Der letzte Hoffnungsfunken

sufnus

Mitglied
Hi O. A.! :)

Deine Zeilen klingen ziemlich nah an Dein eigenes Ich "gebaut", also nicht unbedingt einem fiktiven (womöglich ganz und gar wesensfremden) lyrischen Ich in den Mund gelegt, sondern eher so, als ob Du da Deiner tatsächlichen, persönlichen Stimmung und Gefühlslage Ausdruck verleihst.

Wenn dem so ist (korrigiere mich gerne, falls ich falsch liege), scheint mir ein Text-zentriertes Feedback primär nicht so sinnvoll, weil sich dieses vor allem Gedanken über den formalen Aufbau des Textes und die Interaktion mit einem fremden Leser Gedanken machen würde und damit an Deinem Stimmungszustand vorbeizielt.

Lieg ich da grundsätzlich richtig oder hau ich total daneben? :)

LG!

S.
 

Ortus Argentum

Mitglied
Hi O. A.! :)

Deine Zeilen klingen ziemlich nah an Dein eigenes Ich "gebaut", also nicht unbedingt einem fiktiven (womöglich ganz und gar wesensfremden) lyrischen Ich in den Mund gelegt, sondern eher so, als ob Du da Deiner tatsächlichen, persönlichen Stimmung und Gefühlslage Ausdruck verleihst.

Wenn dem so ist (korrigiere mich gerne, falls ich falsch liege), scheint mir ein Text-zentriertes Feedback primär nicht so sinnvoll, weil sich dieses vor allem Gedanken über den formalen Aufbau des Textes und die Interaktion mit einem fremden Leser Gedanken machen würde und damit an Deinem Stimmungszustand vorbeizielt.

Lieg ich da grundsätzlich richtig oder hau ich total daneben? :)

LG!

S.


Hi

Jain, Ich habe das Gedicht vor längerer Zeit geschrieben als ich Mental an einem nicht sehr schönen Ort wahr. Mittlerweilen sind diese Tage Schatten in meiner Vergangenheit und ich wollte dieses Gedicht mal in die Welt entlassen, jdm. der (ähnliches Durchmacht) Worte für seinen Zustand finden kann (hat mir mega geholfen die ganzen Emotionen mal zu Blatt zu bringen)

An die Interaktion von Fremden Leser mit dem Text habe ich noch generell nicht all zu viel herumprobiert, von daher bin ich gerne für Konstruktive Kritik offen. :)
(Mir ist jedoch die Emotionale Tiefe und Tragweite wichtiger als die Form des Gedichtes)

LG

Argentum
 

fee_reloaded

Mitglied
Jetzt, wo ich weiß, dass hier schon ein gewisser emotionaler Abstand zwischen Text und Autor herrscht, wage ich ein paar Anmerkungen meine Wahrnehmung betreffend, liebes Argentum.

Dein Ziel, ein Grundgefühl in einem finsteren Lebensabschnitt zu beschreiben, hast du erreicht und sich ein solches von der Seele zu schreiben kann - wie ich selbst weiß - eine Hilfe sein auf dem Weg hinaus.
Die von dir gewählten Metaphern ergeben Sinn und die nüchtern gehaltene Sprache unterstreicht ein Gefühl der Tristesse. Wenn es sich um Depression handelt, wäre großes Drama nicht überzeugend, denn diese äußert sich ja eher in einer gewissen inneren Gelähmtheit.

Das Problem aber, das ich bei Texten dieser Art generell habe, ist, dass sie mich nie ganz überzeugen, wenn ich meine, zu erkennen, dass sie - weil vielleicht doch auch für ein Publikum gedacht (oder weil der Autor mit sich selbst beim Schreiben im Unreinen war, wie sehr er sich die Heftigkeit der eigenen Lage eingestehen wollte) - mit angezogener Handbremse geschrieben wurden (gefühlsmäßig gemeint).
Und dann stellt sich die Frage, ob ich einen Text lesen würde wollen, der dies nicht ist und seinen dunkelsten, verzweifeltsten Gefühlen tatsächlich freien Lauf lässt. Vermutlich nicht, wenn ich ehrlich bin.
Denn würde der Text mich überzeugen, wäre ich wohl in großer Sorge um den Autor, denn der Text selbst wäre ein unbewusster Hilfeschrei.

Eine "gute" Variante, wie solche Texte "öffentlichkeitstauglich" sein könnten, ohne eins der oben genannten Probleme zu verursachen, gibt es m.E. nicht. Entweder bin ich betroffen - dann geht es nicht mehr um den Text - oder er berührt nicht, weil er zu "bekömmlich" und daher verhalten wirkt in Bezug auf den Inhalt. Ich hoffe, es ist klar, was ich meine. Das ist ein generelles Problem und nicht als Kritik an deinem Text gemeint.

Zum Text selbst:

Der Letze Hoffnungsfunke

Auf frostiger Erde kauere ich
Schwarzer Regen im düsteren Himmel
Mein einzig treuer Freund
Der einsame Abgrund umarmt
Was von meiner Leere noch ist geblieben
Ein letzter freudig tanzender Funke

Wie wird er wohl verglimmen?
Ich frage mich, warum du in Z5 die etwas unschöne Inversion gewählt hast. Was ist an "Was von meiner Welt noch geblieben ist" nicht gut genug?
Und warum bleibt der schwarze Regen im Himmel anstatt "aus düsterem Himmel" zu kommen? Du hast dir sicher etwas dabei gedacht. Ich kann es nur nicht erkennen.

Gut finde ich, dass da zumindest noch ein Funke glimmt, um den es sich offensichtlich lohnt zu kämpfen. Auch, wenn das LyrIch sich da noch nicht sicher ist.

Gerne gelesen und ein verspätetes Willkommen hier bei uns!

LG,
fee
 

Ortus Argentum

Mitglied
Jetzt, wo ich weiß, dass hier schon ein gewisser emotionaler Abstand zwischen Text und Autor herrscht, wage ich ein paar Anmerkungen meine Wahrnehmung betreffend, liebes Argentum.

Ich frage mich, warum du in Z5 die etwas unschöne Inversion gewählt hast. Was ist an "Was von meiner Welt noch geblieben ist" nicht gut genug?
Und warum bleibt der schwarze Regen im Himmel anstatt "aus düsterem Himmel" zu kommen? Du hast dir sicher etwas dabei gedacht. Ich kann es nur nicht erkennen.

Gut finde ich, dass da zumindest noch ein Funke glimmt, um den es sich offensichtlich lohnt zu kämpfen. Auch, wenn das LyrIch sich da noch nicht sicher ist.

Gerne gelesen und ein verspätetes Willkommen hier bei uns!

LG,
fee

Vielen Dank fürs Feedback :D

Auf Zeile 5 habe ich die Inversion gewählt, da sie 1. etw. dramitscher ist (im nachhinein muss ich deswegen immer ein bisschen schmunzeln), aber wichtiger 2. ist es der einzige Endreim im ganzen Gedicht. Der Reim verknüpft die Reste der Lebensgründe mit der Gewissheit des Verglimmens.

Das der Regen im Düsteren Himmel fällt hat tatsächlich einen tieferen Sinn. Es soll nicht nur die Atmossphäre des Autors beschreiben (Düster, Kalt, Nass, allein) sondern auch seine Aussicht auf was danach kommt. Für ihn gibt es kein utopisches schönes Lebens im Himmel, nach dem Tod. Denn dieser Himmel ist genauso Düster und genauso Nass wie seine Gegenwart.

Gibt es noch weitere Anmerkungen?
Es ist lange her seit ich mit Interessierten über Lyrik reden / schreiben konnte und bin (Trotz Prüfungsstress) vor aufgestauter Diskussionslust gerade zu am Fibrieren XD.

LG
Argentum
 

revilo

Mitglied
Der Letze Hoffnungsfunke

Auf frostiger Erde kauere ich
Schwarzer Regen im düsteren Himmel
Mein einzig treuer Freund
Der einsame Abgrund umarmt
Was von meiner Leere noch ist geblieben
Ein letzter freudig tanzender Funke

Wie wird er wohl verglimmen?

ein text, der mir leider nix sagt.......Z 1 bs Z 4 sind mir zu suizidal und Z 5 und Z 6 zu weinerlich.........LG
 

sufnus

Mitglied
Hey Silberne(r)!

Ich möchte gerne anknüpfen an meinen obigen Gedanken ("nah beim eigenen Ich gebaut") und auch an die Einwände von Fee ("Problem [...] bei Texten dieser Art [...] , dass sie mich nie ganz überzeugen") bzw. revilo ("ein text, der mir leider nix sagt").

Letztlich gehen alle drei Verdikte ungefähr in eine ähnliche Richtung: Wenn Dein Text nicht in erster Linie als Selbsterkundungsexpedition fürs stille Kämmerlein gedacht ist (dieser Zweck wäre ein sehr nobler und keinesfalls anfechtbar!), sondern wenn Dein Text tatsächlich möglichst viele andere Leser ansprechen soll, dann solltest Du eine Schreibhaltung anwenden, die nicht zu nah bei Dir selbst verharrt, sondern dem Leser etwas anbieten will, ja ihm das Lesen Deiner Zeilen geradezu schmackhaft machen will.

Das bedeutet durchaus nicht, dass es sich um einen Wohlfühltext handeln muss, ganz und gar nicht, aber es bedeutet, dass Du den Text irgendwie ein bisschen "interessant" (blödes Wort) gestalten (auf dieses Wort kommts an!) solltest. Die Idee von Dir, in einem ansonsten nüchtern und schmucklos gestalteten Text einen einzelnen Reim unterzubringen, war z. B. ein gescheiter Einfall, um ein bisschen "Interessanz" (schön wieder blödes Wort) zu erzeugen. Das ist jetzt für mich (und offenbar auch Fee) total untergegangen, weil die schräge Inversion derartige Verwerfungen erzeugt, dass man drumherum gar keine Details mehr wahrnimmt. Und eigentlich, streng genommen, ist der Reim auch gar kein Reim, sondern nur eine sehr, sehr, sehr vage "Wortendungsähnlichkeit" zu Himmel und verglimmen (also auch noch zu zwei Versenden, was das Alleinstellungsmerkmal eines einzelnen "Reims" auch wieder aufhebt).

Ich will da jetzt aber gar nicht so sehr in die Detailkritik gehen. Worauf es mir ankommt ist, dass Du, um einen Text "anspechend" (damit ist nicht unbedingt "schön" gemeint) zu gestalten, ziemlich viel daran herumfeilen musst. Und das (Fee hat das finde ich sehr schön ausgeführt) verträgt sich nicht so gut mit einer Schreibhaltung, die ganz nah beim eigenen Ich verbleibt.

Ich weiß nicht, ob das für Dich jetzt alles irgendeinen Sinn ergibt? Falls nicht, lass es mich wissen und tu eine eventuelle Frustration über meinen langen Sermon gerne kund! :)

LG!

S.
 
Wie wohl der glimmende Funke auf dem frostigen Boden (und Regen) verglimmen wird, bleibt das große Mysterium, an dem die Menschheit gemessen wird.
Gern gelesen
Beislgrüße
 



 
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