deutsch landfunk

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  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15780
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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
deutsch landfunk


im radio sagt eine frau ein gedicht auf
in sätzen von gandhi girlanden und smog:
kloaken koala lum purpur touristen
des lebens seid ihr – jedes wort ein schock

was ist vom mahatma geblieben so hiesz
das lied das sie sang und die nachrichten wur
den scheiter geschnitten bereiter geritten
der brexitiären schimäre zur schur

die wollen zu trennen von nacketer wahrheit
blass rosigen fleisches zu schnecken die ohren
von kühlender kenntnis: die sache hat eige
ne wärme – erklärn uns die commentadoren

die sprache hat eigene rhyth micker straszen
im vers über schlack loch picker piesz fahrten
ins blaue vom hindi film song – wie dein kahn in
die si tua tion stöszt im rosen pieks gar ten
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Ich will mir nicht vorstellen, Mondneins Hansz,
dass du solche Werke auf Halde liegen hast. Das klingt viel zu spontan. Und ulkig. Und beneidenswert gekonnt.
Gruß JF
 
G

Gelöschtes Mitglied 16102

Gast
Ich tät "smog" nicht auf "Schock" reimen, if I may say so.

Mit dem DLF hätt ich auch mal ein Hühnchen zu rupfen.

Und das Gedicht insgesamt finde ich amüsant!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das ist, Waldbaum,

"Smog" in der deutschen Aussprache des Fremdwortes. Also ein deutsches Wort in englischer Schreibung. In Deutschen wird das End-G der Wörter zu einem K gehärtet, außer bei den Adjektiven auf -ig, wo es zu ch aufgeweicht wird.

Das Hühnchen hat doch keine Federn mehr, die Suppe wandelte sich in unsere Leiber, die Federn in Erde-Ersatz. Damit die tropischen Topfpflanzen keine kalten Füße kriegen.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 16102

Gast
"Smog" in der deutschen Aussprache des Fremdwortes. Also ein deutsches Wort in englischer Schreibung. In Deutschen wird das End-G der Wörter zu einem K gehärtet, außer bei den Adjektiven auf -ig, wo es zu ch aufgeweicht wird.
Als Süddeutscher bin ich imstande, "Smog" mit einem echten g am Ende zu sprechen.
Ein Smog ist für mich kein Smock oder Schmock.


Und "Job" spreche ich auch als "dschob" aus und nicht als "tschopp".
Ein "Tschopp" ist als "pork chop" eine Art Kotelett oder Schnitzel.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ein was, ein "Kotelett"? nicht cotelet? Das nicht gesprochene End-t fett verdoppelt?
In Amerika ist "schnitzel" die despektierliche Bezeichnung für unbeschnittene Schwein-Assimilierer ("Du bist was du ißt").
"porc chop" kenne ich nicht. Ist mir auch egal.

Es freut mich, daß Süddeutsche "imstande" sind, Englisch zu sprechen, wo sie doch angeblich alles können, außer Hochdeutsch.
Der eigentliche Witz besteht darin, daß die Süddeutschen die weichen Konsonanten härter sprechen als die Mitteldeutschen (vor allem die Sachsen). So habe ich es im Ohr.

Ich käme mir ziemlich albern vor (bei aller Vorliebe fürs Hochgestochene), wenn ich einem Gesprächspartner vorwerfen würde, daß er Wörter wie "Club" oder "Job" nicht mit straffer Lippe aus seinem Strichmund tropfen ließe. Das wäre so blöd, wie einem Engländer oder einem Deutschen vorzuwerfen, daß er jeden harten Anfangskonsonanten mit einer fast schon zischenden Aspiration aufpolstert.

Aber das ist eigentlich völlig egal. Meinetwegen ist es ein unsauberer Reim, nicht gerade von den Schmuddelkindern, den Rappern, eher im nebenher der Alltagssprache enttrieft. Fällt kaum auf. Taschentuch raus, Mutter wischt dem Kind die Schnute ab, die ist jetzt verkleisterter als zuvor. So ist das Leben, und auch das Sprechen, wie aus Beobachtungen induktiv erschlossen. Die harten Schlußkonsonanten der deutschen Alltagssprache stammen weder vom Duden noch vom Sieden, sondern dem Maul, auf das Luther geschaut hat.
Induktiv erschlossen,
nicht deduktiv abgeleitet,
und auch nicht aus dem Denglisch eines süddeutschen Alles(außerhochdeutsch)könners per ordre de mufti (Aufpassen! das d in ordre und das t in mufti dürfen nicht aspiriert werden, gleich, aus welcher Sprache der Mufti ins Frongßäh gewandert ist!) dem Leser aufgebrummt.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
O das sind aber viele sternchen! danke
 

OfN

Mitglied
Hallo Mondnein,

ich hänge zwischen meiner Faszination für die sprachliche Gestaltung und ihrer Unzugänglichkeit. Ich würde gern mehr/genauer verstehen, drum erdreiste ich mich zu dümmlichen Fragen:
Was bedeutet "den scheiter geschnitten bereiter geritten"? Ebenso: "über schlack loch picker piesz" ?
Handelt es sich hier, wie im gesamten Gereim, um einen Dialekt, Idiome oder Wortspiele des "Hochdeutschen"?
Welche Aussage (sofern überhaupt) verbindest du mit den Variationen?

Es grüßt und dankt (gegebenenfalls),
ein Unbekannter.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ja, ofnes Buch: "Wortspiele", aber nicht nur im Normfeld des Hochdeutschen.

"was bedeutet" ist eine existenzielle Frage; zum Zusammenhang von Sprache mit Bedeutung empfehle ich Wittgenstein, vor allem die Werke nach dem Tractatus.

Und nicht zuletzt die ziemlich vielen Beiträge, die ich in der letzten Zeit dazu geschrieben habe, auch bei anderen Dichtern.

Ach so, ja, natürlich: Es empfiehlt sich ein Blick in die Lyrik der letzten fünfzig Jahre.
Jandl (laut und luise).
James Joyce (Finnegans Wake, ist zwar Prosa, aber paßt hier).
Feire Fiz (die ersten vier "hundertliederbücher", die auf www.12koerbe.de veröffentlicht sind; und in den letzten Jahren die folgenden drei, die inzwischen in der Leselupe gelesen werden können, siehe die Liste oben unter dem Gedicht: "Dieses Werk ...").

Wer keinen blassen Schimmer von moderner oder gar avangardistischer Lyrik hat, setzt dann ein einsames Sternchen unter meine Werke. Es ist immer dieselbe Person. Und ich bin immer derselbe Bestirnte.

grusz, hansz
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
M O D E R A T I O N
@blackout , Du wurdest bereits für ad hominem Angriffe in diesem Thread verwarnt. Bitte unterlesse es. Wenn Du Deine Meinung zum Gedicht nicht sachlich und rein textbezogen äußern willst, solltest Du diesen Thread meiden.

cu
lap
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Hallo Mondnein,

ich hänge zwischen meiner Faszination für die sprachliche Gestaltung und ihrer Unzugänglichkeit. Ich würde gern mehr/genauer verstehen, drum erdreiste ich mich zu dümmlichen Fragen:
Was bedeutet "den scheiter geschnitten bereiter geritten"? Ebenso: "über schlack loch picker piesz" ?
Handelt es sich hier, wie im gesamten Gereim, um einen Dialekt, Idiome oder Wortspiele des "Hochdeutschen"?
Welche Aussage (sofern überhaupt) verbindest du mit den Variationen?

Es grüßt und dankt (gegebenenfalls),
ein Unbekannter.
Lieber Unbekannter,

Fragen sind einer Antwort wert.
den scheiter geschnitten bereiter geritten
Das "den" ist zweite Hälfte des Wortes "wurden".
Der Satz lautet: "die nachrichten wurden scheiter geschnitten bereiter geritten".
"scheiter" spielt zwischen "gescheiter", "scheitern", "(holz-) scheite" und "scheitel";
"bereiter" spielt zwischen "reiten" und "bereit".
über schlack loch picker piesz
Auch dieses Fragmentstück versteht sich besser im Selbstbezug des ganzen Verses:
die sprache hat eigene rhyth micker straszen
Es ist in diesem Vers die Sprache selbst, die so beispielhaft übers Kopfsteinpflaster holpert. Sie spielt mit eigenen "rhythmikern" und "mickrigen" Straßenverhältnissen, sofern ihre musikalische Seite als poetische Substanz erscheint.
Das Fragment
über schlack loch picker piesz
wird auch verständlicher, wenn der ganze Vers als Adverbiale des vorherigen Verses bzw. Satzes zitiert wird:
im vers über schlack loch picker piesz fahrten
"schlack loch" aus "Schlagloch" und "Schlacke";
die "piesz"-Partei provinzialisiert Polen in den Abyssus. Aber das nur als Zwischenbemerkung.

grusz, hansz
 
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