Christa Paulsen - Der letzte Fall 17. Dünnbier will es wissen - Hexentanz mit einem strammen Hinterm

ahorn

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Dünnbier will es wissen
Hexentanz mit einem strammen Hinterm


»Polizeihauptkommissar Mike Dünnbier.«
Christa fiel in Schnappatmung. Der Typ war ihre Kragenweite. Ohne Zweifel, er konnte vom Alter ihr Sohn sein, aber dieses spielte für sie keine Rolle. Sein weißes T-Shirt schmiegte sich an seinem Oberkörper, wie die Pelle um die Wurst, sodass seine Bauchmuskeln sich abzeichneten. Sein Bizeps war in Form, dennoch nicht übertrieben. Diese Muskelpakete, die jeden Tag im Studio ihren Körper quälten, verabscheute sie. Meist hatten sie nichts im Gehirn. Anders als Männer, die auf ihre Gesundheit achteten, Sport trieben, Ausdauer bewiesen. Sie schmunzelte.
Den Blick von ihm abgewandt, strich Christa über ihre rechte Wange. Nach der Nacht im Transporter sah sie ohne Frage wie eine Hexe aus.
Sie richtete ihren Rock, reckte den Oberkörper, streckte die Brust hervor, um ihn abzulenken, und reichte ihm die Hand. »Leitende Kriminaldirektorin Christiane Paulsen.« – »Sie leiten die Ermittlung bezüglich des Serienmörders?«, fragte sie, lenkte das Gespräch mit Absicht ins Dienstliche.
Er winkte ab. »Nein, Vorhut! Der Chef kommt später.« Er zuckte mit den Achseln. »Chef übertrieben. Bin ausgeliehen. Personalmangel!«
»Ausgeliehen«, wiederholte Christa in einer Tonlage, als hätte sie das Wort zum ersten Mal gehört.
»Direktion Hannover. Sitte«, zischte er, dabei wandte er sich um und schritt in Richtung Leichnam.
Christa blieb zurück, musterte sein Gesäß, welches stramm in seiner Jeans steckte.

Dass dieser Jüngling, der Frauenherzen in Ekstase trieb, in der Polizeidirektion Hannover tätig war, entzückte sie, denn aus bekannten Gründen verabscheute Christa das Landeskriminalamt. Sie selbst hätte, wenn die Dösbaddel von Moorbüttlern ihr nicht zuvorgekommen wären, die Hannoveraner um Unterstützung gebeten. Aus welcher Dienststelle die Technik erschien, war ihr egal. Die mischten sich nicht in ihre Ermittlung ein.

Dünnbier schob Ben und Maximilian beiseite, die daraufhin zu ihrem Streifenwagen schlenderten. Sie gaben den Platz für zwei in weißen Schutzanzügen gekleideten Personen frei. Einzig Tim blieb am Tatort. Er umkreiste eine weitere verhüllte Gestalt, die ohne Ablass Fotos vom Leichnam aufnahm. Nachdem die ersten beiden ihre Koffer abgestellt hatten, knieten sie sich hin. Der kleinere Beamte untersuchte die Beine, der größere den Oberkörper von Wanja.
Christa hockte sich neben die kurze Person nieder und blickte in ihr von einem Mundschutz bedeckten Gesicht. »Mann oder Frau?«
Ohne auf ihre Frage einzugehen, schob die Person den Saum von Wanjas Rock auf deren Bauch, die Unterwäsche über die Schenkel.
Das Gesicht mit der rechten Hand befreit, grinsten lachsrosa bemalte Lippen Christa an. »Den ersten Anschein nach weiblich.«

Christas Hypothese brach nicht vollständig, dennoch zum Teil zusammen. Sie ging des Weiteren davon aus, dass Wanja, zumindest bei ihrer Geburt männlich war. Ihre Gedanken weigerten sich, dass dieses aparte Geschöpf zu Lebzeiten der Prostitution nachging. Somit blieb sie bei ihrer Annahme eines Ehrenmordes.
Der zweite Beamte schob Wanjas Top über ihren Hals, betastete erst ihre Brüste, öffnete danach seinen Untersuchungskoffer und übergab Christa ein Paar Einweghandschuhe. »Nicht nur dem ersten Anschein nach«, brummte er.
Ohne ein Wort zu sagen, zog Christa sich die Handschuhe über, betastete den Busen und dachte an Anong.

»Und, und!«, gackerte Tim, als wäre er ein balzender Hahn. »Die Zunge.«
Die Beamtin beugte sich über Wanjas Schritt, drückte die Schamlippen der Toten auseinander. »Leer!«
Dünnbier wandte sich an Christa. »Wie kommen sie darauf«, er zeigte auf die Leiche, »dass sie ein Mann ist?«, fragte er sie, als lese er ihre Gedanken.
»Sie heißt Wanja!«
Ein vierter Beamter, gekleidet wie die anderen, klemmte sich Wanjas Handtasche unter die Achsel und schlug ihren Ausweis auf. »Wanja Ivanowa Petrova. Meine Großmutter heißt ebenfalls Wanja. Ein Mann trüge Ivanow Petrow als Nachnamen.«
Christa schaute auf.
»Ich bin bulgarischer Abstammung«, erklärte er.

Ein tiefergelegter ozeangrüner Mercedes brauste aus Richtung Schnuckelheide herbei und blieb unweit des Tatortes stehen. Das Fahrerfenster fuhr herab und ein sonnenbankgebräuntes Gesicht lugte durch die Öffnung. »Christa wo steckst du denn?«, rief es.
Christa schnellte hoch, stöckelte zum Kraftwagen. »Günter was machst du hier«, zischelte sie.
»War auf dem Weg zu dir. Hab dich in deiner Bude nicht angetroffen!«
»Warum?«
»Wollt dich zum Frühstück abholen? Trude hat was vorbereitet. Ist heut dein großer Tag.« Er streckte seinen Kopf weiter heraus. »Was ist denn hier los!«
»Wir haben eine Leiche!«
»Abgefahren!«
»Nichts für dich. Düs wieder ab!«
Den rechten Mundwinkel heraufgezogen, zog er den Kopf zurück, legte die Finger an den Zündschlüssel. »Schade.«
Christa wandte sich ihm zu und berührte mit der Rechten seine Schulter. »Warte!«
Er nahm die Finger vom Schlüssel.
Sie wies mit dem Daumen über ihre Schulter. »Fahr deine Kiste an die Seite, schnapp dir Kurts Pritsche, bring sie zurück! Mein Fahrrad steht bei ihm auf dem Hof, das darfst du nehmen. Wir treffen uns in meinem Revier.«
Sie klopfte auf das Blech. Günter startete den Wagen.


Tango mit Dünnbiers Mutter

Christa kehrte zu Dünnbier zurück, der sich am Kinn zupfte. »Plausibel!«
»Was?«
»Alle vier Opfer waren Prostituierte, Bio-Frauen, wenn der Täter herausgefunden hat, dass sie«, er zeigte auf Wanja, »keine war, passte sie nicht in sein Beuteschema.«
Sie hatte keine Lust, es ihm zu erklären. Er war ein Mann - was für einer - daher hatte er so viel Ahnung von der Anatomie einer Frau, wie ein Elefant vom Tango tanzen. Außerdem hatte es einen Vorteil, wenn er eine falsche Fährte witterte. Angenommen Wanja war ein Opfer des Serienmörders, dann hatte Christa ihn in einer gewissen Art zur Flucht verholfen. Somit gab es für sie nur eine Chance, Übelkeit überkam sie, die Kollegen des LKA soweit in die Irre zu führen, sie abzulenken, bis es feststand, dass Wanjas Tod nicht auf das Konto des Verrückten ging.

»Eindeutig Genickbruch«, murmelte Christas Kollege von der Technik, dabei betastete er Wanjas Hals.
»Geschlechtsverkehr hatte sie«, stöhnte die Staatsdienerin zwischen den Schenkel der Toten.

In einer Art bewunderte Christa die Arbeit der Kriminaltechnik. Nicht den Sachverhalt, dass sie in den Ausscheidungen von Verstorbenen wühlten, eher das Resultat, welches sie aus den Beobachtungen zogen. Für Christa war Wanjas Slip, wie bei Toten die Regel, mit Kot beschmiert, mit Urin getränkt. Anders die Beamtin, sie fuhr mit ihren Zeigefinger über den Stoff, las in den Hinterlassenschaften, erkannte, als ersten Verdacht, was Wanja vor ihrem Hinscheiden getrieben hatte.

Einerseits betrübt darüber, sich von Mike zu verabschieden, anderseits froh das Landeskriminalamt vom Hof zu jagen, wandte sie sich an Dünnbier. »Das war wohl nichts.«
»Was?«
»Das Wanja ein Opfer«, Christa verdrehte die Augen, »des Zungenschlitzer ist.«
Dünnbier baute sich vor ihr auf, ließ seine Brustmuskeln tanzen. »Wie kommen Sie den darauf?«
Christa spielte gern die Unwissende, half ihr im Regelfall, den sie war, ohne ihre Erkenntnisse preiszugeben, auf den neusten Stand.
Seine maskuline Arroganz reizte sie. »Jüngelchen! Ersten, die Opfer waren samt Prostituierte. Zweitens starben sie durch ein Schädelhirntrauma, nicht durch Genickbruch und drittens hatte er kein Geschlechtsverkehr mit ihnen.« Sie schüttelte den Kopf. »Er wäre blöd, wenn er es mit ihnen getrieben hätte.«
»Frau Kriminaldirektorin Paulsen«, wandte sich Dünnbier an Christa mit einem Timbre in der Stimme, wie ein erfahrener Ermittler, der mit einem schreibtischaffinen Vorgesetzten sprach. »Diese Triebtäter sind extrem intelligent, aber nur Menschen. Er erfährt, wie ich bereits geschlussfolgert habe, dass sie keine Frau ist. Aufgrund der Tatsache verwirrt, zertrümmert er nicht ihre Schädeldecke, sondern betäubt sie. Er in Panik, sie könne ihn verraten, bricht ihr das Genick. Er kommt nicht zu seinem Kick, vergewaltigt sie.«

Eine Fantasie hatte er, spekulierte Christa, wenn er nicht zum Anbeißen wäre, hätte sie ihn ausgelacht.
Sie wandte ihren Kopf nach links, beobachtete sein Verhalten. Sein Wippen mit den Füßen, der verkrampfte Oberkörper, das Zupfen an seinem Kinn verrieten ihr die Intension hinter seiner Umnachtung.
Aufsteigen war sein Ziel, die Hierarchieleiter hinaufklettern. Mit einer Überführung beweisen, wozu er in der Lage war. Wenn sie selbst nicht involviert, verstrickt in den Fall wäre, dann hätte sie ihm freien Lauf gelassen – an der langen Leine geführt. Ihm Tipps untergejubelt, den Anstieg seines Testosteronspiegels genossen. Mike erlaubt ein Kerl zu sein, als Trophäe sich ihm untergeben, zum Dank ihm gestattet ihr seine Männlichkeit zu präsentieren.
Der Fall lag anders. Er und seine LKA-Plage mussten verschwinden, ab von diesem Ort, aus ihrem Reich abziehen, die Grenzen von Schnuckelheide überqueren.

Christa öffnete ihren Pferdeschwanz, knüpfte sich einem Dutt, um ihrem Äußeren ein strengeres Bild zu verleihen. »Hauptkommissar Dünnbier«, harschte sie ihn an. »Die Frau ist – war genauso wenig eine Nutte, wie ihre Mutter eine First-Lady.«
Mit diesem Satz hatte sie jederart Sympathie bei ihm verspielt, aber dem Sexualtrieb zu gestatten, ihren Intellekt zu dominieren, nicht professionell.
Als eilte der mit der bulgarischen Abstammung seinem Kollegen zu Hilfe, zog dieser aus Wanjas Handtasche die Geldbündel.
Bevor Dünnbier einen Kommentar abgab, nahm Christa das Zepter in ihre Hand, tippte gegen ihre Schläfe und sang eher als, dass sie sprach: »Da sie einer Bank nicht traut, hat sie immer ihr Jahresgehalt dabei.«
»Edelprostituierte«, schoss es Dünnbier über die Lippen. Er hob die Achseln. »Die machen zwei-, dreitausend am Tag«, schob er hinterher. »Ich kenne mich aus. Ich bin bei der Sitte.«
Christa wandte sich ab, presste den Inhalt ihrer Lunge mit einem Pfeifen heraus. »Weil sie kein Kleingeld für ein Taxi hatte, präsentierte sie ihr Knie, um für einen Fünfziger ihre Dienste anzupreisen.«
Christa klopfte sich an die Stirn, verschränkte ihre Arme, setzte einen Schritt zurück, drehte sie sich um und marschierte auf den Streifenwagen zu.

Dünnbier holte sie ein, baute sich vor ihr auf. »Wer hat ursprünglich den Leichnam aufgefunden?«
Den Kopf zurückgezogen, tippte Christa auf ihr Brustbein. »Ich!«
Sie hatte die Frage erwartet, denn, obwohl er ein Grünschnabel war, war er ein Kriminalist, ausgebildet, um Zeugen zu verhören, Täter zu stellen.
Christa wies die Straße herab. »Ich wohne dort.«
Schwang Angst in ihrer Stimme, denn eins wollte, durfte sie nicht, lügen, verschweigen, war ihr gestattet. Dünnbiers runzelte die Stirn. Sie las in diesen, was ihn bewegte, die nächste Frage kroch ihm aus dem Großhirn auf die Zunge, verweilte, kehrte um und rann seine Kehle hinab. Christa hatte die Oberhand behalten. Der Dienstgradunterschied verbat es ihm. Ein falsches Wort und er mutierte unter ihrem Befehl wieder zum Polizeischüler. Leckte den Asphalt, stemmte im Liegestütz seinen Oberkörper mit angespannten Oberarmen, bis er keuchte, dann unter ihren Füßen zusammenbrach. Sie schmunzelte. Das Schauspiel in ihrem Gehirn tauschte die Asphaltdecke mit ihrer Bettdecke, sowie unter ihren Füßen mit zwischen ihren Schenkeln.



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