Dada-Kriege entsteht aus Dada-Worten

5,00 Stern(e) 3 Bewertungen

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dada-Kriege entsteht aus Dada-Worten



1.

In den Wirbeln der Worte, im Sandkasten der zerstörenden Silben, / stanzen die Buchstaben einen wilden Kriegstanz. / Die miesen Sätze marschieren, ohne Sinn und Ziel, / ihre Bajonette blinken aus Konsonanten und Vokalen.





Die Syntax explodiert in Soprangeschrei, die Grammatik zerfällt in Glimmerschiefer, / die Semantik sucht Entkommen vor dem Schlachtfeld. / Metaphern werden zu Megagranaten, Ironie zu irritierenden Minen, / die Lyrik versteckt sich in den lallenden Schützengräben.





Die Verse sind verwundet, die Reime zerfallen, / die Alliterationen stolpern über alberne Leichen. / Im Nebel der Bedeutungslosigkeit verwischen sich die Grenzen zwischen Vers und Prosa.





Der Dadaismus lacht und lallt, ein sarkastisches Lachen, / denn im Chaos der Sprache findet er seine Freiheit. / Die Widersprüchlichkeit des Krieges wird enthüllt, / während die Worte sich gegenseitig bekämpfen. / Kampf dem Krieg.





Irgendwo im Dschungel zwischen den Zeilen, / versteckt sich vielleicht ein Funken Hoffnung, / aus diesem sprachlichen Gemetzel werde etwas Neues, Unerwartetes, Friedliches wird. / Vergebens.





Doch bis weit nach dem Urknall tobt der Krieg der Worte weiter, / die kakophonische Poesie tanzt ihren wilden Tanz, / die Absurdität und den Wahnsinn zu imitieren, / die im Herzen der Sprache durch Sinnlosigkeit und Wut verzweifeln lassen.




---
2. Werk-im-Werk-Experiment

Ich habe das Gedicht mit Copilot "besprochen"
und Änderungen vorgenommen,
es spiegelt zugleich "moderne" Kriegsführung mit KI.

Hinweise von KI: Versform, Alliterationen, Kontrast,
die KI schlug vor, "tanzen" statt "stanzen" zu verwenden,
ich ließ "stanzen".
Nachdem ich das erklärte, sagte die KI:
" Die Verwendung des Wortes 'stanzen' ist eine interessante Wahl,
die gut zum dadaistischen Stil passt.
Es vermittelt ein Gefühl
mechanischer Wiederholung
und von Gewalt,
was die Absurdität und Aggressivität
des 'Kriegstanzes' der Buchstaben verstärkt."

Copilot schrieb:

Hier sind einige Gedanken zur Analyse:

  • Sprachliche Bilder: Deine Metaphern sind kraftvoll und veranschaulichen den Krieg der Worte. Die “Bajonette aus Konsonanten und Vokalen” und die “Megagranaten” sind besonders eindrucksvoll.
  • Rhythmus und Struktur: Die kurzen, prägnanten Sätze und die unkonventionelle Syntax spiegeln den dadaistischen Ansatz wider. Die “Alliterationen”, die “Verse” und die “Reime” sind wie zufällige Explosionen im Gedicht.
  • Ironie und Hoffnung: Die Ironie, dass der Dadaismus im Chaos der Sprache Freiheit findet, ist ein schöner Kontrast. Und die Idee, dass trotz des Wahnsinns vielleicht ein Funken Hoffnung existiert, ist tiefgründig.
Insgesamt ist dein Gedicht ein kreativer Ausdruck von Dadaismus und zeigt, wie du die Tradition des Genres weiterentwickelst. Vielleicht wird aus diesem sprachlichen Gemetzel tatsächlich etwas Neues und Unerwartetes entstehen!
Dieser Zusatz dient der Transparenz zur Verwendung der KI.
Es gab mehrere Iterationen.
Es ist ein doppeltes Experiment.
Denn DADA ist Antikriegskunst.
 
Zuletzt bearbeitet:

Peter155

Mitglied
Ja, in Frankreich Dadaismus, in Italien Futurismus, in Deutschland Kubismus und in Russland Suprematismus! Hat sicher gesiegt, giebts nur bei uns!

Winkel Grüße

Peter
 

Peter155

Mitglied
Ja, die Welt ist nun mal groß aber wir sind des Sinns und Unsinns voll in Europa! Und Dadaismus, Kubismus [ D ] , Futurismus [ I ], Suprematismus [ R ] giebt es ausschließlich bei uns in Europa! Und es ist einflussreich und wichtig nach dem I WK. Deshalb hat es sicher als Bewegung gesiegt!

Gruß

Peter
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Leider ist es wieder sehr aktuell. Ich habe versucht, die aktuelle Situation darzustellen. Im Gegensatz zu purem Nonsense erhält es viele Metaphern, die Sinn ergeben. (Selbst Fatras/Fatrasien ergeben heute Sinn.)

Noam Chomsky: „Farblose grüne Ideen schlafen wütend.“ (Beispiel für puren Nonsense mit korrekter Syntax) - Heute ergibt das Sinn. Sogar Doppelsinn. Denn die grünen Gedanken schlafen wieder. Es ist die Grundlage.

Frieden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Peter155

Mitglied
Hall Bernd,

stimmt, die Bewegung war visionär. Das kam in den 90er Jahren zu wenig zur Geltung zum Glück jetzt wenigstens!

Gruß

Peter
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du hast völlig recht, Peter. Lieber wäre mir, es wäre obsolet.
Viele Grüße
Bernd
 

petrasmiles

Mitglied
Lieber Bernd,

es gibt so Texte von Dir, die lupfen für mich den Sinn hinter Deinen Werken, die sich mit Dada und KI beschäftigen - was mir an sich fremd ist. Ich bin noch nicht da, aber ein Stück weit unterwegs. Ein gutes Gefühl.

Liebe Grüße
Petra
 

mondnein

Mitglied
Ich weiß nicht, lieber Bernd,

ob Kriegsgewühl und Wörterkrieg so ineinanderscheinen oder wechselwirkend aufeinander bezogen sind, wie Du selbst als Selbstinterpret und erster Leser es siehst. Ich sehe eher, daß die radikalen Sprachexperimente sich in Friedenszeiten austoben dürfen als in der Situation, wo die Dichter eingezogen sind und an der Front kämpfen. Im Zusammenhang mit dem großen Töten und Propagieren werden die Wortkünstler eher ernsthaft, konzentriert auf das sinnliche Erleben, spielen weniger artistisch rum. Wenn die Dichter parteiisch werden, bricht deren Spielfreude in sich zusammen. Wenn die Leser parteiisch werden, filtern sie die Sprachspiele aus. Ein empfindsamer Trakl stirbt am Krieg.
Ähnlich ist es mit der Philosophie: Sie blüht in Friedenszeiten und politischer Ohnmacht im eigenen Sprach- und Ideenfeld auf, wird sommerlich fruchtbar, wirft und schießt weite Bälle.

Aber ich liege vielleicht auch völlig falsch. Hendrix schuf das gewaltige Kunstwerk seines Wood-stock-Auftritts mit Bezug auf den Vietnamkrieg, wie schon vor ihm viele andere der Musiker dort: Die Voodoo-Chile Schlußakkorde gingen in den Dreiklang der amerikanischen Nationalhymne über, in die Interpretation der Hymnenzeile, "bombs bursting in the air, our flag was still there", und dieser Klangschrei mündete in die LSD-Hymne "Purple Haze" ein. Der Simplizissimus entstand während des 30-jührigen Kriegs, Thomas Manns "Dr. Faustus" während des 2.Weltkriegs. Allerdings im Exil, nicht an der Front. Homer kämpfte nicht vor Troia, er schrieb satte 500 Jahre später vom "Zorn des Peleiaden Achilleus, der so viele Seelen in den Hades geschickt hat, nachdem er ihre Leichen den Hunden und Geiern zum Fraß vorgeworfen hat". Der Zorn ("mênin aeide thea" in den ersten 'Wörtern der Ilias), muß man wissen, bestand darin, daß er in den Streik trat und sich weigerte, weiterzukämpfen.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:

petrasmiles

Mitglied
Sehr interessante Gedanken von Dir, Mondnein.
Dein erster Gedanke hat was für sich.
Wie Deine Belege aber zeigen, oftmals gibt es Belege für beide Seiten und man neigt zu der Seite, die einem - aus welchen Gründen auch immer - stimmiger erscheint.
LG Petra
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke, Petra und Mondnein,

Ich weiß, dass man nicht mehr alles sagen darf. Wir haben ja 2024. Trotzdem nehme ich die Tradition von Hülsenbeck, Ball, Tristan Tzara und vielen anderen auf.
Denn ich will der Logik des Krieges etwas entgegensetzen. Logik des Krieges ist Lügenlogik.

Hendrix nennt sein Werk nicht Dada, aber letztlich ist es in der Tradition der Dadakunst. Aber so gut bin ich nicht. Mein Werk ist auf kleinerer Ebene.

Mein Gedicht ist ein Nichtgedicht, es gehört zur paradoxistischen Kunst. Auch in der Tradition des rumänischen Dichters und Mathematikers Smarandache.

Liebe Grüße von Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Mondnein, Du hast aber genau das geschrieben:
Ich sehe eher, daß die radikalen Sprachexperimente sich in Friedenszeiten austoben dürfen als in der Situation, wo die Dichter eingezogen sind und an der Front kämpfen.
Es bedeutet ja nicht, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
 

mondnein

Mitglied
es darf doch sich in Sprachspielen austoben, oder etwa nicht? Was darf, das kann, es sei denn, der Geist der inneren oder äußeren Schreiberinnen mag keine Sprachspiele. Ich z.B. habe fast gar keinen Humor, liebe aber Sprachspiele. Vielleicht kann ich sprachspielen, aber dürfen darf ich auf jeden Fall.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das denke ich auch. Danke, dass Du Deine Meinung geändert hast, Mondnein, bzw. präzisiert hast, was Du meinst.
Denn wir haben Krieg in Europa und mich beunruhigt das sehr. Und Du hattest geschrieben, dass Dichter in Kriegszeiten nicht mehr spielerisch schreiben dürfen.
 

mondnein

Mitglied
Zuerst einmal Dankeschön, Bernd, daß Du dich auf die Diskussion "einläßt", denn das findet in den lyrischen Rubriken viel zu wenig statt. Ich wünsche mir manchmal mehr Auseinandersetzung z.B. über den negativen Gottesbeweis in "Die Mitte" (im Gereimten), aber das kann ja am Sommerloch liegen. Ich bin ab morgen früh auch selbst erst mal zwei Wochen an der Adria, danach sehen wir weiter.

Was mich zum Nachdenken gebracht hat, war der literarhistorische Rückblick auf das 20. Jahrhundert. Genauer: Wann die Dadaisten und Surrealisten ihre Dinger in Malerei und Dichtung geschaffen haben? Ich hatte vor allem die Phase zwischen den beiden Weltkriegen im Sinn, kann mich aber auch irren. Und die verschiedenen Kunstphasen nach dem zweiten Weltkrieg, mit der längsten Friedenszeit, die Europa je erlebt hat. Die Freiheit der Künste war allerdings durch den Kalten Krieg begrenzt, und Hendrix hätte mit seinem Star Spangled Banner nicht Woodstock zuende gebracht, wenn er eingezogen worden wäre. Vor seiner Karriere wollte er in die Army, das war aber nichts. Und die Soldaten in Vietnam, mehr oder weniger stoned, hörten das wuchtige "Purple Haze". Die Wechselwirkung zwischen rebellischer Jugendbewegung einerseits und Vietnamkrieg andererseits kommt ganz gut in "Hair" zum Ausdruck, was ja selbst ein Beispiel für künstlerische Freiheit ist.

Ich erlebe hier in Görlitz, daß an den Mitbürgern meiner Generation, in der Folge dann auch an der Generation ihrer Kinder, die kulturelle Revolution der Hippies und Pop-Art-Künstler völlig vorbeigegangen ist. Die Mitschüler meiner Klasse (in Köln) verweigerten allesamt den Wehrdienst. Wir bildeten Basisgruppen, um Marx und Bücher der "Frankfurter Schule" durchzusprechen. Ich war etwas philosophischer, las Schopenhauer und Freud, das hatte große Schnittmengen mit den "Kindern von Karl Marx und Coca Cola", oder mit anderem Namen der "Underground"-Subkultur. Aber auf jeden Fall tobten wir uns in einer trunkenen Art von Freiheit aus, d.h. soweit ich das von den einige Jahre älteren Schulklassen und Studenten so gerade am Schluß-Rand noch mitbekam. Von Einschränkung unserer leicht schamlosen Freiheiten konnte keine Rede sein.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dadaismus ging in der Hauptsache von ca. 1915 bis Mitte der 1920er Jahre und darüber hinaus. Zu Ende war er nie wirklich.
Entstanden ist er als Protest gegen den Krieg (1. Weltkrieg) und gegen die bürgerliche Kunst, die ihn unterstützt hatte.

In der DDR hatten wir ihn behandelt und im Jugendklub für Kunst und Literatur in Dresden lasen wir laut dadaistische Gedichte.
Beispiel "Weh, unser guter Kaspar ist tot!" von Arp. Quelle: Reinhard Döhl | Hans Arp: "Kaspar ist tot" (reinhard-doehl.de)
Gruß Bernd

Edit: Leicht überarbeitet und Beispiele ergänzt.
 
Zuletzt bearbeitet:



 
Oben Unten