das gute Herz

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petrasmiles

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Liebe R,

ich bin schon sehr beeindruckt von Deinen Werken; habe mal ein bisschen nachgesehen und mit nicht wenig Erstaunen festgestellt, dass einige unkommentiert blieben. Das ist ausgesprochen unangemessen und ich bin froh, dass zumindest Ubertas eine treue Besucherin ist. Von Mondnein würde ich mich nicht einschüchtern lassen. Ich denke mal, er ist ein so belesener und kluger Kopf, dass er nicht bemerkt, dass er anderen seine Sicht aufzwingt - und leider auch das 'Feinstoffliche' über der Fülle des Faktischen übersieht.
Denn das ist für mich das Beeindruckende an Deinen Texten, dass sie sich in Regionen vorwagen, für die es wenige Wörter oder Bilder gibt, weil es ein so individuelles Erleben ist - und doch einen Bereich anspricht, den jeder bei sich hat und entweder wahrnimmt oder ausblendet.

Dein Gedicht hier gefällt mir besonders gut - wenn ich auch die Aussage des letzten Verses nicht teile; ich glaube auch, dass er von den vorherigen Versen nicht mitgetragen wird, aber das sind halt die Fälle, wo man spürt, dass sich die Welt des Autors und die des Lesers zwar berühren können, aber nicht deckungsgleich sind.
Was mich grübeln lässt, ist der Titel; da scheint mir etwas entgangen zu sein.

Liebe Grüße
Petra
 

trivial

Mitglied
Liebe Petra,
schon wieder findest Du die richtigen Worte für das, was ich auszudrücken, oder vielleicht auch loszuwerden versuchen. Die Überschrift fühlt sich immernoch passend an, aber ich kann Dir leider nicht mehr genau sagen, welcher Gedanke mich dahin führte. Ich las zu der Zeit etwas von, oder wahrscheinlich eher über Hegel und im Zusammenhang mit der Nachricht, dass meine kleine Schwester schwanger, ist entstand der Text.

Da Du das mit dem letzten Vers ansprachst, das Ende war ursprünglich im DSFo folgendes

...wer weint findet den Schmerz
wer lacht die Freude
jemand starb, wer nannte es Tod

wir formten aus Schmerz das Leben
und fürchten nun den Tod

wäre wer lachend geboren
würde er lachend sterben

Als ich es gestern hierhin brachte, fühlte es sich umformuliert passender an. Ich weiß nicht, ob es Dir so besser gefällt, aber Du Hast dahingehend Recht, dass es nicht aus einem Guss ist.

...da Du dich intensiver mit meinen Texten, respektive mir beschäftigt hast, "Lieber R" wäre richtig. Nicht das es von Bedeutung ist, aber der Höflichkeit halber wollte ich es erwähnen.

Liebe Grüße
R
 
Zuletzt bearbeitet:

trivial

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...also nicht, dass es unhöflich von Dir wäre, ich empfand es meinerseits als unhöflich Dich dahingehend im dunklen zu lassen.
 

fee_reloaded

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Sprachlich ist sicherlich die neue Variante der letzten Strophe besser und glatter, lieber R,

doch von der Aussage her ist deine Erstversion schon stimmiger. Ich kenne das auch, dass, wenn man dann noch spontan etwas umschreibt, man zwar dem richtigen Impuls folgt, der einen gefühlt nach einer Verbesserung suchen lässt, dabei aber etwas Wesentliches der ursprünglichen Verse verliert.

jemand starb
wir nannten es Tod
formten den Schmerz
nennen es Leben
wir fürchten den Tod
wer weint findet den Schmerz
wer lacht die Freude
jemand starb, wer nannte es Tod

wir formten aus Schmerz das Leben
und fürchten nun den Tod

wäre wer lachend geboren
würde er lachend sterben
Vor allem die Aussage der beiden letzten Verse der Urversion vermisse ich in der neuen Variante. Ev. haben dich die "wer" etwas irritiert, denn die sind sprachlich nicht ganz so elegant und kommen verhältnismäßig oft vor. Man könnte vorsichtig umformulieren und ich wage hier einen bewusst vorsichtigen Vorschlag, denn ich weiß, dass ich natürlich nicht exakt deine "Dichtersprache" spreche.

In allem Werden
dieser Schmerz
das erste Lachen
vergeht, verlorener
Verlust, Liebe genannt
nichts als die Wahrheit
Nichts ist Wahrheit
flüstert die Stimme
die ich mit mir fand

sie redet über das Nichts
als ob wir nicht in ihm geboren
als wären wir nicht Nichts
zwischen den Dingen

wer weint findet den Schmerz
wer lacht die Freude
wer lachend geboren
würde lachend sterben

jemand starb
wir nannten es Tod
formten den Schmerz
nennen es Leben
und fürchten den Tod das Ende


Wie gesagt, nur ein Vorschlag im Sinne einer Veranschaulichung. Du findest sicher noch die Lösung, die für dich perfekt passt.

Diese Stimme, die da LyrIch die große Wahrheit über die Nicht-Wahrheiten ins Ohr flüstert...das ist ein sehr fein gemaltes Bild für das Erlangen einer Erkenntnis, die die eigene Sicht auf das Leben grundlegend verschiebt. Das finde ich wirklich toll gemacht! Das Leben und den Tod als Eins zu begreifen und somit das Loslassen der Furcht vor der eigenen Endlichkeit zu schaffen...ein großes Glück, wem dies gelingt!

Beim "verlorenen Verlust" mag ich die Alliteration und die Doppelung des Wortes. Trotzdem irritert er mich zugleich auch . Ich weiß - der ist nicht als bloßer Doppelmoppel gemeint (und man kann es nach ein wenig Denkarbeit auch verstehen), aber da denke ich mir schon während des Lesens einen kleinen Knoten ins Gehirn und das wirft mich kurz aus dem Lesefluss. Man könnte salopp sagen: der überfordert mich ein wenig. :cool:

Aber dein Spiel mit Nichts, Wahrheit, Liebe, Furcht, Schmerz und Freude finde ich höchst gelungen!!!!
Das ist schon verdammt nah dran an der Essenz dessen, was Leben bedeutet. Toll!

Sehr gerne gelesen!
Liebe Grüße,
fee
 

trivial

Mitglied
Liebe Fee,
danke für Deinen netten Kommentar. Den Vorschlag lasse ich mir mal durch den Kopf gehen, normalerweise endet es immer damit, wenn ich an etwas, was ich aus einer konkreten Emotion heraus schrieb, also quasi alles, später von außen betrachte und irgendwie bearbeiten möchte , dass ich alles überflüssig streiche, bis am Ende das letzte Wort so allein und zusammenhangslos da steht, dass es auch verschwindet… da der ursprüngliche Zweck des Textes ja genau darin lag, diese Emotionen zu verarbeiten…

Die letzten Verse waren irgendwie der gedankliche Ausgangspunkt, darum wollte ich sie wohl einerseits irgendwie drin haben, anderseits, da der Text daraus keimte waren sie für mich auf einer Metaebene allgegenwärtig und es erschien mir redundant, aber die meisten sind wohl seltener in meinen Kopf.

Liebe Grüße
R
 



 
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