hieronimus
Mitglied
Eine seiner Kolleginnen lebte mit ihrem Mann so autark, dass sich Paul wunderte, dass sie überhaupt noch zur Arbeit kam. Neben dem herkömmlichen Anbau von Kartoffeln, Tomaten, Gurken, Zucchini, Kürbis, allen möglichen Salaten und Gewürzen, hatten sie auch erfolgreich ein kleines Reisfeld, allen Unkenrufen zum Trotz, in Betrieb genommen, und ließen außerdem einem Pferd, einer Milchkuh und ein paar Hühnern in ihrem ausgedehntem Garten freien Auslauf. Über abgeschiedene, grüne Wege ritt die Kollegin, wenn sie Dienst hatte, auf ihrer Stute ins Hotel, und band sie an die Eiche im Hinterhof des Hotels, der eine kleine Grünfläche besaß und die Wartezeit für das Pferd erträglich machte. Nebenbei hatte das den Vorzug, die Gäste, die nicht selten aus urbanen Gegenden kamen, mit einem natürlichen, nicht taktgenau vorherbestimmbaren Wiehern zu erfreuen.
Unter ihrem Garten hatte das Pärchen für den Fall der Fälle einen weitenläufigen Bunker angelegt, der, so deutete sie in ihren Erzählungen an, mit Konservendosen für eine monatelange, wenn nicht sogar jahrelange Überbrückungszeit, ausgestattet war. Es hätte Paul nicht gewundert, wenn sie unter diesem Bunker einen weiteren Bunker angelegt hatten, einen Reserve- oder Notfallbunker, falls der obere im Laufe der Zeit undichte Stellen aufzuweisen begann oder aufgrund eines unentdeckten Konstruktionsfehlers unerwarteterweise in Ernstfall überhaupt nicht zu benutzen war. Wahrscheinlich hatten sie auch einen mit Starkstromlampen versehenen Raum eingerichtet, in dem sie in der Lage waren, auf einer ausgedehnten Fläche Gemüse zu züchten und auch der Kuh genügend Platz zu bieten, den ganzen Tag lang frisches Gras zu kauen. Auch wäre es für Paul keine Überraschung gewesen, wenn der Bunker bereits in die volle Benutzung übergegangen war, die Kollegin und ihr Mann dort die meiste ihrer freien Zeit verbrachten und die unter echtem Sonnenlicht weidende Gartenkuh und die Korn pickenden Gartenhühner nur noch als Attrappe hielten, um ungestört von den Nachbarn ihrem Bunkerdasein zu frönen und den Bunker in unentwegter Anstrengung bis an die äußersten und untersten Grenzen zu erweitern.
Vielleicht dachten sie daran, eines Tages in die engere Auswahl des Genpools eines neuen Menschen zu gelangen, vielleicht erwarteten sie schon bald einen fundamentalen, gesellschaftlichen Umschwung. Anlass zu diesen Vermutungen bot die Beobachtung, dass die Kollegin an ihrem Gürtel stets einen kleinen Geigerzähler befestigt hatte und sich in ihrer Handtasche eine Schutzmaske samt eines Regenschutz ähnlichen Überzuges befand und sie über alle Krisenherde der Welt eingehend Bescheid wusste. Sie kannte die sich gegenüber stehenden, verfeindeten Parteien, ihre ganze Geschichte bis in die Antike und in das vorsprachliche Zeitalter zurück, von wem sie finanziert wurden, die Stabilität ihrer Allianzen, welche Splittergruppen es gab, welche neuen Mächte realistischerweise in Zukunft den Ton angeben würden und so weiter und so fort, was sie eigentlich für ein hohes politisches Amt qualifizierte, das sie aber nur deshalb nicht interessierte, dachte Paul, weil sie die Unmöglichkeit einer Rettung erkannte und den nahen Untergang bevorstehen sah. Falls der Untergang aber doch auf sich warten ließ, so besaß sie mit der Anstellung im Hotel einen Plan B. Die normale Welt als Bunker vor dem Bunker sozusagen.
Unter ihrem Garten hatte das Pärchen für den Fall der Fälle einen weitenläufigen Bunker angelegt, der, so deutete sie in ihren Erzählungen an, mit Konservendosen für eine monatelange, wenn nicht sogar jahrelange Überbrückungszeit, ausgestattet war. Es hätte Paul nicht gewundert, wenn sie unter diesem Bunker einen weiteren Bunker angelegt hatten, einen Reserve- oder Notfallbunker, falls der obere im Laufe der Zeit undichte Stellen aufzuweisen begann oder aufgrund eines unentdeckten Konstruktionsfehlers unerwarteterweise in Ernstfall überhaupt nicht zu benutzen war. Wahrscheinlich hatten sie auch einen mit Starkstromlampen versehenen Raum eingerichtet, in dem sie in der Lage waren, auf einer ausgedehnten Fläche Gemüse zu züchten und auch der Kuh genügend Platz zu bieten, den ganzen Tag lang frisches Gras zu kauen. Auch wäre es für Paul keine Überraschung gewesen, wenn der Bunker bereits in die volle Benutzung übergegangen war, die Kollegin und ihr Mann dort die meiste ihrer freien Zeit verbrachten und die unter echtem Sonnenlicht weidende Gartenkuh und die Korn pickenden Gartenhühner nur noch als Attrappe hielten, um ungestört von den Nachbarn ihrem Bunkerdasein zu frönen und den Bunker in unentwegter Anstrengung bis an die äußersten und untersten Grenzen zu erweitern.
Vielleicht dachten sie daran, eines Tages in die engere Auswahl des Genpools eines neuen Menschen zu gelangen, vielleicht erwarteten sie schon bald einen fundamentalen, gesellschaftlichen Umschwung. Anlass zu diesen Vermutungen bot die Beobachtung, dass die Kollegin an ihrem Gürtel stets einen kleinen Geigerzähler befestigt hatte und sich in ihrer Handtasche eine Schutzmaske samt eines Regenschutz ähnlichen Überzuges befand und sie über alle Krisenherde der Welt eingehend Bescheid wusste. Sie kannte die sich gegenüber stehenden, verfeindeten Parteien, ihre ganze Geschichte bis in die Antike und in das vorsprachliche Zeitalter zurück, von wem sie finanziert wurden, die Stabilität ihrer Allianzen, welche Splittergruppen es gab, welche neuen Mächte realistischerweise in Zukunft den Ton angeben würden und so weiter und so fort, was sie eigentlich für ein hohes politisches Amt qualifizierte, das sie aber nur deshalb nicht interessierte, dachte Paul, weil sie die Unmöglichkeit einer Rettung erkannte und den nahen Untergang bevorstehen sah. Falls der Untergang aber doch auf sich warten ließ, so besaß sie mit der Anstellung im Hotel einen Plan B. Die normale Welt als Bunker vor dem Bunker sozusagen.