Der Todestanz

onivido

Mitglied
Martín konnte sich nicht erklären was in ihn gefahren war. Er hatte sich in ein Zimmermädchen des Continentals verliebt. War es vielleicht Heimweh? Bei einem kurzen Wortwechsel hatten sie sich als Landsleute erkannt. Reflexartig hatte er sie zu einem Strandbesuch an ihrem freien Tag überredet. Die dunkle Aphrodite hatte Aufsehen erregt und auch Martín war ihren Reizen verfallen. Yamilé war in einer Siedlung am Stadtrand aufgewachsen. Ihre Bewohner waren vom Land in die Stadt gezogen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, besser als die Schufterei auf dem Lande unter der sengenden Sonne. Im Laufe der Jahre hatte sich dieses Labyrinth von unverputzten Ziegelbauten mit Wellblechdächern und Holzhütten dazwischen zu einem Slum gewandelt. In den engen, winkeligen Gassen herrschten Banden, Drogen, Überfälle und Morde waren alltäglich. Yamilé war diesem Sumpf des Elends entflohen. Wie viele Lateinamerikaner war sie illegal nach Spanien eingewandert. Martin gefiel, wie sie sich in jeder Situation zurecht fand, trotz dem wenig stimulierenden Umfeld in dem sie aufgewachsen war. Er bewunderte ihre Entschlossenheit ihren Traum von einem Leben an einem Ort wahrzumachen, an dem sie nicht fürchten musste dass eine verirrte Kugel aus dem Nichts dem Leben ihrer Kinder ein jähes Ende bereitete. Im Vergleich mit ihr schnitt er schlecht ab. Seine Eltern waren nicht arm. Er hatte studiert, war im Besitz eines Passes der europäischen Gemeinschaft und hatte nichts Anderes zu tun gefunden, als Flüchtlinge auf seinem Catamarán von Nordafrika nach Spanien zu transportieren. Was ihn dabei antrieb war weniger der finanzielle Gewinn; manchmal, wenn das “Landemanöver” reibungslos von statten gegangen war, gab er seinen Passagieren beschämt die Hälfte der Bezahlung zurück. Was ihn reizte war die Polizei und die Küstenwache zu überlisten, sich gegen die Allmacht eines Staates zu stemmen und vor allen Dingen den gewissenlosen Menschenschmugglern Kunden wegzunehmen. Bei Gelegenheit wollte er später Yamilé die Wahrheit beichten. Er hatte ihr erzählt er sei Geologe, was auch nicht gelogen war.
Heute hatten sie eine lange Bergwanderung hinter sich. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen. Sie wollten den Zehn- Uhr -Zug zur Küste nicht verpassen. Um Zeit zu gewinnen wählten sie einen Schleichweg durch einen Olivenhain. Mitten im Hain brannte ein Feuer, um das lachende Männer standen. Yamilé wollte die Gruppe umgehen, aber Martín hatte es eilig und wollte keine Zeit verlieren. In unmittelbarer Nähe, sahen sie den Grund der Heiterkeit der Männer. Von dem Ast eines Olivenbaums hing eine Schlinge, die um den Hals eines Galgos (spanischer Windhund) gelegt war. Der Hund musste sich auf seinen Hinterbeinen balanzieren um nicht von der Schlinge erdrosselt zu werden. Dieses Schicksal ereilte ihn, wenn er ermüdete.
Niemand hatte sie bemerkt und Martín schlug jetzt vor einen Umweg zu machen.
“Wir können doch nicht zulassen was sie mit dem Hund machen“, sagte Yamilé empört.
Martín zögerte.
“Bist du zu feige “, flüsterte Yamilé beinahe unhörbar.
Martín antwortete nicht.
War es Verachtung, oder nur ungläubiges Erstaunen, was sich in Yamilés schwarzen Augen spiegelte? Ihr Blick schmerzte Martín mehr als ihre Worte.
Seine Antwort hörte sie nicht mehr.
Sie war in den Kreis des Lichtscheins getreten und schritt, taub für die gegrölten Zoten der Tierschinder, auf den zappelten Hund zu, hob ihn an und ehe einer der Umstehenden sie daran hindern konnte, streifte sie die Schlinge von seinem Hals und liess ihn los.
Erst jetzt erholten sich die Kerle von ihrer Verblüffung.
“Negra de mierda”, brüllte ein bulliger Fettwanst und zerrte Yamilé an den Haaren auf die Knie. Yamilé krallte ihre Fingernägel in seinen Unterarm. Er schüttelte sie wie ein Pitbull eine Katze.
Ein Knall.
Aufschreiend liess der Mann von Yamilé ab. Sein linker Schuh färbte sich blutrot. Martín stand neben ihm. Im Dämmerlicht verlieh ihm eine Sonnenbrille das Aussehen eines Sicarios. Er hielt eine Pistole in der Hand, mit dem Kolben waagrecht, wie Yamilé es bei den choros – den Gangstern im Slum - viel zu oft gesehen hatte.
“¡Quietecitos todos!”
“Auf den Boden, oder ich lege euch um!” befahl Martín mit heiserer Stimme.
“¡Sudaca del carajo!”
Martín antwortete nicht. Seine Pistole bellte, als der Mann einen Schritt auf ihn zumachte. Schreiend fasste er sich an die Schulter und sank auf die Knie.
Das Gelächter, das Grölen war verstummt. Nur das Stöhnen der Verwundeten und das Zirpen der Grillen unterbrach die Stille. In der Ferne auf der Landstrasse summten die vorbeifahrenden Autos.
“Zieht eure Schuhe aus und gebt mir eure Handies”, befahl Martin.
Er sammelte Schuhe und Telefone ein, warf sie ins Feuer und drückte Yamilé die Pistole in die Hand.
“Wenn sich einer rührt, jagst du ihm eine Kugel in den Leib”.
Er fasste die Schlinge, nahm Mass an seinem Nacken und verkürzte das Seil mit einem Seemannsknoten.
Dann nahm er die Pistole wieder aus Yamilés leicht zitternder Hand und ging ein paar Schritte auf die am Boden liegenden Männer zu. Mit dem Pistolenlauf zeigte er auf einen korpulenten Mann mittleren Alters.
“Steh auf” befahl er .
“Bring ihn her”, sagte er und deutete mit dem Lauf auf einen Eimer.
Mit der Pistole lenkte er den Mann mitsamt Eimer zu der Schlinge.
Yamilé ahnte wozu Martín den Eimer brauchte.
“Übertreib nicht”, sagte sie
Martín schien ihren Einwand nicht gehört zu haben. Er stellte den Eimer mit dem Boden nach oben unter die Schlinge.
“Steig auf den Eimer”, befahl er.
Der Mann bewegte sich nicht
Martín richtete den Lauf auf den Unterleib des Mannes
“Was ist dir lieber, ein paar Minuten mit einer Schlinge um den Hals zu tanzen wie ein Galgo, oder von einer Kugel kastriert zu werden?”
Weinend stieg der Mann auf den Eimer.
Martín legte ihm die Schlinge um den Hals. Ein Fusstritt gegen den Eimer, der Mann fiel, fing sich auf seinen Zehenspitzen und tänzelte verzweifelt um das Gleichgewicht zu bewahren. Der Strick lag gespannt um seinen Hals. Wenn er ermüdete würde er sich selbst erhängen, wie ein Galgo.
Seine Kumpane wagten nicht ihm beizustehen, solange Martín sie mit der Pistole bedrohte..
Langsam wandte sich Martín zum Gehen. Er fasste Yamilé bei der Hand, hielt sie fest in der seinen. Er würde versuchen sie zu halten solange er lebte.

Die vorstehende Geschichte ist leider nicht ganz erfunden.
Dieser Spektakel wird im ländlichen Spanien“el baile de la muerte- der Todestanz” , oder auch “tocar el piano” – “Klavier spielen” genannt, wahrscheinlich weil der Hund verzweifelt mit den Vorderpfoten rudert, um sich auf zwei Beinen halten zu koennen.
Uebrigens “ Sudaca” sagen die Spanier wenn sie einen Suedamerikaner beleidigen wollen.
 

Ji Rina

Mitglied
Leider kann mich das Thema nicht mitreißen: Hund wird gequält und gerettet.
Als Tierschützerin und Hundebesitzerin bin ich froh, wenn ich sowas nicht als KG lesen muss. So, nun hab ichs aber gelesen.
Du schaffst es immer, in kurz, eine "ganze Geschichte" zu schreiben. Und diese sind immer interessant. Ich jedenfalls bin immer wieder gespannt auf Deine Texte.
Saludos,
Ji
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Tach onivido!

Wieder einmal eine Deiner lebenssaftigen Geschichten, wie immer kräftig und mit leuchtenden Farben gemalt!
Hast dabei ein wenig gekleckert, bin so frei, die Spritzer abzutupfen:


Martín konnte sich nicht erklären[blue]Komma [/blue] was in ihn gefahren war. Er hatte sich in ein Zimmermädchen des Continental[red][strike]s[/strike][/red] [blue]ist ein Eigenname[/blue]

In den engen, winkeligen Gassen herrschten Banden[red][strike],[/strike][/red] [blue]Punkt statt Komma[/blue]

Drogen, Überfälle und Morde waren alltäglich. Yamilé war diesem Sumpf des Elends entflohen. Wie viele Lateinamerikaner war sie illegal nach Spanien eingewandert. Martin gefiel, wie sie sich in jeder Situation zurecht fand, trotz [red][strike]dem[/strike][/red] [blue]des[/blue] wenig stimulierenden Umfeld[blue]es[/blue] in dem sie aufgewachsen war. Er bewunderte ihre Entschlossenheit ihren Traum von einem Leben an einem Ort wahrzumachen, an dem sie nicht fürchten musste[blue]Komma[/blue] dass eine verirrte Kugel aus dem Nichts dem Leben ihrer Kinder ein jähes Ende [red][strike]bereitete[/strike][/red] [blue]bereiten würde[/blue].

Was ihn dabei antrieb[blue]Komma[/blue] war weniger der finanzielle Gewinn; manchmal, wenn das “Landemanöver” reibungslos [red][strike]von statten[/strike][/red] [blue]vonstatten [/blue]gegangen war, gab er seinen Passagieren beschämt die Hälfte der Bezahlung zurück. Was ihn reizte[blue]Komma[/blue] war die Polizei und die Küstenwache zu überlisten, sich gegen die Allmacht eines Staates zu stemmen und vor allen Dingen den gewissenlosen Menschenschmugglern Kunden wegzunehmen. Bei Gelegenheit wollte er später Yamilé die Wahrheit beichten. Er hatte ihr erzählt[blue]Komma[/blue] er sei Geologe, was auch nicht gelogen war.

Sie wollten den [red][strike]Zehn- Uhr -Zug[/strike][/red] [blue]Zehnuhrzug [/blue]zur Küste nicht verpassen.

Der Hund musste [red][strike]sich[/strike][/red] auf seinen Hinterbeinen balanzieren[blue]Komma[/blue] um nicht von der Schlinge erdrosselt zu werden. Dieses Schicksal [red][strike]ereilte[/strike][/red] [blue]würde ihn ereilen[/blue], wenn er ermüdete.

Niemand hatte sie bemerkt und Martín schlug jetzt vor[blue]Komma [/blue] einen Umweg zu machen.

“Wir können doch nicht zulassen[blue]Komma [/blue] was sie mit dem Hund machen“, sagte Yamilé empört.

Sie war in den Kreis des Lichtscheins getreten und schritt, taub für die gegrölten Zoten der Tierschinder, auf den [red][strike]zappelten[/strike][/red] [blue]zappelnden [/blue]Hund zu, hob ihn an und ehe einer der Umstehenden sie daran hindern konnte, streifte sie die Schlinge von seinem Hals und [red][strike]liess[/strike][/red] [blue]ließ[/blue] ihn los.

Aufschreiend [red][strike]liess[/strike][/red] [blue]ließ[/blue] der Mann von Yamilé ab.

Schreiend fasste [red][strike]er[/strike][/red] [blue]der Getroffene (sonst falscher Bezug)[/blue]sich an die Schulter und sank auf die Knie.

Er fasste die Schlinge, nahm [red][strike]Mass[/strike][/red] [blue]Maß [/blue]an seinem Nacken und verkürzte das Seil mit einem Seemannsknoten. [blue]vielleicht Palstek? Ein Henkerknoten wäre ja wirklich Mord ...[/blue]

“Übertreib nicht”, sagte sie [blue]Punkt [/blue]

Der Mann bewegte sich nicht[blue] Punkt [/blue]

Ein [red][strike]Fusstritt[/strike][/red] [blue]Fußtritt[/blue] gegen den Eimer, der Mann fiel, fing sich auf seinen Zehenspitzen und tänzelte verzweifelt[blue]Komma [/blue] um das Gleichgewicht zu bewahren. Der Strick lag gespannt um seinen Hals. Wenn er ermüdete[blue]Komma [/blue] würde er sich selbst erhängen, wie ein Galgo.
Seine Kumpane wagten nicht ihm beizustehen, solange Martín sie mit der Pistole bedrohte[red]..[/red] [blue]Leerzeichen und dann 3 Punkte [/blue]

Er würde versuchen sie zu halten[blue]Komma [/blue] solange er lebte.


Ein paar Absätze wären auch nicht schlecht ...


Schnupperte am Wattebausch
und versank im Farbenrausch
 

onivido

Mitglied
Hola Ji,
da hat dich der Titel irregeleitet und du hast etwas gelesen, was du eigentlich gar nicht lesen wolltest. Danke, dass du sie trotzdem zu Ende gelesen hast. Zum anderen ist die Story aber auch keine Tiergeschichte, sondern es geht um das spontane Eingreifen der Yamilé und das zunaechst zoegernde, aber danach sehr gruendliche Handeln des Martín. Er verbrennt die Handies, damit niemand die Polizei rufen kann. Er verbrennt Schuhe, damit den Leuten das Laufen (Verfolgung) schwer gemacht wird und zu guter letzt haengt er einen Mann an einen Ast, nicht aus Sadismus, sondern damit die erste Prioritaet der Kumpane des Mannes nicht die Verfolgung Yamilés und Martíns ist , sondern den Kumpel aus dieser misslichen Lage zu befreien.
Ich wuensche einen schoenen Tag///Onivido
 

onivido

Mitglied
Guten Tag Rumpelsstilzchen,
Recht herzlichen Dank fuer das Lesen und die Korrekturen. Ich habe den Text bestimmt ein dutzend Mal gelesen und ueber die Satzzeichen- und Rechtschreibefehler (zappelnten) einfach hinweggesehen. Die grammatikalischen Fehler verzeihe ich mir eher, weil mein Sprachgefuehl ein bischen eingerostet ist und ich Geschichten schreibe, damit es nicht noch schlimmer wird. Der Orginaltext wird jetzt entsprechend korrigiert.
Danke fuer die Muehe.
Beste Gruesse///Onivido
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo onivido,
wie schon an anderer Stelle erwähnt, gefällt mir dein Text sehr gut. Nicht nur deswegen, weil ich Hunde liebe.
Auch ich wollte dir nahelegen, nicht so sparsam mit Kommata und Absätzen umzugehen. Das hat jetzt Antonio schon getan und der kann das viel besser und präziser als ich.
Grundsätzlich finde ich, dass in vielen deiner Texte die Einleitungen zu lange sind, so auch in diesem. Die nimmt fast die Hälfte deiner Geschichte ein und hat mit dem Plot selbst nicht viel zu tun. Könntest du um die Hälfte kürzen, dann wäre sie immer noch lange genug.
Hatte der Mann mit dem Strick um den Hals auch gefesselte Hände?
Ist dein Martin ein Serienheld, er kommt doch in anderen Texten auch vor.
Genug des Meckerns, ein interessanter Text, schön geschrieben und die Strafe für die Tierquäler erscheint mir angemessen.
Gruß Thomas
 

Ji Rina

Mitglied
Nee, eine Tiergeschichte ist es nicht. Aber wenn man (fast) jeden Tag mit kranken Hirnen zu tun hat, die ihre kranken Phantasien an Hunden, Pferden und Schafen auslassen und man sich dann gemütlich an den PC setzt, abschalten will und sich auf eine gute Story freut....egal...

Mir ist schon bewusst, was alles gut an der Story ist (wobei mir Deine Art zu erzählen besser als der Inhalt gefällt) Mein absoluter Favorit: Outsourcing :D Teile auch Thomas Meinung, dass Du den Anfang stark kürzen könntest.
(P:S: Le tendrían que haber cortado los pimplines)
Gruß,
Ji
 

onivido

Mitglied
Hola Ji und Thomas,
Natuerlich haette die Geschichte ungefaehr auf der Hoehe von dem Satz “Heute hatten sie eine lange Bergwanderung hinter sich. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen. “ beginnen koennen, aber ich dachte ich muesste die Protagonisten doch erst mal vorstellen, damit der Leser ihre Handlungsweise verstehen kann. Bestimmt waere die Geschichte ganz anders verlaufen, wenn die Protagonisten z. B. ein Hamburger Paar im Urlaub gewesen waere.
In der Orginalfassung hatte die Yamilé sogar ein Rasiermesser ( was bei einer jungen Slumbewohnerin nachvollziehbar ist) mit dem sie dem unvorsichtigen Typen, der sie an den Haaren auf den Boden zog, ein bischen am Arm herumschnipselte. Ueber die Erwerbsquelle des Martín musste auch einiges gesagt werden. Nicht jeder junge Mann hat eine Pistole in einem Wadenhalfter. Bestimmt haette ein Hamburger auch nicht ohne Vorwahnung geschossen. Das, glaube ich, waere unvereinbar mit seiner Erziehung.
Was meint ihr?
Uebrigens der Mann, der auf den Eimer steigen musste, hatte die Arme nicht gefesselt.
Bueno Ji, veo que eres algo rencorosa. ¿No ves que tu propuesta es incompatible con los derechos humanos? :)
Saludos y buenas noches ///Onivido
 

ThomasQu

Mitglied
Natürlich musst du deine Prot. dem Leser vorstellen, aber bis zu der Bergwanderung ist alles ein bisschen sehr ausführlich.
Ganz am Anfang solltest du "Wortwechsel" durch "Unterhaltung" ersetzen. Ein Wortwechsel ist schon fast ein kleines Streitgespräch.
 

Ji Rina

Mitglied
@onivido: "...ein bischen am Arm herumschnipselte...." :D
Also, ich würd so sagen:

"""Martín konnte sich nicht erklären was in ihn gefahren war. Er hatte sich in ein Zimmermädchen des Continentals verliebt. War es vielleicht Heimweh? Bei einem kurzen Wortwechsel hatten sie sich als Landsleute erkannt. Reflexartig hatte er sie zu einem Strandbesuch an ihrem freien Tag überredet. Die dunkle Aphrodite hatte Aufsehen erregt und auch Martín war ihren Reizen verfallen. Yamilé war in einer Siedlung am Stadtrand aufgewachsen. Ihre Bewohner waren vom Land in die Stadt gezogen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben, besser als die Schufterei auf dem Lande unter der sengenden Sonne. Im Laufe der Jahre hatte sich dieses Labyrinth von unverputzten Ziegelbauten mit Wellblechdächern und Holzhütten dazwischen zu einem Slum gewandelt. In den engen, winkeligen Gassen herrschten Banden, Drogen, Überfälle und Morde waren alltäglich. Yamilé war diesem Sumpf des Elends entflohen. Wie viele Lateinamerikaner war sie illegal nach Spanien eingewandert. Martin gefiel, wie sie sich in jeder Situation zurecht fand, trotz dem wenig stimulierenden Umfeld in dem sie aufgewachsen war. Er bewunderte ihre Entschlossenheit ihren Traum von einem Leben an einem Ort wahrzumachen, an dem sie nicht fürchten musste dass eine verirrte Kugel aus dem Nichts dem Leben ihrer Kinder ein jähes Ende bereitete. Im Vergleich mit ihr schnitt er schlecht ab. Seine Eltern waren nicht arm. Er hatte studiert, war im Besitz eines Passes der europäischen Gemeinschaft und hatte nichts Anderes zu tun gefunden, als Flüchtlinge auf seinem Catamarán von Nordafrika nach Spanien zu transportieren. Was ihn dabei antrieb war weniger der finanzielle Gewinn; manchmal, wenn das “Landemanöver” reibungslos von statten gegangen war, gab er seinen Passagieren beschämt die Hälfte der Bezahlung zurück. Was ihn reizte war die Polizei und die Küstenwache zu überlisten, sich gegen die Allmacht eines Staates zu stemmen und vor allen Dingen den gewissenlosen Menschenschmugglern Kunden wegzunehmen. Bei Gelegenheit wollte er später Yamilé die Wahrheit beichten. Er hatte ihr erzählt er sei Geologe, was auch nicht gelogen war.
Martin hatte sich in sie verliebt (ist also bereits von ihren Reizen überzäugt) In der folgenden Beschreibung könntest Du veilleicht in zwei Zeilen erklären, dass sie aus einem Slum stammt. Daraus versteht der Leser alles andere von selbst: Banden, Drogen, etc...
Mit der Zeile „Martin gefiel, wie sie sich in jeder Situation zurecht fand“ willst Du ihre Entschlossenheit beschreiben. Das Martins Eltern nicht arm waren, dass er studiert hatte, ist glaub ich, unnötig für diese Geschichte.

Hin und wieder transportiert er Flüchtlinge nach Spanien und gab ihnen manchmal beschämt ein Teil des Geldes zurück. Ihr hatte er erzählt, er sei Geologe.

So wie der Text jetzt dasteht, gefällt er mir gut. Aber er teilt sich in zwei "Etappen" (?): Eine lange Beschreibung Über Martins und Yamiles Herkunft im ersten Teil – und erst dann „die Aktion“ „das komprimierte Geschehen“ im zweiten. Eine Abrundung wäre wohl von Vorteil, damit „beide Teile“ zu einem Teil werden.

Wer sagte nochmal: Kurz Schreiben ist s e h r schwer....? Aber gerade das gefällt mir bei Dir.
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo onivido,

entferne den letzten Absatz. Niemals die Hintergründe erklären, die zum Schreiben der Geschichte geführt haben. Autorengeheimnis. :)

LG DS
 

onivido

Mitglied
Guten Abend Ji,
gefaellt es dir so besser:
Martín konnte sich nicht erklären was in ihn gefahren war. Er hatte sich in ein Zimmermädchen des Continental verliebt. War es vielleicht Heimweh? Bei einer kurzen Unterhaltung hatten sie sich als Landsleute erkannt. Wie viele Lateinamerikaner war sie illegal nach Spanien eingewandert. Martin gefiel, wie sie sich in jeder Situation zurecht fand, trotz des wenig stimulierenden Umfelds in dem sie aufgewachsen war. Er bewunderte ihre Entschlossenheit ihren Traum von einem Leben an einem Ort wahrzumachen, an dem sie nicht fürchten musste, dass im Slum eine verirrte Kugel aus dem Nichts dem Leben ihrer Kinder ein jähes Ende bereiten würde. Er selbst war Geologe, hatte aber ein einträchtiges Hobby, den Schmuggel von Fluechtlingen aus Nordafrika nach Spanien.
Heute hatten sie eine lange Bergwanderung hinter sich. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen…………..
Gruesse///Onivido
 

onivido

Mitglied
Hallo DocSchneider,
dieses abartige Vergnuegen kann man als normaler Mensch nicht fuer moeglich halten. Um von den Lesern nicht als Spinner eingeordnet zu werden, dachte ich diesen Hinweis geben zu muessen.
Beste Gruesse///Onivido
 

Rumpelsstilzchen

Foren-Redakteur
Teammitglied
Oje, onivido!

Was hast Du getan?
Habe gerade in Deinen Kommentar mit dem verkürzten ersten Teil geschaut. Kennst Du die Geschichte von dem Mann, dessen Tisch wackelte, weil die Beine nicht gleich lang waren?

Erst hat er ein Bein gekürzt, doch der Tisch wackelte immer noch, nur jetzt in die andere Richtung. Dann nahm er sich das nächste vor, mit dem nämlichen Ergebnis. So ging es fort, bis der Tisch endlich gerade und fest auf vier Beinen ruhte. Der Mann griff zu Kehrblech und Besen, fegte den großen Haufen Sägespäne und Holzstückchen zusammen. Dann stellte er den Stuhl in die Zimmerecke und kniete sich vor den Tisch, um endlich seine Suppe zu essen.

So ähnlich kommt mir das hier auch vor. Denn mit Deiner - zwar etwas lang geratenen - Vorgeschichte hast Du uns Lesern auch die Charakteren der Protagonisten skizziert. Das ist jetzt gänzlich verloren gegangen und der Leser muss auf Knien die Suppe löffeln.

Vom Teller geschlüpft
und fort gehüpft
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du brauchst keinen Hinweis zu geben. Wer will, kann das ja nachsehen. Der Reiz einer Geschichte ist ja gerade das "Spinnerte".
 

Ji Rina

Mitglied
hallo onivido!
empfindest denn auch du den text wie thomas und ich?
wenn nicht, wuerd ich nichts dran aendern.
mir gefaellt er nicht besser so wie er jetzt dasteht: weil du nur gekuerzt aber nicht ausgeglichen hast. dazu muss man meiner meinung nach manchmal ganze saetze voellig neu umformulieren. sonst ists wie rumpelst. sagt: ein tisch mit schiefen beinen.
oh je...hoffentlich bist du mir nicht boes...
 

ThomasQu

Mitglied
Jetzt bin ich mal wieder alleine mit meiner Meinung, aber ja!
Vielleicht noch zwei Sätze zum Martin und dann kann es los gehen mit der Bergwanderung.
Du musst dir einfach aussuchen, welche Tipps und Ratschläge du annimmst, oder auch nicht. Schau einfach, ob dich irgendwelche Vorschläge überzeugen.
Es jedem Menschen recht getan,
ist eine Kunst, die niemand kann.
 



 
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