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Empfohlener Beitrag
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Helga fasste meine Existenz kurz und bündig in die Worte: “Du bist ein Arsch“. Ich dachte kurz nach, war dann ganz bei ihr, teilte ihre Meinung über mich uneingeschränkt und – ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können.
Ich bewunderte Helgas Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge mit einfachen Worten auszudrücken. Ich bin also ein Arsch.
„Du hast recht“, sagte ich zu ihr. Anstatt ihr Contra zu geben, ergriff ich das, was mir mental am nächsten lag: die Flucht. Ich habe eben keinen Arsch in der Hose.
Ich riss meine Jacke vom Haken, schlüpfte in meine Schuhe und verschwand in der Nacht.
In meinem Auto, auf der Fahrt ins Nirgendwo, mit der Option auf Nirwana, überlegte ich, ob ich meiner Existenz als Arsch ein Ende setzen sollte, scheiterte aber an der Frage nach dem Wie. Und, wenn ich ehrlich bin, auch nach dem Warum. Denn auch als Arsch lässt es sich gut leben. Man muss nur Gleichgesinnte finden: Ärsche.
Die Welt ist voll von Arsch-Existenzen, man erkennt sie nur nicht sofort. Sie verstecken sich hinter unscheinbaren Fassaden, sind meist wortgewandt und aalglatt – so wie ich.
Ich fuhr am Bordell der Stadt vorbei. Da war ich schon lange nicht mehr; ich überlegte. Meine Überlegungen gipfelten schließlich in dem Entschluss, in die Bar zu gehen, die dem Bordell am nächsten lag. Da bist du gut aufgehoben, dachte ich, kannst dir für wenig Geld einen ansaufen und dann immer noch … Oder auch nicht.
In der Bar traf ich auf Mary. Sie hatte gerade Pause; wir redeten. Ich war wortgewandt wie immer, lächelte an den richtigen Stellen und nach einer Weile fragte sie mich, ob ich mit ihr aufs Zimmer gehen möchte. „Im Prinzip ja“, sagte ich, „aber du musst wissen, ich bin ein Arsch.“
„Ich weiß“, sagte Mary, „das ist mir sofort aufgefallen, aber es ist mir egal. Hundert Euro.“
„Wofür?“, fragte ich überrascht, blickte sie an und entdeckte ein Zwinkern in ihrem Blick.
„Blasen, Poppen; mit Gummi.“
„Ganz schön teuer, nä?“
„Qualität hat ihren Preis“, sagte Mary und zwinkerte mit den Augen, und wackelte mit dem Hintern, und hob ihre Brüste an.
„Was soll denn das Gefasel von Qualität“, sagte ich barsch. Ich war echt sauer, so ein dummes Geschwätz kann ich überhaupt nicht leiden. Blasen, Poppen – Qualität. So ein Quatsch. Mary verabschiedete sich dann spontan mit den Worten „Du Arsch“. Und ich blieb allein zurück. Warf dann ein Bündel Blicke auf die Barfrau; ihre Brüste, ihre Hüften; ihren Arsch, wenn sie sich zu den Schnapsflaschen empor reckte. Sie schaute mich fragend, vorwurfsvoll, an, ich blickte entschuldigend zurück, zahlte und ging hinaus in die Nacht.
Es leuchteten keine Sterne am Himmel, kein Schweifstern wies mir den Weg. Ich war so einsam wie eine Sternschnuppe, die aus den Plejaden fällt. Ich dachte an Hawaii und das leichte Leben dort. Ich schwamm eine Runde im Meer meiner Gedanken; fast wäre ich abgesoffen. Beim Bäcker an der Ecke lag altes Brot im Schaufenster. In der Einkaufs-Passage saß Einer mit Gitarre. Ich ging zu ihm hin, warf eine Münze in seinen Hut, und er nickte dankend und spielte „A hard‘s rain a-gonna fall“. Der Gitarrenmann spielte schlecht, er sang schlecht, und ich holte mir meine Münze zurück. „Du Arsch.“ brüllte er. Er warf seine Gitarre nach mir; scheppernd schlug diese neben mir ein, und ich schaute zu, dass ich Land gewann. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, ein boshaftes Lächeln.
Ich betrachtete mein Spiegelbild in einem der Schaufenster; und es war gut. Es war die Liebe zu mir selbst, die mich am Leben hielt. Ärsche leben eben länger. Plötzlich überkam mich eine unendliche Angst und ich flüchtete zurück zum Auto. Schwer atmend lehnte ich mich an die Motorhaube und zündete mir eine Zigarette an. Menschen gingen an mir vorbei, schauten mich an. Ich wusste was sie dachten: „So ein Arsch.“
Ich beschloss, noch in dieser Nacht aufs Land zu fahren. Die Schönheit der Landschaft würde ich in der Dunkelheit nicht sehen können, aber die Stille würde mir gut tun.
Weit nach Mitternacht parkte ich schließlich an einem kleinen See. Schwarz und schweigend lag er da, der See. Schade, dass kein Mond am Himmel steht, dachte ich, dann wäre es schöner gewesen, hier an diesem See, dessen Namen ich nicht kannte; mit dem silbernen Licht des Mondes. Bevor sich meine Gedanken vollends verwirrten, stieg ich ins Auto, kuschelte mich in meine Decke (unten Wolle, oben Laminat) und schlief.
Die aufgehende Sonne kitzelte mein Gesicht, ich erwachte und reckte mich. Meine Glieder waren steif, die Finger der einen Hand wie abgestorben. Doch ich fühlte mich gut. So stieg ich aus dem Auto und verrichtete hinter einem Strauch meine Notdurft; zu irgendwas muss ein Arsch schließlich gut sein.
Trotz der morgendlichen Kühle entledigte ich mich meiner Kleider und stellte mich nackt der aufsteigenden Sonne entgegen, breitete die Arme aus und rief: „Ich bin Gott.“ Nach diesem Anfall von Größenwahn schaute ich mich vorsichtig um. Keiner da? Gut. Und noch einmal rief ich: „Ich bin Gott.“
„Nein“, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf, „du bist nicht Gott, du bist ein Arsch.“
Ich nickte zustimmend und war mit mir selbst wieder im Reinem.
Voller Übermut sprang ich in den See. Das hätte ich nicht tun sollen; das Wasser war arschkalt und, so seltsam es klingen mag, etwas zerrte an meinen Füßen und wollte mich in die Tiefe ziehen. So schaute ich zu, dass ich wieder Land gewann, hüllte mich in meine Schlafdecke und rubbelte mich trocken. Mein Magen knurrte, ich hatte Hunger. Und je mehr ich an Essen dachte, umso hungriger wurde ich. Ich erinnerte mich an mein letztes Survival-Training, hatte aber keine Lust, Gänseblümchen zu fressen oder die Rinde von einer Weide zu knabbern. Und überhaupt gab es hier weder Weiden noch Gänseblümchen, nur Schilf. „Wieso fährst du nicht einfach ins nächste Dorf, du Arsch“, flüsterte die Stimme in meinem Kopf, „anstatt so ein Gedöns zu veranstalten?“ Stimmt, dachte ich, das ist die Lösung. Erschöpft und satt von meinen Gedanken legte ich mich auf den Rücken, immer noch in meine Decke gehüllt.
Der Himmel war eine blaue Linse; kein Fusel trübte die Optik; wie schön, dachte ich. Ich glitt in eine Meditation hinein, sah durch die blaue Linse hindurch, wie durch ein Teleskop, die andere Seite des Universum. Ich sah eine Seifenblase … Eine Seifenblase? Ich richtete mich abrupt auf, schüttelte den Kopf, zweifelte an meinen Sinnen, zwinkerte und rieb mir die Augen. Doch es gab keinen Zweifel. Eine in den Farben des Regenbogens schillernde Seifenblase schwebte herab, wurde größer und größer und landete schließlich sanft und wabernd unmittelbar vor mir im Gras. Den Durchmesser des schillernden Gebildes schätzte ich auf gut zwei Meter. Aus dem Inneren der Blase drangen Laute, die ich als Hüsteln identifizierte, alternativ als Flatulenz, dann stach eine Stahlspitze durch die Regenbogenhaut und die Seifenblase zerplatzte. Eine gelbliche, stinkende Wolke stieg empor, vermischte sich mit den schillernden Tröpfchen der Seifenblasenhaut und formte eine transparente Kuppel. Für einen Moment waren meine Augen von dem goldenen Leuchten geblendet. Nur eine Armlänge entfernt saß, mit untergeschlagenen Beinen, ein blondgelocktes Wesen mit einer Pickelhaube auf dem Kopf. Anhand gewisser Körpermerkmale identifizierte ich das Wesen als Frau. Sie gähnte herzhaft und murmelte: „Mann bin ich müde.“
"Hallo Engel“, sagte ich völlig verdattert, die Augen ungläubig geweitet.
„Hallo Arsch“, sagte der Engel mit dunkler Whiskey-Stimme.
Oh je, dachte ich, selbst in den höheren Gefilden schien meine Existenz als Arsch bekannt zu sein.
„Wo kommst denn du her?“, fragte ich.
„Von oben“, sagte der Engel und reckte den Arm hoch.
„Und was machst du hier unten?“
„Ich wurde dir zugeteilt, schon vor langer Zeit.“
Der Engel griff in den Tornister auf seinem Rücken und holte eine lange, dicke Salami heraus. „Hier, fang.“ Geschickt fischte ich die Wurst-Granate aus der Luft und roch daran.
„Brot?“, fragte ich.
„Brot? Davon weiß ich nichts.“
„Ich esse Wurst immer mit Brot.“
Der Engel verdrehte die Augen: „Immer dieses Anspruchsdenken. Du solltest froh sein, dass du überhaupt was kriegst.“ Noch einmal griff der blonde Engel in den Tornister und warf mir dann eine Flasche Bier zu: „Trink oder stirb.“ Der Engel lachte blechern.
Dann bin ich aufgewacht. Ich lag im Bett – allein. Ein Zettel lag auf Helgas Kopfkissen. Unendliche Angst kroch in mir hoch. Ich las und lachte erleichtert: „Einkaufsliste ...“.
Ich bewunderte Helgas Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge mit einfachen Worten auszudrücken. Ich bin also ein Arsch.
„Du hast recht“, sagte ich zu ihr. Anstatt ihr Contra zu geben, ergriff ich das, was mir mental am nächsten lag: die Flucht. Ich habe eben keinen Arsch in der Hose.
Ich riss meine Jacke vom Haken, schlüpfte in meine Schuhe und verschwand in der Nacht.
In meinem Auto, auf der Fahrt ins Nirgendwo, mit der Option auf Nirwana, überlegte ich, ob ich meiner Existenz als Arsch ein Ende setzen sollte, scheiterte aber an der Frage nach dem Wie. Und, wenn ich ehrlich bin, auch nach dem Warum. Denn auch als Arsch lässt es sich gut leben. Man muss nur Gleichgesinnte finden: Ärsche.
Die Welt ist voll von Arsch-Existenzen, man erkennt sie nur nicht sofort. Sie verstecken sich hinter unscheinbaren Fassaden, sind meist wortgewandt und aalglatt – so wie ich.
Ich fuhr am Bordell der Stadt vorbei. Da war ich schon lange nicht mehr; ich überlegte. Meine Überlegungen gipfelten schließlich in dem Entschluss, in die Bar zu gehen, die dem Bordell am nächsten lag. Da bist du gut aufgehoben, dachte ich, kannst dir für wenig Geld einen ansaufen und dann immer noch … Oder auch nicht.
In der Bar traf ich auf Mary. Sie hatte gerade Pause; wir redeten. Ich war wortgewandt wie immer, lächelte an den richtigen Stellen und nach einer Weile fragte sie mich, ob ich mit ihr aufs Zimmer gehen möchte. „Im Prinzip ja“, sagte ich, „aber du musst wissen, ich bin ein Arsch.“
„Ich weiß“, sagte Mary, „das ist mir sofort aufgefallen, aber es ist mir egal. Hundert Euro.“
„Wofür?“, fragte ich überrascht, blickte sie an und entdeckte ein Zwinkern in ihrem Blick.
„Blasen, Poppen; mit Gummi.“
„Ganz schön teuer, nä?“
„Qualität hat ihren Preis“, sagte Mary und zwinkerte mit den Augen, und wackelte mit dem Hintern, und hob ihre Brüste an.
„Was soll denn das Gefasel von Qualität“, sagte ich barsch. Ich war echt sauer, so ein dummes Geschwätz kann ich überhaupt nicht leiden. Blasen, Poppen – Qualität. So ein Quatsch. Mary verabschiedete sich dann spontan mit den Worten „Du Arsch“. Und ich blieb allein zurück. Warf dann ein Bündel Blicke auf die Barfrau; ihre Brüste, ihre Hüften; ihren Arsch, wenn sie sich zu den Schnapsflaschen empor reckte. Sie schaute mich fragend, vorwurfsvoll, an, ich blickte entschuldigend zurück, zahlte und ging hinaus in die Nacht.
Es leuchteten keine Sterne am Himmel, kein Schweifstern wies mir den Weg. Ich war so einsam wie eine Sternschnuppe, die aus den Plejaden fällt. Ich dachte an Hawaii und das leichte Leben dort. Ich schwamm eine Runde im Meer meiner Gedanken; fast wäre ich abgesoffen. Beim Bäcker an der Ecke lag altes Brot im Schaufenster. In der Einkaufs-Passage saß Einer mit Gitarre. Ich ging zu ihm hin, warf eine Münze in seinen Hut, und er nickte dankend und spielte „A hard‘s rain a-gonna fall“. Der Gitarrenmann spielte schlecht, er sang schlecht, und ich holte mir meine Münze zurück. „Du Arsch.“ brüllte er. Er warf seine Gitarre nach mir; scheppernd schlug diese neben mir ein, und ich schaute zu, dass ich Land gewann. Ein Lächeln umspielte meine Lippen, ein boshaftes Lächeln.
Ich betrachtete mein Spiegelbild in einem der Schaufenster; und es war gut. Es war die Liebe zu mir selbst, die mich am Leben hielt. Ärsche leben eben länger. Plötzlich überkam mich eine unendliche Angst und ich flüchtete zurück zum Auto. Schwer atmend lehnte ich mich an die Motorhaube und zündete mir eine Zigarette an. Menschen gingen an mir vorbei, schauten mich an. Ich wusste was sie dachten: „So ein Arsch.“
Ich beschloss, noch in dieser Nacht aufs Land zu fahren. Die Schönheit der Landschaft würde ich in der Dunkelheit nicht sehen können, aber die Stille würde mir gut tun.
Weit nach Mitternacht parkte ich schließlich an einem kleinen See. Schwarz und schweigend lag er da, der See. Schade, dass kein Mond am Himmel steht, dachte ich, dann wäre es schöner gewesen, hier an diesem See, dessen Namen ich nicht kannte; mit dem silbernen Licht des Mondes. Bevor sich meine Gedanken vollends verwirrten, stieg ich ins Auto, kuschelte mich in meine Decke (unten Wolle, oben Laminat) und schlief.
Die aufgehende Sonne kitzelte mein Gesicht, ich erwachte und reckte mich. Meine Glieder waren steif, die Finger der einen Hand wie abgestorben. Doch ich fühlte mich gut. So stieg ich aus dem Auto und verrichtete hinter einem Strauch meine Notdurft; zu irgendwas muss ein Arsch schließlich gut sein.
Trotz der morgendlichen Kühle entledigte ich mich meiner Kleider und stellte mich nackt der aufsteigenden Sonne entgegen, breitete die Arme aus und rief: „Ich bin Gott.“ Nach diesem Anfall von Größenwahn schaute ich mich vorsichtig um. Keiner da? Gut. Und noch einmal rief ich: „Ich bin Gott.“
„Nein“, flüsterte eine Stimme in meinem Kopf, „du bist nicht Gott, du bist ein Arsch.“
Ich nickte zustimmend und war mit mir selbst wieder im Reinem.
Voller Übermut sprang ich in den See. Das hätte ich nicht tun sollen; das Wasser war arschkalt und, so seltsam es klingen mag, etwas zerrte an meinen Füßen und wollte mich in die Tiefe ziehen. So schaute ich zu, dass ich wieder Land gewann, hüllte mich in meine Schlafdecke und rubbelte mich trocken. Mein Magen knurrte, ich hatte Hunger. Und je mehr ich an Essen dachte, umso hungriger wurde ich. Ich erinnerte mich an mein letztes Survival-Training, hatte aber keine Lust, Gänseblümchen zu fressen oder die Rinde von einer Weide zu knabbern. Und überhaupt gab es hier weder Weiden noch Gänseblümchen, nur Schilf. „Wieso fährst du nicht einfach ins nächste Dorf, du Arsch“, flüsterte die Stimme in meinem Kopf, „anstatt so ein Gedöns zu veranstalten?“ Stimmt, dachte ich, das ist die Lösung. Erschöpft und satt von meinen Gedanken legte ich mich auf den Rücken, immer noch in meine Decke gehüllt.
Der Himmel war eine blaue Linse; kein Fusel trübte die Optik; wie schön, dachte ich. Ich glitt in eine Meditation hinein, sah durch die blaue Linse hindurch, wie durch ein Teleskop, die andere Seite des Universum. Ich sah eine Seifenblase … Eine Seifenblase? Ich richtete mich abrupt auf, schüttelte den Kopf, zweifelte an meinen Sinnen, zwinkerte und rieb mir die Augen. Doch es gab keinen Zweifel. Eine in den Farben des Regenbogens schillernde Seifenblase schwebte herab, wurde größer und größer und landete schließlich sanft und wabernd unmittelbar vor mir im Gras. Den Durchmesser des schillernden Gebildes schätzte ich auf gut zwei Meter. Aus dem Inneren der Blase drangen Laute, die ich als Hüsteln identifizierte, alternativ als Flatulenz, dann stach eine Stahlspitze durch die Regenbogenhaut und die Seifenblase zerplatzte. Eine gelbliche, stinkende Wolke stieg empor, vermischte sich mit den schillernden Tröpfchen der Seifenblasenhaut und formte eine transparente Kuppel. Für einen Moment waren meine Augen von dem goldenen Leuchten geblendet. Nur eine Armlänge entfernt saß, mit untergeschlagenen Beinen, ein blondgelocktes Wesen mit einer Pickelhaube auf dem Kopf. Anhand gewisser Körpermerkmale identifizierte ich das Wesen als Frau. Sie gähnte herzhaft und murmelte: „Mann bin ich müde.“
"Hallo Engel“, sagte ich völlig verdattert, die Augen ungläubig geweitet.
„Hallo Arsch“, sagte der Engel mit dunkler Whiskey-Stimme.
Oh je, dachte ich, selbst in den höheren Gefilden schien meine Existenz als Arsch bekannt zu sein.
„Wo kommst denn du her?“, fragte ich.
„Von oben“, sagte der Engel und reckte den Arm hoch.
„Und was machst du hier unten?“
„Ich wurde dir zugeteilt, schon vor langer Zeit.“
Der Engel griff in den Tornister auf seinem Rücken und holte eine lange, dicke Salami heraus. „Hier, fang.“ Geschickt fischte ich die Wurst-Granate aus der Luft und roch daran.
„Brot?“, fragte ich.
„Brot? Davon weiß ich nichts.“
„Ich esse Wurst immer mit Brot.“
Der Engel verdrehte die Augen: „Immer dieses Anspruchsdenken. Du solltest froh sein, dass du überhaupt was kriegst.“ Noch einmal griff der blonde Engel in den Tornister und warf mir dann eine Flasche Bier zu: „Trink oder stirb.“ Der Engel lachte blechern.
Dann bin ich aufgewacht. Ich lag im Bett – allein. Ein Zettel lag auf Helgas Kopfkissen. Unendliche Angst kroch in mir hoch. Ich las und lachte erleichtert: „Einkaufsliste ...“.
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