Rolf-Peter Wille
Mitglied
Der Jungbrunnen
(oder: Der Greis und die Poesie)
[ 4]von Rolf-Peter Wille
Entrückt des Todes trüben Mythen
[ 2] entstrauchelte ein Greis der Gruft,
[ 2] liebwandelte im Frühling wieder.
Verzückt nun streicheln Blicke Blüten,
[ 2] durchflattern milde Sonnenluft
[ 2] und streifen süchtig um den Flieder.
Verwelkte Lippen summen Lieder
[ 2] und saugen süssen Wonneduft,
[ 2] der kitzelt die verrauten Nüstern.
Im Winde rieselt sanftes Flüstern.
Da lauscht nun der erstaunte Greis,
[ 2] und eine Stimme raunt so leis,
[ 2] so lieblich und so seltsam lüstern:
[ 4]“Die Greise, die Greise, sie sollen nicht sterben,
[ 4]Sie wollen den Zauber der Jugend erwerben
[ 4]Und baden im Bronnen
[ 4]Versunkener Wonnen.”
[ 4] “Wir Nixen, wir Nymphen, wir werden Dich kosen
[ 4]Im duftenden Wasser der lieblichen Rosen.
[ 4]Spring, süsser Geselle
[ 4]In unsere Quelle!”
[ 4]“In unsere Quelle, in unsere Helle
[ 4]Spring schnelle, spring schnelle, Du süsser Geselle!
[ 4]Wir werden Dir geben
[ 4]Das ewige Leben.”
Fein lächelte das Greiselein
[ 2] verlockt von zarter Melodei.
Wie reizend lacht die Loreley
[ 2] der Quelle! Ei, wo mag sie sein?
Er schwebt und tanzet wie im Traum,
[ 2] der lustige Geselle.
Und unter einem Lindenbaum
[ 2] da sprudelt es so helle.
Es glitzert, funkelt, spritzt und sprüht
[ 2] im Wirbelspiel der Wogen.
Schon hat der Greis in Lust erglüht
[ 2] die Kleider ausgezogen.
Schon hüpft er nackig durch das Gras
[ 2] dem kühlen Quell entgegen.
Hinein! Hinein ins klare Nass
[ 2] springt köpflings er verwegen.
Ist er nun jung, der alte Wicht?
Wie mag es sein?
Das weiss man nicht.
Er schrieb dies heitere Gedicht.
(oder: Der Greis und die Poesie)
[ 4]von Rolf-Peter Wille
Entrückt des Todes trüben Mythen
[ 2] entstrauchelte ein Greis der Gruft,
[ 2] liebwandelte im Frühling wieder.
Verzückt nun streicheln Blicke Blüten,
[ 2] durchflattern milde Sonnenluft
[ 2] und streifen süchtig um den Flieder.
Verwelkte Lippen summen Lieder
[ 2] und saugen süssen Wonneduft,
[ 2] der kitzelt die verrauten Nüstern.
Im Winde rieselt sanftes Flüstern.
Da lauscht nun der erstaunte Greis,
[ 2] und eine Stimme raunt so leis,
[ 2] so lieblich und so seltsam lüstern:
[ 4]“Die Greise, die Greise, sie sollen nicht sterben,
[ 4]Sie wollen den Zauber der Jugend erwerben
[ 4]Und baden im Bronnen
[ 4]Versunkener Wonnen.”
[ 4] “Wir Nixen, wir Nymphen, wir werden Dich kosen
[ 4]Im duftenden Wasser der lieblichen Rosen.
[ 4]Spring, süsser Geselle
[ 4]In unsere Quelle!”
[ 4]“In unsere Quelle, in unsere Helle
[ 4]Spring schnelle, spring schnelle, Du süsser Geselle!
[ 4]Wir werden Dir geben
[ 4]Das ewige Leben.”
Fein lächelte das Greiselein
[ 2] verlockt von zarter Melodei.
Wie reizend lacht die Loreley
[ 2] der Quelle! Ei, wo mag sie sein?
Er schwebt und tanzet wie im Traum,
[ 2] der lustige Geselle.
Und unter einem Lindenbaum
[ 2] da sprudelt es so helle.
Es glitzert, funkelt, spritzt und sprüht
[ 2] im Wirbelspiel der Wogen.
Schon hat der Greis in Lust erglüht
[ 2] die Kleider ausgezogen.
Schon hüpft er nackig durch das Gras
[ 2] dem kühlen Quell entgegen.
Hinein! Hinein ins klare Nass
[ 2] springt köpflings er verwegen.
Ist er nun jung, der alte Wicht?
Wie mag es sein?
Das weiss man nicht.
Er schrieb dies heitere Gedicht.