Dichter

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wüstenrose

Mitglied
Hallo Ralf,
das (Gedicht) ist sehr schön!
Insbesondere gefällt mir, dass man zwar eine Art Scheitern des Dichters herauslesen kann, da er an Erfolgen lediglich vorzuweisen hat:

die Atem und die Feuerpausen,
das Auf und Ab - der Zigarettengang
...dass man aber andrerseits diese Pausen, diese dichterischen Leerstellen, diese Suchbewegungen auch positiv deuten kann, da sie atmosphärisch ein eigenwilliges, intensives Freiheitsgefühl vermitteln.

lg wüstenrose
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo wüstenrose,

herzlichen dank.

ja, was ist das gelungene. die kunst des scheiterns,
die kunst des ständigen anlaufs?

was ist das überhaupt ein gedicht?
warum machen wir das, mwarum lassen wir es zu?

welcher lohn?

lg
ralf

(klingt jetzt eher hoffnungslos, sit aber nicht so gemeint)
 

wüstenrose

Mitglied
hmm, habs jetzt noch ein paarmal gelesen.
Weiß nicht recht, welche Worte wählen. Ungefähr so:
Es ist "ohne Ende gut"; ich denke, wenn die LL eines schönen Tages in 'ner modernen Sintflut dahin geht, dann sollte es mit auf die Arche.
 
O

orlando

Gast
Mmh, lieber Ralf,
das mit den "Gespenstern" ist zwar sauber verreimt (ist wohl auch der einzige denkbare Reim), klingt aber in meinen Ohr zu geschuldet. -
Unlängst bot ich anbas eine Tüllgardine an, der wollte sie nicht - vielleicht habe ich ja bei dir mehr Glück? :D
Zumindest sollte für diesen Vers etwas Längeres her, leichter Verreimbares, das einen offeneren Ausgang ermöglichte:

Dichter

Wenn dir etwas je gelang:
die Atem und die Feuerpausen,
das Auf und Ab - der Zigarettengang
vom Schreibtisch hin zur Tüllgardine (zum Festerstore, ...)
blickst du dein Leben lang
hinaus zur Nacht, suchst du - ...?

Denn eigentlich sucht ein Dichter doch keine Gespenster, eher Inspiration, leichtbekleidete Musen und so, nee?

LG, orlando
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo orlando,

herzlichen dank - und ja dem reim geschuldet,
weil ich ihn zwingen wollte, weil ich die form versuchte zu wahren.

aber dein ende

"... und du"

da muß ich nochmal ran.

hm, ja das stück ist hie, so wie es steht ein gescheitertes,
aber ich fühlte mich sehr nah dran, an dem was der dichter sucht...

werde versuchen ein paar bessere gedanken zu fischen...
lg
ralf
 

anbas

Mitglied
Unlängst bot ich anbas eine Tüllgardine an, der wollte sie nicht - vielleicht habe ich ja bei dir mehr Glück?
Ist doch prima, dass ich sie nicht wollte - nun kannst Du sie anderen anbieten - wären ja sonst weg... :D

Liebe Grüße

Andreas
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Ralf, Hallo orlando,
ich habe es, ganz automatisch, von Anfang an in Anlehnung an die Redewendung:
Gespenster sehen (Dinge sehen, die gar nicht da sind)
gelesen.
Nun ist, genau genommen, von "Gespenster suchen" und nicht von "Gespenster sehen" die Rede. Von daher sehe ich auch, dass die Frage berechtigt ist, ob die optimale Version bereits dasteht.

Dennoch: (ich erlaube mir hier eine andere Sicht, orlando)
meiner Meinung nach ist zunächst einmal "Fenster" ideal. Das Fenster ist (nicht erst seit dem hier vorliegenden Werk) der Ort, von dem aus der Dichter in die Welt blickt. Das Fenster ist sowohl Tor zur Welt (das verbindet) als auch das, was den Dichter von der Welt trennt.
Und das Gedicht ist, so wie ich es verstehe, zwingend in einem schmucklosen Ton zu lesen, das Gedicht verträgt kein "schmückendes Wort" wie Tüllgardine.
Und am Ende fragt sich dieser Dichter also, ob er nach Dingen sucht, die es gar nicht gibt, ob er um etwas ringt, das quasi gar nicht existent ist. Wie gesagt, bei mir stellte sich diese Lesart wie selbstverständlich ein und so wirkte "Gespenster" überhaupt nicht konstruiert auf mich. "Einbildung" / "Wahn", das sind Nebenbedeutungen von "Gespenst".
Kann aber auch nachvollziehen, dass diese Leseweise sich bei anderen LeserInnen gar nicht einstellt, insofern gehts mir hier nicht ums Recht-haben, sondern ich wollte schildern, wie das Gedicht bei mir "einschlug" - ja, und ich kann nix dafür: es hat wirklich bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

lg wüstenrose
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo wüstenrose,
herzlichen dank für deine erläuterungen.

das was du beschreibst bzw. analysierst trifft das was ich gesagt haben wollte.

mir gefällt an orlandos vorschlag des letzten satzes
die stimmung, die offene frage:

"..suchst du?"

ich finde aber im moment keine anderen worte.

(nur gespenster!)

lg
ralf
 

Label

Mitglied
Hallo Ralf

ich habe dein Gedicht so aufgefasst:
Auch wenn einem Menschen das Leben glückt, kann der Blick aufs Leben (siehst du dein Leben lang hinaus zur Nacht = ein misstrauischer Mensch, der hinter allem etwas vermutet / Gespenster sieht)dazu führen, das Gelingen nicht wahrzunehmen, sich unzufrieden und glücklos zu fühlen.

deshalb empfand ich die Gespenstersuche durchaus für stimmig

hier aber noch ein anderer Blickwinkel, vielleicht nützt es dir etwas.

Wenn dir etwas je gelang:
die Atem und die Feuerpausen,
das Auf und Ab - der Zigarettengang
vom Schreibtisch hin zum Fensterblick,
siehst du dein Leben lang
hinaus zur Nacht, wo suchst du Glück?

LG Label
 

Gerd Geiser

Mitglied
Es gibt ja so Worte, die sind einem lieb und teuer, und das ist auch gut so.
Für andere wiederum sind sie besetzt. Bei Tüllgardine erscheint bei mir sofort Bill Ramsey und die kleine Biene mit der Tüllgardine vor dem Babydollgesicht im Kopf. Also für mich ein No-Go.
LG,
Gerd
 
O

orlando

Gast
Vielleicht was mit außen? Blick ins Außen? -
Fensterluke, Mansarden ...
Theoretisch könntest du auch was auf " Pausen" reimen ...
oder eine zusätzliche Waise fabrizieren ...
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo zusammen,
meine gedanken fokussieren sich gerade auf einen anderen reim.
dieses wort oder der neue satz, sollte schon die idee "gespenst"
in sich tragen.
also etwas das es nicht gibt, das nicht alle menschen sehen, das aber den betroffenen umtreibt...

es gibt so viele worte und so viele sätze, ich bin sicher mir wird einer/s über den weg laufen.

herzlichen dank
taco
 



 
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