Mein Gott, was für Zeug habe ich bloß geschrieben ... Und dann finden sich immer mal wieder Texte dieser Art. Sich von Altem zu trennen, fällt sehr, sehr schwer ...
Das Loslassen, in dem zugleich ein letztes bewusstes Wahrnehmen dessen, was man da "hatte" (oder geschrieben hat), geschieht...dein Gedicht singt davon auf eine höchst liebevoll-melancholische Art, lieber
Béla!
Und mir geht es da wie Manfred und Ubertas - ich bin begeistert! Denn dein Gedicht berührt, klingt nach und entwickelt mit jedem Lesen noch mehr Tiefe.
Aufbruch und Abschied als zwei Seiten einer Medaille.
Ein Zwiespalt, der uns durchs ganze Leben hindurch immer wieder begegnet und etwas sehr Wesentliches für unser Empfinden von gelebter Zeit darstellt, möchte ich mal behaupten. Man muss loslassen, um weitergehen zu können und das Vorangehen auch als solches wahrzunehmen. Zugleich muss man auch an etwas festhalten, um sich in Sicherheit verortet fühlen zu können. Im Inneren wie im Äußeren.
noch was wegschnippen
etwa von der Anrichte
Keine persönlichen Spuren hinterlassen für den Nächsten, der an diesen Ort voranschreitet, um an ihm seine eigene Lebensgeschichte weiterzuschreiben. Und zugleich hinterlässt dieser Ort Spuren in dem, der ihn verlässt. Das Mobiliar im Außen lässt man leichter zurück als das, was man damit im Inneren verbindet.
Vertraute Geräusche ein letztes Mal bewusst in sich aufnehmen und erkennen, wie sie unmerklich ein Kapitel mitgeschrieben haben.
Jede Strophe ist eine unaufdringliche, aber dafür umso stärkere Metapher für diesen Moment des Loslassens im Aufbruch. Und das finde ich so großartig.
Der Umschlag, der ein Kapitel in sich fasst, das nun abgeschlossen wird. Der Taschenriemen, der "schnürt" (das Bündel dessen, was man weiter mitnimmt) und auch ein wenig Schmerz verursacht (den Loslassschmerz). Ein kleines "diesmal", das den Abschied in Etappen andeutet und nochmals betont, dass dies kein leichtfertiger, rascher und schon gar kein leichter Abschied ist (das Gewicht der Tasche ist es ja, das den Riemen in die Schulter schneiden lässt).
Und dann das vertraute Quietschen der Türe, das fehlt, weil man gewissenhaft die Scharniere geölt hat. Und damit ist es schon nicht mehr ganz das eigene Zuhause, sondern schon ein klein wenig fremd. Die
"von irgendwoher" lockt hinaus. Verspricht Schönes und Leichtigkeit.
Der Tag hat Luft und in dieser atmet sich schon das Versprechen auf neue Abenteuer.
Für mich eins deiner schönsten Gedichte bisher. Wie schön, dass du es wiedergefunden und hier mit uns geteilt hast! Danke!
Liebe Grüße,
Claudia