der ton macht die musik

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Rachel

Mitglied
Mimi hat draußen den nächsten alten Eugen mit Fernglas gesehen.

Weder Rebecca Solnit noch Miranda Fricker in der Lupe erkannt.

Rachel wollte eine solidarische Silbe an die blutjunge Schwester.

Nun kaufen und verkaufen die dunkelsten Locken und locken

den allgemeinen und den alltäglichen Sexismus hervor.

Da wird nichts abgehängt.

Da klatscht eine Hand.



Mu!
 

petrasmiles

Mitglied
Die Freiheit der Lyrik besteht darin, Selbstausdruck sein zu dürfen (sogar zu müssen?) und entzieht sich damit jeglicher inhaltlichen Kritik - zumindest sollte das so sein.
Perry hat mit seinem Gedicht eine solche Selbstaussage getroffen und wie mit jedem individuellen Selbstausdruck ist der Leser beglückt, wenn er Ausdruck dessen findet, was er auch empfindet, oder eben nicht. Egal, ob es um Blumen, Sterne, Sonnenuntergänge geht. Das ist für mich der Zauber an Lyrik.
Wollen wir uns nur noch in Manifesten austauschen? Sicher nicht!

Liebe Grüße
Petra
 

fee_reloaded

Mitglied
Angesichts der Diskussion möchte ich anmerken, dass ich wahrnehme, es hängt bei Texten, die so subtil formuliert sind, immer stark von der jeweiligen Tagesverfassung und gedanklichen Gepoltheit der einzelnen LeserInnen ab, was ankommt und wie es ankommt. Der Ton allein macht eben nicht die ganze Musik.

Zum konkreten Text: die Ironie muss man schon darin finden wollen, ebenso wie sexistisches Gedankengut. Ich habe keines davon für mich entdeckt beim ersten und auch zweiten Lesen, weiß aber, dass mir meine eigene aktuelle Tagesverfassung auch ab und zu mal beim Interpretieren von Gedichten mehr in die Quere gekommen ist, als dem Text vielleicht gerecht geworden wäre.

Hier bin ich nicht ganz glücklich mit der Offenheit bzw. der für mich etwas zu subtil geratenen Intention hinter dem Text. Klar -

weist schon in eine augenzwinkernde Richtung. Doch für mein Empfinden folgen dann zu viele Aufzählungen, die dieses Zwinkern nicht mehr wiederholen. Dass sie allesamt auch noch gängigen Klischees entsprechen ist an sich kein Problem, denn auch ich ertappe mich dabei, dass ich - je älter ich werde - an mir erkenne, dass bestimmte Dinge, die ich als jüngerer Mensch als klischeehaften "Geschmack" der anderen abgetan habe, tatsächlich Qualitäten aufweisen, die auch ich aufrichtig schätze. Man kommt mit zunehmender Reife (und Gelassenheit) irgendwie weg von dem Bedürfnis, sich unbedingt von den anderen abheben zu müssen.

Vielleicht macht diesen Text schwierig, dass es halt schon verdammt nah am Alte-Weiße-Männerklischee kratzt, was das LyrIch so aufzählt an dem, was es schätzt. Die sanfte Frauenstimme war dann auch mir too much, muss ich gestehen (verweise aber sogleich auf das, was ich zu Anfang meines Posts gesagt habe).

Wenn ich meine persönlichen Befindlichkeiten aber zurückstelle, finde ich dann doch spannend, dass der Text ja - zumindest für mich - auch die Frage aufwirft: warum nähert sich der persönliche Geschmack des LyrIch offensichtlich doch sehr gängigen Werten für Wohlstand, Schönheit und Erfolg an? Ist man(n) (oder auch Frau natürlich) da doch nicht so frei und selbstbestimmt? Welche Form der Prägung erfahren wir in unseren diversen Lebensabschnitten? Und: welche Highlights des persönlichen Geschmacks würde ein LyrIch aufzählen, das nicht so wohlhabend ist wie das im Text hier?

Vielleicht ist ja genau diese letzte Frage, die den Text problematisch macht. Da schwingt durch alle Zeilen so ein bisschen Hochglanz-Leben. Das macht es mir jedenfalls schwer, den Text als sehr persönliche Aufzählung der ganz eigenen Glücksfaktoren zu lesen. Und sollte genau dieser Zwiespalt die Intention dahinter gewesen sein, emfpinde ich ihn als nicht gelungen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Perry

Mitglied
Hey Leute,
ich muss schon sagen ich bin überrascht, wieviel Aufregung diese kleine Altersreflexion ausgelöst hat.
Vielleicht muss ich künftig vor solchen Texten den Hinweis anbringen:
Vorsicht, der folgende Text könnte unbeabsichtigt Vorurteile wecken!
MfG
Manfred
 

fee_reloaded

Mitglied
Aufregung wäre wohl zu hoch gegriffen, lieber Manfred. Die Leute diskutieren gerne (und ich nehme mich da nicht aus). Etwas, das leider in Foren nur noch auf Basis von mehr oder weniger großer "Aufregung" stattfindet...ich vermisse schon lange angeregte Diskussionen unter Texten jeglicher Art, muss ich zugeben.
 

Perry

Mitglied
Hallo fee,
Ich habe nichts gegen kontroverse Diskussionen, mir gefällt dabei nur nicht die Art und Weise mancher Beiträge.
Angeregt und konstruktiv gerne, aber herablassend und verallgemeinernd muss ich nicht haben.
LG
Manfred
 

revilo

Mitglied
Hallo Manfred, mach Dir nichts draus. Ich sehe in dem Text nicht einmal ansatzweise sexistisches Gedankengut. Wie ich einmal bereits schrieb, erinnern mich derartige Diskussionen an den Vorwurf der kulturellen Aneignung in der Musik. Helge Schneider hat auf diesen Vorwurf einmal sinngemäß entgegnet: Ich spiele das, was ich fühle. Der Rest interessiert mich einen Scheiß.

Man kann natürlich in jedem Text – wenn man es unbedingt will – frauenfeindliches Gedankengut sehen. Aber da würde ich drüber stehen. Schönen Sonntag wünscht Oliver
 



 
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