Der Schnirgelkönig

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Dr Time

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Der Schnirgelkönig

Es war einmal ein Schnirgel, der lebte fernab von allen anderen Schnirgeln unter einer hohlen Wurzel. Die dicke Eiche darüber war längst gefällt und der Baumstumpf so sehr von Moss überzogen, dass du ihn bei einem Waldspaziergang wohl kaum erkannt hättest. Allerdings kam selten jemand in diese einsame Gegend des Waldes. Und darüber war unser Schnirgel sehr froh. Normalerweise sind Schnirgel gesellige Kerlchen und leben in festen Hütten aus Stein, in denen stets ein warmes Kaminfeuer brennt. Unser Schnirgel jedoch - er hieß übrigens Olkie - mochte keine Gesellschaft. Selbst die Tiere des Waldes waren ihm egal. Er war zufrieden so allein in seiner feuchten, kleinen Höhle. Er liebte den Wald, dessen Dach ihn schützte wie ein grüner Pavillion. Er liebte den Mond, der Nachts wie ein Kristall durch das Geäst schien. Ja - er liebte die selbst gewählte Einsamkeit.

Soll er doch. Was interessiert mich das, wirst du denken. Doch hör gut zu und du kannst von Olkies Geschichte lernen.

Alles begann an dem Tag, als es an Olkies Tür läutete.
„Wer ist da?“, brummte der Schnirgel, der noch nie Besuch empfangen hatte. Es war das Eichhörnchen, das von ihm wissen wollte, ob er nicht ein gutes Versteck kenne für all die Nüsse, die es gesammelt hatte. Der Winter stand vor der Tür und Olkie dachte, es sei bestimmt gut, etwas zu essen im Haus zu haben. So schlug er dem Eichhörnchen vor, die Nüsse bei ihm aufzubewahren. Natürlich sagte er nicht, dass er vorhatte, sie alle für sich zu behalten. Aber so kam es, dass das Eichhörnchen all seine Vorräte bei ihm ablegte.

Am nächsten Tag läutete es erneut an der Tür des Schnirgels. Es war Magolves, der Eichelhäher, der den Schnabel voller Eicheln hatte.
„Das Eichhörnchen hat gesagt, wir können alle Vorräte bei dir lassen“, murmelte Magolves mit vollem Mund.
„Natürlich“, seufzte der Schnirgel. „Du darfst sie gerne bei mir hinterlegen."
Magolves legte alles ab, trällerte ein Lied und flog wieder davon. Von nun an aber kamen immer mehr Tiere und wollten Olkies Höhle als Lagerplatz nutzen. Der Bär brachte Waldfrüchte, das Eichhönchen kam jeden Tag mit Nüssen und bald brachten auch die Rehe ihre gesammelten Kastanien. Schon bald wurde Olkies Höhle zu klein und Olkie begann, neue Räume in die Erde zu graben, um alles unterzubringen. Dabei kam er immer tiefer und tiefer ins Erdeich. Bald fagte er sich, welchen Sinn diese Buddelei hatte. War er nicht vorher glücklich gewesen? Hatte er nicht alles was er brauchte? Na gut - er hatte inzwischen sogar mehr als er brauchte aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen wie sie mochten. In seiner Wohnung war kaum noch ein Durchkommen. Immer wieder stolperte er über irgendeine Kastanie oder trat in ein Töpfchen mit Waldbeeren. Weil es so nicht weitergehen konnte, beschloss er von nun an seine Tür für niemanden mehr zu öffnen. Die Tiere des Waldes aber wußten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten und weil sie keine Idee hatten, wo sie nun alle Früchte hinbringen sollten, legten sie jeden Tag alles vor Olkies Tür ab.

Eines Tages hörte Olkie draußen einen fürchterlichen Lärm. Es war ein Flattern und Rennen, ein Krächzen und Husten.
„Rette sich wer kann“, hörte Olkie jemanden rufen. Scheinbar waren die Tiere auf der Flucht. Aber vor was? Der Schnirgel beschloss nachzusehen, was da los war. Doch als er hinaus wollte, ging es nicht. Ein schwerer Berg von Früchten versperrte die Tür. So sehr er auch schob und drückte sie rührte sich keinen Zentimeter. Ihm blieb nichts übrig als die Früchte in seine Höhle zu schaffen, auch wenn sich dadurch seine Kammern noch mehr füllten. Als er endlich ins Freie treten konnte, bekam er einen Schrecken. Backofenhitze und züngelnde Flammen schlugen ihm entgegen. Eine Feuersbrunst fegte über seinen geliebten Wald. Er wollte zum Fluss rennen, um sich zu retten, doch die Flammen hatten ihn bereits umschlossen. Also kroch er zurück in die Höhle. Zum Glück hatte er inzwischen so tief gegraben, dass ihm die Hitze nichts anhaben konnte. Aber über sich hörte er die Bäume auseinanderbersten und er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es wohl aussehen würde, wenn alles vorrüber sei.

Nach zwei Tagen endlich wagte sich unser Schnirgel Olkie zurück an die Oberfläche. Alles war öd und verbrannt. Hier und da qualmte noch ein Häuflein Asche. Bald aber kamen die Tiere zurück. Die meisten waren mit dem Schrecken davon gekommen, weil der Wind günstig geweht hatte. Aber Ach und Weh - der Winter stand vor der Tür und nichts ward zu essen da.

Könnt ihr Euch denken, was da unser Schnirgel tat? Er teilte die Vorräte mit den Tieren des Waldes und siehe da: Olkie lernte es zu schätzen, in Gesellschaft zu speisen und lud alle regelmäßig zum Essen ein. So überlebten sie den Winter. Als im Frühjahr wieder die Bäume und Planzen wuchsen, feierten sie ein Fest und aus Dankbarkeit ernannten sie Olkie zum König der Schnirgel.
 

Dr Time

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Der Schnirgelkönig

Es war einmal ein Schnirgel, der lebte fernab von allen anderen Schnirgeln unter einer hohlen Wurzel. Die dicke Eiche darüber war längst gefällt und der Baumstumpf so sehr von Moss überzogen, dass du ihn bei einem Waldspaziergang wohl kaum erkannt hättest. Allerdings kam selten jemand in diese einsame Gegend des Waldes. Und darüber war unser Schnirgel sehr froh. Normalerweise sind Schnirgel gesellige Kerlchen und leben in festen Hütten aus Stein, in denen stets ein warmes Kaminfeuer brennt. Unser Schnirgel jedoch - er hieß übrigens Olkie - mochte keine Gesellschaft. Selbst die Tiere des Waldes waren ihm egal. Er war zufrieden so allein in seiner feuchten, kleinen Höhle. Er liebte den Wald, dessen Dach ihn schützte wie ein grüner Pavillion. Er liebte den Mond, der Nachts wie ein Kristall durch das Geäst schien. Ja - er liebte die selbst gewählte Einsamkeit.

Soll er doch. Was interessiert mich das, wirst du denken. Doch hör gut zu und du kannst von Olkies Geschichte lernen.

Alles begann an dem Tag, als es an Olkies Tür läutete.
„Wer ist da?“, brummte der Schnirgel, der noch nie Besuch empfangen hatte. Es war das Eichhörnchen, das von ihm wissen wollte, ob er nicht ein gutes Versteck kenne für all die Nüsse, die es gesammelt hatte. Der Winter stand vor der Tür und Olkie dachte, es sei bestimmt gut, etwas zu essen im Haus zu haben. So schlug er dem Eichhörnchen vor, die Nüsse bei ihm aufzubewahren. Natürlich sagte er nicht, dass er vorhatte, sie alle für sich zu behalten. Aber so kam es, dass das Eichhörnchen all seine Vorräte bei ihm ablegte.

Am nächsten Tag läutete es erneut an der Tür des Schnirgels. Es war Magolves, der Eichelhäher, der den Schnabel voller Eicheln hatte.
„Das Eichhörnchen hat gesagt, wir können alle Vorräte bei dir lassen“, murmelte Magolves mit vollem Mund.
„Natürlich“, seufzte der Schnirgel. „Du darfst sie gerne bei mir hinterlegen."
Magolves legte alles ab, trällerte ein Lied und flog wieder davon. Von nun an aber kamen immer mehr Tiere und wollten Olkies Höhle als Lagerplatz nutzen. Der Bär brachte Waldfrüchte, das Eichhörnchen kam jeden Tag mit Nüssen und bald brachten auch die Rehe ihre gesammelten Kastanien. Schon bald wurde Olkies Höhle zu klein und Olkie begann, neue Räume in die Erde zu graben, um alles unterzubringen. Dabei kam er immer tiefer und tiefer ins Erdeich. Bald fragte er sich, welchen Sinn diese Buddelei hatte. War er nicht vorher glücklich gewesen? Hatte er nicht alles was er brauchte? Na gut - er hatte inzwischen sogar mehr als er brauchte aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen wie sie mochten. In seiner Wohnung war kaum noch ein Durchkommen. Immer wieder stolperte er über irgendeine Kastanie oder trat in ein Töpfchen mit Waldbeeren. Weil es so nicht weitergehen konnte, beschloss er, von nun an seine Tür für niemanden mehr zu öffnen. Die Tiere des Waldes aber wußten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten und weil sie keine Idee hatten, wo sie nun alle Früchte hinbringen sollten, legten sie jeden Tag alles vor Olkies Tür ab.

Eines Tages hörte Olkie draußen einen fürchterlichen Lärm. Es war ein Flattern und Rennen, ein Krächzen und Husten.
„Rette sich wer kann“, hörte Olkie jemanden rufen. Scheinbar waren die Tiere auf der Flucht. Aber vor was? Der Schnirgel beschloss nachzusehen, was da los war. Doch als er hinaus wollte, ging es nicht. Ein schwerer Berg von Früchten versperrte die Tür. So sehr er auch schob und drückte sie rührte sich keinen Zentimeter. Ihm blieb nichts übrig als die Früchte in seine Höhle zu schaffen, auch wenn sich dadurch seine Kammern noch mehr füllten. Als er endlich ins Freie treten konnte, bekam er einen Schrecken. Backofenhitze und züngelnde Flammen schlugen ihm entgegen. Eine Feuersbrunst fegte über seinen geliebten Wald. Er wollte zum Fluss rennen, um sich zu retten, doch die Flammen hatten ihn bereits umschlossen. Also kroch er zurück in die Höhle. Zum Glück hatte er inzwischen so tief gegraben, dass ihm die Hitze nichts anhaben konnte. Aber über sich hörte er die Bäume auseinanderbersten und er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es wohl aussehen würde, wenn alles vorrüber sei.

Nach zwei Tagen endlich wagte sich unser Schnirgel Olkie zurück an die Oberfläche. Alles war öd und verbrannt. Hier und da qualmte noch ein Häuflein Asche. Bald aber kamen die Tiere zurück. Die meisten waren mit dem Schrecken davon gekommen, weil der Wind günstig geweht hatte. Aber Ach und Weh - der Winter stand vor der Tür und nichts ward zu essen da.

Könnt ihr Euch denken, was da unser Schnirgel tat? Er teilte die Vorräte mit den Tieren des Waldes und siehe da: Olkie lernte es zu schätzen, in Gesellschaft zu speisen und lud alle regelmäßig zum Essen ein. So überlebten sie den Winter. Als im Frühjahr wieder die Bäume und die anderen Planzen wuchsen, feierten sie ein Fest und aus Dankbarkeit ernannten sie Olkie zum König der Schnirgel.
 

Dr Time

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Der Schnirgelkönig

Es war einmal ein Schnirgel, der lebte fernab von allen anderen Schnirgeln unter einer hohlen Wurzel. Die dicke Eiche darüber war längst gefällt und der Baumstumpf so sehr von Moss überzogen, dass du ihn bei einem Waldspaziergang wohl kaum erkannt hättest. Allerdings kam selten jemand in diese einsame Gegend des Waldes. Und darüber war unser Schnirgel sehr froh. Normalerweise sind Schnirgel gesellige Kerlchen und leben in festen Hütten aus Stein, in denen stets ein warmes Kaminfeuer brennt. Unser Schnirgel jedoch - er hieß übrigens Olkie - mochte keine Gesellschaft. Selbst die Tiere des Waldes waren ihm egal. Er war zufrieden so allein in seiner feuchten, kleinen Höhle. Er liebte den Wald, dessen Dach ihn schützte wie ein grüner Pavillion. Er liebte den Mond, der nachts wie ein Kristall durch das Geäst schien. Ja - er liebte die selbst gewählte Einsamkeit.

Soll er doch. Was interessiert mich das, wirst du denken. Doch hör gut zu und du kannst von Olkies Geschichte lernen.

Alles begann an dem Tag, als es an Olkies Tür läutete.
„Wer ist da?“, brummte der Schnirgel, der noch nie Besuch empfangen hatte. Es war das Eichhörnchen, das von ihm wissen wollte, ob er nicht ein gutes Versteck kenne für all die Nüsse, die es gesammelt hatte. Der Winter stand vor der Tür und Olkie dachte, es sei bestimmt gut, etwas zu essen im Haus zu haben. So schlug er dem Eichhörnchen vor, die Nüsse bei ihm aufzubewahren. Natürlich sagte er nicht, dass er vorhatte, sie alle für sich zu behalten. Aber so kam es, dass das Eichhörnchen all seine Vorräte bei ihm ablegte.

Am nächsten Tag läutete es erneut an der Tür des Schnirgels. Es war Magolves, der Eichelhäher, der den Schnabel voller Eicheln hatte.
„Das Eichhörnchen hat gesagt, wir können alle Vorräte bei dir lassen“, murmelte Magolves mit vollem Mund.
„Natürlich“, seufzte der Schnirgel. „Du darfst sie gerne bei mir hinterlegen."
Magolves legte alles ab, trällerte ein Lied und flog wieder davon. Von nun an aber kamen immer mehr Tiere und wollten Olkies Höhle als Lagerplatz nutzen. Der Bär brachte Waldfrüchte, das Eichhörnchen kam jeden Tag mit Nüssen und bald brachten auch die Rehe ihre gesammelten Kastanien. Schon bald wurde Olkies Höhle zu klein und Olkie begann, neue Räume in die Erde zu graben, um alles unterzubringen. Dabei kam er immer tiefer und tiefer ins Erdreich. Bald fragte er sich, welchen Sinn diese Buddelei hatte. War er nicht vorher glücklich gewesen? Hatte er nicht alles was er brauchte? Na gut - er hatte inzwischen sogar mehr als er brauchte aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen wie sie mochten. In seiner Wohnung war kaum noch ein Durchkommen. Immer wieder stolperte er über irgendeine Kastanie oder trat in ein Töpfchen mit Waldbeeren. Weil es so nicht weitergehen konnte, beschloss er, von nun an seine Tür für niemanden mehr zu öffnen. Die Tiere des Waldes aber wussten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten und weil sie keine Idee hatten, wo sie nun alle Früchte hinbringen sollten, legten sie jeden Tag alles vor Olkies Tür ab.

Eines Tages hörte Olkie draußen einen fürchterlichen Lärm. Es war ein Flattern und Rennen, ein Krächzen und Husten.
„Rette sich, wer kann“, hörte Olkie jemanden rufen. Scheinbar waren die Tiere auf der Flucht. Aber vor was? Der Schnirgel beschloss nachzusehen, was da los war. Doch als er hinaus wollte, ging es nicht. Ein schwerer Berg von Früchten versperrte die Tür, die nur einen Spalt weit aufging. So sehr er auch schob und drückte, sie rührte sich keinen Zentimeter. Ihm blieb nichts übrig als die Früchte durch den Spalt in seine Höhle zu schaffen, auch wenn sich dadurch seine Kammern noch mehr füllten. Als er endlich ins Freie treten konnte, bekam er einen Schrecken. Backofenhitze und züngelnde Flammen schlugen ihm entgegen. Eine Feuersbrunst fegte über seinen geliebten Wald. Er wollte zum Fluss rennen, um sich zu retten, doch die Flammen hatten ihn bereits umschlossen. Also kroch er zurück in die Höhle. Zum Glück hatte er inzwischen so tief gegraben, dass ihm die Hitze nichts anhaben konnte. Aber über sich hörte er die Bäume auseinanderbersten und er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es wohl aussehen würde, wenn alles vorüber sei.

Nach zwei Tagen endlich wagte sich unser Schnirgel Olkie zurück an die Oberfläche. Alles war öd und verbrannt. Hier und da qualmte noch ein Häuflein Asche. Bald aber kamen die Tiere zurück. Die meisten waren mit dem Schrecken davon gekommen, weil der Wind günstig geweht hatte. Aber Ach und Weh - der Winter stand vor der Tür und nichts ward zu essen da.

Könnt ihr Euch denken, was da unser Schnirgel tat? Er teilte die Vorräte mit den Tieren des Waldes und siehe da: Olkie lernte es zu schätzen, in Gesellschaft zu speisen und lud alle regelmäßig zum Essen ein. So überlebten sie den Winter. Als im Frühjahr wieder die Bäume und die anderen Pflanzen wuchsen, feierten sie ein Fest und aus Dankbarkeit ernannten sie Olkie zum König der Schnirgel.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Schön! Hab es gern gelesen, wenngleich das "du kannst was lernen" nicht erfüllt wurde. Für eine Fabel stimmt die Struktur nicht: Erst will Olkie alles für sich, dann teilt er - ohne ersichtlichen Grund - aber doch.

Ein paar Dateils:


Die dicke Eiche darüber war längst gefällt und der Baumstumpf so sehr von Moss überzogen, …
Moos

Unser Schnirgel jedoch - er hieß übrigens Olkie - mochte keine Gesellschaft. Selbst die Tiere des Waldes waren ihm egal.
Das stimmt so nicht ganz: "Kein Gesellschaft mögen" heißt nicht, dass einem die anderen "egal sind", sondern, dass sie einen "nerven".

… dessen Dach ihn schützte wie ein grüner Pavillion.
Pavillon

Doch hör gut zu und du kannst von Olkies Geschichte lernen.
Man kann von Olkie was lernen oder aus seiner Geschichte.


„Das Eichhörnchen hat gesagt, wir können alle Vorräte bei dir lassen“, murmelte Magolves mit vollem Mund.
… mit vollem Schnabel.

Der Bär brachte Waldfrüchte,
… machen Bären sowas? Ich glaub nicht, wie sollten die Früchte auch bis in den Winter (wenn die Bären ohnehin meist schlafen) halten?

… und bald brachten auch die Rehe ihre gesammelten Kastanien. Schon bald wurde Olkies Höhle zu klein …
Also Rehe machen das ganz sicher nicht!
Dopplung "bald"

Hatte er nicht alles was er brauchte? Na gut - er hatte inzwischen sogar mehr als er brauchte aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen wie sie mochten.
Kommas nach "nicht alles" und "brauchte" und "ausgingen"
Die Logik ist verdreht: Das "Na gut" irritiert. Und das "aber".

Die Tiere des Waldes aber wussten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten und weil sie keine Idee hatten, wo sie nun alle Früchte hinbringen sollten, legten sie jeden Tag alles vor Olkies Tür ab.
Komma nach "gemacht hatten"
Was soll das "aber"? Wieso müssen sie was "falsch gemacht" haben? Ich meine: Ich als Leser weiß das schon nicht wirklich, wieso aber denken die, sie hätten was falsch gemacht (und wissen nur nicht, was)? Auch komisch: Der Typ verwehrt offenbar den Zugang zu den Vorräten (oder ist tot, so dass auch niemand mehr rankommt) und die legen ihm trotzdem das Zeug vor die Tür? Wenn sie es einfach so irgendwohin legen können (statt richtig zu lagern), dann sollten sich im Wald genug Stellen dafür finden lassen.
Dopplung "hatten" (statt "kein Idee hatten" "wussten", dafür statt "wussten gar nicht" "begriffen nicht")


Scheinbar waren die Tiere auf der Flucht.
Anscheinend. Scheinbar heißt, es sieht nur so aus, ist aber anders.

Aber wovor?

Als er endlich ins Freie treten konnte, bekam er einen Schrecken. Backofenhitze und züngelnde Flammen schlugen ihm entgegen.
Und die Hitze hat er durch den Türspalt (der ja immer größer wird) nicht bemerkt? Und: Wenn ihm beim Raustreten Flammen entgegenzüngeln, dann versucht er nicht noch, zum Fluss zu rennen, denn er kann gar nicht weit Rausgehen (es brennt schon ganz nah vor seiner Tür).

Aber Ach und Weh - der Winter stand vor der Tür und nichts ward zu essen da.
war zu essen da ("ward" ist eine alte Vergangenheitsform von "werden").


Könnt ihr Euch denken, was da unser Schnirgel tat?
Entweder auch "Ihr" groß, aber da vorne von "du" (und nicht von einer Majestät) die Rede war lieber "euch" klein.

Olkie lernte es zu schätzen, in Gesellschaft zu speisen und lud alle regelmäßig zum Essen ein.
Komma nach "speisen"
Naja, was heißt "einladen". Es ist schließlich nicht sein Futter …

… aus Dankbarkeit ernannten sie Olkie zum König der Schnirgel.
Dankbar? Wofür? Dass er nur eine Teil der Vorräte gerettet hat (weil er die Tür nicht aufgemacht hat)? Dass er die Vorräte denen gibt, denen sie eigentlich gehören? Irgendwie ist die "Moral" fragwürdig. (PS: Falls du sagen willst, die Tiere sind doof und glauben ernsthaft an den "Wohltäter", dann müssten die Vorräte knapp sein, so dass die Tiere trotzdem hungern und Olkie sie gerade so mit "Spenden" am Leben hält.)
 

Dr Time

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Der Schnirgelkönig

Es war einmal ein Schnirgel, der lebte fernab von allen anderen Schnirgeln unter einer hohlen Wurzel. Die dicke Eiche darüber war längst gefällt und der Baumstumpf so sehr von Moos überzogen, dass du ihn bei einem Waldspaziergang wohl kaum erkannt hättest. Allerdings kam selten jemand in diese einsame Gegend des Waldes. Und darüber war unser Schnirgel sehr froh. Normalerweise sind Schnirgel gesellige Kerlchen und leben in festen Hütten aus Stein, in denen stets ein warmes Kaminfeuer brennt. Unser Schnirgel jedoch - er hieß übrigens Olkie - legte keinen Wert auf Gesellschaft. Selbst die Tiere des Waldes waren ihm egal. Er war zufrieden so allein in seiner feuchten, kleinen Höhle. Er liebte den Wald, dessen Dach ihn schützte wie ein grüner Pavillon. Er liebte den Mond, der nachts wie ein Kristall durch das Geäst schien. Ja - er liebte die selbst gewählte Einsamkeit.

Soll er doch. Was interessiert mich das, wirst du denken. Doch hör gut zu und du kannst aus Olkies Geschichte lernen.

Alles begann an dem Tag, als es an Olkies Tür läutete.
„Wer ist da?“, brummte der Schnirgel, der noch nie Besuch empfangen hatte. Es war das Eichhörnchen, das von ihm wissen wollte, ob er nicht ein gutes Versteck kenne für all die Nüsse, die es gesammelt hatte. Der Winter stand vor der Tür und Olkie dachte, es sei bestimmt gut, etwas zu essen im Haus zu haben. So schlug er dem Eichhörnchen vor, die Nüsse bei ihm aufzubewahren. Natürlich sagte er nicht, dass er vorhatte, sie alle für sich zu behalten. Aber so kam es, dass das Eichhörnchen all seine Vorräte bei ihm ablegte.

Am nächsten Tag läutete es erneut an der Tür des Schnirgels. Es war Magolves, der Eichelhäher, der den Schnabel voller Eicheln hatte.
„Das Eichhörnchen hat gesagt, wir können alle Vorräte bei dir lassen“, murmelte Magolves mit vollem Mund.
„Natürlich“, seufzte der Schnirgel. „Du darfst sie gerne bei mir hinterlegen."
Magolves legte alles ab, trällerte ein Lied und flog wieder davon. Von nun an aber kamen immer mehr Tiere und wollten Olkies Höhle als Lagerplatz nutzen. Der Bär brachte Waldfrüchte, das Eichhörnchen kam jeden Tag mit Nüssen und bald brachten auch die Rehe ihre gesammelten Kastanien. Schon bald wurde Olkies Höhle zu klein und Olkie begann, neue Räume in die Erde zu graben, um alles unterzubringen. Dabei kam er immer tiefer und tiefer ins Erdreich. Bald fragte er sich, welchen Sinn diese Buddelei hatte. War er nicht vorher glücklich gewesen? Hatte er nicht alles, was er brauchte? Na gut - er hatte inzwischen sogar mehr als er brauchte, aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen, wie sie mochten. In seiner Wohnung war kaum noch ein Durchkommen. Immer wieder stolperte er über irgendeine Kastanie oder trat in ein Töpfchen mit Waldbeeren. Weil es so nicht weitergehen konnte, beschloss er, von nun an seine Tür für niemanden mehr zu öffnen. Die Tiere des Waldes aber wussten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten, und weil sie keine Idee hatten, wo sie nun alle Früchte hinbringen sollten, legten sie jeden Tag alles vor Olkies Tür ab.

Eines Tages hörte Olkie draußen einen fürchterlichen Lärm. Es war ein Flattern und Rennen, ein Krächzen und Husten.
„Rette sich, wer kann“, hörte Olkie jemanden rufen. Wie es schien, waren die Tiere auf der Flucht. Aber wovor? Der Schnirgel beschloss nachzusehen, was da los war. Doch als er hinaus wollte, ging es nicht. Ein schwerer Berg von Früchten versperrte die Tür, die nur einen Spalt weit aufging. So sehr er auch schob und drückte, sie rührte sich keinen Zentimeter. Ihm blieb nichts übrig als die Früchte durch den Spalt in seine Höhle zu schaffen, auch wenn sich dadurch seine Kammern noch mehr füllten. Als er endlich ins Freie treten konnte, bekam er einen Schrecken. Backofenhitze und züngelnde Flammen schlugen ihm entgegen. Eine Feuersbrunst fegte über seinen geliebten Wald. Er wollte zum Fluss rennen, um sich zu retten, doch die Flammen hatten ihn bereits umschlossen. Also kroch er zurück in die Höhle. Zum Glück hatte er inzwischen so tief gegraben, dass ihm die Hitze nichts anhaben konnte. Aber über sich hörte er die Bäume auseinanderbersten und er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es wohl aussehen würde, wenn alles vorüber sei.

Nach zwei Tagen endlich wagte sich unser Schnirgel Olkie zurück an die Oberfläche. Alles war öd und verbrannt. Hier und da qualmte noch ein Häuflein Asche. Bald aber kamen die Tiere zurück. Die meisten waren mit dem Schrecken davon gekommen, weil der Wind günstig geweht hatte. Aber Ach und Weh - der Winter stand vor der Tür und nichts war zu essen da.

Könnt ihr euch denken, was da unser Schnirgel tat? Er teilte die Vorräte mit den Tieren des Waldes und siehe da: Olkie lernte es zu schätzen, in Gesellschaft zu speisen, und lud alle regelmäßig zu sich zum Essen ein. So überlebten sie den Winter. Als im Frühjahr wieder die Bäume und die anderen Pflanzen wuchsen, feierten sie ein Fest und aus Dankbarkeit ernannten sie Olkie zum König der Schnirgel.
 

Dr Time

Mitglied
Danke

Lieber Jon,
Danke für das aufmerksame Lesen, sowie die Korrekturen und Anmerkungen. Da hast du mich ganz schön ins Grübeln gebracht was die Moral der Geschichte angeht. Eigentlich sind all die anderen Tiere ja ziemlich treu-doof.

Ein Schnirgel ist übrigens kein Tier und die Geschichte sollte nicht als klassische Fabel gesehen werden. Es war mal wieder eine Schreibaufgabe, für welche 20 Worte und die Maximallänge fest vorgegeben waren. Vielleicht habe ich mich deshalb zu wenig auf die Moral der Geschichte konzentriert. Ich werde mal sehen, ob sich mit ein paar weiteren Sätzen mehr Sinn in die Geschichte bringen lässt.

Stephan
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo Stephan,

ich habe deinen "Schnirgelkönig" mehrmals mit großem Interesse gelesen und versucht, mir den genauen Ablauf der Geschichte vorzustellen. Eine herrliche Idee zu solch einer Geschichte! Hätte ich die Idee gehabt,was leider nicht der Fall war, wären bei meiner Ausarbeitung ein paar Kleinigkeiten anders verlaufen und wenige Ausdrücke anders gewählt worden:
Selbst die Tiere des Waldes "interessierten" ihn nicht.
"Ja, du darfst sie gerne bei mir hinterlegen", meinte Schnirgel.
(seufzte und gerne passt nicht so gut zusammen)
Ich stelle mir Schnirgel sehr klein vor. Bär und Rehe sind für mich zu groß. Ich würde sie weglassen. Ohne deren Vorräte wurde es schon zu eng, weil er nur eine kleine Wohnung hatte.
"..., aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen, wie sie mochten.
Er überlegte gerade, wie er die Tiere loswerden könnte, als er draußen einen fürchterlichen Lärm hörte."(Mit der Türe und den Früchten würde ich weglassen. Die Haustüre müsste eigentlich auch nach innen(!) aufgehen.
"Aber Ach und Weh, es gab nichts mehr zu essen. Da fielen ihnen ihre Vorräte ein." Könnt ihr euch denken, was... "Kommt mit",sagte Schnirgel, "wir...
Schnirgel "teilte" nicht die Vorräte, es waren ja nicht seine.
"schätzen, speisen" würde ich einfacher ausdrücken und das mit dem König auch weglassen.
Bei einer Fabel steht meistens eine Lehre am Schluss.
Bei deiner Geschichte sieht sie für mich etwa so aus:
Schnirgel erkennt, dass die Tiere mit ihren Vorräten (tiefer graben) ihm praktisch das Leben gerettet haben. Er merkt außerdem, dass ein Essen in Gesellschaft viel interessanter und schöner ist.
Stephan, es ist deine Geschichte. Was meinst du, wenn ich die Geschichte so geschrieben hätte?
Liebe Grüße
HelenaSofie
 

Dr Time

Mitglied
Hallo HelenaSofie,

Danke für deine Anregungen zur Schnirgelgeschichte. Ich freu mich, dass dir die Idee gefällt.

Die Ungereimtheiten, was die Moral angeht sind wie gesagt entstanden, weil ich mich an eine vorgegebene Länge halten musste. Somit fehlte es mir nach hinten, um es runder zu gestalten. Für die LeLu könnte ich das nun aber noch ändern. Mal sehen, ob ich am Wochenende dazu komme.
Das mit dem König musste ich auch reinbringen, denn das Wort "Schnirgelkönig" und 13 weitere waren vorgegeben.

Einige Ausdrücke z.B. "speisen" und "hinterlegen" sind beim Ausmerzen von Wortwiederholungen entstanden. Wie gesagt nach der guten und konstruktiven Kritik werde ich nochmal am Text arbeiten.

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende -

Stephan
 



 
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