Des Schicksals Advokaten

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Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Des Schicksals Advokaten

"Hier muß es sein", murmelte Malte Tüll und trat auf die Bremse. Sein asthmatischer "Polo" kam genau vor der protzig breiten Einfahrt zum Stehen. Während Malte sich eine Strähne seines strubbeligen Haares aus der verschwitzten Stirn strich, starrte er auf das wuchtige schmiedeeiserne Tor, dessen mit unzähligen Schnörkeln versehene Flügel weit geöffnet waren.
"Ja, hier muß es sein", wiederholte er fast schon ein wenig ehrfürchtig und blickte den mit schwarz glänzendem Basalt gepflasterten Weg entlang, der leicht geschwungen bis zu dem reich verzierten Portal einer wuchtig hingeklotzten Villa führte. Malte fühlte, wie sich eine leichte Beklemmung auf seine Brust legte. Er stammte aus dieser Stadt, hatte mehr als 40 Jahre in ihr gelebt, aber in diese stinkvornehme Gegend hatte es ihn bisher ganz selten verschlagen. Und noch nie hatte er eine dieser luxuriösen Villen betreten. Am liebsten hätte er Gas gegeben, um zurück in seine Einraumwohnung zu fahren, wo er gemütlich bei ein paar Bierchen dem Abend entgegen dösen würde. Aber da war ja noch der Brief in seiner Jackentasche.

"... bitte ich Sie, in dieser dringenden Angelegenheit am Freitag den 13. September um 16.00 Uhr in meiner Kanzlei vorzusprechen.

Hochachtungsvoll Dr. Schnitter
Rechtsanwalt"

In Malte kämpften Neugier und Unbehagen. Neugier deshalb, weil die angeblich so dringende Angelegenheit nur vage umschrieben worden war. Aber einiges schien darauf hinzudeuten, dass es sich wohl um eine Erbschaftsangelegenheit handeln könnte. Malte war alles andere als vermögend. Und die paar Pimperlinge, die er mühsam beiseite gebracht hatte, würden für die Scheidungskosten drauf gehen. Oh ja - da käme so eine kleine Erbschaft - woher sie auch immer stammen möge - sehr gelegen. Mit diesem Gedanken ließ er die Kupplung kommen, und nahm die Auffahrt rasanter als gewollt.
An einem der Seitenflügel der Villa entdeckte er einen kleinen von mächtigen Blutbuchen gesäumten Platz, auf dem bereits zwei Nobelkarossen parkten.
Malte stellte sein klappriges Gefährt mit gebührendem Abstand daneben, und während er den Wagen abschloß, besaß er Gelegenheit, die Lungen noch einmal so richtig mit frühherbstlich warmer Luft voll zu pumpen, bevor er die paar Schritte bis zur klobigen Eingangstür ging. Der altmodische Klingelknopf, der unter dem goldglänzendem Firmenschild mit dem Schriftzug "Kanzlei Dr. Schnitter & Partner" angebracht war, löste, nachdem Malte mit klopfendem Herzen drauf gedrückt hatte, einen dezenten Gong aus. Keine drei Sekunden später öffnete sich das schwere Portal. Nach weiteren drei Sekunden unwillkürlichen Zögerns trat er schließlich ein. Während sich die Tür mit sanftem Klack wieder hinter ihm schloss, wagte er einen ersten Rundblick.
Er stand in einem mehrere Stockwerke hohem und von einer gläsernen Kuppel überspanntem Atrium, von dem eine breite, sich auf halber Höhe teilende Treppe zu einer Galerie führte. Vielleicht hätte Malte hier und da noch einen Blick auf all die in düsteren Farben gehaltenen Gemälde an den Wänden geworfen, wenn da nicht diese Frau oben am Treppenansatz gewesen wäre.
"Kommen Sie hier herauf. Man erwartet Sie schon."
Allein der Klang ihrer Stimme besaß etwas ungemein Anziehendes. Während Malte langsam die uralte Holztreppe empor stieg, ließ er keinen Blick von dieser Frau. Sie mochte etwa Ende dreißig sein - eine reife Schönheit. Dichtes tizianrotes Haar floß ihr mit sanften Wellen bis auf die Schultern und bildete einen bezaubernden Kontrast zu ihrem moosgrünen Kostüm. Grün blitzten auch die lebhaften Augen, die sie mit einem aus Neugier und Distanz gepaarten Blick auf den Besucher gerichtet hielt. Es konnte wohl nicht nur am Treppensteigen gelegen haben, dass Malte so außer Atem war, als er oben angekommen, dieser außergewöhnlichen Schönheit gegenüber stand.
"Tüll", sagte er mit trockenem Mund und reichte ihr die leicht feucht gewordene Hand. Die Schöne verzog die vollen, aber kaum geschminkten Lippen zu einem zurückhaltend freundlichen Lächeln.
"Ich weiß. Sie sind der Letzte. Herzlich willkommen in unserem Hause."
Während sie immer noch lächelnd sprach, entblößte sie hin und wieder ihre akkurat ausgerichteten schneeweißen Zähne. Zwei- dreimal huschte dabei ihre Zungenspitze spielerisch darüber hinweg.
"Übrigens, mein Name ist Rose."
Malte vermochte seinen Blick einfach nicht von diesem faszinierenden Mund zu lösen. Erst als die Frau auf eine der von der Galerie abgehenden Türen wies und ein dunkles "Darf ich voran gehen" raunte, fiel die sekundenlange Starre von ihm ab. Er folgte ihr und besaß nun Gelegenheit, ihre in ihrer ausgereiften Weiblichkeit kaum zu übertreffende Figur zu bewundern. Vom biegsamen Nacken, über den schmalen Rücken, die angenehm leicht ausladenden Hüften und den sich straff unter dem Stoff abzeichnenden Po bis hin zu den makellosen Beinen stimmte einfach alles an ihr. Auf dem dicken Läufer schritt sie fast geräuschlos dahin, und für einen Moment gewann Malte den Eindruck, sie würde schweben. Doch schon öffnete sie die bezeichnete Tür und blieb seitlich im Rahmen stehen. Er mußte so dicht an ihr vorbei, dass er sie für einen winzigen Moment mit dem Oberarm berührte. Er atmete den intensiv schweren Duft, der ihrem Dekolletee zu entströmen schien und wäre am liebsten stehen geblieben, nur um dieses Odeur länger genießen zu können.
'Was für eine Frau!' dachte er und mußte sich regelrecht zum Weitergehen zwingen. Mehr stolpernd als gehend betrat er ein großes mit schweren Teppichen ausgelegtes Zimmer.
"Ah, da sind Sie ja", hörte er eine unangenehm kratzende Stimme aus der Tiefe dieses im leichten Halbdunkel liegenden Raumes. Malte schaute blinzelnd in die Richtung, aus der die Worte gekommen waren und gewahrte hinter einem Ungetüm von Schreibtisch einen älteren sehr hageren Mann. Der Alte saß leicht vorgebeugt in einem nicht weniger gewaltigen Ledersessel und fuhr mit den knochigen Händen unentwegt über die auf Hochglanz polierte Tischplatte.
"Setzen Sie sich!" Kam es kurz und knapp aus dem dünnlippigen Mund, und es klang eher nach einem Befehl, als nach einer höflichen Einladung.
Inzwischen hatten sich Maltes Augen an das Dämmerlicht gewöhnt. Als er sich umschaute, entdeckte er dem Schreibtisch gegenüber eine Sesselgruppe, wo bereits zwei Männer Platz genommen hatten. Der eine mochte etwa im gleichen Alter wie Malte sein. Er war schlank, besaß markante Gesichtszüge und präsentierte sich in einem tadellos sitzendem Maßanzug. Er lümmelte mit arrogant gelangweilter Miene und lässig übereinander geschlagenen Beinen im dem dicken Polster und hatte für Malte nur ein kurzes Kopfnicken. Der andere war ein ziemlich beleibter Mitsechziger. Kurzatmig hockte er auf der äußersten Sesselkante und knetete nervös seine kurzen Wurstfinger. Den runden kahlgeschorenen Kopf hielt er dabei tief zwischen die massigen Schultern gezogen. Die kleinen Schweinsaugen irrten fahrig von einer Zimmerecke in die andere. Nur einen Moment lang blieben sie ausdruckslos an Malte haften, ehe sie wieder ihre Wanderung aufnahmen. Das Knarren des Leders, das entstand, als sich Malte in den noch freien Sessel setzte, klang übernatürlich laut in dem ansonsten totenstillen Raum. Die bedrückende Atmosphäre in diesem Zimmer ließ Malte frösteln. Der Alte hinter seinem Schreibtisch gefiel ihm nicht. Von ihm ging etwas aus, das Unbehagen hervor rief. Fast schon verzweifelt suchte er nach einem Punkt, der beruhigend auf seine Sinne wirken könnte. Den fand er erst, als er den Kopf schräg nach hinten drehte. Rose! Wie sie so mit nachlässiger Eleganz leicht gegen die Wand gelehnt neben der Tür stand, wirkte sie wie ein funkelnder Edelstein, den man in einer staubig grauen Holzkiste vergessen hatte. Einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke. Täuschte er sich, oder hatte sie wirklich zu ihm herüber gelächelt? Nein - da war er wohl seinem Wunschdenken aufgesessen. Solche Frauen halten sich gewöhnlich nur in der Umgebung ausgesprochen wohlhabender Männer auf. Wie käme die schöne und sicherlich ausgesprochen verwöhnte Rose dazu, ihm Malte "Niemand" ein vertrauliches Lächeln zu schenken? Er besaß in diesem ungleichen Duell der Augen weiter nichts als seinen Stolz, mit dessen Hilfe er Roses Ausstrahlung lediglich den Anschein völliger Gleichgültigkeit entgegen zu setzen vermochte. Doch dieser sonst so hervorragend funktionierende Selbstschutz versagte hier kläglich. Er fühlte, wie ihre Aura seinen ohnehin dünnen Panzer zum Schmelzen brachte und er immer wieder den Blickkontakt mit ihr suchte. Er hätte nicht sagen können, wie lange dieses kribbelnde Spiel gedauert hatte, als sich in der Wand hinter dem Schreibtisch eine bis dahin verborgene Tür öffnete und ein schwarzhaariger Mann von ausgesprochen kräftiger Statur den Raum betrat. Er setzte sich an die Stirnseite des Schreibtisches, nickte dem Hageren flüchtig zu und begann dann mit fast schon schmerzhaft stechenden Augen die Gäste zu mustern.
"Das ist mein Partner, Dr. Belz", krächzte der Alte. "Ich schlage vor, dass wir beginnen."
Malte, der nur widerwillig den Blick von der schönen Rose zu lösen bereit war, sah, wie der Dicke neben ihm den Oberkörper straffte. Auch in den Augen des arrogant Gelangweilten blitzte so etwas wie Interesse auf.
"Aus unserem Schriftsatz, den wir Ihnen zugeschickt haben, geht nichts hervor, was Ihnen konkreten Aufschluß über die Angelegenheit, um die es hier geht, gegeben hätte. Ich freue mich trotzdem, dass Sie vollzählig unserer Einladung gefolgt sind. Das war klug von Ihnen, denn Sie hätten womöglich die Chance Ihres Lebens verpaßt. Ja - Sie haben richtig gehört. Die Chance Ihres Lebens - besser gesagt Ihre letzte Chance."
Malte fühlte, wie plötzlich eine eigentümliche Kälte seine Beine erfasste. Einen Moment lang hatte er die wässrig gelben Augen des Alten auf sich gerichtet gefühlt.
"Wir führen hier nämlich keine gewöhnliche Anwaltskanzlei mit ebenso gewöhnlichen Mandanten. Unser einziger - ich betone - einziger Klient ist das Schicksal, das uns damit beauftragt hat, mit gebotener Umsicht in seinem Sinne zu wirken. Und eben dieses Schicksal ist zu dem Entschluß gekommen, Ihre..." Der Alte ließ den Blick sehr eindringlich über die drei Besucher gleiten. "...Ihre Lebensuhr binnen kürzester Frist ablaufen zu lassen."
Die Kälte kroch höher, umklammerte den Brustkorb, hinderte am Atmen.
"Wir sind nicht irgendwelche Wald- und Wiesenanwälte, nein, wir sind die Erfüllungsgehilfen des Schicksals. Die Menschen haben sich die verschiedensten Bezeichnungen für uns ausgedacht. Die Gebräuchlichsten sind wohl 'der Tod'" - Mit dem knochigen Finger wies der Alte auf sich, bevor er ihn auf seinen Partner richtete. - "Und der Teufel". So, meine Herren - jetzt wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben."
Malte hörte, wie der Dicke aufstöhnte und den Kopf nach hinten warf. Der Schlaksige dagegen ließ ein unwilliges Knurren hören und federte aus seinem Sessel.
"Hören Sie! Ich bin hierher gekommen, weil ich irgendein seriöses Geschäft erwartet hatte. Meine Zeit ist zu schade, um mich von zwei senilen Spinnern verarschen zu lassen."
"Setzen!" donnerte Dr. Belz. Es war das erste Mal, dass er das Wort ergriff. Seine Stimme sowie die plötzlich rot aufglühenden Augen ließen Malte das Blut in den Adern gefrieren. Auch auf den Schlaksigen schien der Befehl einen spürbaren Eindruck zu hinterlassen. Mit aschfahlem Gesicht sank er zurück in den Sessel.
"Senile Spinner?“ zog der Alte mit krächzender Stimme die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Meinen Sie wirklich? Vielleicht sehe ich tatsächlich aus wie ein verwirrter Greis. Nun gut. Aber vielleicht überzeugt Sie das!" Der Alte kicherte und richtete sich kerzengerade hinter dem Schreibtisch auf. Er blinzelte ein paarmal, schloß dann die Lider, und als er sie endlich wieder hob, waren da nur noch zwei leere Höhlen. Malte fühlte das blanke Entsetzen in sich hoch kriechen. Fassungslos sah er zu, wie sich das ohnehin schon ledrig wirkende Antlitz des Alten gänzlich entfleischte, bis schließlich nur noch ein böse grinsender Totenschädel übrig blieb. Sein Partner hatte sein teuflisches Feixen aufgesetzt, mit dem er das Grauen in den Gesichtern der drei Delinquenten quittierte. Während der Dicke winselnd die Hände vor das Gesicht schlug, riß der Schlaksige die Augen weit auf und schien die Szene am Schreibtisch nur noch mit ungläubigem Staunen zu verfolgen.
"Doch nun zur Sache!" dröhnte es mit unvermutet kräftiger Stimme aus dem Totenkopf. "Das Schicksal hat beschlossen, Ihnen noch eine Frist zu geben, bis ich Sie zu mir holen darf. Wie lang diese Frist ist hängt von Ihnen bzw. von den Wünschen ab, die Sie in der verbleibenden Zeit noch erfüllt sehen möchten. Das ist weiter nichts als ein Experiment, vielleicht auch ein Spiel, welches sich das Schicksal hin und wieder gönnt."
Während er sprach, war der Teufel in Person des Dr. Belz aufgestanden, und indem seine glühenden Augen an den unter lähmender Furcht regelrecht ächzenden Männer vorbei starrten, machte er eine auffordernde Handbewegung. Malte gewahrte aus den Augenwinkeln, wie sich die schöne Rose darauf hin vom Türrahmen löste und vor zum Schreibtisch ging. Aus den knöchernen Fingern des Todes empfing sie Papier und Stifte, die sie dann an die drei immer noch wie erstarrt wirkenden Auserwählten verteilte. Malte schaute zu ihr auf, als sie ihm die Schreibutensilien reichte. Selbst in dieser vom Grauen beherrschten Situation, fühlte er erneut, wie sich seine Bewunderung für diese Frau erneut Bahn brach. Er registrierte ihr feines Lächeln, und für einen Moment schien dies die dumpfe Angst zu verdrängen. Wenn das dort vorn der Tod war - und nichts ließ ihn daran mehr zweifeln - dann war Rose das Leben. Leben? Malte kamen Zweifel. Nein - sie verkörperte wohl eher das Schicksal. Sein Schicksal?
Malte kam nicht dazu, diesen Gedanken weiter zu spinnen, denn kaum hatte Rose ihren Platz an der Tür wieder eingenommen, da dröhnte auch schon des Todes Stimme wieder durch den Raum.
"Schreiben Sie jetzt auf, welchen bisher unerfüllten Wunsch Sie unbedingt noch verwirklicht sehen möchten. Gehen Sie davon aus, bereits jetzt auf dem Sterbebett zu liegen. Mich schon spürend, mußten bereits unendlich viele Menschen plötzlich feststellen, wieviel sie eigentlich in ihrem Leben verpasst, nicht wahrgenommen oder nicht erledigt hatten. Oft reduziert sich das dann, je näher ich trete, auf eine ganz konkrete Sache. Dieses panische Gefühl, etwas furchtbar Wichtiges in diesem nur einmal geschenkten Leben unwiderruflich versäumt zu haben, wollen wir Ihnen nehmen. Empfinden Sie das als eine ganz besondere Auszeichnung, eine Laune des Schicksal, die nur ganz wenigen Sterblichen widerfährt. Denken Sie aber daran, ich bin unvermeidlich, und ich werde vor der Tür stehen, sobald Ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist."
In Maltes Kopf rauschten tosende Gefühlsbäche. Nur im Unterbewusstsein nahm er wahr, wie der Dicke neben ihm aufschluchzte und mit sabberndem Mund wirre Satzfetzen formulierte.
"Und als eine zusätzliche Gnade geben wir Ihnen die Möglichkeit, die Todesart selbst zu wählen", ergänzte der Teufel und grinste dabei sichtlich amüsiert.
Und nun - schreiben Sie. Dringlichster Wunsch und...Todesart. Sie haben genau fünf Minuten Zeit. "
Malte hockte apathisch auf seinem Sessel. Er merkte nicht, wie sehr das Papier in seinen Händen zitterte. Er achtete nicht auf seine beiden Gefährten, von denen der eine kreidebleich auf die leeren Blätter starrte und der andere in wilder Hast den Stift gebrauchte. Malte fühlte instinktiv, dass ihn die Lähmung auch nach Ablauf der Frist noch gefangen halten würde. Die panische Angst, nicht nur den Tod vor Augen zu haben, sondern obendrein ein völlig leeres Blatt abgeben zu müssen, ließ ihn unwillkürlich keuchen. Was sollte er schreiben? Was konnte noch in Erfüllung gehen, wovon man sagen durfte, dafür hat es sich gelohnt zu sterben? Gedanken kamen und gingen. Keiner ließ sich festhalten.
"Noch drei Minuten!"
Nun begann auch der Arrogante, hastig zu schreiben. Malte ließ entnervt das Blatt sinken. Sinnlos.
"Noch zwei Minuten!"
Immer noch kein Gedanke, keine Idee - im Kopf weiter nichts als sich steigernde Panik.
"Noch eine Minute!"
Malte fühlte Resignation in sich aufsteigen. Mit was für einer Miene würde Rose sein leeres Blatt entgegen nehmen? Würde wenigstens sie so etwas wie Mitgefühl...?
Es gelang ihm, den Kopf zu wenden und zu ihr zu schauen. Wieder kreuzten sich ihre Blicke. Und sie lächelte. Ein Lächeln nur für ihn. Ein Lächeln, das Hoffnung - nein - Gewissheit vermittelte. Und blitzartig wurde ihm bewusst: Da war sie, die Chance, die ihn im letzten Moment zu retten vermochte.
Er zückte den Stift und schrieb nur einen einzigen Satz, von dem er wusste, dass er ihm noch Jahrzehnte bescheren könnte.
"Mein sehnlichster Wunsch - 3.000 kleine Tode in den Armen von Rose."
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

da bin ich aber froh, daß du die geschichte so schnell gepostet hast. ich fürchtete schon, du läßt sie in der versenkung verschwinden, dabei ist sie doch so schön, besonders der schluß.
ganz lieb grüßt
 

soleil

Mitglied
Hallo Ralph,

die Geschichte habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Eine gute Idee für eine Kurzgeschichte und herrlich erzählt: stimmige Atmosphäre, spannend bis zum Schluß. Die Beschreibung der fünf Minuten zum Formulieren des Wunsches hat mir besonders gut gefallen. Und natürlich der Schluß. ;-)

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende
Soleil

Hier sind noch einige Anmerkungen:
"Kommen [red]S[/red]ie hier herauf. Man erwartet [red]S[/red]ie schon."
...
Erst als die Frau auf eine der von der Galerie abgehenden Türen wies und ein dunkles "Darf ich voran gehen" KOMMA raunte, fiel die sekundenlange Starre von ihm ab.
...
'Was für eine Frau!'KOMMA dachte er und mußte ...

"Ah, da sind [red]S[/red]ie ja", hörte er eine unangenehm kratzende Stimme aus
...
"Setzen [red]S[/red]ie sich!" Kam es kurz und knapp
...
Er war schlank, besaß markante Gesichtszüge und präsentierte sich in einem tadellos sitzendem Maßanzug. Er lümmelte mit arrogant gelangweilter Miene und lässig übereinander geschlagenen Beinen im dem dicken Polster und [blue]besaß -> ich würde das zweite "besaß" durch "hatte" ersetzen[/blue] für Malte nur ein kurzes Kopfnicken [blue]übrig[/blue].
...
Wie käme die schöne und sicherlich ausgesprochen verwöhnte Rose dazu, ihm KOMMA Malte "Niemand" KOMMA ein vertrauliches Lächeln zu schenken.
...
"Aus unserem Schriftsatz, den wir [red]I[/red]hnen zugeschickt haben, geht nichts hervor, was Ihnen konkreten Aufschluß über die Angelegenheit, um die es hier geht, gegeben hätte. Ich freue mich trotzdem, dass [red]S[/red]ie vollzählig unserer Einladung gefolgt sind. Das war klug von Ihnen, denn [red]S[/red]ie hätten womöglich die Chance ihres Lebens verpaßt. Ja - [red]S[/red]ie haben richtig gehört. Die Chance ihres Lebens - besser gesagt [red]I[/red]hre letzte Chance."
...
Und eben dieses Schicksal ist zu dem Entschluß gekommen, ihre LEERSTELLE..." Der Alte ließ den Blick sehr eindringlich über die drei Besucher gleiten. "...LEERSTELLE [red]I[/red]hre Lebensuhr binnen kürzester Frist ablaufen zu lassen."
...
"Setzen!" KOMMA donnerte jetzt Dr. Belz und besaß plötzlich rot glühende Augen.
"Senile Spinner? Meinen Sie wirklich? Vielleicht sehe ich tatsächlich aus wie verwirrter Greis. Nun gut. Aber vielleicht überzeugt [red]S[/red]ie das!"
...
"Doch nun zur Sache!" KOMMA dröhnte es mit ...Das ist weiter nichts als ein Experiment, vielleicht auch ein Spiel, welches sich das Schicksal hin und wieder gönnt.[red][strike], welches[/red][/strike] "
...
"Schreiben [red]S[/red]ie jetzt auf, welchen bisher unerfüllten Wunsch [red]S[/red]ie noch unbedingt verwirklicht sehen möchten. ... Oft reduziert sich das dann, je näher ich trete KOMMA auf eine ganz konkrete Sache.
...
"Und als eine zusätzliche Gnade geben wir [red]I[/red]hnen die Möglichkeit, die Todesart selbst zu wählen", ergänzte der Teufel und grinste dabei sichtlich amüsiert.
Und nun - schreiben [red]S[/red]ie.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Ihr drei,

erst mal herzlichen Dank für Eure lobenden Worte. So etwas spornt natürlich an. Dir, Christa möchte ich an dieser Stelle ganz einfach mal für deine stete Hartnäckigkeit danken, mit der Du beharrlich unsere Berliner "Vier-Wochen-Texte" abforderst. Ohne diesen "Druck" hätte der faule Ronneberger dieses Geschichtchen nämlich gar nicht geschrieben.
Und ein ganz großes, aber verschämtes Dankeschön an soleil, die mich auf all meine (vermeidbaren) Fehler aufmerksam gemacht hat. Ich weiß, wieviel Zeit das kostet. So wurde ich (wieder mal) daran erinnert, dass man auch zu später Stunde sehr sorgfältig Korrektur zu lesen hat, bevor man etwas in die Lupe stellt. Ich gelobe Besserung und grüße Euch ganz herzlich

Ralph
 
Hallo Ralph,

in flüssiger Weise und handwerklich überaus gelungen dargestellt habe ich Deine Geschichte als Balancestange zwischen fröhichem Schmunzeln und Nachdenklichkeit angesehen.

Ein herzliches Dankeschön für den sympathischen Einblick in das, was jeden Menschen in stillen Stunden einmal beschäftigt und ein fröhliches Dankeschön für die Anregung, mit welchen Möglichkeiten man(n) dann operieren kann.

...und falls Malte wieder einmal eine Vorladung erhält: laß es mich bitte wissen. Ich würde ihm gerne lauschen.

Mit einem lachenden Augenzwinkern aus dem Münsterland...
Hannes
 

Andrea

Mitglied
Hallo Ralph!

Ich kann mich meinen Vorrednern eigentlich nur anschließen: toll geschrieben, atmosphärisch dicht, schön auf den Schluß hingearbeitet. Und doch.. es gibt da eine Stelle, die mich nicht hundertprozentig überzeugt, und das ist jene rund um:

"Setzen!" donnerte jetzt Dr. Belz und besaß plötzlich rot glühende Augen.
"Senile Spinner? Meinen Sie wirklich? Vielleicht sehe ich tatsächlich aus wie verwirrter Greis. Nun gut. Aber vielleicht überzeugt sie das!" (<-- Sie, natürlich..)

Wie reagiert der Schlaksige? Setzt er sich geschockt? Oder bleibt er die ganze Zeit stehen? Und wie reagiert Malte an genau dieser Stelle? Möglich, daß eine genauere Beschreibung des Verhaltens des Schlaksigen hier den Fokus zu stark von Malte nehmen würde, und zu ihm selbst würde der Ausbruch nicht passen - aber hier fehlt einfach irgend etwas!

Ach ja: das sind übrigens in der wörtlichen Rede immer noch recht häufig kleine "Ihnen" und "Sie" zu finden..

Gruß
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

soviel wie ich gehört habe, muß man nach den neuen rechtschreibregeln die wörtliche anrede nicht mehr groß schreiben. lg
 

Andrea

Mitglied
Dann hast du definitiv was Falsches gehört. Die Anrede "Sie" und "Ihr" wird immer noch groß geschrieben. Was geändert wurde, ist die "zwangsweise" Großschreibung von "Du" in Briefen.

Außerdem - selbst wenn es nicht mehr großgeschrieben würde, hat Ralph es ja in den meisten Fällen schon getan. Und zu mischen ist auf alle Fälle falsch!
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke, Hannes, für deinen netten Kommentar. Wenn einer meiner Texte als handwerklich gelungen eingeschätzt wird, bin ich besonders froh, denn gerade auf diesem Gebiet will ich hier auf der Lupe noch hinzu lernen.

Andrea, dass Du mal wieder vorbei schaust, finde ich toll. Du weißt, wie sehr ich deine Kritik schätze (und auch ein wenig fürchte). Meine Sorge, Du könntest dich eventuell darüber mokieren, dass womöglich ein moosgrünes Kleid nicht zu tizianroten Haaren passt, war zum Glück unbegründet. Dein Pfeil traf also nicht ins Moosgrüne, sondern (wie gehabt) voll ins Schwarze. Ich hab den Schlacksigen einfach stehen lassen! Glatt vergessen, den Jungen!
Ich habe lange überlegt, wie man das Loch stopfen könnte, ohne zu sehr aufzubauschen und durch den Schwenk auf die beiden Mitverurteilten, meinen Malte aus zu Augen zu verlieren. Na ja - ich habe folgende Zeilen eingefügt:

"Während der Dicke winselnd die Hände vor das Gesicht schlug, war der Schlaksige mit aschfahlem Gesicht wieder auf den Sessel gesunken und schien die Szene am Schreibtisch nur noch mit ungläubigem Staunen zu verfolgen."

Wahnsinnig glücklich bin ich damit noch nicht.

Christa, danke für deine Schützenhilfe, aber ich habe mich entschlossen, nicht erst lange in den Regeln der neuen Rechtschreibung zu stöbern. Ich verwende einfach wieder konsequent die Großschreibung. Das geht auch aus reiner Gewohnheit flotter von der Hand.

Gruß Ralph
 

Andrea

Mitglied
Aber Ralph! Seit wann hast du denn vor mir was zu fürchten? *gg* Hätte sie orange getragen, ja das wäre unmöglich gewesen, aber moosgrün..

Zurück zum Wesentlichen. Mit der Änderung ist es auf jeden Fall besser, aber ich würde sie vielleicht ein wenig eher ansetzen. So in etwa:

„Hören Sie! Ich bin hierher gekommen, weil ich irgendein seriöses Geschäft erwartet hatte. Meine Zeit ist zu schade, um mich von zwei senilen Spinnern verarschen zu lassen."
"Setzen!" donnerte Dr. Belz. Es war das erste Mal, daß er sprach, und seine Stimme ließ Malte das Blut in den Adern gefrieren. Auch auf den Schlaksigen hatte der Befehl Eindruck gemacht, ebenso wie die plötzlich rot glühenden Augen des Dr. Belz; mit aschfahlem Gesicht sank er zurück in den Sessel. (ja, ich weiß, nichts wirklich Innovatives, und ich bin sicher, du kannst es besser, aber es soll ja auch nur als Beispiel dienen)
"Senile Spinner?“ zog der Alte mit krächzender Stimme die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Meinen Sie wirklich? Vielleicht sehe ich tatsächlich aus wie ein verwirrter Greis. Nun gut. Aber vielleicht überzeugt Sie das!" Der Alte kicherte und richtete sich kerzengerade hinter dem Schreibtisch auf. Er blinzelte ein paarmal, schloß dann die Lider, und als er sie endlich wieder hob, waren da nur noch zwei leere Höhlen. Malte fühlte das blanke Entsetzen in sich hoch kriechen. Fassungslos sah er zu, wie sich das ohnehin schon ledrig wirkende Antlitz des Alten gänzlich entfleischte, bis schließlich nur noch ein böse grinsender Totenschädel übrig blieb. Sein Partner hatte sein teuflisches Feixen aufgesetzt, mit dem er das Grauen in den Gesichtern der drei Delinquenten quittierte. Während der Dicke winselnd die Hände vor das Gesicht schlug, riß der Schlaksige die Augen weit auf und schien die Szene am Schreibtisch nur noch mit ungläubigem Staunen zu verfolgen.
"Doch nun zur Sache!"
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
na,

wer sagts denn? da ham wa doch wieder was gelernt, ohne zur schule zu müssen. es ist gut, dass wir die andrea haben. ganz lieb grüßt
 
P

paedag

Gast
danke, vielen dank!

Riesig!
Möge Dein Wunsch in Erfüllung gehen.
In kleinen Sequenzen, großartig, meisterhaft erzählt.
Das ist Prosa.
Das dicke schwitzende Ding und dann der lange, schlacksige Kerl:
Hier wurde irgendwann beobachtet und dann gezeichnet - herrlich.
danke, Ralph!


wenn ich einen Wunsch frei hätte, änderte ich das "hat" hinter der Holzkiste in "hatte". Abgesehen von der Zeit, klänge es für mich rhytmischer.
 
H

hoover

Gast
Lieber Ralph,

du hast eine interessante Sprache. Außergewöhnlich und eigen. Das muss einem gefallen, dafür braucht man Zeit. Aber man hört dir gern zu, auch wenn es gelegentlich etwas schleppend vorangeht.
Du zeichnest gute Bilder, teilweise sehr detailliert.
Insgesamt hat mich deine Geschichte sehr beeindruckt.
Ich hab einige Verbesserungsvorschläge unten angebracht. Ich hoffe, du kannst was damit anfangen, wenn nicht, frag einfach.

Liebe Grüße
hoover





Des Schicksals Advokaten

"Hier muß es sein", murmelte Malte Tüll und trat auf die Bremse. Sein asthmatischer "Polo" kam [strike] genau[/strike] vor der protzig breiten Einfahrt zum Stehen. Während Malte sich eine Strähne seines strubbeligen Haares aus der verschwitzten Stirn strich, starrte er auf das wuchtige schmiedeeiserne Tor, dessen mit unzähligen Schnörkeln versehene Flügel weit geöffnet waren. Etwas zu umständlich ... „... sich eine strubbelige Haarsträhne ...“ würde das Ganze etwas auflockern
"[strike] Ja, [/strike]hier muß es sein", wiederholte er fast [strike] schon[/strike] ein wenig ehrfürchtig [red]Punkt[/red] [strike] und[/strike] Er blickte den mit schwarz glänzendem Basalt gepflasterten Weg entlang, der leicht geschwungen bis zu dem reich verzierten Portal einer wuchtig hingeklotzten Villa führte. Der Punkt da oben macht den Satz etwas weniger umständlich und übersichtlicher Malte fühlte, wie sich eine leichte ... Wiederholung Beklemmung auf seine Brust legte. Er stammte aus dieser Stadt, hatte mehr als 40 Jahre in ihr gelebt, aber in diese stinkvornehme Gegend hatte es ihn bisher [strike] ganz[/strike] das ist auf dieser [strike] ganz arg, sehr[/strike] kurzen Strecke des Textes ein Adverb zu viel selten verschlagen. [strike] Und[/strike] noch nie hatte er eine dieser luxuriösen Villen betreten. Am liebsten hätte er Gas gegeben, um zurück in seine Einraumwohnung zu fahren, wo er gemütlich bei ein paar Bierchen dem Abend entgegen dösen würde FAST zu umständlich ... den Abend verbringen/genießen konnte. Aber da war ja noch der Brief in seiner Jackentasche.

"... bitte ich Sie, in dieser dringenden Angelegenheit am Freitag den 13. September um 16.00 Uhr in meiner Kanzlei vorzusprechen.

Hochachtungsvoll Dr. Schnitter
Rechtsanwalt"

In Malte kämpften Neugier und Unbehagen. [strike] Neugier deshalb[/strike], weil die angeblich so dringende Angelegenheit nur vage umschrieben worden war. Aber einiges schien darauf hinzudeuten, dass es sich [strike] wohl[/strike] um eine Erbschaftsangelegenheit handeln könnte. Malte war alles andere als vermögend. [red] Strichpunkt[/red] Und die paar Pimperlinge, die er mühsam beiseite gebracht hatte, würden für die Scheidungskosten drauf gehen. [strike] Oh ja - [/strike] da käme so eine kleine Erbschaft - woher sie auch immer stammen möge - sehr gelegen. Mit diesem Gedanken ließ er die Kupplung kommen, und nahm die Auffahrt rasanter als gewollt. Pass auf deine Lieblingsadverbien und Adjektive auf, ich hab sie – ein, zwei Sätze weiter oben und unten - unterstrichen und fett gedruckt
An einem der Seitenflügel der Villa entdeckte er einen kleinen von mächtigen Blutbuchen gesäumten Platz, auf dem [strike] bereits[/strike] zwei Nobelkarossen parkten.
Malte stellte sein klappriges Gefährt mit gebührendem Abstand daneben, [red] Punkt[/red] [strike] und[/strike] während er den Wagen abschloß, besaß er Gelegenheit, die Lungen noch einmal [strike] so richtig[/strike] mit frühherbstlich warmer Luft voll zu pumpen, bevor er die paar Schritte bis zur klobigen Eingangstür ging. Der altmodische Klingelknopf, der unter dem goldglänzendem Firmenschild mit dem Schriftzug "Kanzlei Dr. Schnitter & Partner" angebracht war, löste, nachdem Malte mit klopfendem Herzen drauf gedrückt hatte, einen dezenten Gong aus. Der Satz war FAST schon zuviel des Guten. Keine drei Sekunden später öffnete sich das schwere Portal. Nach weiteren drei Sekunden unwillkürlichen Zögerns wie notwendig ist wirklich?? trat er schließlich ein. Während sich die Tür mit sanftem Klack wieder hinter ihm schloss, wagte er einen ersten Rundblick.
Er stand in einem mehrere Stockwerke hohem und von einer gläsernen Kuppel überspanntem Atrium, von dem eine breite, sich auf halber Höhe teilende Treppe zu einer Galerie führte. Vielleicht hätte Malte [strike] hier und da[/strike] noch einen Blick auf all die in düsteren Farben gehaltenen Gemälde an den Wänden geworfen, wenn [strike] da[/strike] nicht diese Frau oben am Treppenansatz gewesen wäre.
"Kommen Sie [strike] hier[/strike] herauf. Man erwartet Sie schon."
Allein der Klang ihrer Stimme besaß etwas ungemein Anziehendes. Während Malte langsam die uralte Holztreppe empor stieg, ließ er keinen Blick von dieser Frau. Sie mochte etwa Ende dreißig sein - eine reife Schönheit. Dichtes tizianrotes Haar floß ihr mit sanften Wellen bis auf die Schultern und bildete einen bezaubernden Kontrast zu ihrem moosgrünen Kostüm. Gut Grün blitzten auch wieso auch?? die lebhaften Augen, die sie mit einem aus Neugier und Distanz gepaarten Blick auf den Besucher gerichtet hielt. Es konnte wohl nicht nur am Treppensteigen gelegen haben, dass Malte so außer Atem war, als er oben angekommen, dieser außergewöhnlichen Schönheit gegenüber stand.
"Tüll", sagte er mit trockenem Mund und reichte ihr die leicht feucht gewordene Hand. Die Schöne verzog die vollen, aber kaum geschminkten Lippen zu einem zurückhaltend freundlichen Lächeln. Gut gezeichnet, ...
"Ich weiß. ... aber diese Antwort kommt zu spät. Das obere sind Beschreibungen, die dem Dialog abwegig sind. Setz sie woanders ein, hier sind sie ungünstig Sie sind der Letzte. Herzlich willkommen in unserem Hause."
Während sie immer noch lächelnd sprach, entblößte sie hin und wieder ihre akkurat ausgerichteten schneeweißen Zähne. Zwei- dreimal huschte dabei ihre Zungenspitze spielerisch darüber hinweg. Na ja ... das ist zu offensichtlich
"Übrigens, mein Name ist Rose."
Malte vermochte seinen Blick [strike] einfach[/strike] nicht von diesem faszinierenden Mund zu lösen. Erst als die Frau auf eine der von der Galerie abgehenden Türen wies und ein dunkles "Darf ich voran gehen" raunte, fiel die sekundenlange Starre von ihm ab. Er folgte ihr und besaß nun Gelegenheit, ihre in ihrer ausgereiften Weiblichkeit kaum zu übertreffende Figur zu bewundern. Vom biegsamen Nacken, über den schmalen Rücken, die angenehm leicht ausladenden Hüften und den sich straff unter dem Stoff abzeichnenden Po bis hin zu den makellosen Beinen stimmte einfach alles an ihr. Auf dem dicken Läufer schritt sie fast geräuschlos dahin, und für einen Moment gewann Malte den Eindruck, sie würde schweben. Doch schon öffnete sie die bezeichnete Tür und blieb seitlich im Rahmen stehen. Er mußte so dicht an ihr vorbei, dass er sie für einen winzigen Moment mit dem Oberarm berührte. Er atmete den intensiv schweren Duft, der ihrem Dekolletee zu entströmen schien und wäre am liebsten stehen geblieben, nur um dieses Odeur länger genießen zu können. Gut. Nein ... sehr gut
'Was für eine Frau!' dachte er und mußte sich [strike] regelrecht[/strike] zum Weitergehen zwingen. Mehr stolpernd als gehend betrat er ein großes mit schweren Teppichen ausgelegtes Zimmer.
"Ah, da sind Sie ja", hörte er eine unangenehm kratzende Stimme aus der Tiefe dieses im [strike] leichten[/strike] das war mal wieder ein „leicht“ zu viel, vor allem, weil ... Halbdunkel liegenden Raumes. Malte schaute blinzelnd in die Richtung, aus der die Worte gekommen waren und gewahrte hinter einem Ungetüm von Schreibtisch einen älteren sehr hageren Mann. Der Alte saß leicht ... da unten schon wieder eins kommt vorgebeugt in einem [strike] nicht weniger[/strike] gewaltigen Ledersessel und fuhr mit den knochigen Händen unentwegt über die auf Hochglanz polierte Tischplatte. Gut ... Mann, das ist wirklich gut
"Setzen Sie sich!" Komma, dann klein weiter Kam es kurz und knapp aus dem dünnlippigen Mund, [red] Punkt[/red] [strike] und[/strike] es klang eher nach einem Befehl, als nach einer höflichen Einladung.
Inzwischen hatten sich Maltes Augen an das Dämmerlicht gewöhnt. Als er sich umschaute, entdeckte er dem Schreibtisch gegenüber eine Sesselgruppe, wo bereits zwei Männer Platz genommen hatten. Der eine mochte etwa im gleichen Alter wie Malte sein. Er war schlank, besaß markante Gesichtszüge und präsentierte sich in einem tadellos sitzendem Maßanzug. Er lümmelte mit arrogant gelangweilter Miene und lässig übereinander geschlagenen Beinen im dem dicken Polster und hatte für Malte nur ein kurzes Kopfnicken. Mann, Mann, der Ralph, der kann was ... das ist wirklich gut Der andere war ein [strike] ziemlich[/strike] beleibter Mitsechziger. Kurzatmig hockte er auf der äußersten Sesselkante und knetete nervös seine kurzen Wurstfinger. Den runden kahlgeschorenen Kopf hielt er dabei tief zwischen die massigen Schultern gezogen. Die kleinen Schweinsaugen irrten fahrig von einer Zimmerecke in die andere. Gut Nur einen Moment lang blieben sie ausdruckslos an Malte haften, ehe sie wieder ihre Wanderung aufnahmen. Das Knarren des Leders, das entstand, als sich Malte in den noch freien Sessel setzte, klang übernatürlich laut in dem ansonsten totenstillen Raum. Die bedrückende Atmosphäre [strike] in diesem Zimmer[/strike] ließ Malte frösteln. Der Alte hinter seinem Schreibtisch gefiel ihm nicht. Von ihm ging etwas aus, das Unbehagen hervor rief. Unklar Fast schon verzweifelt suchte er nach einem Punkt, der beruhigend auf seine Sinne wirken könnte. Aber Den fand er erst, als er den Kopf [strike] schräg[/strike] nach hinten drehte. Rose! Wie sie so mit nachlässiger Eleganz leicht das Wort magst du sehr oder? gegen die Wand gelehnt neben der Tür stand, wirkte sie wie ein funkelnder Edelstein, den man in einer staubig grauen Holzkiste vergessen hatte. Einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke. Täuschte er sich, oder hatte sie wirklich zu ihm herüber gelächelt? Nein - da war er wohl seinem Wunschdenken aufgesessen. Solche Frauen halten sich gewöhnlich nur in der Umgebung ausgesprochen wohlhabender Männer auf. Wie käme die schöne und sicherlich ausgesprochen verwöhnte Rose dazu, ihm Malte "Niemand" ein vertrauliches Lächeln zu schenken? Er besaß in diesem ungleichen Duell der Augen weiter nichts als seinen Stolz, mit dessen Hilfe er Roses Ausstrahlung lediglich den Anschein völliger Gleichgültigkeit entgegen zu setzen vermochte. Doch dieser sonst so hervorragend funktionierende Selbstschutz versagte hier kläglich. Er fühlte, wie ihre Aura seinen ohnehin dünnen Panzer zum Schmelzen brachte und er immer wieder den Blickkontakt mit ihr suchte. Er hätte nicht sagen können, wie lange dieses kribbelnde Spiel gedauert hatte, als sich in der Wand hinter dem Schreibtisch eine bis dahin verborgene Tür öffnete und ein schwarzhaariger Mann von ausgesprochen kräftiger Statur den Raum betrat. Er setzte sich an die Stirnseite des Schreibtisches, nickte dem Hageren flüchtig zu und begann dann mit fast schon schmerzhaft stechenden Augen die Gäste zu mustern.
"Das ist mein Partner, Dr. Belz", krächzte der Alte. "Ich schlage vor, dass wir beginnen."
Malte, der nur widerwillig den Blick von der schönen Rose zu lösen bereit war, sah, wie der Dicke neben ihm den Oberkörper straffte. Auch in den Augen des arrogant Gelangweilten blitzte so etwas wie Interesse auf. Gut
"Aus unserem Schriftsatz, den wir Ihnen zugeschickt haben, geht nichts hervor, was Ihnen konkreten Aufschluß über die Angelegenheit, um die es hier geht, gegeben hätte. Ich freue mich trotzdem, dass Sie vollzählig unserer Einladung gefolgt sind. Das war klug von Ihnen, denn Sie hätten womöglich die Chance Ihres Lebens verpaßt. Ja - Sie haben richtig gehört. Die Chance Ihres Lebens - besser gesagt Ihre [strike] letzte[/strike] letzte Chance."
Malte fühlte , wie plötzlich eine eigentümliche Kälte seine Beine erfasste. Einen Moment lang hatte er die wässrig gelben Augen des Alten auf sich gerichtet gefühlt... Wiederholung. Versuchs mal mit „spürte“.
"Wir führen [strike] hier nämlich[/strike] keine gewöhnliche Anwaltskanzlei mit [strike] ebenso[/strike] gewöhnlichen Mandanten. Unser einziger - ich betone - [strike] einziger[/strike] einziger Klient ist das Schicksal, das uns damit beauftragt hat, mit gebotener Umsicht in seinem Sinne zu wirken. Und eben dieses Schicksal ist zu dem Entschluß gekommen, Ihre..." Der Alte ließ den Blick [strike] sehr[/strike] eindringlich über die drei Besucher gleiten. "...Ihre Lebensuhr binnen kürzester Frist ablaufen zu lassen." Du findest Worte für Dinge, die jeder schon gelesen hat, aber kein Mensch merkt es durch die Art, wie du es ausdrückst. Das ist echt beeindruckend
Die Kälte kroch höher, umklammerte den Brustkorb, hinderte am Atmen.
"Wir sind nicht irgendwelche Wald- und Wiesenanwälte, [strike] nein, [/strike] wir sind die Erfüllungsgehilfen des Schicksals. Die Menschen haben sich die verschiedensten Bezeichnungen für uns ausgedacht. Die Gebräuchlichsten sind wohl 'der Tod'" - Mit dem knochigen Finger wies der Alte auf sich, bevor er [strike] ihn[/strike] sie auf seinen Partner richtete der Satz klingt etwas verwirrend. Besser: Mit k. Fingern ... bevor er auf seinen Partner zeigte. - "Und der Teufel". [strike] So, meine Herren - jetzt wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben."[/strike] Das tun wir
Malte hörte, wie der Dicke aufstöhnte und den Kopf nach hinten warf. Der Schlaksige dagegen ließ ein unwilliges Knurren hören und federte aus seinem Sessel.
"Hören Sie! Ich bin hierher gekommen, weil ich irgendein seriöses Geschäft erwartet hatte. Meine Zeit ist zu schade, um mich von zwei senilen Spinnern verarschen zu lassen."
[strike] "Setzen!" [/strike] Setzen donnerte Dr. Belz. Es war das erste Mal, dass er das Wort ergriff. Seine Stimme sowie die plötzlich rot aufglühenden Augen ließen Malte das Blut in den Adern gefrieren. [strike] Auch auf den Schlaksigen schien der Befehl einen spürbaren Eindruck zu hinterlassen. [/strike] Das ergibt sich aus diesem Satz: Mit aschfahlem Gesicht sank der Schlaksige [strike] er[/strike] zurück in den Sessel.
"Senile Spinner?“ zog der Alte mit krächzender Stimme die krächzende Stimme musste du nicht immer wieder erwähnen ... die Leser denken mit. Erzürn sie nicht, wenn du das Gegenteil denkst und Wiederholungen einbaust die Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Meinen Sie wirklich? Vielleicht sehe ich tatsächlich aus wie ein verwirrter Greis. [strike] Nun gut. [/strike] Aber vielleicht überzeugt Sie das!" Der Alte kicherte und richtete sich kerzengerade hinter dem Schreibtisch auf. Er blinzelte ein paarmal, und schloß dann die Lider, [red] Punkt[/red] [strike] und[/strike] als er sie endlich wieder hob, waren da nur noch zwei leere Höhlen. Malte fühlte das blanke Entsetzen in sich hoch kriechen. Fassungslos sah er zu, wie sich das ohnehin schon ledrig wirkende Antlitz des Alten [strike] gänzlich[/strike] entfleischte, bis [strike] schließlich[/strike] [u ] nur noch ... Wiederholung[/u] ein böse grinsender Totenschädel übrig blieb. Böse klingt nicht treffsicher genug: sarkastisch/dämonisch bzw. teuflisch z.B. Sein Partner hatte [strike]s[/strike]ein teuflisches Feixen aufgesetzt, mit dem er das Grauen in den Gesichtern der drei Delinquenten quittierte. Während der Dicke winselnd die Hände vor das Gesicht schlug , riß ... das ist zu prompt, klingt nach kitschigen B-Movie Splatter Film ... Das Grauen frisst sich immer langsam durch. „Seine Augen weiteten sich im Schock“, wäre ein Bsp. dafür, denk nach, du findest bessere der Schlaksige die Augen weit auf und schien die Szene am Schreibtisch nur noch mit ungläubigem Staunen zu verfolgen. Du sprichst oft von „schien“ und „scheinen“. Frag dich mal, ob es nur so SCHEINT oder ob es so IST, was du erzählst.
"Doch nun zur Sache!" dröhnte es mit unvermutet kräftiger Stimme aus dem Totenkopf. "Das Schicksal hat beschlossen, Ihnen noch eine Frist zu geben, bis ich Sie zu mir holen darf. Wie lang diese Frist ist hängt von Ihnen bzw. keine Abkürzungen in der wörtlichen Rede von den Wünschen ab, die Sie in der verbleibenden Zeit noch erfüllt sehen möchten. Das ist weiter nichts als ein Experiment, vielleicht auch ein Spiel, welches sich das Schicksal hin und wieder gönnt." Sehr gut bis dahin
Während er sprach, war der Teufel in Person des Dr. Belz aufgestanden, [red] Strichpunkt[/red] und indem seine glühenden Augen an den unter lähmender Furcht [strike] regelrecht[/strike] ächzenden Männer vorbei starrten, machte er eine auffordernde Handbewegung. Malte gewahrte aus den Augenwinkeln, wie sich die schöne Rose darauf hin vom Türrahmen löste und vor zum Schreibtisch ging. Aus den knöchernen Fingern des Todes empfing sie Papier und Stifte, die sie dann an die drei immer noch wie erstarrt wirkenden Auserwählten verteilte. Malte schaute zu ihr auf, als sie ihm die Schreibutensilien reichte. Selbst in dieser vom Grauen beherrschten Situation, fühlte er erneut, wie sich seine Bewunderung für diese Frau erneut Bahn brach. Er registrierte ihr feines Lächeln, und für einen Moment schien dies die dumpfe Angst zu verdrängen. Wenn das dort [strike] vorn[/strike] der Tod war - und nichts ließ ihn daran mehr zweifeln - dann war Rose das Leben. Leben? [strike] Malte kamen Zweifel. [/strike] Nein - sie verkörperte wohl eher das Schicksal. [strike] Sein[/strike] Maltes Schicksal?
[strike] Malte[/strike] Er kam nicht dazu, diesen Gedanken weiter zu spinnen, denn kaum hatte Rose ihren Platz an der Tür wieder eingenommen, da dröhnte auch schon des Todes Stimme wieder durch den Raum.
"Schreiben Sie jetzt auf, welchen bisher unerfüllten Wunsch Sie unbedingt [strike] noch[/strike] verwirklicht sehen möchten. Gehen Sie davon aus, bereits jetzt auf dem Sterbebett zu liegen. Mich [strike] schon[/strike] spürend, mussten bereits unendlich viele Menschen plötzlich feststellen, wieviel sie [strike] eigentlich[/strike] in ihrem Leben verpasst, [strike] nicht wahrgenommen oder nicht erledigt[/strike] hatten. Das gestrichene bedeutet dasselbe und macht den Satz unübersichtlicher Oft reduziert sich das dann, je näher ich trete, auf eine [strike] ganz[/strike] konkrete Sache. Dieses panische Gefühl, etwas furchtbar Wichtiges in diesem nur einmal geschenkten Leben unwiderruflich versäumt zu haben, wollen wir Ihnen nehmen. Empfinden Sie das als eine ganz besondere Auszeichnung, eine Laune des Schicksal, die nur [strike] ganz[/strike] das war ein „ganz“ zu viel wenigen Sterblichen widerfährt. Denken Sie aber daran, ich bin unvermeidlich, und ich werde vor der Tür stehen, sobald Ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist."
In Maltes Kopf rauschten tosende Gefühlsbäche. Nur im Unterbewusstsein nahm er wahr, wie der Dicke neben ihm aufschluchzte und mit sabberndem Mund wirre Satzfetzen formulierte.
"[strike] Und[/strike] als eine zusätzliche Gnade geben wir Ihnen die Möglichkeit, die Todesart selbst zu wählen", ergänzte der Teufel und grinste dabei sichtlich amüsiert.
Und nun - schreiben Sie. Dringlichster Wunsch und[strike] ...[/strike]Todesart. Sie haben genau fünf Minuten Zeit. "
Malte hockte apathisch auf seinem Sessel. Er merkte nicht, wie [strike] sehr[/strike] das Papier in seinen Händen zitterte. Er achtete nicht auf seine beiden Gefährten, von denen der eine kreidebleich auf die leeren Blätter starrte und der andere in wilder Hast den Stift gebrauchte. Malte fühlte instinktiv, dass ihn die Lähmung auch nach Ablauf der Frist noch gefangen halten würde. Die panische Angst, nicht nur den Tod vor Augen zu haben, sondern obendrein ein [strike] völlig [/strike]leeres Blatt abgeben zu müssen, ließ ihn unwillkürlich keuchen. Was sollte er schreiben? Was konnte noch in Erfüllung gehen, wovon man sagen durfte, dafür hat es sich gelohnt zu sterben? Gedanken kamen und gingen. Keiner ließ sich festhalten.
"Noch drei Minuten!"
Nun begann auch der Arrogante, hastig zu schreiben. Malte ließ entnervt das Blatt sinken. Es war Sinnlos.
"Noch zwei Minuten!"
Immer noch kein Gedanke, keine Idee - im Kopf weiter nichts als sich steigernde Panik.
"Noch eine Minute!"
Malte fühlte Resignation in sich aufsteigen. Mit was für einer Miene würde Rose sein leeres Blatt entgegen nehmen? Würde wenigstens sie so etwas wie Mitgefühl...? die drei Punkte sind zu ungünstig.
Es gelang ihm, den Kopf zu wenden und zu ihr zu schauen. Wieder kreuzten sich ihre Blicke. [strike] Und[/strike] sie lächelte. Ein Lächeln nur für ihn. Ein Lächeln, das Hoffnung - nein - Gewissheit vermittelte. Und blitzartig wurde ihm bewusst: Da war sie, die Chance, die ihn im letzten Moment zu retten vermochte.
Er zückte den Stift und schrieb nur einen einzigen Satz, von dem er wusste, dass er ihm noch Jahrzehnte bescheren könnte.
"Mein sehnlichster Wunsch - 3.000 kleine Tode in den Armen von Rose."


__________________
Schreib über das, was du kennst! So ist es
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo hoover,

wow, das ist Kritik, wie ich sie mag! Erst einmal herzlichen Dank dafür. Statt „dafür“ hätte ich jetzt „für deine Mühe“ einsetzen können, aber ich verkneife mir das, weil ich weiß, dass es Leute gibt, denen es ganz einfach auch Spaß macht, Texte zu sezieren. Und Du scheinst mir zu dieser Spezies zu gehören. Willkommen im Club der wenigen Lupianer, denen dieser Spaß vergönnt ist.
Du hast mich mit einigen deiner Anmerkungen wirklich nachdenklich gemacht. Du hast vor allem ein paar für mich ganz typische Fehler heraus gepickt, die ich selbst (aber auch andere) nie bemerkt habe(n).
Ich hoffe, Du hast nun noch genügend Geduld, um meine Anmerkungen zu deinen Kritikpunkten zur Kenntnis zu nehmen. (Über das, was Du zu loben hattest, brauchen wir nicht reden; ich nehme es aber sehr dankbar entgegen) Hoffentlich siehst Du durch, denn ich habe den Text in Word bearbeitet; dabei sind dann deine VB-Codes rausgeflogen.


„Etwas zu umständlich ... „... sich eine strubbelige Haarsträhne ...“ würde das Ganze etwas auflockern“
einverstanden

" Ja, hier muß es sein",
Ja – ich benutze einen solchen Zusatz liebend gern, obwohl mich ein mact bereits vor längerer Zeit darauf aufmerksam gemacht hat. Nein – ich kann es einfach nichts lassen. Aber – vielleicht sollte ich mich doch etwas mehr am Riemen reißen.

...wiederholte er fast schon ein wenig ehrfürchtig Punkt und Er blickte den mit schwarz glänzendem Basalt gepflasterten Weg entlang, der leicht geschwungen bis zu dem reich verzierten Portal einer wuchtig hingeklotzten Villa führte. Der Punkt da oben macht den Satz etwas weniger umständlich und übersichtlicher
voll akzeptiert!Und für „leicht“ versuche ich es einmal mit „sanft“

Malte fühlte, wie sich eine leichte ... Wiederholung Beklemmung auf seine Brust legte. Er stammte aus dieser Stadt, hatte mehr als 40 Jahre in ihr gelebt, aber in diese stinkvornehme Gegend hatte es ihn bisher ganz das ist auf dieser ganz arg, sehr kurzen Strecke des Textes ein Adverb zu viel selten verschlagen.
Du siehst mich grübeln. Ist der Nebensatz tatsächlich durch dieses kleine „ganz“ hoffnungslos überfrachtet. Würdest Du mir als Kompromiss das noch kleinere „nur“ durchgehen lassen?

Und noch nie hatte er eine dieser luxuriösen Villen betreten. Am liebsten hätte er Gas gegeben, um zurück in seine Einraumwohnung zu fahren, wo er gemütlich bei ein paar Bierchen dem Abend entgegen dösen würde FAST zu umständlich ... den Abend verbringen/genießen konnte.
Ok, das „und „ weglassen, aber bei dem „entgegen dösen“ würde ich gern bleiben wollen, selbst auf die Gefahr hin, umständlich zu wirken.


Neugier deshalb, weil die angeblich so dringende Angelegenheit nur vage umschrieben worden war. Aber einiges schien darauf hinzudeuten, dass es sich wohl um eine Erbschaftsangelegenheit handeln könnte. Malte war alles andere als vermögend. Strichpunkt Und die paar Pimperlinge, die er mühsam beiseite gebracht hatte, würden für die Scheidungskosten drauf gehen. Oh ja - da käme so eine kleine Erbschaft - woher sie auch immer stammen möge - sehr gelegen. Mit diesem Gedanken ließ er die Kupplung kommen, und nahm die Auffahrt rasanter als gewollt. Pass auf deine Lieblingsadverbien und Adjektive auf, ich hab sie – ein, zwei Sätze weiter oben und unten - unterstrichen und fett gedruckt
Auch hier bleibt mir weiter nichts, als zu akzeptieren. Aber Lieblingsadverbien! – ich bitte dich! Das sind doch keine... Scheiße. Ich hab mal noch ein paar andere Texte von mir unter diesem Aspekt unter die Lupe genommen. Hm. Könnte tatsächlich was dran sein.

Malte stellte sein klappriges Gefährt mit gebührendem Abstand daneben, Punkt und während er den Wagen abschloß, besaß er Gelegenheit, die Lungen noch einmal so richtig mit frühherbstlich warmer Luft voll zu pumpen, bevor er die paar Schritte bis zur klobigen Eingangstür ging. Der altmodische Klingelknopf, der unter dem goldglänzendem Firmenschild mit dem Schriftzug "Kanzlei Dr. Schnitter & Partner" angebracht war, löste, nachdem Malte mit klopfendem Herzen drauf gedrückt hatte, einen dezenten Gong aus. Der Satz war FAST schon zuviel des Guten. Keine drei Sekunden später öffnete sich das schwere Portal. Nach weiteren drei Sekunden unwillkürlichen Zögerns wie notwendig ist wirklich?? trat er schließlich ein.
Deine Änderungen sind akzeptiert. Über möglichst elegante Kürzungen (oder Streichungen?) muss ich noch nachdenken.

Grün blitzten auch wieso auch?? die lebhaften Augen, die sie mit einem aus Neugier und Distanz gepaarten Blick auf den Besucher gerichtet hielt.
Natürlich „auch“, denn das Kleid ist ja schließlich ebenfalls grün. Hm. Aber das Kleid blitzt nicht. Verdammich – hoover hat Recht!


"Ich weiß. ... aber diese Antwort kommt zu spät. Das obere sind Beschreibungen, die dem Dialog abwegig sind. Setz sie woanders ein, hier sind sie ungünstig Sie sind der Letzte. Herzlich willkommen in unserem Hause."
Das hab ich noch nicht ganz begriffen, aber ich denke weiter darüber nach.

Zwei- dreimal huschte dabei ihre Zungenspitze spielerisch darüber hinweg. Na ja ... das ist zu offensichtlich
siehe oben

'Was für eine Frau!' dachte er und mußte sich regelrecht zum Weitergehen zwingen. Mehr stolpernd als gehend betrat er ein großes mit schweren Teppichen ausgelegtes Zimmer.
"Ah, da sind Sie ja", hörte er eine unangenehm kratzende Stimme aus der Tiefe dieses im leichten das war mal wieder ein „leicht“ zu viel, vor allem, weil ... Halbdunkel liegenden Raumes. Malte schaute blinzelnd in die Richtung, aus der die Worte gekommen waren und gewahrte hinter einem Ungetüm von Schreibtisch einen älteren sehr hageren Mann. Der Alte saß leicht ... da unten schon wieder eins kommt vorgebeugt in einem nicht weniger gewaltigen Ledersessel und fuhr mit den knochigen Händen unentwegt über die auf Hochglanz polierte Tischplatte.
“regelrecht“ kann wirklich rausfliegen, die „leichte“ Streichung ist auch in Ordnung, aber „nicht weniger“ lass ich drin.

Der andere war ein ziemlich in meinen Augen ziemlich egal, ob es drin bleibt oder nichtbeleibter Mitsechziger. Kurzatmig hockte er auf der äußersten Sesselkante und knetete nervös seine kurzenzweimal kurz – fatal – aber was dann? Spontan fällt mir nur „stummelig“ ein Wurstfinger.

Die bedrückende Atmosphäre in diesem Zimmer danke. Deine Version gefällt mir besserließ Malte frösteln.

Von ihm ging etwas aus, das Unbehagen hervor rief. Unklar
Ja, das ist tatsächlich unklar. Und das soll es an dieser Stelle auch noch sein.

Fast schon verzweifelt suchte er nach einem Punkt, der beruhigend auf seine Sinne wirken könnte. Aber Den fand er erst, als er den Kopf schräg nach hinten drehte. Rose!
Die Streichung übernehme ich gern. Das „aber“ gefällt mir dagegen nicht so sehr.

Wie sie so mit nachlässiger Eleganz leicht das Wort magst du sehr oder?
Jetzt, wo Du mich leicht mit der Nase darauf gestoßen hast, muss ich gestehen, dass es mir tatsächlich nicht leicht fällt, auf das Wort „leicht“ leicht zu verzichten. Vielleicht gelingt es mir künftig besser. Wird aber nicht leicht sein.


Malte spürte , wie plötzlich eine eigentümliche Kälte seine Beine erfasste. Einen Moment lang hatte er die wässrig gelben Augen des Alten auf sich gerichtet gefühlt... Wiederholung. Versuchs mal mit „spürte“.
Versuch gelungen?
.
"Wir führen hier nämlich keine gewöhnliche Anwaltskanzlei mit ebenso gewöhnlichen Mandanten. Unser einziger - ich betone - einziger einziger Klient ist das Schicksal, das uns damit beauftragt hat, mit gebotener Umsicht in seinem Sinne zu wirken. Und eben dieses Schicksal ist zu dem Entschluß gekommen, Ihre..." Der Alte ließ den Blick sehr eindringlich über die drei Besucher gleiten. ".
Hier wurde wohl völlig zu Recht gestrichen

" Du findest Worte für Dinge, die jeder schon gelesen hat, aber kein Mensch merkt es durch die Art, wie du es ausdrückst. Das ist echt beeindruckend
Danke. Das hat mir noch keiner gesagt. Bin gerade 10cm gewachsen.

Die Kälte kroch höher, umklammerte den Brustkorb, hinderte am Atmen.
"Wir sind nicht irgendwelche Wald- und Wiesenanwälte, nein, wir sind die Erfüllungsgehilfen des Schicksals. Die Menschen haben sich die verschiedensten Bezeichnungen für uns ausgedacht. Die Gebräuchlichsten sind wohl 'der Tod'" - Mit dem knochigen Finger wies der Alte auf sich, bevor er ihn sie auf seinen Partner richtete der Satz klingt etwas verwirrend. Besser: Mit k. Fingern ... bevor er auf seinen Partner zeigte. - "Und der Teufel". So, meine Herren - jetzt wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben." Das tun wir
Na, da denke ich noch mal in Ruhe darüber nach. Vielleicht finde ich Formulierungen, die weniger verwirrend sind. Die Streichung am Ende ist sinnvoll

Auch auf den Schlaksigen schien der Befehl einen spürbaren Eindruck zu hinterlassen. Das ergibt sich aus diesem Satz: Mit aschfahlem Gesicht sank der Schlaksige er zurück in den Sessel.
Wenn Du sehen könntest, wie schwer mir das Nicken fällt

die krächzende Stimme musste du nicht immer wieder erwähnen ... die Leser denken mit. Erzürn sie nicht, wenn du das Gegenteil denkst und Wiederholungen einbaust
Nein, nein – den Leser zu verärgern, wäre töricht. Was wären wir ohne ihn. Also: Ich nehme deinen Hinweis ernst und lasse den Alten diesmal nicht krächzen

„Meinen Sie wirklich? Vielleicht sehe ich tatsächlich aus wie ein verwirrter Greis. Nun gut. Aber vielleicht überzeugt Sie das!" Der Alte kicherte und richtete sich kerzengerade hinter dem Schreibtisch auf. Er blinzelte ein paarmal, und schloß dann die Lider, Punkt und als er sie endlich wieder hob, waren da nur noch zwei leere Höhlen. Malte fühlte das blanke Entsetzen in sich hoch kriechen. Fassungslos sah er zu, wie sich das ohnehin schon ledrig wirkende Antlitz des Alten gänzlich entfleischte, bis schließlich nur noch ... Wiederholung ein böse grinsender Totenschädel übrig blieb. Böse klingt nicht treffsicher genug: sarkastisch/dämonisch bzw. teuflisch z.B. Sein Partner hatte sein teuflisches Feixen aufgesetzt, mit dem er das Grauen in den Gesichtern der drei Delinquenten quittierte. Während der Dicke winselnd die Hände vor das Gesicht schlug , riß ... das ist zu prompt, klingt nach kitschigen B-Movie Splatter Film ... Das Grauen frisst sich immer langsam durch. „Seine Augen weiteten sich im Schock“, wäre ein Bsp. dafür, denk nach, du findest bessere der Schlaksige die Augen weit auf und schien die Szene am Schreibtisch nur noch mit ungläubigem Staunen zu verfolgen.
Tja - hier stecken gleich mehrere Nüsse drin, die es zu knacken gilt. Deine Vorschläge aus der oberen Hälfte dieses Absatzes werde ich wohl übernehmen. Den Rest gilt es zu überdenken. Ich habe diese Szene nachträglich eingebaut, da ich die beiden Herrschaften im Eifer des Gefechtes völlig aus den Augen verloren hatte. Da musste also noch was rein. Dabei sollte es so kurz wie möglich gehalten werden. Hm. Ging wohl in die Hose.

Du sprichst oft von „schien“ und „scheinen“. Frag dich mal, ob es nur so SCHEINT oder ob es so IST, was du erzählst.
Hier bin ich mal anderer Meinung. Warum? Nun – dies ist eine Kurzgeschichte, und da sollte man nach Möglichkeit (oder überhaupt) vermeiden, die Perspektiven zu wechseln. Das habe ich zumindest mal irgendwo aufgeschnappt. Der Text ist aus der Perspektive des Malte Tüll geschrieben. Woher soll der aber wissen, dass der andere tatsächlich ungläubig staunt? Er nimmt es auf Grund der Mimik nur an. Schreibe ich aber [blue]...der Schlaksige die Augen weit auf und verfolgte die Szene am Schreibtisch nur noch mit ungläubigem Staunen.[/blue], dann schlüpft der Erzähler in den Schlaksigen. Da ich an der Perspektive des Malte klebe, muss ich es also „scheinen“ lassen. Ok. Das ist meine Meinung. Ich fände es interessant zu wissen, wie das von anderen Autoren gesehen wird.

Während er sprach, war der Teufel in Person des Dr. Belz aufgestanden, Strichpunkt und indem seine glühenden Augen an den unter lähmender Furcht regelrecht ächzenden Männer vorbei starrten, machte er eine auffordernde Handbewegung.
Uff. Das gefällt mir

Ich muss schon sagen, als Kritiker bist Du verdammt aufmerksam. Als Autor bist Du mir (ich leide derzeit unter extremen Zeitmangel) erst einmal im erotischen Bereich begegnet. Vielleicht finde ich mal Zeit und Gelegenheit, mit ähnlich konstruktiver Münze zurück zu zahlen. Bis hierher erst noch mal danke. Ich brauche die im nachfolgenden Textteil enthaltenen Anregungen bzw. Änderungsvorschläge nicht einzeln zu kommentieren. Ich habe sie einfach mal umgesetzt. Nachfolgende Passage ist das Ergebnis.

[blue]Wenn das dort der Tod war - und nichts ließ ihn daran mehr zweifeln - dann war Rose das Leben. Leben? Nein - sie verkörperte wohl eher das Schicksal. Maltes Schicksal?
Er kam nicht dazu, diesen Gedanken weiter zu spinnen, denn kaum hatte Rose ihren Platz an der Tür wieder eingenommen, da dröhnte auch schon des Todes Stimme wieder durch den Raum.
"Schreiben Sie jetzt auf, welchen bisher unerfüllten Wunsch Sie unbedingt verwirklicht sehen möchten. Gehen Sie davon aus, bereits jetzt auf dem Sterbebett zu liegen. Mich spürend, mussten bereits unendlich viele Menschen plötzlich feststellen, wieviel sie in ihrem Leben verpasst hatten. Oft reduziert sich das dann, je näher ich trete, auf eine konkrete Sache. Dieses panische Gefühl, etwas furchtbar Wichtiges in diesem nur einmal geschenkten Leben unwiderruflich versäumt zu haben, wollen wir Ihnen nehmen. Empfinden Sie das als eine ganz besondere Auszeichnung, eine Laune des Schicksal, die nur wenigen Sterblichen widerfährt. Denken Sie aber daran, ich bin unvermeidlich, und ich werde vor der Tür stehen, sobald Ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist."
In Maltes Kopf rauschten tosende Gefühlsbäche. Nur im Unterbewusstsein nahm er wahr, wie der Dicke neben ihm aufschluchzte und mit sabberndem Mund wirre Satzfetzen formulierte.
" Und als eine zusätzliche Gnade geben wir Ihnen die Möglichkeit, die Todesart selbst zu wählen", ergänzte der Teufel und grinste dabei sichtlich amüsiert.
Und nun - schreiben Sie. Dringlichster Wunsch und Todesart. Sie haben genau fünf Minuten Zeit. "
Malte hockte apathisch auf seinem Sessel. Er merkte nicht, wie das Papier in seinen Händen zitterte. Er achtete nicht auf seine beiden Gefährten, von denen der eine kreidebleich auf die leeren Blätter starrte und der andere in wilder Hast den Stift gebrauchte. Malte fühlte instinktiv, dass ihn die Lähmung auch nach Ablauf der Frist noch gefangen halten würde. Die panische Angst, nicht nur den Tod vor Augen zu haben, sondern obendrein ein leeres Blatt abgeben zu müssen, ließ ihn unwillkürlich keuchen. Was sollte er schreiben? Was konnte noch in Erfüllung gehen, wovon man sagen durfte, dafür hat es sich gelohnt zu sterben? Gedanken kamen und gingen. Keiner ließ sich festhalten.
"Noch drei Minuten!"
Nun begann auch der Arrogante, hastig zu schreiben. Malte ließ entnervt das Blatt sinken. Sinnlos!
"Noch zwei Minuten!"
Immer noch kein Gedanke, keine Idee - im Kopf weiter nichts als sich steigernde Panik.
"Noch eine Minute!"
Malte fühlte Resignation in sich aufsteigen. Mit was für einer Miene würde Rose sein leeres Blatt entgegen nehmen? Würde wenigstens sie so etwas wie Mitgefühl empfinden?
Es gelang ihm, den Kopf zu wenden und zu ihr zu schauen. Wieder kreuzten sich ihre Blicke. Sie lächelte. Ein Lächeln nur für ihn. Ein Lächeln, das Hoffnung - nein - Gewissheit vermittelte. Und blitzartig wurde ihm bewusst: Da war sie, die Chance, die ihn im letzten Moment zu retten vermochte.
Er zückte den Stift und schrieb nur einen einzigen Satz, von dem er wusste, dass er ihm noch Jahrzehnte bescheren könnte.
"Mein sehnlichster Wunsch - 3.000 kleine Tode in den Armen von Rose."[/blue]


Na? Besser so? Ich könnte damit leben. Also, danke noch mal und viele Grüße von
Ralph
 
H

hoover

Gast
Hi Ralph,

freut mich, dass du mit den Verbesserungsvorschlägen was anfangen konntest.
Ich versuch mal ´n bisschen was dazu zu sagen.
(Deine Kommentar hab ich kursiv gedruckt, ist vielleicht übersichtlicher)


Du siehst mich grübeln. Ist der Nebensatz tatsächlich durch dieses kleine „ganz“ hoffnungslos überfrachtet. Würdest Du mir als Kompromiss das noch kleinere „nur“ durchgehen lassen?


Nee, überfrachtet ist er nicht. Sagen wir, dass ist eine persönliche Abneigung. "Ganz", "klein" und so stechen mir meistens ins Auge, wenn ich einen Text lese. Wenn sie zu oft vorkommen stört mich das schon. Na ja, jeder hat so seine Eigenheiten ... ;-)



"Ich weiß. ... aber diese Antwort kommt zu spät. Das obere sind Beschreibungen, die dem Dialog abwegig sind. Setz sie woanders ein, hier sind sie ungünstig Sie sind der Letzte. Herzlich willkommen in unserem Hause."
Das hab ich noch nicht ganz begriffen, aber ich denke weiter darüber nach.


Ich glaub, das hab ich ´n bisschen komisch formuliert?
Du hast erst eine Figur reden lassen, dann Beschreibungen reingebracht und dann erst antwortete die andere Person. Es hat zu lange gedauert, bis sie geantwortet hat, find ich, das muss direkter kommen.


Zwei- dreimal huschte dabei ihre Zungenspitze spielerisch darüber hinweg. Na ja ... das ist zu offensichtlich

Ich finde die Anspielung "ihre Zungenspitze huschte spielerisch darüber hinweg" etwas zu offensichtlich, zu plötzlich. Der Annäherungsversuch (wenn man das so sagen kann) sollte da ein bisschen versteckter sein, find ich.


... knetete nervös seine kurzenzweimal kurz – fatal – aber was dann? Spontan fällt mir nur „stummelig“ ein Wurstfinger.

hm, das stummelig find ich nicht schlecht ... da fällt mir gerade auch nichts besseres ein. "Seine stummeligen Wurstfinde ..." doch, das ist okay, find ich.


Von ihm ging etwas aus, das Unbehagen hervor rief. Unklar
Ja, das ist tatsächlich unklar. Und das soll es an dieser Stelle auch noch sein

Womit ich dir Recht geben muss ... ;-)



Malte spürte, wie plötzlich eine eigentümliche Kälte seine Beine erfasste. Einen Moment lang hatte er die wässrig gelben Augen des Alten auf sich gerichtet gefühlt... Wiederholung. Versuchs mal mit „spürte“.
Versuch gelungen?


Ich denk schon, ja. Das find ich auf jeden Fall besser



Du sprichst oft von „schien“ und „scheinen“. Frag dich mal, ob es nur so SCHEINT oder ob es so IST, was du erzählst.
Hier bin ich mal anderer Meinung. Warum? Nun – dies ist eine Kurzgeschichte, und da sollte man nach Möglichkeit (oder überhaupt) vermeiden, die Perspektiven zu wechseln. Das habe ich zumindest mal irgendwo aufgeschnappt. Der Text ist aus der Perspektive des Malte Tüll geschrieben. Woher soll der aber wissen, dass der andere tatsächlich ungläubig staunt? Er nimmt es auf Grund der Mimik nur an. Schreibe ich aber ...der Schlaksige die Augen weit auf und verfolgte die Szene am Schreibtisch nur noch mit ungläubigem Staunen., dann schlüpft der Erzähler in den Schlaksigen. Da ich an der Perspektive des Malte klebe, muss ich es also „scheinen“ lassen. Ok. Das ist meine Meinung. Ich fände es interessant zu wissen, wie das von anderen Autoren gesehen wird.


Hm, also mir ist das schien nur oft aufgefallen ... aber deine Erklärung ergibt Sinn, doch.


Okay, dann spring ich mal zu den Textpassagen, die du blau markiert hast:


Wenn das dort der Tod war - und nichts ließ ihn daran mehr zweifeln - dann war Rose das Leben. Leben? Nein - sie verkörperte wohl eher das Schicksal. Maltes Schicksal?


Wenn ich mir das jetzt so ansehe, find ich, dass da eine Wiederholung zuviel drin ist. Er das "... Leben. Leben?"
Dann das "...Schicksal. Maltes Schicksal?"
Der Satz ist auf jeden Fall besser als vorher.


Wenn das dort der Tod war - und nichts ließ ihn daran mehr zweifeln - dann war Rose das Leben. [strike]Leben? Nein - sie[/strike] Oder verkörperte sie [strike]wohl eher[/strike] das Schicksal. Maltes Schicksal?


Das ist nur ein Vorschlag. So sehr gefällt mir der nicht mal, ich hab ihn nur erwähnt, vielleicht spricht er dich ja an.
Ich werd mir das heute Abend vollends anschauen.
Muss jetzt los, Opas Geburtstag im Krankenhaus feiern. *g*


Bis denne
hoover
 
H

hoover

Gast
Hi Ralph,

du musst dich nicht revanchieren. Ich tu so was ja gern. Aber wenn du willst, kannst du mal ins Erzählforum schauen, da hab ich „Namenlos ...“ drin, bin mir noch nicht so sicher, ob die Geschichte gut ist ... ich glaub, da fehlt noch irgendwas. Weiß nicht.

Also wegen dem letzten Vorschlag von mir. Wenn ich mir das recht überlege, find ich den doch nicht so schlecht, aber wie gesagt, es ist ein Vorschlag. Vielleicht fällt dir was besser ein zu dem hier?:

Wenn das dort der Tod war - und nichts ließ ihn daran mehr zweifeln - dann war Rose das Leben. Leben? Nein - sie verkörperte wohl eher das Schicksal. Maltes Schicksal?

Ich glaub fast, das vorher ist eine ziemlich gute Lösung, aber die gefällt mir, das ist Geschmackssache.

Er kam nicht dazu, diesen Gedanken weiter zu spinnen, denn kaum hatte Rose ihren Platz an der Tür wieder eingenommen, da dröhnte auch schon des Todes Stimme wieder durch den Raum.
"Schreiben Sie jetzt auf, welchen bisher unerfüllten Wunsch Sie unbedingt verwirklicht sehen möchten. Gehen Sie davon aus, bereits jetzt auf dem Sterbebett zu liegen. Mich spürend, mussten bereits unendlich viele Menschen plötzlich feststellen, wieviel sie in ihrem Leben verpasst hatten. Oft reduziert sich das dann, je näher ich trete, auf eine konkrete Sache. Dieses panische Gefühl, etwas furchtbar Wichtiges in diesem nur einmal geschenkten Leben unwiderruflich versäumt zu haben, wollen wir Ihnen nehmen. Empfinden Sie das als eine ganz besondere Auszeichnung, eine Laune des Schicksal, die nur wenigen Sterblichen widerfährt. Denken Sie aber daran, ich bin unvermeidlich, und ich werde vor der Tür stehen, sobald Ihr Wunsch in Erfüllung gegangen ist."
In Maltes Kopf rauschten tosende Gefühlsbäche. Nur im Unterbewusstsein unterbewusst nahm er wahr, wie der Dicke neben ihm [strike]auf[/strike]schluchzte und mit sabberndem Mund wirre Satzfetzen formulierte.
" Und als eine zusätzliche Gnade ich find, das muss nicht unbedingt rein, was sagst du? Aber wir geben [strike] wir[/strike] Ihnen die Möglichkeit, die Todesart selbst zu wählen", ergänzte der Teufel und grinste dabei sichtlich amüsiert. Als Bsp.
Und nun - schreiben Sie. Dringlichster Wunsch und Todesart. Sie haben genau fünf Minuten Zeit. "
Malte hockte apathisch auf seinem Sessel. Er merkte nicht, wie das Papier in seinen Händen zitterte. Er achtete nicht auf seine beiden Gefährten, von denen der eine kreidebleich auf die leeren Blätter starrte und der andere in wilder Hast den Stift gebrauchte. Malte fühlte instinktiv, dass ihn die Lähmung auch nach Ablauf der Frist noch gefangen halten würde. Die panische Angst, nicht nur den Tod vor Augen zu haben, sondern obendrein ein leeres Blatt abgeben zu müssen, ließ ihn unwillkürlich keuchen. Was sollte er schreiben? Was konnte noch in Erfüllung gehen, wovon man sagen durfte, dafür hat es sich gelohnt zu sterben? Gedanken kamen und gingen. Keiner ließ sich festhalten.
"Noch drei Minuten!"
Nun begann auch der Arrogante, hastig zu schreiben. Malte ließ entnervt das Blatt sinken. Sinnlos!
"Noch zwei Minuten!"
Immer noch kein Gedanke, keine Idee - im Kopf weiter nichts als sich steigernde Panik.
"Noch eine Minute!"
Malte fühlte Resignation in sich aufsteigen. Mit was für einer Miene würde Rose sein leeres Blatt entgegen nehmen? Würde wenigstens sie so etwas wie Mitgefühl empfinden?
Es gelang ihm, den Kopf zu wenden und zu ihr zu schauen. Wieder kreuzten sich ihre Blicke. Sie lächelte. Ein Lächeln nur für ihn. Ein Lächeln, das Hoffnung - nein - Gewissheit vermittelte. Und blitzartig wurde ihm bewusst: Da war sie, die Chance, die ihn im letzten Moment zu retten vermochte.
Er zückte den Stift und schrieb nur einen einzigen Satz, von dem er wusste, dass er ihm noch Jahrzehnte bescheren könnte.
"Mein sehnlichster Wunsch - 3.000 kleine Tode in den Armen von Rose."


Na? Besser so? Ich könnte damit leben. Also, danke noch mal und viele Grüße von
Ralph


Mit dem kann ich auch leben, lieber Ralph. Das ist großartig, Respekt.

Liebe Grüße
hoover
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo hoover,

Tja - Ende gut, alles gut, könnte man jetzt sagen. Obwohl, beim Umformulieren findet man ja eigentlich nie so richtig ein Ende. Aber jetzt erst mal genug der Mühe. Ich werde mich mal in einer stillen Stunde (ha, ha - wann hab ich die schon?)über den Originaltext her machen. Jetzt hast Du mich erst mal neugierig gemacht, und so wechsle ich ins Erzählforum. Da war ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Das ist schade, denn ich mag lange Texte. Und außerdem ganz im Vertrauen: Immer nur Erotik wird auf die Dauer ziemlich langweilig. (komisch - und das sagt ausgerechnet der Moderator)

Vielen Dank noch mal für die Art, in der Du dich in meinen Text "gekniet" hast und viele Grüße von
Ralph
 

Chrissie

Mitglied
Hallo Ralph,

lang, lang ist's her, dass ich das letzte Mal in der Lupe war. Heute spaziere ich mal wieder hier rein und freue mich, noch ein paar bekannte Namen zu finden.

Meine "Vorredner" haben sich ja schon lang und breit und lektoratstechnisch mit deiner Story befasst.

Da bleibt mir nur zu sagen: "Mir gefällt's!"

Ganz liebe Grüße aus dem sturmgeföhnten Bayern

Chrissie
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Vielen Dank chrissie,

und es ist schön, dich mal wieder hier aufkreuzen zu sehen. Noch schöner fände ich es natürlich, wenn Du der Lupe öfter mal einen Besuch abstatten könntest. (Komisch - immer, wenn mal wieder jemand von den "Alten" hier auftaucht beschleichen mich "lupennostalgische" Gefühle)
Viele Grüße aus dem froststarren Spreewald von
Ralph
 



 
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