Angesichts der Diskussion möchte ich anmerken, dass ich wahrnehme, es hängt bei Texten, die so subtil formuliert sind, immer stark von der jeweiligen Tagesverfassung und gedanklichen Gepoltheit der einzelnen LeserInnen ab,
was ankommt und
wie es ankommt. Der Ton allein macht eben nicht die ganze Musik.
Zum konkreten Text: die Ironie muss man schon darin finden
wollen, ebenso wie sexistisches Gedankengut. Ich habe keines davon für mich entdeckt beim ersten und auch zweiten Lesen, weiß aber, dass mir meine eigene aktuelle Tagesverfassung auch ab und zu mal beim Interpretieren von Gedichten mehr in die Quere gekommen ist, als dem Text vielleicht gerecht geworden wäre.
Hier bin ich nicht ganz glücklich mit der Offenheit bzw. der für mich etwas zu subtil geratenen Intention hinter dem Text. Klar -
weist schon in eine augenzwinkernde Richtung. Doch für mein Empfinden folgen dann zu viele Aufzählungen, die dieses Zwinkern nicht mehr wiederholen. Dass sie allesamt auch noch gängigen Klischees entsprechen ist an sich kein Problem, denn auch ich ertappe mich dabei, dass ich - je älter ich werde - an mir erkenne, dass bestimmte Dinge, die ich als jüngerer Mensch als klischeehaften "Geschmack" der anderen abgetan habe, tatsächlich Qualitäten aufweisen, die auch ich aufrichtig schätze. Man kommt mit zunehmender Reife (und Gelassenheit) irgendwie weg von dem Bedürfnis, sich unbedingt von den anderen abheben zu müssen.
Vielleicht macht diesen Text schwierig, dass es halt schon verdammt nah am Alte-Weiße-Männerklischee kratzt, was das LyrIch so aufzählt an dem, was es schätzt. Die sanfte Frauenstimme war dann auch mir too much, muss ich gestehen (verweise aber sogleich auf das, was ich zu Anfang meines Posts gesagt habe).
Wenn ich meine persönlichen Befindlichkeiten aber zurückstelle, finde ich dann doch spannend, dass der Text ja - zumindest für mich - auch die Frage aufwirft: warum nähert sich der persönliche Geschmack des LyrIch offensichtlich doch sehr gängigen Werten für Wohlstand, Schönheit und Erfolg an? Ist man(n) (oder auch Frau natürlich) da doch nicht so frei und selbstbestimmt? Welche Form der Prägung erfahren wir in unseren diversen Lebensabschnitten? Und:
welche Highlights des persönlichen Geschmacks würde ein LyrIch aufzählen, das nicht so wohlhabend ist wie das im Text hier?
Vielleicht ist ja genau diese letzte Frage, die den Text problematisch macht. Da schwingt durch alle Zeilen so ein bisschen Hochglanz-Leben. Das macht es mir jedenfalls schwer, den Text als sehr persönliche Aufzählung der ganz eigenen Glücksfaktoren zu lesen. Und sollte genau dieser Zwiespalt die Intention dahinter gewesen sein, emfpinde ich ihn als nicht gelungen.