Hallo Sanne!
Lieben Gruß nach G. – schön, dich hier zu lesen!
…schön auch zu lernen, dass die LL Plauderei nicht mehr so ernst zu nehmen scheint (ein Ruf zur Administration: kidding! just kidding! honestly!) Schön, schön, schön, dass meine Ehrerweisung an Frau Domin zur Diskussion anregt. Sehr schön, dass ich nach einiger Zeit der LL-Abstinenz - und der Schreiberei guthin – in der Tat gelesen werde. Schön, schön, schön, schön, dass ich lernen darf –
und erwidern.
Eine Laudatio ist kein Gedicht.
Ein Gedicht mag Grundlage sein, für eine Grabrede oder eine Laudatio; doch eine Grabrede ist kein Gedicht. Eine Laudatio ist kein Gedicht. Niemals.
Für beide möchten wir uns wünschen, dass der Vortragende einen direkten Kontakt zum Empfänger gehabt haben möchte, dass er ihn persönlich kennt oder kannte, dass er mehr zu berichten weiß, als einen - seinen - r e i n persönlichen Eindruck.
Ich möchte kurz zusammenfassen:
Was ist ein Gedicht oder besser, was braucht ein Gedicht um ein Gedicht zu werden, das sich abhebt aus der Masse – oder noch besser: welche Grundsätze möchte es erfüllen, damit es überhaupt ein Gedicht wird?
Dabei beachten möchte man sicher:
Sensibilität,
Sprachgefühl,
bestimmte Versformen oder Reimarten
Diese Grundsätze bilden ein Gerüst, welches nach bestem Wissen und Bestreben untermauert wird, von einigen unabdinglichen Voraussetzungen.
So genannte Verse z.B., bilden Sinneinheiten, wobei nicht der Satzbau bestimmt, wo ein Vers beginnt oder endet. Von einem Gedicht möchte man anderes erwarten, andere Inhalte, als von Prosatexten. Eine Laudatio benötigt bspw. solche; eine Grabrede auch.
Das Gedicht zählt zur Lyrik. Lyrik überzeugt durch die Unmittelbarkeit des Ausdrucks.
Im Gedicht empfindet der Dichter und nur dieser drückt auch seine Empfindung aus.
Wenn nur Wissen, Denken oder Glauben zum Ausdruck kommen, kann man also – mit Nachdruck! - noch nicht von einem Gedicht sprechen.
Im Empfinden ist der Mensch einzigartig und nur durch den Ausdruck des Einzigartigen guthin, empfängt das Gedicht seine eigene Note.
Vorausgesetzt natürlich, auch der Empfänger – in diesem Fall der Leser – ist auf der annähernden Empfindungsschiene wie der Autor!
Wäre dies nicht so, würde die ganze Welt Kurt lieben. Weil Isolde nämlich Kurt liebt! Und weil Isolde ihrerseits alle herrlich perfekten Vorraussetzungen für eine vollkommene Liebe erfüllt; und der Rest der Menschheit demnach auch so zu denken und zu fühlen pflegen würde wie Isolde! Weil die Einzigartigkeit eine Luftblase wäre.
Um zu pauschalieren möchte ich meinen, dass wir uns zugestehen sollten, dass der Mensch beim Empfinden Fehler macht.
Unbedingt auch der Dichter.
Ausgelutschte Worte, abgegriffene Themen, welche die Sachverhalte nur ungenügend treffen, sentimentale Gefühlsduselei, mangelnder Rhythmus, unreine Reime sind solche, um nur wenige zu nennen.
Das Gedicht formuliert das kleinste Ganze. Nur im Bildhaften entsteht das Dichterische.
Doch auch der Leser ist nicht frei von Schuld (in Bezug auf Fehler).
Ja, Sanne, Bildungslücke.
Eine Bildungslücke allein jedoch ist noch kein Fehler. Eine Aussage in Frage zu stellen, ohne sich mit entsprechender Information zum aktuellen Sachverhalt zu unterfüttern, ist – lass mich formulieren: schwach.
Ich behaupte:
Ein ernst zu nehmender Schreiber eignet sich (spätestens nach der ersten aufrechten Kritik) erst einmal die Grundsätze der Grammatik an. Ein aufrechter Lyriker lernt mehr als Heine, Brecht und Schiller. Ein aufrecht interessierter Leser will vorab wissen – und äußert sich dann.
Es spricht für dich, wenn du Gedichte aus dem Ärmel schüttelst. Ich werde die Qualität derer gelegentlich prüfen. Sei dir versichert.
Ich jedoch, liebe Susanne, schüttle keine Gedichte aus dem Ärmel.
Mir ist die Lyrik Freund und Feind gleichhin. Ich fürchte sie gleichermaßen, wie ich sie auch schätze.
Kein Gedicht verlässt mein Haus, bevor ich nicht im guten Gewissen mit ihm im reinen bin.
Was nicht heißen soll, dass ich konstruktive Kritik nicht begrüße. Ganz im Gegenteil! Ich wünsche sie mir sehr!
Deine Kritik zeigt mir, dass du mich nicht verstanden hast. Du bist auf keines meiner Details eingegangen. Du wolltest nicht.
Du wolltest dich mit mir vergleichen.
Der Vergleich hinkt meist.
Dennoch,
besten Dank für deine Nachricht, ich habe gerne geantwortet. Bitte habe Nachsicht, dass ich weitere Kommentare, die sich nicht explizit auf Textpassagen beziehen, nicht weiter beantworten möchte.
Freundlich,
Gabriele
PS:
Verehrte Administration:
Bitte seid versichert, dass ich bei entsprechenden Fragen zum Gedicht, gerne detailliert auf Inhalte eingehen möchte.
LG: Gabriele