Der Sündenfall

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Der Sündenfall


Bereits seit vielen tausend Jahren existierte auf diesem blauen Planeten am äußersten Rand der Milchstraße eine zivilisierte Gesellschaft. Sie wurde von Beginn an von der weisen Regentschaft der weiblichen Mitglieder dieser Spezies geprägt. Dies hatte der Urvater Rrokkar so bestimmt. Dieser Planet trug folgerichtig seinen Namen, und sein Volk nannte er dementsprechend Rrokkari.
Die vier Monde von Rrokkar gaben die Bestimmung vor, die ein Rrokkari in seinem Leben zu erfüllen hatte. So war es nur Kindern des weißen Mondes gestattet, im Palast zu leben. In deren Macht, soweit sie weiblich waren, lagen die Geschicke des gesamten Volkes. Die männlichen Rrokkari des weißen Mondes erfüllten ihre Aufgaben als Verwalter, Gärtner und Köche im goldenen Palast. Jene, die ihren Platz außerhalb dieser Mauern suchten, wurden Händler und Baumeister.
Wer unter dem blauen Mond geboren war, dem stand die Wissenschaft in all ihren Facetten offen, wozu später auch die Raumfahrt zählte.
Während die Rrokkari des gelben Mondes als Bauern, Arbeiter und Handwerker oder Künstler tätig wurden, war jenen des roten Mondes eine rein militärische Laufbahn vorbestimmt.
So hatten alle Rrokkari ihren Platz im Leben.

Zentral auf dem größten Kontinent des Planeten stand der goldene Palast. Hier war das Zentrum der Macht. In angemessenem Abstand dazu erstreckten sich die Häuser der Stadt in alle Himmelsrichtungen soweit das Auge reichte. Dennoch war diese mit Abstand größte Ansiedlung, die Hauptstadt Rrokkarraan, kein Moloch. Die Rrokkari legten großen Wert auf eine ästhetische Architektur. Daher hatten nur wenige Gebäude mehr als drei Etagen.
Auf den Straßen der Hauptstadt herrschte stets große Betriebsamkeit. Überall gab es Märkte, auf denen die Händler, Handwerker und Künstler alles feilboten, was die Herzen der Bewohner begehrten. Die Angebote wurden ausgiebig angenommen, denn die Rrokkari waren ein sehr wohlhabendes Volk. Dennoch waren sie bescheiden.
Die Kehrseite war freilich die harte Arbeit in den Triolicium-Minen. Doch dieser Rohstoff entpuppte sich als wertvoller Treibstoff, der, nach entsprechender Veredelung, sogar in der Raumfahrt genutzt werden konnte. Dank höchst effizienter Technik konnte den Rrokkari diese Rohstoffquelle wohl niemals versiegen.

Die Hauptstadt war von einem Waldring vollständig eingefasst. Außerhalb dieses Waldes hatten die Bauern ihre Felder. Händler kamen regelmäßig zu den auf der Stadtseite eingerichteten Handelshäusern, um den Bauern ihre Waren abzukaufen.

Der Händler Doman machte sich am frühen Morgen auf den Weg. In seinem großen Wagen hatte er vier seiner Diener, einen männlichen und drei weibliche, dabei. Heute führte ihn sein Weg bis zur neunten Straße. Dort wollte er Waren von einigen Bauern in Empfang nehmen. Zu so früher Stunde war er jedoch noch ganz allein unterwegs. So früh würden die Bauern gewiss nicht bereitstehen, dachte Doman, da kann ich noch ein Schwätzchen mit Romarr und Karan halten. Als er jedoch seinen Wagen am dortigen Handelshaus stoppte, war niemand vom Wachpersonal zu sehen.
Doman war ein angesehener Händler, der den Palast fast täglich mit allem belieferte, was die Bewohnerinnen begehrten. Er war auch sonst ein gern gesehener Gast im Palast, denn er genoss gewisse Privilegien. Er war einer, dem es gestattet war, nicht nur die sexuellen Gelüste der Rrokkari-Damen zu befriedigen, sondern er durfte mit ihnen auch Nachwuchs zeugen. Das konnte längst nicht jeder männliche Rrokkari von sich behaupten. Doman gehörte schon seit Jahren dazu. Er konnte bei jedem Besuch sicher sein, von mindestens einer Rrokkari gefordert zu werden.

Plötzlich traten vier Bauern hervor. Sie waren mit schweren Schlagstöcken bewaffnet.
Doman kannte diese faulen Gesellen. Aber Som, Tars, Wart und Krol boten ihm stets die begehrten Rrakkirii-Pflanze an, aus denen diverse Süßspeisen hergestellt werden konnten.
„Was wollt Ihr, Bauern?“, fragte Doman, bemühte sich um einen umgänglichen Ton in seiner Stimme. "Und wo sind die Wachen?"
„Wir wollen mehr Lohn“, antwortete Tars. „Das Triolicium, mit dem wir unsere Maschinen betreiben, ist teurer geworden.“
„Und Weiber!“, schrie Som. Er war der Anführer dieser Bauerngemeinschaft.
„Beides kann ich euch nicht geben“, widersprach Doman. "Wo sind Romarr und Karan?"
„Die sind ... Sie sind gerade nicht ansprechbar", spottete Som. Dann forderte er: "Wir nehmen die Weiber!“
„Nein, Ihr versteht es falsch. Weder das eine noch das andere. Ihr bekommt das, was Ihr immer bekommt“, erklärte der Händler.
Die Bauern kamen näher, Som ging voran und drohte mit dem Knüppel, mit dem er immer wieder vorstieß. Dann gingen die anderen drei von verschiedenen Seiten an den Wagen und griffen die Dienerschaft an, die den Wagen daraufhin verließ, um Doman zu beschützen. Krol verwickelte den einzigen männlichen Rrokkari schließlich in einen Kampf. Krol hatte immer wieder ausgeholt, um seinen Gegner zu schlagen, doch der zückte eine Klinge, die er seinem Widersacher in den Leib rammte, als dieser zum letzten Schlag ausgeholt und sich dann auf den schwächeren Diener gestürzt hatte. Für beide endete dieser Kampf tödlich.
Und dann traf Som Doman am Kopf und schlug noch einmal nach, als dieser zu Boden stürzte. Die drei Dienerinnen konnten diesen Angriff nicht verhindern, obwohl weibliche Rrokkari durchaus in der Lage waren, sich zu verteidigen und ihren Arbeitgeber zu schützen, waren nun verängstigt zurück in den Wagen geflüchtet.
„Das ist nicht gut gelaufen“, reklamierte Wart, der etwas schüchtern wirkte und gerade in den eigenen Wagen stieg.
"Seht zu, dass ihr die Leichen im Wald versteckt!", befahl Som. "Muss ja nicht gleich der erstbeste bemerken, was hier passiert ist."
Der dritte im Bunde, Tars, saß mit Som im Wagen des Händlers und versuchte die drei jungen Damen zu beruhigen, sprang nun noch einmal herunter, um Wart zu helfen.
„Los, jetzt weg hier, bevor jemand kommt!“, befahl Som.
Sie fuhren mit dem Wagen des Händlers in den Wald und freuten sich diebisch über ihre reiche Beute. Drei weibliche Rrokkari, eine Menge Goldtaler und fünf gut gefüllte Proviantkisten.

Domans Tod konnte nicht lange verborgen bleiben. Denn er wurde schließlich am selben Tag erwartet, wenn auch erst am Abend. Da die Räuber die Leichen im Wald versteckt hatten, konnten auch nachfolgende Passanten zunächst nichts von diesem Unglück bemerken.
Als Doman auch am nächsten Tag nicht im Palast erschien, wurden Wachen zu seinem Haus geschickt. Die zwei Diener, die noch im Haus waren, hatten ihn erst im Laufe des Tages zurück erwartet, denn nach der Belieferung des Palastes würde er dort üblicherweise die Nacht verbracht haben. Doch sie konnten den Wachen sagen, dass er zur neunten Straße gefahren war.
Eine genauere Untersuchung vor Ort brachte dann die traurige Gewissheit ans Licht. Die Leichen wurden gefunden. Auch die der beiden Wachen, die hinter dem Handelshaus in den Wald geschafft worden waren, waren tot.

„Das waren sicher wieder die Bauern!“, schimpfte Dari. „Das war schon das dritte Mal in diesem Mondzyklus. Das können wir nicht länger dulden!“
Dari war eine jener Rrokkari, die Doman recht häufig zu sich bat. Sie hatte sogar schon sechs Nachkommen mit ihm gezeugt.
„Vielleicht sollten wir die Bauern besser überwachen“, schlug Dana vor.
„Dann werden wir unsere guten Händler in Zukunft auch besser schützen müssen“, verlangte Dari, „denn Doman war sehr wertvoll.“
„Besonders für dich, verehrte Dari, nicht wahr?“, stichelte Dana.
„Bist du neidisch?“
„Ach, das würde ich nicht sagen, denn ich habe genügend andere, die gerne zu mir kommen. Aber Doman war in all den Jahren nicht ein einziges Mal bei mir. Das habe ich ihm immer übel genommen.“
Dann waren andere eben immer schneller an ihm dran, als du, dachte Dari erbost. Sie antwortete Dana nicht mehr, denn sie war sehr unglücklich über diesen Verlust.

Die drei Bauern saßen zusammen und teilten die Beute.
„Das sind Lebensmittel für mindestens fünfzehn Tage“, jubelte Som.
„Und für jeden ein tolles Weibchen, endlich mal wieder!“, äußerte sich auch Tars begeistert.
Bauern waren in aller Regel männlich, denn die weiblichen Rrokkari des gelben Mondes gingen eher dem Handwerk nach und arbeiteten für die Händler und Baumeister. Daher hatten die Bauern ein tristes und eigenbrödlerisches Leben.

Es waren die letzten Tage des roten Mondes. Solange ein Mond am Himmel zu sehen war, war keine Rrokkari empfangsbereit. Die Zeugung der Nachkommen war nur in den zwei mondlosen Nächten zwischen den einzelnen Mondphasen möglich. Und dies auch nur nach jeweils drei Monden.
Dari und Dana waren zwar hochgestellte Rrokkari im Palast, aber auch sie neigten in besonderen Situationen zur Unvernunft. Der Verlust eines wertvollen Händlers war ein solcher Anlass. Und obwohl Doman niemals in Danas Gemächer gekommen war, teilte sie den Schmerz mit Dari, dass er niemals wiederkommen würde. Nur vier Nächte nach dem tragischen Tod des begehrten Rrokkari gaben sie sich in ihrer Trauer einer Paarungszeremonie mit einem Baumeister und einem Händler hin, die am frühen Abend dem Palast ihre Aufwartung gemacht hatten. Wider besseren Wissens hatten sie gehofft, dass es niemand bemerken würde, als sie sich in der ersten mondlosen Nacht dieses roten Mondes in ihre eigenen Tavile zurück gezogen hatten.
Die Tavile, die im labyrinthähnlich angelegten Palastgarten standen, waren kleine Häuschen ohne Fenster, dafür aber mit einer Glaskuppel als Dach, denn die Paarungszeremonie zur Zeugung eigener Nachkommen durfte gemäß den Traditionen nur unter dem Angesicht der Sterne vollzogen werden.

An den Handelshäusern auf allen dreizehn Straßen wurden die Wachen verstärkt. Diese Wachen hatten weitgehende Befugnisse. Sie hatten den Auftrag, Unruhestifter zu bestrafen oder gar zu eliminieren, wenn dies erforderlich war.

Som, Tars und Wart vergnügten sich mit den erbeuteten Rrokkari-Damen, die es nur widerstrebend zulassen wollten, denn es waren nun die mondlosen Nächte gekommen, doch Som erzwang nun schon seit fünf Tagen seinen Willen und ließ die Bedenken nicht gelten. Auch seine Mitstreiter forderte er auf, nichts auf das Jammern der Gefangenen zu geben. Und anstatt zu arbeiten, vergnügten sie sich noch drei weitere Tage, denn sie konnten von ihrer Beute leben.
„Warum habt Ihr ihn getötet?“, fragte Ari eines Tages.
„Er war es selbst schuld“, antwortete Som. „Ich kannte ihn schon lange. Er war alt.“
„Das ist doch kein Grund, einen guten Rrokkari zu töten!“, schimpfte Emi.
„Ach, rede nicht“, wehrte Som ab, „sondern leg dich hin, damit ich dich besteigen kann.“
Emi wusste, dass sie sich nicht gegen den kräftigen Som würde wehren können, und so ließ sie es erneut geschehen.

Durch die Felder wurden Wachen geschickt, um die Arbeit der Bauern zu überprüfen. Nachlässigkeiten wurden nicht geduldet. Als die Wachen Darix und Danax, Daris und Danas erstgeborenen Töchter des roten Mondes, an dem Betrieb der drei Bauern vorbeikamen, bemerkten sie, dass dort einige Tage nicht gearbeitet worden war. Man konnte die Pflanzen, die zur Gewinnung der Lebensmittel recht schnell wuchsen, nicht länger als zwei Tage allein lassen. Die Felder hatten sich nach nun neun Tagen in einen regelrechten Urwald verwandelt.
„Sie werden Tag und Nacht arbeiten müssen, um das wieder aufzuholen“, stellte Darix fest.
„Wir werden das mal beobachten“, entschied Danax.
Die beiden setzten ihren Kontrollgang fort.
Som hatte sie gerade noch weggehen gesehen.
„Wir müssen in den nächsten Tagen nach den Feldern sehen“, stellte er resigniert fest. „Los, Schluss für heute, Jungs. Ab ins Bett, und zwar ins eigene!“
Die drei Rrokkari-Damen sperrten sie im Obergeschoss ihres Hauses ein. Der Raum hatte nur ein kleines Fenster nach hinten hinaus, das sich aber nicht öffnen ließ.

Darix und Danax erstatteten täglich Bericht. Die meisten Bauern waren fleißig und produktiv. Nur Som, Tars und Wart fielen schon seit nunmehr dreizehn Tagen, also genau seit dem Tod des Händlers Doman, durch nachlässiges Arbeiten auf. Der Verdacht lag nahe, dass es da einen Zusammenhang geben könnte.
Som unterdrückte seine Kameraden. Er war faul und biestig, trieb Tars und Wart zur Arbeit, doch die aufgekommenen Rückstände würden sie nicht abarbeiten können, sondern lediglich im Rahmen halten. Um sie zu reduzieren, würden sie gewiss Hilfe benötigen.

Patali war das Oberhaupt der Geistlichkeit im Palast. Sie besuchte Dana und Dari, denn diese hatten sich in den letzten Tagen auffällig unterwürfig und unruhig verhalten. Patali brauchte keine Prophetin sein, um zu erkennen, dass die beiden eine Paarungszeremonie vollzogen hatten. Nur wenige Tage nach Domans Tod.
Rrokkari waren in den mondlosen Nächten nach jeweils drei Mondphasen empfangsbereit. Diese Phase der Empfängnis währte drei Tage und zwei Nächte, in denen jenen verfügbaren Rrokkari-Männern, die dem eigenen Stand angemessen erschienen, die Gelegenheit geboten wurde, sich mit den empfangsbereiten Rrokkari-Frauen zu paaren, damit diese nach genau vier vollständigen Zyklen von je vier Monden die beiden Nachkommen gebären würde. Dies waren immer eine weibliche und ein männlicher Rrokkari. Bislang ist es niemals anders gewesen.

„Dana, Dari“, sagte Patali. „Ihr wisst, dass Ihr gesündigt habt. Euer Verhalten in den letzten Tagen hat euch verraten. Und Ihr wisst es sehr wohl.“
Einer Rrokkari war es in jeder Mondphase nur einmal gestattet, Nachkommen zu bekommen. Erst dann, wenn diese Nachkommen den Tod gefunden hatten, durften erneut Kinder dieses Mondes gezeugt werden.
Takat war der Liebling von Dana. Er war einer der Baumeister des Palastes. Doch sie hatten erst zwei Nachkommen miteinander gezeugt, aber es waren Kinder des roten Mondes, nämlich Danax und Danor.
Dari hatte sich nach dem Verlust ihres liebsten Händlers Doman, mit dem sie bereits sechs Nachkommen hatte, nämlich unter anderem zwei des roten Mondes, Darix und Daror, eher aus Verzweiflung auf den jungen Darok gestürzt und ihn zur Paarungszeremonie gebeten. Auch er war ein Händler und war Dari im Palast aufgefallen, weil er zwei verschiedenfarbige Augen hatte, eines so leuchtend grün, wie die Zunge eines erregten Rrokkari, das andere so rot, wie die pulsierende Vulva einer Rrokkari.
„Oh, verehrte Patali“, schmachtete Dari. „Ich bin wirklich untröstlich. Ich war so schockiert über den Verlust meines geliebten Doman, dass ich nicht im Vollbesitz meiner Sinne gewesen sein musste.“
„Ihr beide wisst sehr wohl, dass es euch nicht gestattet war, die Empfängnisphase des roten Mondes erneut mit Gebärden der Lust zu füllen.“
„Was wollt Ihr nun tun, verehrte Patali?“
„Nun, Dana, ich weiß wohl, dass eure Erstgeborenen, Danor und Daror, als tapfere Krieger ihr Leben gelassen hatten. Eure Wachen Darix und Danax jedoch weilen noch unter uns.“
Dari beschwichtigte: „Sie erfüllen wichtige und wertvolle Dienste, verehrte Patali.“
„Ihr solltet wissen, welche Strafe euch erwarten kann. Wir können das nicht zulassen. Es verstößt gegen die Traditionen. Könntet Ihr sonst über das Volk der Rrokkari herrschen?“
„Nein, natürlich nicht“, gab Dana zu. „Eurem Stand ist es seit Jahrtausenden zu verdanken, dass das noch immer so ist. Das ist uns wohl bewusst, verehrte Patali.“
„Ich nehme zur Kenntnis, dass Ihr Reue und Demut zeigt. Es wird bei der Urteilsfindung helfen. Ich werde euch nun verlassen. Ihr werdet in den nächsten Tagen eure Räume nicht verlassen und Buße tun, bis ein Urteil ergangen ist.“

Als Patali eine Weile fort war, meinte Dana: „Glaubst du, sie wird uns all zu hart bestrafen?“
„Jede Strafe ist hart, wenn es eine unseres Standes ereilt. Das solltest du wissen.“
In der Tat war eine Strafe, wie milde sie auch ausfallen mochte, eine Strafe, die dem Ansehen des Standes und auch der Person selbst Schaden zufügen konnte. Patali war jedoch gleichfalls sehr weise. Sie würde gewiss mit Augenmaß entscheiden.
„Wir haben es ja herausgefordert. Es musste uns bewusst gewesen sein, dass es geschehen würde. Doch die Lust, die uns dazu trieb, war eben größer, als die Angst. Ich bereue nichts“, meinte Dari trotzig.
„Ich ja auch nicht, aber du hast schon sechs Nachkommen mit Doman auf die Welt gebracht. Möge der große Schöpfer ihm gnädig sein. Das kannst du mit Darok nun nicht noch einmal tun. Für mich war es jedoch das erste Mal seit langer Zeit. Es ist jetzt über sieben Jahre her, dass ich während der Empfängniszeit eine solche Zeremonie vollzogen hatte. Dummerweise hatte ich damals Nachkommen des roten Mondes empfangen. Vielleicht hatte ich es in dieser lustvollen Stimmung einfach nur vergessen. Trotzdem bereue ich es nicht, denn ich habe erkannt, dass es Zeit wurde für eine neue Empfängnis.“
„Patali wird weise entscheiden, glaube mir, Dana.“
Rrokkari hatten eine recht hohe Lebenserwartung. Und sie waren auch bis ins hohe Alter empfängnisbereit. Dari und Dana waren allerdings erst sechsunddreißig Jahre alt.

Ari, Emi und Gea hatten sich in ihrem Zimmer verbarrikadiert, indem sie die Möbel vor die Tür gerückt hatten, damit die Bauern nicht hineinkommen konnten. Sie hatten die ständigen Besteigungen, die sie nur widerwillig erduldeten, satt. Doch langsam wurden sie hungrig und durstig, auch wenn Rrokkari sehr lange ohne diese Zufuhr von Nährstoffen auskommen konnten. Die letzte mondlose Nacht des weißen Mondes war vorüber, die Sichel des blauen Mondes zeigte sich bereits am Himmel. Deshalb gewährten sie den Bauern an diesem Tag endlich wieder Zugang zu ihrem Zimmer, in dem sie gefangen gehalten wurden. Es war noch früh am Morgen, die Sonne war gerade aufgegangen.
Som war immer der erste, der nach oben stürmte, um bei den Rrokkari einzudringen, um sie möglichst schnell zu besteigen. Doch heute wehrten sich Ari, Emi und Gea.
„Wir wollen zuerst eine ordentliche Mahlzeit und genug zu trinken“, forderte Gea. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hatten sich alle drei mit einem Tischbein als Schlagstock ausgerüstet, mit denen sie auf Som losgingen. Tars und Wart waren nicht ganz so schnell bei der Sache, und so musste Som klein beigeben.
„Bringt Brot, Wasser und Wein mit!“, rief er den Kameraden zu.
In den letzten Tagen hatten die Bauern zwar ein bisschen mehr gearbeitet, aber die großen Rückstände, die sich aufgebaut hatten, waren noch immer unübersehbar. Danax und Darix hatten dies unentwegt beobachtet. Das große Haus, in dem die drei Bauern wohnten, war noch dunkel, als sich die Wachen näherten. Eigentlich hätten die Bewohner jedoch längst auf den Feldern sein müssen. Just in diesem Augenblick ging im Obergeschoss das Licht an.
Darix klopfte an die schwere Holztür.
Som schreckte auf und drohte den Rrokkari-Damen: „Ihr seid still, sonst schneide ich euch die Zungen raus!“
Tars und Wart wies er an, bei den Mädchen zu bleiben, während er hinunter stürmte. Wachen, verdammt, dachte er, setzte dann ein schelmisches Grinsen auf, als er die Tür öffnete.
„Haben wir da jemanden geweckt?“, scherzte Danax zur Begrüßung.
„Guten Morgen, Som“, grüßte Darix freundlich.
„Guten Morgen, Darix. Ich habe ein wenig verschlafen, aber ich freue mich, dass du mich besuchen kommst. Einen guten Morgen auch dir, Danax.“
„Jetzt lass mal die Lieblichkeiten, Som“, tadelte Darix mit strengem Blick. „Warum sind eure Felder in den letzten sechzehn Tagen so schlecht bestellt worden?“
„Oh …“ Verlegen suchte er nach einer Ausrede. „Wir waren in letzter Zeit nicht so gut bei Kräften. Ich hatte mich vor einiger Zeit, das muss wohl so etwa diese sechzehn Tage her sein, übel am Bein verletzt“, sagte Som und zeigte die Wunde am linken Bein, die er tatsächlich beim Kampf mit Doman erlitten hatte.
„Aber wie ich sehe, hast du sie selbst versorgt“, registrierte Danax, „und das nicht besonders gut.“
Som grinste verlegen, er fühlte sich ertappt. Nun hatte er Sorge, dass die Wachen weiter nachforschen würden.
„Du gehst gleich zum Heiler. So kannst du nicht arbeiten, das sehe ich ein“, gestand Danax ihm noch ein paar Tage Ruhe zu.
„Wir werden in drei Tagen noch einmal hereinschauen“, kündigte Darix jedoch an.
Dann verabschiedeten sich die Besucherinnen mit einem freundlichen Lächeln, das Som gleich wieder übermütig werden ließ. Er frotzelte: „Wenn ich wieder vollständig bei Kräften bin, würde ich mich freuen, wenn Ihr zwei eine Nacht in meinem Hause verbringen würdet.“
Die Wachen hatten eine recht klare Ahnung, was Som mit dieser Einladung im Sinn hatte, schenkten ihm jedoch nur ein müdes Lächeln mit dem Hinweis: „Träume mal schön weiter ...“
Som schloss die Tür und grinste. Irgendwann werde ich sie besteigen, dachte er.
Als er oben im Wohnraum angekommen war, jubelte er: „Sie sind wieder weg. Lasst uns diesen Tag feiern.“
„Aber sie kommen wieder, oder?“, vermutete Tars.
„In drei Tagen“, bestätigte Som und schaute die Rrokkari-Damen der Reihe nach an. „Heute will ich zuerst dich, Ari. Jetzt!“
Die Arbeit blieb an diesem Tag erneut für Stunden vernachlässigt, wie Darix und Danax mittags, als sie erneut an den Feldern vorübergingen, mit Erstaunen feststellten.

Patali besuchte Dari und Dana bereits zwei Tage später erneut.
„Verehrte Patali, wir sind bereit, unsere Strafe zu empfangen“, äußerte Dari unverzüglich tiefste Demut.
„Doch sei nicht zu hart mit uns. Wir ergeben uns demütig deinem Urteil“, fügte Dana hinzu.
„Sehr weise gesprochen.“ Patali war zufrieden, denn die beiden verneigten sich ehrfürchtig vor der Geistlichen. „Nun, Ihr seid beide desselben Vergehens angeklagt, also werdet Ihr auch dieselbe Strafe erfahren. Die alternativen Höchststrafen, ob nun das Entheben aus euren Rechten und Ämtern im Palast oder gar zusätzlich die Verpflichtung zur Dienerschaft bei den Kriegern, werde ich euch ersparen, denn Ihr habt beide eure Söhne des roten Mondes zu Grabe tragen müssen. Daher durfte ich Milde walten lassen.“
„Eure Güte, verehrte Patali, wird uns lehren, in Zukunft auf dem wahren Weg zu wandeln“, sagte Dana voller Ehrfurcht.
„Eure Töchter haben in ihrer Aufgabe als Wachen ein paar Bauern ausgemacht, die ihrer Arbeit nur unzureichend nachkommen. Ihr werdet sie vielleicht einige Monde lang unterstützen müssen, bis sie ihr Pensum wieder selbst bewältigen können. Ihr werdet auch im Haus der Bauern leben müssen“, fügte Patali streng hinzu.
Das war eine recht harte Strafe, aber die mildeste, die möglich war. Dari und Dana zeigten Dankbarkeit und ergaben sich in ihr Schicksal. Wie lange es dauern würde, hatten sie ein Stück weit selbst in der Hand. Sie waren sich einig, dass sie die Bauern zur Arbeit würden antreiben wollen, um das von Patali geforderte Ziel in möglichst kurzer Zeit zu erreichen.

Dari und Dana riefen nach ihren Töchtern Darix und Danax und begaben sich dann vor die Tore des Palastes, um sie in Empfang zu nehmen. Einer sehr herzlichen Begrüßung folgte die unmittelbare Aufforderung: „Bringt uns zu diesen Bauern!“

Som schaute gerade aus dem Fenster, als sich die vier Rrokkari dem Haus näherten.
„Oh, verdammt! Wachen! Und sie haben Verstärkung mitgebracht“, fluchte er, um Tars und Wart dann anzuweisen: „Kommt von euren Weibchen runter, es gibt Ärger!“
Und schon klopfte Darix an die Tür.
Som öffnete und flötete: „Oh, Ihr seid gleich zu viert. Wir sind zwar nur zu dritt, aber das werden wir schon regeln“, sagte er und grinste.
Doch Darix wies ihn sofort in die Schranken: „Das ist kein Freundschaftsbesuch. Eure Felder sehen immer noch aus, wie ein Trümmerfeld. Wir bringen euch nur zwei Antreiberinnen, die euch zur Arbeit prügeln werden.“
„Oh, das hast du schön gesagt, mein Kind“, sagte Dari, fuhr dann fort: „Und genau so wird es sein. Und glaubt nicht, dass wir gnädig sein werden. Wir werden euch helfen, aber Ihr werdet härter arbeiten, als je zuvor. Und wehe nicht ...“, drohte sie und sah Som scharf an.
„Ihr wolltet erst morgen kommen“, klagte Som.
„Tja, so kann es gehen. Dann musst du ja heute schon wieder arbeiten.“ Darix grinste.
Dana hatte die Ohren gespitzt. „Was höre ich da für Geräusche?“
Tars hatte noch immer nicht von Ari abgelassen, die nun ein lautes Quieken von sich gab. Außerdem stimmten Emi und Gea mit ein, um sich bemerkbar zu machen.
„Dann werden wir uns wohl mal im Haus umsehen müssen, nicht wahr?“, sagte Danax zu Som, der wutschnaubend zur Seite wich.
Die vier Besucher gingen die Treppe hinauf und fanden Tars und Wart mit den drei Rrokkari-Damen vor, die ganz sicher nicht im Haus hätten sein dürfen. Sie sahen etwas verwahrlost aus, denn offenbar hatten sie nach dem Genuss von Speis und Trank keine Gelegenheit bekommen, ihr Fell rein zu waschen.
„Woher habt Ihr diese Weibchen?“, fragte Danax.
„Die haben wir von der Straße aufgelesen“, erklärte Tars.
„Und du bist sicher, dass ich dir das jetzt glaube, was?“ Damit zog Danax ihm den Boden unter den Füßen weg. Aber er stolperte tatsächlich, weil die Rrokkari mit einem energischen Schritt auf ihn zugegangen war.
„Jetzt wissen wir auch, warum eure Felder in einem so erbärmlichen Zustand sind. Diese drei Mädels werden wir mitnehmen, Danax. Und Ihr drei Bastarde geht endlich an die Arbeit!“ Darix trieb die Bauern die Treppe hinab.
Dari und Dana folgten und jagten die drei nun aus dem Haus.
„Wir kommen gleich nach. Und wehe, Ihr habt noch nichts geschafft!“, drohte Dari.
„Das sind ja drei ganz üble Burschen“, stellte Dana fest.
„Seht einfach zu, dass Ihr euren Auftrag hier so schnell, wie möglich erledigt“, bat Darix. „Wir werden morgen einen Händler herschicken, der hoffentlich schon einiges wird mitnehmen können.“
„Macht euch keine Sorgen, Kinder“, beschwichtigte Dari, „wir werden uns gegen diese ungehobelten Kerle schon wehren können. Aber“, flüsterte sie dann, „allzu hart arbeiten können wir nicht, weil wir die Früchte der Liebe in uns tragen.“
„Ach, ja? Nun gut. Mit Worten sind die drei ganz schnell dabei. Som ganz besonders. Ihn müsst Ihr klein kriegen. Ob sie dann auch den Mut zu Taten haben, wird sich zeigen. Gebt auf euch acht“, riet Danax.

Mehr als zwei Monde waren inzwischen vorüber. Dari und Dana fühlten sich im Hause der Bauern nicht wohl, aber sie konnten sich frei bewegen, ohne Sorge zu haben, hinterrücks überwältigt zu werden, obwohl Darix und Danax die drei Rrokkari-Damen Ari, Emi und Gea mitgenommen hatten. Diese wurden übrigens drei verschiedenen Händlern zur Dienerschaft überlassen, die mit den Bauern, die die Mädchen kannten, nichts zu tun hatten. Lediglich Ari würde bald am Ende eines roten Mond zur Niederkunft kommen müssen. Die anderen beiden waren in den Mondphasen, die sie bei den Bauern waren, nicht empfangsbereit gewesen.

Dari und Dana hatten vom ersten Tag an darauf gedrängt, nach dem Essen in den Waschraum gehen zu können, um das Fell zu pflegen und die aufgefüllten Haare wieder zu entleeren. Und zwar allein, wie sie entrüstet betonten, als Som ihnen gleich am ersten Tag hatte dorthin folgen wollen.
Rrokkari mussten nach ausgiebigen Mahlzeiten in die Berieselungskammer. Die versprühte eine spezielle Flüssigkeit zur Fellpflege, die die Haarspitzen öffnete und die nicht weiter verwertbaren Bestandteile der Nahrung, die sich dort in pulverisierter Form ansammelten, entweichen ließ. Im Zweifelsfalle tat es aber auch wohltemperiertes Wasser.

Inzwischen sahen die Felder schon wieder recht ordentlich aus, doch Som, Tars und Wart verbummelten so manchen Tag, der sie dann am folgenden wieder zur Mehrarbeit zwang. Besonders Som drückte sich häufig vor der Arbeit auf den Feldern.
„Wir waren zu viert, aber Krol ist ja tot“, beklagte Som, als Dari ihn ermahnt hatte, dass es keinen Sinn machte, die Arbeit mehr als acht Stunden bei Tageslicht ruhen zu lassen, um sich anderen Dingen zu widmen, die der Arbeitsmoral nicht dienlich waren. Aber Dari fragte sich dann, wer dieser Krol gewesen war. Sie erinnerte sich an den Bericht des Überfalls. Dabei war auch ein Bauer zu Tode gekommen.
„Dann müsst Ihr euch eben wieder einen neuen Bauern ins Haus holen“, schlug Dana vor.
„Der wird von denen doch erbarmungslos ausgebeutet“, meinte Dari, ließ kein gutes Haar an ihren derzeitigen Gastgebern.
„Ihr beide arbeitet aber auch nicht gerade hart“, beklagte sich Wart ein wenig schüchtern.
„Wir sollen euch unterstützen, euch fordern, nicht eure ganze Arbeit machen“, gab Dari zurück. „Und außerdem wirst du ja wohl keine anständige Rrokkari solch harte Arbeit machen lassen, oder?“, appellierte sie an sein Gewissen.
„Unterstützung sieht aber auch mal ein paar Nettigkeiten vor, die wir uns verdient hätten“, forderte Som.
„Womit willst du dir denn ein paar Nettigkeiten, wie du es nennst, verdient haben?“, konterte Dari.
„Du glaubst wohl, du bist was Besseres ...“, sagte Tars mit trauriger Stimme. „Wir arbeiten wirklich hart.“
Da hast du sicher recht, dachte Dana, aber Ihr lasst euch von diesem Grobian ganz schön ausnutzen. Selbst schuld.
„Ich weiß ganz genau, was er unter Nettigkeiten versteht“, stellte Dari klar. „Daran sollte er nicht einmal im Traum denken.“
Wenn es darauf ankam, waren Tars und Wart immer dem Willen von Som unterworfen. Som wollte jede Rrokkari besteigen, derer er habhaft werden konnte, denn das war es ja, was er unter Nettigkeiten verstand. Die anderen beiden stellten nicht so hohe Anforderungen, sie wären auch mit weniger zufrieden. Das hatten Dari und Dana allerdings bereits daran bemerkt, wie die beiden mit den Gästen umgingen. Sie waren freundlicher, als Som, viel freundlicher. Allein dafür hätten sie sicher ein paar Nettigkeiten verdient gehabt.
Die harte Schale umgab sie nur, wenn Som sie antrieb und bevormundete, um selbst nichts oder zumindest weniger tun zu müssen. Sie hatten es immer vermieden, ihn in die Schranken zu weisen. Nur um des guten Friedens willen. Tars und Wart waren keine streitbaren Gesellen. Im Gegensatz zu Som hatten sie sicher einen weichen Kern, der unter der harten Schale verborgen war.

Danax und Darix kamen regelmäßig vorbei, um sich über den Stand der Bearbeitung der Rückstände zu informieren.
„Und? Wie sieht es aus?“, fragte Darix ihre Mutter.
„Könnte sicher besser sein, aber sie waren früher zu viert. Findet mal heraus, wer dieser Krol war, der offenbar nicht mehr hier ist.“
„Das kann ich dir sagen. Das ist der Bursche, der bei dem Überfall auf Doman zu Tode gekommen war! Diese Halunken haben den Händler überfallen.“
„Haben sie ihn auch getötet?“
„Die Untersuchungen laufen noch. Aber die Möglichkeit besteht.“
„Das traue ich nur Som zu. Die anderen beiden sind viel zu schüchtern.“
Darix und Danax versicherten, die Untersuchungen genau zu studieren.

In den folgenden Tagen bemühten sich alle, auch Som, und auch die beiden unfreiwilligen Gäste, das Tagewerk vollständig und bis zum letzten Sonnenstrahl zu vollenden. Es war ihnen endlich einmal gelungen.
Und wieder tönte Som: „So. Heute waren wir aber wirklich fleißig. Das könnt Ihr jetzt nicht leugnen. Da haben wir uns doch mal eine Belohnung verdient.“
„Damit du morgen wieder auf der faulen Haut liegen kannst, was?“, stichelte Dari.
Som ging in die Speisekammer und holte eine Flasche Wein heraus, dazu Brot und Käse.
„Das wollt Ihr uns doch jetzt nicht etwa verbieten, oder?“, richtete Som sich an Dari und Dana.
„Solange du es nicht wieder übertreibst“, scherzte Dana, weil sie wusste, dass er sich das schon einige Male geleistet hatte, obwohl die Arbeitsleistung es nicht gerechtfertigt hatte.
Es war noch angenehm warm draußen, der rote Mond war deutlich am Himmel zu sehen. Also setzten sie sich alle zusammen hinter das Haus auf die Holzbänke um den kleinen Tisch.
„Prost. Und auf unsere beiden schönen Damen.“ Som versuchte, freundlich zu sein. Doch der heuchlerische Unterton war Dari nicht entgangen. Sie war sich sicher, er würde sie betrunken machen wollen, um dann seinen Gelüsten freien Lauf lassen zu können.
Nach dem Befüllen der fünf Gläser war noch ein Rest in der Flasche, den Som sich eilig nachgoss, nachdem er sein Glas schneller geleert hatte, als alle anderen. Dann ging er hinein, um eine zweite Flasche zu holen.
„Wo kommt Ihr zwei Hübschen eigentlich her?“, fragte Som, denn bisher hatten Dari und Dana den Bauern nicht verraten, dass sie Rrokkari aus dem Palast waren.
„Das kann dir doch egal sein, Som“, wehrte Dari die Frage ab.
Er hatte sein Glas schon wieder leer, obwohl die anderen noch am ersten nippten. Sie goss ihm nach, denn sie wollte den Spieß jetzt umdrehen. Sie wollte ihn betrunken machen, bis er vor Erschöpfung einschlafen würde.
Dies gelang auch recht schnell, wie sie überrascht feststellte, aber Som hatte auch mehr als eine ganze Flasche allein getrunken, dazu zu wenig gegessen, während alle anderen gerade mal beim zweiten Glas waren und die guten Speisen genossen hatten. Die dritte Flasche war nämlich auch schon fast leer. Und so war Som eingeschlafen. Dari stupste ihn an, aber er reagierte nicht mehr.
„So, jetzt können wir uns mal normal unterhalten“, startete Dana, die sich damit an Tars gewandt hatte, der sie etwas irritiert ansah.
„Ihr braucht keine Angst vor uns zu haben“, ermutigte Dari auch Wart.
„Euer Kollege, Freund würde ich wohl nicht sagen wollen, ist völlig dicht. Der wird jetzt tief und fest schlafen und nichts mehr mitbekommen“, frohlockte Dana mit einem verführerischen Blick zu Tars.
Erst jetzt erkannte er, was die Rrokkari-Damen vermutlich im Sinn hatten. Er schaute Wart an, der ebenfalls langsam zur Besinnung zu kommen schien und die Absichten der Damen richtig deutete.
„Wollt Ihr das jetzt wirklich?“, fragte Wart höflich nach.
„Wir haben unser Ziel erreicht. Sowohl das Tagewerk von heute, als auch das vorübergehende Eliminieren dieses Grobians. Dafür haben wir uns heute in der Tat eine schöne Belohnung verdient. Ihr zwei seid gute Jungs. Also?“ Dari ließ nun keinen Zweifel daran, dass sie keine Antwort in Worten, sondern in Taten erwartete.
„Ihr wollt uns wirklich diese unglaubliche Freude machen?“ Wart konnte noch immer nicht glauben, dass er und Tars aufgefordert wurden, sich den sinnlichen Genüssen mit den Damen hinzugeben.
Dari nahm Wart in den Arm und Dana Tars. So gingen sie hinauf in das Zimmer der Gäste. Sehr schnell hatten Dari und Dana die Dorme der Bauern mit intensiven Streicheleinheiten und Küssen aus seiner Hautfalte heraus gelockt, legten sich nieder und ließen sich voller Freude von den beiden Bauern besteigen.
Som schlief draußen am Tisch und bekam von all dem nichts mit. So sollte es auch sein.

Mittlerweile ging die Arbeit zusehens leichter von der Hand. Dari und Dana hatten die Bauern inzwischen soweit, dass sie ihr Tagewerk wieder schafften, noch allerdings nur mit Hilfe der Gäste. Besonders Tars und Wart bemühten sich, weil sie den Damen gegenüber Dankbarkeit zeigen wollten. Die beiden Damen gingen ihnen dann auch gerne mal zur Hand, wenn sie Hilfe benötigten. Som hingegen war immer übel gelaunt, auch wenn er sich nun ebenfalls etwas mehr bemühte.
„Heute haben wir es wieder vor Einbruch der Dunkelheit geschafft“, lobte Tars sich und die anderen.
„Dann lasst uns das feiern!“, forderte Som erneut, rannte sofort in die Vorratskammer und holte gleich drei Flaschen Wein heraus.
„Du willst dich also wieder hemmungslos betrinken?“, warf Dari ihm vor und grinste.
„Ich bin immer noch Herr meiner Sinne, auch wenn ich betrunken bin!“, polterte Som.
Alle anderen lachten über diese Aussage, weil sie wussten, dass es keineswegs so war. Wenn er wüsste, was er verpasst hatte, würde er gewiss nicht so reden, amüsierten sie sich.
„Was gibt es da zu lachen?“, polterte Som wütend.
Doch die anderen lachten nur noch lauter.
Zutiefst verärgert öffnete Som die erste Flasche und füllte nur sich selbst ein Glas, das er dann recht zügig leerte. Tars ging in die Kammer, um auch Käse und Brot zu holen, denn ohne eine ordentliche Grundlage würde der Wein auch ihn und Wart sehr schnell sehr betrunken machen. Und insgeheim machten sich die beiden Bauern natürlich erneut Hoffnungen auf einen genüsslichen Ausklang des Abends in der Kammer ihrer beiden Gäste.
Som trank bereits am zweiten Glas, aß dabei jedoch zu wenig. Die anderen machten diesen bösen Fehler nicht. Doch Som trank lieber, und so war es nicht verwunderlich, dass er sehr bald ziemlich undeutlich sprach und immer wieder einnickte.
„Na, komm, lieber Som“, frotzelte Dari, „trink noch ein Gläschen, damit du schön schlafen kannst.“
Sie schenkte ihm ein, er griff sofort nach dem Glas, setzte an und hatte es in kürzester Zeit geleert. Jetzt war er fertig. Sein Kopf fiel auf den Tisch, und Som schlief tief und fest.
Dari hatte sich heute mal an Tars gehangen, denn Dana hatte zuvor schon zu erkennen gegeben, dass sie heute Wart würde verführen wollen. Sie saßen noch eine Weile am Tisch, aßen und tranken, lachten und schmusten, doch bald gingen sie hinein, um diesen Abend lustvoll zu beschließen. Nur der abnehmende rote Mond war Zeuge.

Dari und Dana fühlten sich schon fast wohl im Haus der Bauern – solange Som nicht in Reichweite war. Doch nun hatten sie ihre Aufgabe erfüllt. Ihre Strafe, die sie inzwischen auch gar nicht mehr als Strafe, sondern vielmehr als angenehme Lebenserfahrung wahrgenommen hatten, war damit abgegolten.
„Wir werden euch morgen verlassen“, kündigte Dari beim Frühstück an. Sie erntete traurige Blicke von Tars und Wart. Som hingegen schien froh zu sein, dass endlich wieder Ruhe einkehren würde, dass ihn niemand mehr zur Arbeit treiben würde, wenn er gerade andere Dinge im Sinn hätte. Doch da hatte er sich getäuscht. Tars und Wart hatten ein bisher ungekanntes Selbstvertrauen entwickelt, das ihnen Dari und Dana offenbar gegeben hatten, dass Som seines Lebens nicht mehr froh werden würde, wenn er sich noch einmal gegen seine Mitbewohner widersetzen wollen würde. Das hatte er an diesem letzten Tag deutlich spüren müssen.

Der Abend verlief so, wie schon einige andere Tage zuvor. Som war betrunken eingeschlafen und Tars und Wart vergnügten sich mit Dari und Dana. Ein letztes Mal, wie sie mit großem Bedauern befürchteten. Darum feierten sie diese Nacht auch ganz besonders ausgiebig und lange.
Som erwachte sehr träge, als sich Dari und Dana bei Sonnenaufgang gerade liebevoll von Tars und Wart verabschiedeten. Mit trüben Augen bemerkte er es. Da klopfte es an der Tür.
Tars öffnete und sagte mit netter, aber doch trauriger Stimme: „Oh, guten Morgen, Darix, guten Morgen, Danax.“
„Guten Morgen, Tars“, grüßte Darix zurück.
Dari und Dana hatten mit ihren Töchtern Kontakt aufgenommen, um sie nun über die Erfüllung ihrer Pflicht zu unterrichten und das Haus der Bauern wieder verlassen zu dürfen.
„Treibt ihn weiter an“, riet Dari Tars und Wart. „Irgendwann wird er verstehen, dass nur mit Fleiß auch entsprechender Lohn verdient werden kann.“
Darix und Danax schauten sich verblüfft an. Was war in den vergangenen beinahe drei Monden hier im Haus geschehen, dass Tars und Wart nun mit so traurigen Gesichtern vor ihnen standen? Sie hatten eine leise Ahnung, wagten es aber nicht auszusprechen. Das war die ganz persönliche Sache von Dari und Dana gewesen.
Som jedoch erschien ihnen so grimmig wie ehedem. Er hatte seine Lektion wohl noch nicht verstanden. Aber zumindest wurden die Felder nun wieder ordentlich bestellt, wie Darix und Danax auch in den folgenden Tagen zufrieden feststellten.

Als Dari und Dana zurück in den Palast kamen, wurden sie von Patali in Empfang genommen.
„Nun berichtet mir. Wie seid Ihr zurecht gekommen?“
„Nach ein paar kleinen Startschwierigkeiten hat es ganz gut funktioniert, denke ich“, erzählte Dari.
„Am Anfang waren die drei sehr missmutig, dass wir sie zur Arbeit angetrieben hatten. Am Ende waren sie fast traurig, dass wir wieder gingen“, gab Dana zu.
„Na ja, Som war gewiss nicht traurig“, widersprach Dari. „Tars und Wart allerdings schon“, schmunzelte sie.
„Dann habt Ihr sie auch für gute Arbeit entsprechend belohnt, ja?“, vermutete Patali.
„Wir haben ihnen am Abend ein Gläschen Wein gegönnt. Wir haben ein paar Mal einen gemütlichen Abend gemacht, ja. So fair sind wir dann schon gewesen.“ Dari erhoffte damit, weiteren Nachfragen nach der Art und Weise der Belohnung zu begegnen.
Patali ließ es dabei bewenden und schickte Dana und Dari in ihre Gemächer.

Drei Tage später waren die Untersuchungen, nachdem sie erneut aufgenommen worden waren, endgültig abgeschlossen. Som wurde verhaftet und des Totschlags angeklagt. Allerdings wurde auch Tars und Wart eine Mittäterschaft unterstellt, weil sie die Tat nicht verhindert hatten. Auf Einrede von Dari und Dana erhielten sie nur Strafen auf Bewährung, während Som ins Gefängnis musste. Zwei neue Bauern wurden dem Gut zugeteilt, damit die Felder ordentlich bestellt werden konnten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rainer,

eine SF-Story, wie toll.

Darf ich dir vorerst nur einen kleinen Kommentar dalassen?

Ich finde das Problem bei SF-Geschichten oft, dass am Anfang zunächst ausführlich über das Sternensystem, das Raumschiff, den Weltenbau, über dies und das geschwafelt wird. Schön, dass du hingegen sofort ins Geschehen einsteigst.

Ein Problem finde ich allerdings hier die vielen Personen, die der Reihe nach aufploppen, ohne dass man Zeit hatte, sich an die bisherigen zu gewöhnen. Das gleiche bei "fremden" Begriffen.
Ich habe die Personen und Orte, fremde Begriffe mal spaßeshalber markiert.

Das Raumschiff Carina war nach einer erfolgreichen Mission auf dem Weg zurück nach Rrokkar, der Heimatwelt der Rrokkari.
„Captain Cari, es ist keine Eile geboten. Aber geht etwas sparsamer mit dem Triolicium um. In einer Mine hatte es gestern eine Explosion gegeben. Es werden einige Lieferungen ausbleiben“, antwortete Scalipa, die Palastoberin der Rrokkari.
„Wir haben mehr als genug an Bord. Aber wir lassen es etwas gemütlicher angehen. Bis bald, verehrte Scalipa.“
„Ohne den Einsatz von Triolicium wird diese Reise doch gewiss zweihundert Tage dauern“, lamentierte Tabar, der Navigator.
„Sollten wir noch mit einem kleinen Umweg rechnen müssen, vielleicht auch länger“, frotzelte Cari. „Ich gönne euch ja ein bisschen mehr Freizeit während dieser Zeit, falls nichts passiert, was eure Konzentration erfordert.“
„Ich werde sicher ein paar Besuche in einem Sinnestraumraum brauchen“, meinte Tabar trocken.
„Und wie sieht deine Liebesdienerin aus?“, fragte Patar, der für die Raumüberwachung zuständig war, ihn, um ihn aus der Reserve zu locken, weil er ahnte, dass sie Cari sehr ähnlich sein würde.
„Das geht keinen etwas an, okay?“, blockte er ab, schaute dabei aber Cari sehr liebevoll an.
Aureli hatte seine Gedanken erkannt und schmunzelte. Und das hatte Cari bemerkt und die Seherin daraufhin böse angesehen.
Dann folgen noch Doman, Dari und Dani, Som, Tars und Wart, Darix und Danax.
Und sicher habe ich noch einige übersehen.
Fazit: Das ist zu viel für die Kürze.

Mein Tipp wäre, – und da es sich ja auch um einen längeren Fortsetzungstext handelt, ist die Zeit ja da – dass du dir mehr Zeit nimmst, um die (Haupt)Figuren und die Begriffe einzuführen. Beginne z.B. ausführlich mit Cari. Mach ein eigenes Kapitel für ihn. Die gleiche Einführung/Charakterisierung separat für Doman, das Leben im Palast.
Weiterhelfen könnte hier eine präzise Kapitelplanung.

Das Raumschiff Carina war nach einer erfolgreichen Mission auf dem Weg zurück nach Rrokkar, der Heimatwelt der Rrokkari.
„Captain Cari, es ist keine Eile geboten. Aber geht etwas sparsamer mit dem Triolicium um. In einer Mine hatte es gestern eine Explosion gegeben. Es werden einige Lieferungen ausbleiben“, antwortete Scalipa, die Palastoberin der Rrokkari.
Was war das denn für eine Mission?
Warum antworten? Auf welche Frage denn?

Der Händler Doman machte sich am frühen Morgen auf den Weg zur Südbrücke. Auf seinem großen Wagen hatte er vier seiner Diener dabei.
Was ist ein großer Wagen? Etwa eine Pferdekutsche?
Hier hätte ich mir mehr Details gewünscht. Der Gedankensprung vom Raumschiff auf ein Pferdegespann mag mir nicht sofort gelingen :)
Ich ging von einer Hochtechnologie aus.

Dari und Dana waren zusammen mit der älteren Seherin Siri die zweite Instanz im Palast. Sie berieten Scalipa bei ihren Entscheidungen.
Das sagst du am Ende des Absatzes, nachdem Dari und Dana schon ihren Auftritt hatten. So wirkt das erklärend hinterhergeschoben.

Dann gibt es noch ein paar Stellen, wo du dich wiederholst oder Foreshadowing betreibst, wo es in der Handlung nicht weitergeht oder etwas im Vorfeld verraten wird. Ich finde die Stellen auf die Schnelle jetzt nicht sofort wieder. Ich glaube etwas mit tödlichem Kampf, dann kommt der Kampf und man weiß sofort, dass jemand stirbt.
Sorry, muss jetzt leider beenden. Das Real Life ruft. :)

Schönen Samstag und bis später.
LG, Franklyn
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Franklyn,

danke für Deine Worte. Die Geschichte ist der Beginn eines Kapitels (es folgen noch drei weitere Teile) aus einem sehr umfangreichen Script, das schon über 700 Buchseiten umfasst, aber noch nicht fertig ist. Werde wohl eher zwei Romane daraus machen ...
Da es nur ein Ausschnitt ist, kommt das mit den vielen Namen natürlich nicht so gut. Ich verstehe, was Du meinst. Ich fürchte aber, es wird mindestens eine Woche dauern, bis ich da ein paar Absätze zur Erklärung von Diesem oder Jenem eingefügt habe. Daher bitte ein bisschen Geduld. :)

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hi Rainer,

okay, verstehe.
Oder du postest hier das erste Kapitel, den Start? Denn das ist ja wohl nicht das erste, wie ich es verstanden habe, oder?

LG, Franklyn
 
Hallo Franklyn,

upps! Das ist nicht so einfach. Ich habe da bisher nur ein Sammelsurium an Episoden, die noch ordentlich ausgearbeitet werden müssen. Vermutlich habe ich mich mit diesem hier ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt, wie man so schön sagt. :oops: Also, wie gesagt, ein bisschen Geduld ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

ahorn

Mitglied
Hallo Rainer Zufall,

fünf Sterne für deinen Bericht, als Hofberichterstatter, der Rrokkari, wie du das Balz- und Fortpflanzungsverhalten dieser Spezies erklärt hast.
Warum schreibst du nicht einmal eine Geschichte über diese grünen Hüpferlinge?

Spaß beiseite. ;)
Ich pflichte Franklyn Francis bei. Die Informationsdichte ist viel zu hoch. Bereits auf der ersten Seite schleuderst du deinem armen Leser derart viel Information entgegen, die ich in einem ganzen Roman dem Leser zumute. Ich übertreibe es. ;)

Ich schaue mir mal den Anfang an.

Das Raumschiff Carina war nach einer erfolgreichen Mission auf dem Weg zurück nach Rrokkar, der Heimatwelt der Rrokkari.
‚Der Heimatwelt der Rrokkari‘ Von wen sonst?

Captain Cari, die seit fast zwanzig Jahren die Kommandantin auf diesem Schiff war, konnte stolz sein.
’konnte stolz sein‘ hat genauso viel Aussagekraft, wie ‚konnte auf einen Bein stehen‘. Dazu aber später.

Erneut war es ihr und ihrem diplomatischen Geschick zu verdanken, dass die Rrokkari einen weiteren Partner in der interplanetaren Allianz begrüßen durften.
Wen konnten sie begrüßen?

„Captain Cari, es ist keine Eile geboten. Aber geht etwas sparsamer mit dem Triolicium um. In einer Mine hatte es gestern eine Explosion gegeben. Es werden einige Lieferungen ausbleiben“, sagte Scalipa, die Palastoberin der Rrokkari.
Wer ist Scalipa? Klar, du erklärst es später, aber warum nicht vorher?
Cari saß neben Scalipa, der Palastoberin der Rrokari. Die Palastoberin ...


Scalipa war das Oberhaupt der Rrokkari, einer Königin gleich. Sie hatte drei Beraterinnen: Siri, Dari und Dana.
Drei Beraterinnen. Toll! Was hilft diese Aussage mir als Leser weiter? Welches Oberhaupt hat keine Berater.

Die Gesellschaft auf Rrokkar war geprägt von der weisen Regentschaft der weiblichen Rrokkari. Im Palast lebten fast ausschließlich weibliche Rrokkari, denn die männlichen Vertreter dieser Spezies hatten andere Aufgaben. Die vier Monde gaben die Bestimmung vor, die ein Rrokkari in seinem Leben zu erfüllen hatte.
Telepathische Fähigkeiten hatten nur die weiblichen Rrokkari. Es durften aber nur jene sie nutzen, die als Seherinnen auserwählt wurden. Dies konnten nur Rrokkari des weißen Mondes sein, die im Palast, oder die des blauen Mondes, die in der Raumfahrt und Wissenschaft tätig waren.
Die männlichen Gegenparts des weißen Mondes waren die Palastwachen und die wenigen, die als Koch, Gärtner oder Verwalter im Palast arbeiteten, die des blauen Mondes waren, wenn sie nicht in der Raumfahrt eingesetzt wurden, als Händler, Baumeister und Künstler tätig.
Einfach zu viel Infos für den Anfang und diese außerdem in Schachtelsätze. Wer soll sich das merken?

Hand aufs Herz. Ich finde den Plot gut, jedoch vermisse ich die Geschichte. Werde vom Berichterstatter mit Dialogen zum Geschichtenerzähler. Du kannst das. :cool:

Den ersten Absatz könnte man auch anders schreiben.
Das Raumschiff Carina ist nach einer erfolgreichen Mission auf dem Weg zurück nach Rrokkar. Captain Cari, die seit fast zwanzig Jahren das Kommando auf dem Schiff hatte, war stolz auf sich. Erneut war es ihr, dank ihres diplomatischen Geschicks gelungen, einen weiteren Partner in der interplanetaren Allianz begrüßen zu dürften. Allerdings ist ihr noch nicht bekannt, dass sie und ihrer Crew in ein neues Abenteuer schlittern.
Merkst? Dein Anfang ist eher eine Buchbeschreibung, als eine Einleitung.

So, jetzt komme ich zu dem Stolz zurück. Stolz ist eine Emotion. Den Text schreibst du jedoch aus Sicht eines Erzählers, dabei kennt der Leser diese Cari noch nicht. Wie soll ich als Leser dann diesen Stotz einschätzen, erst recht, wenn du ‚konnte‘ schreibst.

Außerdem halte ich es für interessanter, zu erfahren, wer diese Rrokkari sind. Wie sehen sie aus, wo kommen sie her, leben sie schon immer auf Rrokkar, wie sieht der Planet aus, und, und, und ...
Ach ja, nebenbei! Ist Cari auch ein Rrokkari?

Dabei hast du dir selbst eine Steilvorlage geschossen.

Captain Cari, die seit fast zwanzig Jahren die Kommandantin auf diesem Schiff war, konnte stolz sein.
Den was erwarte ich als Leser? Denke an den Stolz. Warum?
Das ist ein Anfang für eine Geschichte. ;)

Captain Cari, die seit fast zwanzig Jahren die Kommandantin auf dem Schiff war, war stolz auf sich. Sie erinnerte sich genau an den ersten Tag. Tabar, ihr Navigator hatte gerade die Landedüsen ihres Transportes gezündet, als … ;)

Liebe Grüße
Ahorn
 
Hallo Ahorn,

Du wirst es nicht für möglich halten, aber über die Rrokkari habe ich bereits eine sehr umfangreiche Geschichte geschrieben, die über 700 (!) Buchseiten füllen würde. Sie erleben viele Abenteuer, gründen eine Allianz, die im Laufe der Geschichte immer größer wird. Das mit dem Vorstellen gestaltet sich allerdings etwas schwierig. Wie Franklin schon richtig sagte, sind die Einleitungen zu SF-Geschichten meist etwas schwerfällig, weil erst alles erklärt werden muss.
Diese Episode, die ich euch hier jetzt zumute, ist wohl zu sehr komprimiert. Daher muss ich die ganze Sache ein bisschen geschmeidiger gestalten. Mal sehen, wann ich dazu komme. Ist im Moment ein bisschen schwierig. Deshalb wird auch eine Weile nichts Neues von mir kommen.

Ich habe hier zwar schon ein bisschen gefeilt, aber so ganz ist es noch nicht zufriedenstellend. Ich werde mich in den nächsten Tagen damit beschäftigen. Bitte ein wenig Geduld, okay?

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Franklyn, hallo Ahorn,

ich habe nochmal an der Geschichte herumgewerkelt, ein wenig verändert. Ich hoffe, so funktioniert sie besser.
Da hätte ich dann gleich eine ehrliche Meinung von euch: taugt das in dieser Form als Einstiegskapitel? In den folgenden Episoden werden weitere Eigenarten der Rrokkari eingestreut, so wie sie halt situationsbedingt erklärt werden müssen. Ich verrate da schon mal was: Rrokkari sind humanoide Wesen mit einem dichten Fell, das nur im Gesicht fehlt, sind etwa 150 bis 160 cm groß, haben an allen vier Gliedmaßen vier Finger und zwei Daumen, der Dorm eines männlichen Rrokkari ist das Äquivalent zum Penis, welcher fast unsichtbar in einer Hautfalte verborgen liegt, was auch gut ist, denn Rrokkari tragen für gewöhnlich, wenn sie unter Ihresgleichen sind, keine Kleidung.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Rainer,

ich persönlich tue mich etwas schwer mit dem Einstieg.
Der erste Absatz ...

Bereits seit vielen tausend Jahren existierte auf diesem blauen Planeten am äußersten Rand der Milchstraße eine zivilisierte Gesellschaft. Sie wurde von Beginn an von der weisen Regentschaft der weiblichen Mitglieder dieser Spezies geprägt. Dies hatte der Urvater Rrokkar so bestimmt. Dieser Planet trug folgerichtig seinen Namen, und sein Volk nannte er dementsprechend Rrokkari.
Die vier Monde von Rrokkar gaben die Bestimmung vor, die ein Rrokkari in seinem Leben zu erfüllen hatte.
... klingt wie ein Wikipedia-Eintrag, nicht wie das erste Kapitel eines Romans.
Infodump nennt man das auch.

Ich habe erst letzte Woche meinen letzen SF-Roman gelesen (Raumschiff im Weltall), und da (ich wollte ihn jetzt gerade herausholen, um nachzuschauen, aber ich habe ihn verliehen) fängt es direkt mit Handlung an und alle nur für den Augenblick notwendigen Infos werden ganz nebenbei, fast schon unauffällig, eingestreut. So würde ich auch vorgehen, auch, ohne diesen erwähnten SF-Roman gelesen zu haben.

Bei dir könnte das mit dem Händler anfangen.
Während wir Leser ihn bei seiner Anreise begleiten, könnte er z.B durch den Wald fahren, dabei werden die Infos über die Bauern eingestreut. Der Händler hat mir den unterschiedlichsten Leuten Kontakt, dabei könnte das mir den vier Monden erwähnt werden.

Bereits seit vielen tausend Jahren existierte auf diesem blauen Planeten am äußersten Rand der Milchstraße eine zivilisierte Gesellschaft.
Hier hatte ich zuerst an unsere Erde gedacht.
Das ist dein erster Satz und ich als Leser weiß gar nicht, warum es "dieser Planet" heißt. Klingt fast so, als spiele die Story auf einen anderen Planeten und hier wird ein anderer erwähnt.

Mit den Monden habe ich Verständnisprobleme.
Worldbuilding ist gerade bei Fantasy (und dem Untergenre SF) immens wichtig, und ich kann mir hier nur schwer was drunter vorstellen.

Die vier Monde von Rrokkar gaben die Bestimmung vor, die ein Rrokkari in seinem Leben zu erfüllen hatte. So war es nur Kindern des weißen Mondes gestattet, im Palast zu leben. In deren Macht, soweit sie weiblich waren, lagen die Geschicke des gesamten Volkes. Die männlichen Rrokkari des weißen Mondes erfüllten ihre Aufgaben als Verwalter, Gärtner und Köche im goldenen Palast. Jene, die ihren Platz außerhalb dieser Mauern suchten, wurden Händler und Baumeister.
Wer unter dem blauen Mond geboren war, dem stand die Wissenschaft in all ihren Facetten offen, wozu später auch die Raumfahrt zählte.
Während die Rrokkari des gelben Mondes als Bauern und Handwerker oder Künstler tätig wurden, war jenen des roten Mondes eine rein militärische Laufbahn vorbestimmt.
So hatten alle Rrokkari ihren Platz im Leben.
Vier Monde heißt, der Planet hat zeitgleich vier Monde, die Monde teilen den Planten in vier (Erd-)Teile?
Oder ändert der eine Mond seine Farbe je nach Mondzeit (wie 4 Quartale)?
"Kinder des Mondes": Heißt das jetzt also, das Kind wurde im Gebiet A - D oder im Quartal 1 - 4 geboren?

Wenn das eine zeitliche Einteilung sein soll, dann würde ich als Eltern doch dafür sorgen, dass mein Kind in einer "günstigen" Phase geboren wird, wo es dem Kind mit den beruflichen Aussichten besser geht.
Heißt das auch, dass die "blauen" Eltern (z.B. beide Wissenschaftler) ihr Kind nie wiedersehen, wenn es "gelb" und Bauer wird? Da würde ich (je nach Fall) als Mutter überlegen, die Wehen einleiten zu lassen, damit mein Kind noch in der richtigen Phase geboren wird.

Noch zum Worldbuilding:
Ich habe keine Vorstellung, zu welcher Zeit die Story spielt. In unserer Gegenwart, in der Zukunft (wann)?

„Das Triolicium, mit dem wir unsere Maschinen betreiben, ist teurer geworden.“
Hm, zu erklärend.
Ich sage ja auch nicht, was alle wissen. Wie z.B.: Ich habe heute für E10, womit ich mein Auto betanke, 1,70 Euro bezahlt."

„Was wollt Ihr, Bauern?“, fragte Doman, bemühte sich um einen umgänglichen Ton in seiner Stimme.
„Wir wollen mehr Lohn“, antwortete Tars, der jedoch nicht gewalttätig wirkte. „Das Triolicium, mit dem wir unsere Maschinen betreiben, ist teurer geworden.“
„Und Weiber!“, schrie Som. Er war der Anführer dieser Bauerngemeinschaft.
„Beides kann ich euch nicht geben“, widersprach Doman.
„Dann nehmen wir die Weiber!“, forderte Som.
Ich dachte, die Typen wollen ihn überfallen.
Wieso reden sie von Lohn? Was hat denn der Händler damit zu tun?
Und welche Weiber meinen sie?

Hängt wahrscheinlich hiermit zusammen:

hatte er vier seiner Diener dabei.
Erst heißt es, 4 Diener (und ich hatte die ganze Zeit vier Diener, also Männer im Kopf) ...

den schwächeren Diener gestürzt hatte. Beide erlagen ihren Verletzungen.
Und dann traf Som Doman am Kopf und schlug noch einmal nach, als dieser zu Boden stürzte. Die drei Dienerinnen
... dann sind es doch nicht nur Männer, sondern 1 Mann und 3 Frauen.
Würde ich sofort schon am Anfang klarstellen.

„Das waren sicher wieder die Bauern!“, schimpfte Dari.
Hier beginnt eine neue Sicht/Perspektive.
Das würde ich separat in einem neuen Kapitel bringen.

Den ersten Teil (das erste Kapitel) also erweitern. Er wird sowieso länger, wenn du das Tell (den Wikipedia-Eintrag) ins Show umschreiben solltest.
So könntest du auch den Erklärbär-Teil mit dem Gold schön in Szene setzen, indem der Händler etwas mit Gold bezahlt oder es bei sich trägt. Bei der Gelegenheit könnte man vorsichtig das mit dem Treibstoff einbauen. Braucht sein Gefährt keinen Treibstoff? Ich lese nirgendwo, dass er eine Kutsche mit Pferdegespann fährt. Ein Wagen, 1 Händler, 4 Diener: Da würde auch eine dicke Limousine, Mercedes 600 oder so passen. Wieder Thema Worldbuildung.

Und es macht ja nichts, wenn der Händler am Ende des 1. Kap. stirbt. Er hat seine Schuld getan und die Leser in deine Welt eingeführt.

Alles nur meine persönliche Meinung, was ich gesagt habe. Mich würde interessieren, wie andere das sehen.

Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.
Schaue später gerne noch mal rein.

Liebe Grüße, Franklyn
 
Hallo Franklyn,

ich danke Dir für die vielen Anmerkungen. Wenn ich drüber nachdenke, dann stelle ich fest: Du hast recht. Aber in diesem Forum ist es ja auch das Salz in der Suppe, sich über diese Einschätzungen auszutauschen. Also mach ruhig weiter.
Dieses Kapitel ist ohnehin noch nicht fest in der Chronologie meiner Geschichte verankert - weil ich nicht weiß, wohin damit ...:(
Das mit der Assoziation 'blauer Planet - Erde' war schon gewollt.
Die Zeit ist zu Beginn noch nicht klar definiert, aber später in der Geschichte werden die Rrokkari Kontakt mit der Erde des späten 21. Jahrhunderts haben.
Okay, die Sache mit den Monden muss ich noch deutlicher machen. Mit Deinen Anmerkungen machst Du mich jetzt auf diese 'The Orville'-Folge aufmerksam, wo es genau darum geht, dass Kinder auf keinen Fall in der 'falschen' Phase geboren werden dürfen. Meine Idee dazu ist aber schon älter ... :cool:

Soll ich es wirklich wagen, mein vermutlich erstes Kapitel hier zu posten? Das beginnt sofort mit Handlung im Weltraum. Ich überlege es mir noch.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Rainer,

schön, dass du mit meinen Anmerkungen etwas anfangen konntest.

Aber in diesem Forum ist es ja auch das Salz in der Suppe, sich über diese Einschätzungen auszutauschen. Also mach ruhig weiter.
Richtig.
Mach ich. :)

Die Zeit ist zu Beginn noch nicht klar definiert, aber später in der Geschichte werden die Rrokkari Kontakt mit der Erde des späten 21. Jahrhunderts haben.
Klingt gut.

Okay, die Sache mit den Monden muss ich noch deutlicher machen. Mit Deinen Anmerkungen machst Du mich jetzt auf diese 'The Orville'-Folge aufmerksam
Kenn ich nicht. Ist diese Folge (Folge von was?) Grundvoraussetzung zum Verständnis deiner Story?) Ich hoffe, nicht. :cool:

Soll ich es wirklich wagen, mein vermutlich erstes Kapitel hier zu posten? Das beginnt sofort mit Handlung im Weltraum. Ich überlege es mir noch.
Ach so. Du hast ein Einstiegskapitel (dieses hier gepostete) und ein vermutlich erstes Kapitel. :)

Her damit.

Schönen Abend und liebe Grüße,
Franklyn
 
Hallo Franklyn,

Du kennst 'The Orville' nicht? Bildungslücke. Ist eine ziemlich coole SciFi-Serie, die ein wenig als Parodie auf alle anderen Serien des Genres daherkommt. Ist echt witzig. Aber es hat mit meiner Geschichte nichts zu tun, keine Sorge.
Ich werde mir mein erstes Kapitel noch einmal ansehen, ob ich das hier einstellen kann. Vielleicht nächste Woche ...

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

ich habe auch noch ein paar Anmerkungen zu Deiner Geschichte, die ich gern (nach und nach) hier äußern werde. Vielleicht erscheint Dir dies oder jenes sinnvoll, dann würde mich das freuen.
Schöner Nebeneffekt ist, dass Du auf dem SciFi Board wieder präsenter wirst.

Los geht's:


Sprung von allgemein zu "Auf den Straßen der Hauptstadt" - ohne Übergang und Erwähnung zumindest des Namens.
Vorschlag (etwa): "Größte Ansiedlung der Rrokkari auf dem Planeten war die Hauptstadt des Reiches, [Name].
[n] Millionen Einwohner, Mitglieder aller Mondklassen, lebten und arbeiteten hier. Den Besuchern dieses Ortes verschlugen Pracht und Glanz des Ortes den Atem und man spürte tief im Innersten die Macht, die sich hier manifestierte. ..."

"Davon machten sie reichlich Gebrauch", halte ich für irreführend, denn "sie" bezieht sich IMHO auf das erstgenannte Substantiv, welches in dem Fall "Märkte" lautet.
Vielleicht könnte man "alle Rrokkari" schreiben - oder "Davon machten diese ..."?

Doman hatte "vier seiner Diener dabei"? - Unter welchem Mond werden die DIENER geboren? Vielleicht müsste man das näher erklären? Wo kommen die her?

"Die männlichen Rrokkari des weißen Mondes erfüllten ihre Aufgaben als Verwalter, Gärtner und Köche im goldenen Palast. Jene, die ihren Platz außerhalb dieser Mauern suchten, wurden Händler und Baumeister.
Wer unter dem blauen Mond geboren war, dem stand die Wissenschaft in all ihren Facetten offen, wozu später auch die Raumfahrt zählte.
Während die Rrokkari des gelben Mondes als Bauern und Handwerker oder Künstler tätig wurden, war jenen des roten Mondes eine rein militärische Laufbahn vorbestimmt."

Hier fehlen nun:
- Händler
- Diener
- Minenarbeiter

Wo kommen diese her?

Das möge Teil 1 sein, ich werde später sicher noch weitere Gedanken äußern.

Beste Grüße,
Steffen
 
Hallo Steffen,

oh, so hatte ich das jetzt nicht erwartet, aber okay. :)
Vielen Dank für Deine Anmerkungen. Ich fange mal am Ende an: die Händler sind im weißen Mond erwähnt. Diener sind in diesem Fall eher Auszubildende und Gehilfen in den jeweiligen Bereichen, können also unter allen Monden geboren worden sein. Minenarbeiter fallen unter die Handwerker.

Für umfassende Korrekturen habe ich jetzt nicht so viel Zeit. Muss gleich zur Arbeit.
Bin gespannt, was Du mir an Ideen liefern magst.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Aufschreiber

Mitglied
Hallo Rainer,

alles klar. Die Händler hab ich tatsächlich verpasst.

Der Text ist ja wirklich ziemlich lang, da fällt mir sicher noch mehr auf, das ich fragwürdig finde ;o)

Beste Grüße,
Steffen
 



 
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