Der Eine

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DER EINE

Ich kann (und will) noch immer nicht begreifen
Warum sie sich mit solchen Kerlen abgibt
(Ihr wisst schon: Waschbrettbauch und hohler Schädel
Bar jeder Fantasie und so romantisch
Wie ein Finanz- und Anlageberater
Auf Kokain, beim Hören von Phil Collins)
Beziehungsweise, was sie sich von denen
Verspricht, wo sie doch einen haben könnte
Der ihre Ketten trägt, als wären sie Geschmeide
Und ihre Mails und Apps und Tweets verschlingt, demütig
Als wären sie die Zehn Gebote (oder Verse
Von Emily Dickinson oder Aphorismen
Von Edna St. Vincent Millay und Sappho)
Einer, der ihr Porträt malt, drauf der Louvre
Die Mona Lisa selbst dagegen eintauscht
Der eine, welcher ihren nackten Körper
In Liedern voller Freude, Wehmut und Verlangen
Besingt (kühner Bewahrer des Orpheus‘ Erbe)
Und noch die Traurigkeit über den Tod der Liebe
In ein gewöhnliches Gedicht verwandelt


© 2020

 
Das Gedicht - bzw. dessen Zeilen - sind metrisch durchgestaltet (Blankvers/Alexandriner), was man meines Erachtens durchaus als feste Form ansehen kann.
Ich muss allerdings das Versäumnis gestehen, mich (noch) nicht über die Kriterien der Leselupe betreffs der Einordnung der Gedichte informiert zu haben.
Gruß, Gerold
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
es ist ganz einfach: man schreibt die gewählte oder geschaffene "feste Form" neben den Titel, dann versteht es jeder Leser unmittelbar.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich bin noch, lieber Gerold,

beim Kauen vorm Verdauen.

Metrik (?):

Als wären sie die Zehn Gebote (oder Verse
- 6 statt 5 Füße
Von Emily Dickinson oder Aphorismen
- 2 Daktylen?
Einer, der ihr Porträt malt, drauf der Louvre
- einér ?
In Liedern voller Freude, Wehmut und Verlangen
- 6 statt 5
Besingt (kühnér Bewahrer des Orpheus‘ Erbe)
- Orpheus verholpert
Und noch die Traurigkeit über den Tod der Liebe
Traurigkeit über den Tod
XxX xx x X - drei Unbetonte (über den)

das kann man natürlich so machen, warum nicht.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mit "Feste Form" ist hier gemeint: Eine etablierte Gedichtform, Beispiel: Sonett, Triolett, Limerick, Elfchen etc. Also eine ganze Reihe.
. Es ist dabei weniger die Versform gemeint.

Ich schiebe es in "Ungereimtes".
 
Ich habe selbstverständlich kein Problem mit der Verschiebung in "Ungereimtes", zumal meine metrischen "Kunststückchen"
hin und wieder durchaus ein wenig willkürlich erscheinen mögen (eine freundliche Umschreibung für "verpatzt") - nun, mir gefiel es dennoch so.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir hat das Gedicht selbst auch gefallen. Es hat einen erhabenen Tonfall, der teilweise in Kontrast zum Inhalt steht.
 



 
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