writing man
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Die Chance
Irgendjemand rief \"die Bullen kommen\", das ist das Letzte, an das ich mich erinnern konnte. Es war, als hätte ich alles vergessen, was danach passierte. Es war, als läge das schon Ewigkeiten zurück. Ich finde mich mit Kopfschmerzen in einem dunklen Gang wieder. Und in meiner Hand eine Knarre. Keine Ahnung, welches Modell. Aber in meiner Hand eine echte geladene, entsicherte Knarre. Von irgendwo kommen Schüsse. Ich höre Männer rufen und andere vor Schmerzen schreien. Wie geht es wohl dem Typen, dem sie vorhin ins Bein geschossen haben? Weiß nicht mal, ob der zu uns oder den anderen gehört. Vollkommen den Überblick verloren. Ich höre schon die Sirenen der Polizeiwagen. Muss hier weg. Ich taumle durch den Gang. Verdammt, vom Keller führt doch noch eine Treppe nach draußen?! Wie bin ich da nur reingeraten? Ein Kumpel von mir sprach von leichtverdientem Geld. Vor zwei Wochen hatte er einen Autounfall. Da hätte ich aussteigen sollen. Hätte gar nicht bei dieser verdammten Übergabe dabei sein sollen. Da ist doch gerade was explodiert? Dieser fürchterliche Lärm; die werden sich alle umbringen. Ich glaube, die sprengen noch den ganzen Laden hier in die Luft. Immer noch läuft mir das Blut langsam die Schläfe runter. Mein Bein schmerzt von dem Schlag mit dem Baseballschläger. Langsam gehe ich durch einen Raum, in dem kein Licht brennt. Ich kann kaum den Boden erkennen. Ich muss hier so schnell wie möglich weg. Wenn die Bullen mich schnappen – das Koks, die Waffen – ich muss hier weg. Ich komme in einen Raum der beleuchtet ist. Links erkenne ich eine offen stehende Tür, dahinter eine moosbewachsene Treppe – meine Rettung! Rechts ein Durchgang in dem ein glatzköpfiger großer Kerl steht. Sein blutunterlaufenes Auge kneift er leicht zu. Er hält ein Jagdmesser in der Hand. Ist schwer am Atmen, als hätte er einen Sprint hinter sich. Das ist das Schwein, das Dirk abgeknallt hat! Ich richte die Knarre auf ihn, den Finger am Abzug. Er hat ihn von hinten erschossen. Ich sehe ihn an. Er sagt nichts. Der hat auch auf mich geschossen. Wollte mich töten. Nun stehe ich vor ihm. Kann’s ihm heimzahlen, diesem Mistkerl. Kalten Schweiß spüre ich auf meinem Rücken. Staubtrocken mein Mund. Unangenehm fühlt sich der Kloß in meinem Hals an. Ich kann nichts sagen. Und er sagt nichts, sieht mich nur an. Muss an das irre Grinsen von seinem Boss denken, als er uns die \"Überraschung\" präsentierte. Mein Magen verkrampft sich. Ich höre hinter mir Schritte. Ich könnte es tun, aber ich kann nicht. Aus seinem heil gebliebenen Auge quetscht sich eine Träne. Ich werfe die Knarre weg, werfe sie auf den Boden, ihm fast vor die Füße. Denke nicht weiter drüber nach. Wie als wäre ich aus einem Traum erwacht, laufe ich zur Treppe. Alle meine Schmerzen vergessen. Ich kenne keine Schmerzen mehr und renne die Treppe hoch, renne ins Freie, in den strömenden Regen, renne so schnell ich kann, durch den wundervollen Regen...
Nie wieder war ich in illegale Geschäfte verwickelt. Vielleicht wurde ich durch die ganze Sache zu einem Spießer. Aber der Spießer kümmert sich wenigstens besser um seine Frau und seine Tochter, als der kleinkriminelle Looser, der ich damals war. Ich hatte endlich dazugelernt.
Verfasst im August 2010
Irgendjemand rief \"die Bullen kommen\", das ist das Letzte, an das ich mich erinnern konnte. Es war, als hätte ich alles vergessen, was danach passierte. Es war, als läge das schon Ewigkeiten zurück. Ich finde mich mit Kopfschmerzen in einem dunklen Gang wieder. Und in meiner Hand eine Knarre. Keine Ahnung, welches Modell. Aber in meiner Hand eine echte geladene, entsicherte Knarre. Von irgendwo kommen Schüsse. Ich höre Männer rufen und andere vor Schmerzen schreien. Wie geht es wohl dem Typen, dem sie vorhin ins Bein geschossen haben? Weiß nicht mal, ob der zu uns oder den anderen gehört. Vollkommen den Überblick verloren. Ich höre schon die Sirenen der Polizeiwagen. Muss hier weg. Ich taumle durch den Gang. Verdammt, vom Keller führt doch noch eine Treppe nach draußen?! Wie bin ich da nur reingeraten? Ein Kumpel von mir sprach von leichtverdientem Geld. Vor zwei Wochen hatte er einen Autounfall. Da hätte ich aussteigen sollen. Hätte gar nicht bei dieser verdammten Übergabe dabei sein sollen. Da ist doch gerade was explodiert? Dieser fürchterliche Lärm; die werden sich alle umbringen. Ich glaube, die sprengen noch den ganzen Laden hier in die Luft. Immer noch läuft mir das Blut langsam die Schläfe runter. Mein Bein schmerzt von dem Schlag mit dem Baseballschläger. Langsam gehe ich durch einen Raum, in dem kein Licht brennt. Ich kann kaum den Boden erkennen. Ich muss hier so schnell wie möglich weg. Wenn die Bullen mich schnappen – das Koks, die Waffen – ich muss hier weg. Ich komme in einen Raum der beleuchtet ist. Links erkenne ich eine offen stehende Tür, dahinter eine moosbewachsene Treppe – meine Rettung! Rechts ein Durchgang in dem ein glatzköpfiger großer Kerl steht. Sein blutunterlaufenes Auge kneift er leicht zu. Er hält ein Jagdmesser in der Hand. Ist schwer am Atmen, als hätte er einen Sprint hinter sich. Das ist das Schwein, das Dirk abgeknallt hat! Ich richte die Knarre auf ihn, den Finger am Abzug. Er hat ihn von hinten erschossen. Ich sehe ihn an. Er sagt nichts. Der hat auch auf mich geschossen. Wollte mich töten. Nun stehe ich vor ihm. Kann’s ihm heimzahlen, diesem Mistkerl. Kalten Schweiß spüre ich auf meinem Rücken. Staubtrocken mein Mund. Unangenehm fühlt sich der Kloß in meinem Hals an. Ich kann nichts sagen. Und er sagt nichts, sieht mich nur an. Muss an das irre Grinsen von seinem Boss denken, als er uns die \"Überraschung\" präsentierte. Mein Magen verkrampft sich. Ich höre hinter mir Schritte. Ich könnte es tun, aber ich kann nicht. Aus seinem heil gebliebenen Auge quetscht sich eine Träne. Ich werfe die Knarre weg, werfe sie auf den Boden, ihm fast vor die Füße. Denke nicht weiter drüber nach. Wie als wäre ich aus einem Traum erwacht, laufe ich zur Treppe. Alle meine Schmerzen vergessen. Ich kenne keine Schmerzen mehr und renne die Treppe hoch, renne ins Freie, in den strömenden Regen, renne so schnell ich kann, durch den wundervollen Regen...
Nie wieder war ich in illegale Geschäfte verwickelt. Vielleicht wurde ich durch die ganze Sache zu einem Spießer. Aber der Spießer kümmert sich wenigstens besser um seine Frau und seine Tochter, als der kleinkriminelle Looser, der ich damals war. Ich hatte endlich dazugelernt.
Verfasst im August 2010