Der Schnirgelkönig
Es war einmal ein Schnirgel, der lebte fernab von allen anderen Schnirgeln unter einer hohlen Wurzel. Die dicke Eiche darüber war längst gefällt und der Baumstumpf so sehr von Moss überzogen, dass du ihn bei einem Waldspaziergang wohl kaum erkannt hättest. Allerdings kam selten jemand in diese einsame Gegend des Waldes. Und darüber war unser Schnirgel sehr froh. Normalerweise sind Schnirgel gesellige Kerlchen und leben in festen Hütten aus Stein, in denen stets ein warmes Kaminfeuer brennt. Unser Schnirgel jedoch - er hieß übrigens Olkie - mochte keine Gesellschaft. Selbst die Tiere des Waldes waren ihm egal. Er war zufrieden so allein in seiner feuchten, kleinen Höhle. Er liebte den Wald, dessen Dach ihn schützte wie ein grüner Pavillion. Er liebte den Mond, der Nachts wie ein Kristall durch das Geäst schien. Ja - er liebte die selbst gewählte Einsamkeit.
Soll er doch. Was interessiert mich das, wirst du denken. Doch hör gut zu und du kannst von Olkies Geschichte lernen.
Alles begann an dem Tag, als es an Olkies Tür läutete.
„Wer ist da?“, brummte der Schnirgel, der noch nie Besuch empfangen hatte. Es war das Eichhörnchen, das von ihm wissen wollte, ob er nicht ein gutes Versteck kenne für all die Nüsse, die es gesammelt hatte. Der Winter stand vor der Tür und Olkie dachte, es sei bestimmt gut, etwas zu essen im Haus zu haben. So schlug er dem Eichhörnchen vor, die Nüsse bei ihm aufzubewahren. Natürlich sagte er nicht, dass er vorhatte, sie alle für sich zu behalten. Aber so kam es, dass das Eichhörnchen all seine Vorräte bei ihm ablegte.
Am nächsten Tag läutete es erneut an der Tür des Schnirgels. Es war Magolves, der Eichelhäher, der den Schnabel voller Eicheln hatte.
„Das Eichhörnchen hat gesagt, wir können alle Vorräte bei dir lassen“, murmelte Magolves mit vollem Mund.
„Natürlich“, seufzte der Schnirgel. „Du darfst sie gerne bei mir hinterlegen."
Magolves legte alles ab, trällerte ein Lied und flog wieder davon. Von nun an aber kamen immer mehr Tiere und wollten Olkies Höhle als Lagerplatz nutzen. Der Bär brachte Waldfrüchte, das Eichhönchen kam jeden Tag mit Nüssen und bald brachten auch die Rehe ihre gesammelten Kastanien. Schon bald wurde Olkies Höhle zu klein und Olkie begann, neue Räume in die Erde zu graben, um alles unterzubringen. Dabei kam er immer tiefer und tiefer ins Erdeich. Bald fagte er sich, welchen Sinn diese Buddelei hatte. War er nicht vorher glücklich gewesen? Hatte er nicht alles was er brauchte? Na gut - er hatte inzwischen sogar mehr als er brauchte aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen wie sie mochten. In seiner Wohnung war kaum noch ein Durchkommen. Immer wieder stolperte er über irgendeine Kastanie oder trat in ein Töpfchen mit Waldbeeren. Weil es so nicht weitergehen konnte, beschloss er von nun an seine Tür für niemanden mehr zu öffnen. Die Tiere des Waldes aber wußten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten und weil sie keine Idee hatten, wo sie nun alle Früchte hinbringen sollten, legten sie jeden Tag alles vor Olkies Tür ab.
Eines Tages hörte Olkie draußen einen fürchterlichen Lärm. Es war ein Flattern und Rennen, ein Krächzen und Husten.
„Rette sich wer kann“, hörte Olkie jemanden rufen. Scheinbar waren die Tiere auf der Flucht. Aber vor was? Der Schnirgel beschloss nachzusehen, was da los war. Doch als er hinaus wollte, ging es nicht. Ein schwerer Berg von Früchten versperrte die Tür. So sehr er auch schob und drückte sie rührte sich keinen Zentimeter. Ihm blieb nichts übrig als die Früchte in seine Höhle zu schaffen, auch wenn sich dadurch seine Kammern noch mehr füllten. Als er endlich ins Freie treten konnte, bekam er einen Schrecken. Backofenhitze und züngelnde Flammen schlugen ihm entgegen. Eine Feuersbrunst fegte über seinen geliebten Wald. Er wollte zum Fluss rennen, um sich zu retten, doch die Flammen hatten ihn bereits umschlossen. Also kroch er zurück in die Höhle. Zum Glück hatte er inzwischen so tief gegraben, dass ihm die Hitze nichts anhaben konnte. Aber über sich hörte er die Bäume auseinanderbersten und er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es wohl aussehen würde, wenn alles vorrüber sei.
Nach zwei Tagen endlich wagte sich unser Schnirgel Olkie zurück an die Oberfläche. Alles war öd und verbrannt. Hier und da qualmte noch ein Häuflein Asche. Bald aber kamen die Tiere zurück. Die meisten waren mit dem Schrecken davon gekommen, weil der Wind günstig geweht hatte. Aber Ach und Weh - der Winter stand vor der Tür und nichts ward zu essen da.
Könnt ihr Euch denken, was da unser Schnirgel tat? Er teilte die Vorräte mit den Tieren des Waldes und siehe da: Olkie lernte es zu schätzen, in Gesellschaft zu speisen und lud alle regelmäßig zum Essen ein. So überlebten sie den Winter. Als im Frühjahr wieder die Bäume und Planzen wuchsen, feierten sie ein Fest und aus Dankbarkeit ernannten sie Olkie zum König der Schnirgel.
Es war einmal ein Schnirgel, der lebte fernab von allen anderen Schnirgeln unter einer hohlen Wurzel. Die dicke Eiche darüber war längst gefällt und der Baumstumpf so sehr von Moss überzogen, dass du ihn bei einem Waldspaziergang wohl kaum erkannt hättest. Allerdings kam selten jemand in diese einsame Gegend des Waldes. Und darüber war unser Schnirgel sehr froh. Normalerweise sind Schnirgel gesellige Kerlchen und leben in festen Hütten aus Stein, in denen stets ein warmes Kaminfeuer brennt. Unser Schnirgel jedoch - er hieß übrigens Olkie - mochte keine Gesellschaft. Selbst die Tiere des Waldes waren ihm egal. Er war zufrieden so allein in seiner feuchten, kleinen Höhle. Er liebte den Wald, dessen Dach ihn schützte wie ein grüner Pavillion. Er liebte den Mond, der Nachts wie ein Kristall durch das Geäst schien. Ja - er liebte die selbst gewählte Einsamkeit.
Soll er doch. Was interessiert mich das, wirst du denken. Doch hör gut zu und du kannst von Olkies Geschichte lernen.
Alles begann an dem Tag, als es an Olkies Tür läutete.
„Wer ist da?“, brummte der Schnirgel, der noch nie Besuch empfangen hatte. Es war das Eichhörnchen, das von ihm wissen wollte, ob er nicht ein gutes Versteck kenne für all die Nüsse, die es gesammelt hatte. Der Winter stand vor der Tür und Olkie dachte, es sei bestimmt gut, etwas zu essen im Haus zu haben. So schlug er dem Eichhörnchen vor, die Nüsse bei ihm aufzubewahren. Natürlich sagte er nicht, dass er vorhatte, sie alle für sich zu behalten. Aber so kam es, dass das Eichhörnchen all seine Vorräte bei ihm ablegte.
Am nächsten Tag läutete es erneut an der Tür des Schnirgels. Es war Magolves, der Eichelhäher, der den Schnabel voller Eicheln hatte.
„Das Eichhörnchen hat gesagt, wir können alle Vorräte bei dir lassen“, murmelte Magolves mit vollem Mund.
„Natürlich“, seufzte der Schnirgel. „Du darfst sie gerne bei mir hinterlegen."
Magolves legte alles ab, trällerte ein Lied und flog wieder davon. Von nun an aber kamen immer mehr Tiere und wollten Olkies Höhle als Lagerplatz nutzen. Der Bär brachte Waldfrüchte, das Eichhönchen kam jeden Tag mit Nüssen und bald brachten auch die Rehe ihre gesammelten Kastanien. Schon bald wurde Olkies Höhle zu klein und Olkie begann, neue Räume in die Erde zu graben, um alles unterzubringen. Dabei kam er immer tiefer und tiefer ins Erdeich. Bald fagte er sich, welchen Sinn diese Buddelei hatte. War er nicht vorher glücklich gewesen? Hatte er nicht alles was er brauchte? Na gut - er hatte inzwischen sogar mehr als er brauchte aber er war es leid, dass alle bei ihm ein und ausgingen wie sie mochten. In seiner Wohnung war kaum noch ein Durchkommen. Immer wieder stolperte er über irgendeine Kastanie oder trat in ein Töpfchen mit Waldbeeren. Weil es so nicht weitergehen konnte, beschloss er von nun an seine Tür für niemanden mehr zu öffnen. Die Tiere des Waldes aber wußten gar nicht, was sie falsch gemacht hatten und weil sie keine Idee hatten, wo sie nun alle Früchte hinbringen sollten, legten sie jeden Tag alles vor Olkies Tür ab.
Eines Tages hörte Olkie draußen einen fürchterlichen Lärm. Es war ein Flattern und Rennen, ein Krächzen und Husten.
„Rette sich wer kann“, hörte Olkie jemanden rufen. Scheinbar waren die Tiere auf der Flucht. Aber vor was? Der Schnirgel beschloss nachzusehen, was da los war. Doch als er hinaus wollte, ging es nicht. Ein schwerer Berg von Früchten versperrte die Tür. So sehr er auch schob und drückte sie rührte sich keinen Zentimeter. Ihm blieb nichts übrig als die Früchte in seine Höhle zu schaffen, auch wenn sich dadurch seine Kammern noch mehr füllten. Als er endlich ins Freie treten konnte, bekam er einen Schrecken. Backofenhitze und züngelnde Flammen schlugen ihm entgegen. Eine Feuersbrunst fegte über seinen geliebten Wald. Er wollte zum Fluss rennen, um sich zu retten, doch die Flammen hatten ihn bereits umschlossen. Also kroch er zurück in die Höhle. Zum Glück hatte er inzwischen so tief gegraben, dass ihm die Hitze nichts anhaben konnte. Aber über sich hörte er die Bäume auseinanderbersten und er mochte sich gar nicht ausmalen, wie es wohl aussehen würde, wenn alles vorrüber sei.
Nach zwei Tagen endlich wagte sich unser Schnirgel Olkie zurück an die Oberfläche. Alles war öd und verbrannt. Hier und da qualmte noch ein Häuflein Asche. Bald aber kamen die Tiere zurück. Die meisten waren mit dem Schrecken davon gekommen, weil der Wind günstig geweht hatte. Aber Ach und Weh - der Winter stand vor der Tür und nichts ward zu essen da.
Könnt ihr Euch denken, was da unser Schnirgel tat? Er teilte die Vorräte mit den Tieren des Waldes und siehe da: Olkie lernte es zu schätzen, in Gesellschaft zu speisen und lud alle regelmäßig zum Essen ein. So überlebten sie den Winter. Als im Frühjahr wieder die Bäume und Planzen wuchsen, feierten sie ein Fest und aus Dankbarkeit ernannten sie Olkie zum König der Schnirgel.