben. Wissend,
dass du einer von ihnen bist.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Es ist wieder so weit.
Letzte Nacht hatte ich Besuch.
Besuch von der Spaßbremse und deren Freundin ‚Gute Nacht Marie‘.
Ja…die ‚Gute Nacht Marie‘.
Auch bekannt unter ihren Pseudonymen: Good Night Mary…oder kurz Bloody Mary.
Ein teuflisches Paar, sag ich euch.
Wie jedes Jahr eröffnen sie ihre Saison bei mir.
Und das geht so.
PSSSSSS………..PSSSSSSS……..pppppppppsda….ppppssssist…..ppppssser….pssssssja.
Oh…ppppsssss…Jappppppppppsssss.
Nach meiner Entdeckung machen die Beiden erst einmal ein paar Erkundungsflüge.
Marke: Suche nach dem größten Blutfeld.
Nach dem Auffinden… Pssssssssda…ppppssssist…..pppppppsssses……pssssssja.
Oh…ppppsssss…Jappppppppppsssss… wird das Bohrloch gebohrt.
Fuuuuugrunzzisch……ohppppssss….japppssss…….dappppssssist…..ppppssses….pssssssja.
Und schon stehen die beiden vor der sprudelnden Quelle.
Wie damals James Dean in ‚Giganten‘.
Und dann testen die Beiden erst einmal mein kostbares Nass.
Und während sie das tun, bin ich langsam am Ausbluten.
Wach werden ist schon nicht mehr drin…bin schon viel zu geschwächt.
Weißt schon…wie damals die Jungfrau bei Dracula.
Halt nur ohne Jungfrau.
Aber die Beiden wissen ja, was sie an mir haben.
Also verschließen sie rechtzeitig das Bohrloch und warten auf die nächste Mahlzeit.
Morgens werde ich wach und fühle mich wie Rick (Humphrey Bogart) nach einer Nacht
in seiner Bar.
Meine Hypophyse spielt das Lied vom Tod und nur der rote Punkt auf meinem Oberarm
weißt mir den Weg zum Ursprung meines augenblicklichen Seins bzw. Nicht.
Wie immer schleiche ich mich ins Schlafzimmer, suche nach der teuflischen Brut.
Den Pantoffel in der Rechten, immer zum gezielten Schuss bereit….siehe 12 Uhr Mittags,
durchforste ich jeden Winkel, immer den Gedanken im Hinterkopf, dass sie irgendwo sitzen
und sich einen Ast über mich lachen…wenn nicht sogar einen Baum, einen Wald.
Und von nun an werden die Nächte immer nach dem gleichen Muster verlaufen.
Ich liege und lausche. Liege und lausche.
Und genau in diesem Moment, in dem der Schlaf den Wach ablöst:
PSSSSSS………..PSSSSSSS……..pppppppppsda….ppppssssist…..ppppssser….pssssssja.
Und dann fuchtele ich mit meinen Händen durch die Luft. Handkante für Handkante.
Wie damals Bruce Lee in der Teufelskralle.
Ich kämpfe mit offenem Visier.
Nehmt das…und das. Howwaaaaaaaa…….JIIIIIIIIIIIIIIIIIiJAAAAAAAAAaa!
Und ja……Stille.
Kein Ton mehr.
Aber wie sollte auch, habe ich mir doch schon längst die Decke über den Kopf gezogen.
Wie Woody Allen damals im ‚Stadtneurotiker‘.
 

John Wein

Mitglied
Bsssss,
Es gibt Momente dann, wenn Hartnäckigkeit gepaart mit List und Tücke mich zermürbt haben, ich am Boden bin, dann gebe ich auf und hoffe, irgendwann musst das Biest auch einmal satt sein! Vielleicht ist das aber nur ein frommer Wunsch.
(In meinen vielen Sommern am Bodensee habe ich gemerkt, es gibt auch hier so etwas wie ein Immunisierung. Nach einer Woche Intensivbehandlung spürst du nichts mehr)
LG John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Regenbog

Im Aqua mummte
sich ein Regenbog.
Verschwamm schlamm
drüber drunter,
bunterkunt und Augenpauk,
mitsinn vernapsten
Strapsen im Verdukt.
Herfür, herfür,
berief er alle Poods,
ich schleire schon.
Bin kaum noch Pahl,
nur noch ein Quadtsch
voll Plumps.
Doch arg, oh arg!
Zu spät gequirt,
längst stichelst hier
und dort. Verschliert
ist nun der Regenbog,
verschlammt und
Augenpauk.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
hinterm horizont

hinterm horizont
steht eine Leiter
und wenn du die
hochkletterst
tip tip tap
kommste gerade
wegs in den himmel
und da kannste dann
cloudjumping machen
wie auf federn oder
flügeln oder so
oder kannst
regentropfen spucken
blitze putzen
blitzeblank
und danach
donnergurgeln
oder einfach
die milchstraße
anzapfen
oder auch
- natürlich nur
wenn du magst -
um die wette fliegen
mit den schnuppen
und wer dann
erster unten ist
der
ja nur der
hat dann
´nen traum
frei
 

John Wein

Mitglied
Ich weiß um die Ferne des Horizonts, ist mir schnuppe. Mir stehn‘ die Berge im Weg, da haben es ferne Kammlinien schwer. Es ist’ kein Traumland mehr, das ich jetzt bereise. Komm, ich nehm dich mit!
LG, John
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Die beiden schwatzhaften Drosseln streiten sich
mit ihren stählernen Gelbschnäbel um die schönsten Töne.
Herr Wurm blickt aus der Erde und faltet seinen Schirm.
Das Rotschwänzchen ruht sich einen Moment auf dem Ast aus,
bevor es sich von der Kazze fressen lässt,
während die Turmuhr ihre eigene Zeit erfindet.
Die Straßenlöcher erzählen Geschichten. Dumpfer von Tag zu Tag.
Im Radio singt eine traurige Stimme vom wundervollen Leben.
Die Zeitung ist voller Mauern.
Mein Kopf verbarrikadiert.
Wieder geht mir Vonnegut durch den Kopf.

Wir sind hier
auf Erden,
um herumzufurzen.
Lasst euch bloß
von niemandem
was anderes
erzählen.

Für einen Moment umarme ich die untergehende Sonne.
Doch ich kann sie nicht halten.
In der Kanalisation versammeln sich die Geister der Nacht.
Bald ist es so weit.
 

John Wein

Mitglied
Hier fernab in Galicien umarme ich die untergehende Sonne und erfreue mich an deinen Zeilen. Ich ein Tag vor Compostela, der Weg, lieber Freund, ist gepflastert mit Fragen auf die es viele Antworten gibt.
Ach, der Vonnegut, hast du ihn wieder mentally ausgegraben.
Ich folge deinen Gedanken!
 

Scal

Mitglied
Im Radio singt eine traurige Stimme
vom wundervollen Leben ...

Oh ich UnglückSeliger ...
denkt er in diesen Momenten der inneren Erkenntnis.
Auf der Welt liegt die Traurigkeit des Lebens ...

Alles, ja wirklich alles, hatte seine Ordnungen
Selbst das Chaos, dessen Mittelpunkt der Geist war.
Doch das war dein Geheimnis ...

Und ja ... Stille ...


Leiter hochgeklettert,
der geglückten Kehle wegen.

Gruß, Scal
 



 
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