Der Himmel trägt ein Kleid aus viel zu warmen Farben

4,50 Stern(e) 10 Bewertungen

Chandrian

Mitglied
Der Himmel trägt ein Kleid aus viel zu warmen Farben

Werden wir Farbe
Aus Farbe gewinnen
Einen Stein zermahlen das Pulver
Vermengt mit Weihwasser unter die Augen, bis es tränt
und die salzigen​
Ströme Linien über die Wangen ziehen
Leiden wir ein bisschen
Und zeigen Trauer
Den Steinen, die wir freilegen, auftauen
Die Eishaube Schicht für Schicht
Entfernen und lauschen
Wie die Zeitalter abgetragen -
Wie die Erde ächzt und sich wehrt

Schauen wir waldwärts
Wo es nie bloss ein Ich oder Du ist
Wo es noch Schatten gibt
Und die Steine noch nicht…
Da ist die Erde noch nicht karg
Und dann sollte eigentlich
Motorenlärm und Brandrodung -
Rauch der steht am Stück
Allarmieren, spätestens
Sobald sich die eigenen Konturen in den Öllachen spiegeln
(usw.)​

Spätestens wenn ein Meer
Wenn ein Meer stirbt spätestens
Wenn das Blau sich zurückzieht und
Einem Schwarz weicht
(In diesem Schwarz sind Engel ertrunken)​
Dann sollte man doch…
Beten? Mit Farbe im Gesicht
Kämpfen? Oder
Leise, leise
Weinen
 
Zuletzt bearbeitet:
G

Gelöschtes Mitglied 27550

Gast
Liebe chandrian,
leider ist mir ein Stern verrutscht...es sollen 5 sein...es tut mir leid...doch denke ich, der Kommentar wird dies sichtbar machen für andere Leser.
Liebe Grüße Sue
 

Johnson

Mitglied
Die Metaphern sind unverständlich. Das beginnt schon bei der Eröffnung, in der der Himmel als „Kleid aus viel zu warme Farben“ beschrieben wird. Das ist schwer fassbar und unklar. Das Zermahlen von Steinen und das Vermengen mit Weihwasser sind ebenso unklar für mich. Eine gewisse Trauer und Leid, kann ich erkennen, aber diese Bilder laufen ins Leere. Vage bleibt die Vorstellung von Steinen, die auftauen und eine ächzende Erde vermitteln. Steine waren noch nie tiefgefroren. Das sterbende Meer, das dem Blau weicht und von Engeln ertrunken ist, klingt dramatisch, führt aber zu keinem eindeutigen Bild. Ich erkenne keine Botschaft, sondern nur eine Aneinanderreihung von Metaphern. Eine konkretere Sprache hätte dem Gedicht gutgetan.
 

surrusus

Mitglied
Ich erkenne keine Botschaft, sondern nur eine Aneinanderreihung von Metaphern. Eine konkretere Sprache hätte dem Gedicht gutgetan.
Im Vergleich zu anderen Arbeiten im Feld der Literatur finde ich das Gedicht sehr klar und es ist nur verständlich, wenn der Mensch trauert, dass die Umwelt und die Erde in ihre Einzel-Teilchen durch Menschenhand dekonstruiert ist.
Lyrik mit anschaulichen Metaphern kann ja jeder zerlegen, in dem das Elementarste hinterfragt wird: Was ist ein Stein (leblos, kalt, kantig, scharfkantig, fest) und was wird aus dem Stein, würde er zermahlen. Hier findet ein Zerfall statt.
Was symbolisiert Weihwasser und wohin reicht diese Wahrheit, wenn sie zu Tränen rührt?

Da kann man froh sein, dass in der LL keine Werke wie die eines Jacksons stehen.
Den würde man hier vermutlich so schnell ausm Forum mobben, wie man den Deckel nachm Stuhlgang auf die Keramikbrille zuschlägt.
Und hört bitte endlich auf, so elendig zu verallgemeinern.
Wenn jemand nicht kompetent lesen kann = Rand halten oder in Ich-Botschaften verpacken.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wenn jemand nicht kompetent lesen kann = Rand halten oder in Ich-Botschaften verpacken.
Hallo!

Also wenn ich den Beitrag von @Johnson richtig gelesen habe, dann hat er da oft genug "Ich" geschrieben und es ist sein gutes Recht hier seinen persönlichen Leseeindruck zu schreiben. Hier jemanden dann die Lesekompetenz abzusprechen, halte ich gelinde gesagt für sehr vermessen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Chandrian

Mitglied
Die Metaphern sind unverständlich. Das beginnt schon bei der Eröffnung, in der der Himmel als „Kleid aus viel zu warme Farben“ beschrieben wird. Das ist schwer fassbar und unklar. Das Zermahlen von Steinen und das Vermengen mit Weihwasser sind ebenso unklar für mich. Eine gewisse Trauer und Leid, kann ich erkennen, aber diese Bilder laufen ins Leere. Vage bleibt die Vorstellung von Steinen, die auftauen und eine ächzende Erde vermitteln. Steine waren noch nie tiefgefroren. Das sterbende Meer, das dem Blau weicht und von Engeln ertrunken ist, klingt dramatisch, führt aber zu keinem eindeutigen Bild. Ich erkenne keine Botschaft, sondern nur eine Aneinanderreihung von Metaphern. Eine konkretere Sprache hätte dem Gedicht gutgetan.
Gewisse Gesteine zermahlen und mit Wasser vermengt sind die wohl ältesten bekannten Methoden, um Farbe herzustellen. Also etwas sehr Konkretes. Weihwasser als dieses Bindemedium zu verwenden, ergänzt die von @surrusus angesprochene Ebene. Was an tiefgefrorenen Steinen unklar ist, weiss ich auch nicht. Permafrostböden (in Böden gibt es Gesteinsschichten = Steine) sind de fakto tiefgefroren. Die tiefgefrorene Erde dient üvrigens als geologische Zeitskala, daran kann man gut die verschiedenen Zeitalter ablesen. So auch das Anthropozän, also jenes Zeitalter, in welchem der Mensch der wichtigste (oder bessergesagt verheerendste) Einflussfaktor auf die Erde ist. Und erstens ist es beeindruckend, sich vorzustellen, dass dieser Boden unsere ganze Geschichte beherbergt, andererseits ist es verheerend, wenn dieser Boden auftaut. Nicht nur, weil Informationen verloren gehen, sondern auch, weil deswegen viele Unfälle entstehen und Infrastruktur zerstört wird. Dass die Metaphern bei dir nichts auslösen, nehme ich mir zu Herzen. Oder zur Kenntnis. Ich danke dir generell für die Kritik, werde aber bei dieser Art von Kritik, die alleine auf subjektivem Empfinden basiert, wohl mein Gedicht noch ein wenig verteidigen müssen. Zusammenhangslos sind die Metaphern nämlich keineswegs. Ausser, sie wären missverständlich. Das hat surrusus aber bereits widerlegt.
Danke aber, dass du dich mit dem Gedicht beschäftigt hast!

LG Chandrian
 

Chandrian

Mitglied
Im Vergleich zu anderen Arbeiten im Feld der Literatur finde ich das Gedicht sehr klar und es ist nur verständlich, wenn der Mensch trauert, dass die Umwelt und die Erde in ihre Einzel-Teilchen durch Menschenhand dekonstruiert ist.
Lyrik mit anschaulichen Metaphern kann ja jeder zerlegen, in dem das Elementarste hinterfragt wird: Was ist ein Stein (leblos, kalt, kantig, scharfkantig, fest) und was wird aus dem Stein, würde er zermahlen. Hier findet ein Zerfall statt.
Was symbolisiert Weihwasser und wohin reicht diese Wahrheit, wenn sie zu Tränen rührt?
Danke @surrusus
Schöne Ausführung, wirklich!
 

Johnson

Mitglied
Dass ich Verallgemeinerungen benutzte ist unbegründet. Ich habe in meiner Kritik spezifische Punkte des Gedichts herausgesucht und auch Erklärungen aufgeführt. Der Vorwurf der Pauschalität ist unbegründet. Mir fehlende Kompetenz beim Lesen vorzuwerfen ist ungerechtfertigt, da meine Kritik auf der Analyse des Gedichts basiert. Ich gehe gezielt auf Aspekte der Sprache, der Metaphern und des Inhalts des Gedichts ein. Ich habe objektive Kritik geäußert.
 

Chandrian

Mitglied
Ich habe in meiner Kritik spezifische Punkte des Gedichts herausgesucht und auch Erklärungen aufgeführt.
Und da hoffe ich, dass ich dir mit meiner Erklärung aufzeigen konnte, wieso ich diese Metaphern gewählt habe. Wie beispielsweise die Steine. Oder das Weihwasser. Sie als schlecht zu befinden ist demnach falsch. Dementsprechend läuft es ja darauf hinaus, dass sich diese Uneinigkeit mit der Geschmacksfrage erklären lässt… dass dir meine Sprache nicht gefällt, ist in Ordnung, aber so wie ich die andern Reaktionen deute, löst es in einigen trotzdem was aus.

LG
 

Johnson

Mitglied
Und da hoffe ich, dass ich dir mit meiner Erklärung aufzeigen konnte, wieso ich diese Metaphern gewählt habe. Wie beispielsweise die Steine. Oder das Weihwasser. Sie als schlecht zu befinden ist demnach falsch. Dementsprechend läuft es ja darauf hinaus, dass sich diese Uneinigkeit mit der Geschmacksfrage erklären lässt… dass dir meine Sprache nicht gefällt, ist in Ordnung, aber so wie ich die andern Reaktionen deute, löst es in einigen trotzdem was aus.

LG
Hallo chandrian,

ja, das hat geholfen.
Du begreifst meine Kritik nicht als Majestätbeleidigung und das finde ich gut.
 

Chandrian

Mitglied
Hallo chandrian,

ja, das hat geholfen.
Du begreifst meine Kritik nicht als Majestätbeleidigung und das finde ich gut.
Super! Freut mich, dass wir so zu einem Konsens finden.

Aber in einen solchen Konflikt möchte ich mich nicht einmischen. Ich nehme nicht an, dass @surrusus lediglich wegen einer Majestätenbeleidigung aufgebracht ist. Ich kenne keine der beiden Seiten wirklich. Aber dass Kommentare nur (wiederrum kommentarlos) gelöscht werden, finde ich schon auch seltsam. Einen Grund für die Empörung muss es ja zwangsläufig geben.
 

chlorwiese

Mitglied
Lieber Chandrian,

ein ausgesprochen gelungenes Gedicht. Die Sensibilität, die es für mich vermittelt, beeindruckt. Hervorzuheben ist auch, wie das lyrische Ich es vermeidet, moralisierend zu wirken.

werden, finde ich schon auch seltsam.
Er wurde gesperrt und kann dir keine PNs mehr schreiben.
Ich soll dir ausrichten: Solltest du Hilfe benötigen, bestehen Kontaktwege über FB oder Instagram. Angeblich wären sie Dir bekannt.
Die Konflikte, die hier seit langem entbrennen (vor einseitigkeit nicht zu überbieten und unkontrolliert) sind auch mir zu viel.
Wiesner, Sufnus und Surru sind deswegen gegangen und ich schätze, dass weitere folgen.

Gib das Schreiben nicht auf, du hast Talent. :]
Vielleicht wären Teilnahmen an Zeitschriften und Wettbewerbe etwas für Dich.

chlor
 

fee_reloaded

Mitglied
Sprachlich und in seinen Bildern ein unfassbar schöner Text, lieber Chandrian!

Ich kann mich der allgemeinen Begeisterung nur zu gerne anschließen.

Liebe Grüße,
fee
 

Chandrian

Mitglied
Lieber Chandrian,

ein ausgesprochen gelungenes Gedicht. Die Sensibilität, die es für mich vermittelt, beeindruckt. Hervorzuheben ist auch, wie das lyrische Ich es vermeidet, moralisierend zu wirken.



Er wurde gesperrt und kann dir keine PNs mehr schreiben.
Ich soll dir ausrichten: Solltest du Hilfe benötigen, bestehen Kontaktwege über FB oder Instagram. Angeblich wären sie Dir bekannt.
Die Konflikte, die hier seit langem entbrennen (vor einseitigkeit nicht zu überbieten und unkontrolliert) sind auch mir zu viel.
Wiesner, Sufnus und Surru sind deswegen gegangen und ich schätze, dass weitere folgen.

Gib das Schreiben nicht auf, du hast Talent. :]
Vielleicht wären Teilnahmen an Zeitschriften und Wettbewerbe etwas für Dich.

chlor
Die alle sind gegangen? Ohjemineo_O
Danke dir! Ja, da bin ich dran. Wettbewerbe sind mein nächstes Projekt. Bei dem der neun Reiche habe ich bereits mitgemacht. Bei über 100 Teilnahmen mache ich mir aber nicht allzugrosse Hoffnungen. Das mit dem Talent… schön zu hören, nur bin ich momentan ein wenig ernüchtert, da ich beim Literaturinstitut abgewiesen wurde… nicht einmal bis zum Vorstellungsgespräch habe ichs geschafft…
Tut aber trotzdem gut, zu hören!

LG
Chandrian
 

revilo

Mitglied
Der Himmel trägt ein Kleid aus viel zu warmen Farben

Werden wir Farbe
Aus Farbe gewinnen
Einen Stein zermahlen das Pulver
Vermengt mit Weihwasser unter die Augen, bis es tränt
und die salzigen​
Ströme Linien über die Wangen ziehen
Leiden wir ein bisschen
Und zeigen Trauer
Den Steinen, die wir freilegen, auftauen
Die Eishaube Schicht für Schicht
Entfernen und lauschen
Wie die Zeitalter abgetragen -
Wie die Erde ächzt und sich wehrt

Schauen wir waldwärts
Wo es nie bloss ein Ich oder Du ist
Wo es noch Schatten gibt
Und die Steine noch nicht…
Da ist die Erde noch nicht karg
Und dann sollte eigentlich
Motorenlärm und Brandrodung -
Rauch der steht am Stück
Allarmieren, spätestens
Sobald sich die eigenen Konturen in den Öllachen spiegeln
(usw.)​

Spätestens wenn ein Meer
Wenn ein Meer stirbt spätestens
Wenn das Blau sich zurückzieht und
Einem Schwarz weicht
(In diesem Schwarz sind Engel ertrunken)​
Dann sollte man doch…
Beten? Mit Farbe im Gesicht
Kämpfen? Oder
Leise, leise
Weinen

grüß Dich … Es ist schön, wieder etwas von Dir zu lesen … Auch ich hatte mit den Strophen 1 und 2 so meine Probleme, weil ich mit den Bildern und Metaphern nicht so furchtbar viel anfangen konnte … Die 3. Strophe finde ich sensationell gut … Insbesondere mit der Zeile „wenn das Blau sich zurückzieht und einem schwarz weicht (in diesem schwarz sind Engel ertrunken) wird mir deutlich, was Du mit den vorherigen Strophen gemeint hast … Ein wirklich nicht einfach zu lesendes Gedicht, das für den Leser eine Herausforderung darstellt … Johnson hat aus meiner Sicht die richtigen Fragen gestellt und Du hast eine sehr nachvollziehbare Erklärung gegeben … und im Gegensatz zu anderen hast Du die Fähigkeit, Dich mit Kritik auseinanderzusetzen … Herzliche Grüße von Oliver
 

mondnein

Mitglied
da meine Kritik auf der Analyse des Gedichts basiert
"Kritik" eigentlich kaum, eher Fragen in Form von Behauptungen.
Diese Fragen sind inzwischen aber gründlich, Punkt für Punkt, beantwortet worden.

Ach ich lese gerade (nach meinem Einwurf), daß Du, Johnson, es schon entsprechend angenommen hast.

grusz, hansz
 

Chandrian

Mitglied
"Kritik" eigentlich kaum, eher Fragen in Form von Behauptungen.
Diese Fragen sind inzwischen aber gründlich, Punkt für Punkt, beantwortet worden.

Ach ich lese gerade (nach meinem Einwurf), daß Du, Johnson, es schon entsprechend angenommen hast.

grusz, hansz
Du hast recht, Hansz
Als Textarbeit empfinde ich das jedenfalls jeweils nicht. Und trotzdem ist es spannend, seinen Text auf diese Weise fast „verteidigen“ zu müssen, was man ja eigentlich bei Kritik niemals tun sollte.

Freut mich, wieder was von dir zu hören!

Liebe Grüsse
Chandrian
 



 
Oben Unten