Jetzt, wo ich weiß, dass hier schon ein gewisser emotionaler Abstand zwischen Text und Autor herrscht, wage ich ein paar Anmerkungen meine Wahrnehmung betreffend, liebes Argentum.
Dein Ziel, ein Grundgefühl in einem finsteren Lebensabschnitt zu beschreiben, hast du erreicht und sich ein solches von der Seele zu schreiben kann - wie ich selbst weiß - eine Hilfe sein auf dem Weg hinaus.
Die von dir gewählten Metaphern ergeben Sinn und die nüchtern gehaltene Sprache unterstreicht ein Gefühl der Tristesse. Wenn es sich um Depression handelt, wäre großes Drama nicht überzeugend, denn diese äußert sich ja eher in einer gewissen inneren Gelähmtheit.
Das Problem aber, das ich bei Texten dieser Art generell habe, ist, dass sie mich nie ganz überzeugen, wenn ich meine, zu erkennen, dass sie - weil vielleicht doch auch für ein Publikum gedacht (oder weil der Autor mit sich selbst beim Schreiben im Unreinen war, wie sehr er sich die Heftigkeit der eigenen Lage eingestehen wollte) - mit angezogener Handbremse geschrieben wurden (gefühlsmäßig gemeint).
Und dann stellt sich die Frage, ob ich einen Text lesen würde wollen, der dies
nicht ist und seinen dunkelsten, verzweifeltsten Gefühlen tatsächlich freien Lauf lässt. Vermutlich nicht, wenn ich ehrlich bin.
Denn würde der Text mich überzeugen, wäre ich wohl in großer Sorge um den Autor, denn der Text selbst wäre ein unbewusster Hilfeschrei.
Eine "gute" Variante, wie solche Texte "öffentlichkeitstauglich" sein könnten, ohne eins der oben genannten Probleme zu verursachen, gibt es m.E. nicht. Entweder bin ich betroffen - dann geht es nicht mehr um den Text - oder er berührt nicht, weil er zu "bekömmlich" und daher verhalten wirkt in Bezug auf den Inhalt. Ich hoffe, es ist klar, was ich meine. Das ist ein generelles Problem und nicht als Kritik an deinem Text gemeint.
Zum Text selbst:
Der Letze Hoffnungsfunke
Auf frostiger Erde kauere ich
Schwarzer Regen im düsteren Himmel
Mein einzig treuer Freund
Der einsame Abgrund umarmt
Was von meiner Leere noch ist geblieben
Ein letzter freudig tanzender Funke
Wie wird er wohl verglimmen?
Ich frage mich, warum du in Z5 die etwas unschöne Inversion gewählt hast. Was ist an
"Was von meiner Welt noch geblieben ist" nicht gut genug?
Und warum bleibt der schwarze Regen im Himmel anstatt "aus düsterem Himmel" zu kommen? Du hast dir sicher etwas dabei gedacht. Ich kann es nur nicht erkennen.
Gut finde ich, dass da zumindest noch ein Funke glimmt, um den es sich offensichtlich lohnt zu kämpfen. Auch, wenn das LyrIch sich da noch nicht sicher ist.
Gerne gelesen und ein verspätetes Willkommen hier bei uns!
LG,
fee