Oha Venus! Wohl zu viel der Ehre. Aber auf jeden Fall ein ganz erstaunliches LL-Mitglied (zumal aus dem Kaschderl Lyrik), alldieweil es ob allerhand mehr oder weniger vernünftiger Kritik nicht nur nicht auf den Tod beleidigt ist, sondern sich sogar freut.
Dir scheint mehr oder weniger unbekannt zu sein, dass es in der LL einen automatischen monatlichen Mail-Hinweisdienst gibt, der einen auf sogenannte "Werke des Monats" hinweist . und sogar den Text desselben in der Mail immer gleich mitschickt. Ob du diesen Newsletter abonnierst, entscheidest du, indem du irgendwo im persönlichen Teil deines Profils ein Häkchen setzt, das du dann ja auch jederzeit wieder wegmachen kannst, falls dich die Mails zu nerven beginnen.
Die Auswahl dieser Texte beosrgen die LL-Moderatoren, jeweils einer, was allein schon dazu führt, dass sich die Art der Texte sehr mischt. Ich dachte mal, als ich noch neu war, das sei eine tolle Gelegenheit sich einen Überblick zu verschaffen, wie gut die anderen LL-Schreiber im Vergleich zu einem selbst sind. Damals habe ich mir als Routine den Zwang aufgegeben, dass ich jeden Monat dieses WdM lesen und eine fundierte Kritk darüber verfassen muss. (Da ich anderweitig seltsame Erfahrungen gemacht hatte, wie schnell Forumsmoderatoren etwas in den falschen Hals bekommen und solche "Antworten" spurlos verschwinden lassen können, wenn sie erst zwei Tage da gestanden haben, habe ich diese Kommentare von mir auch von Anfang an bei mir auf der Festplatte archiviert.)
Mittlerweile bin ich längst nicht mehr so glücklich mit WdM. Es werden dort fast immer Werke präsentiert, die ausgesprochen alt und vergessen sind, oft von Autoren, die seit Jahren in der LL nichts mehr verfasst habern. Dagegen habe ich nicht das Geringste, da ich mir ja einen Überblick übers Schreiben von "Laien" verschaffen will, nicht über die letzten vier Wochen eines Forums, das schon mehr als zehn Jahre alt ist. Aber, was mich stört, ist, dass die auswählenden Moderatoren möglicherweise die Neigung haben, sich durch ein strikt individuelles Urteil NICHT zu exponieren. Eine gewisse Vorsicht scheint dazu zu führen, dass einerseits kaum Werke von den Leuten aufgenommen werden, die aktuell viel publiziezen, von den "halb schon wider Vergessenen" aber meist bloß solche, zu denes es seinerzeit eine ganze Reihe von Wertungen und Kommentaren anderer Mitglieder gegeben hatte. Ußd die Wertungen dieser Kollegen bewegen sich dann immer bei 8 bis 10. Wie jetzt auch hier in deinem Fall. Wirklich etwas entdecken wollen die Aussuchenden offenbar nicht; die so sehr vielen Texte, die nie eine Antwort bekamen und nie auf der Skala einsortiert wurden, tauchen kaum auf.
Dazu kommt, dass naturgemäß ständig Texte aus "Genres" auftauchen, mit denen ich kaum was anfangen kann: gereimte Lyrik, Kindergeschichten, Horror, Fantasy, Science Fiction, Tagebuch, Komik. Meine Richtung liegt eher bei Erzählungen, Erotik, Kurzgeschichten, Essays. Ich hab oft überhaupt keine Laune mehr, dazu was zu schreiben, was sich des Aufhebens lohnt. Das mache ich dann bloß noch, weil ich an diesem Routine-Machansimus bei mir festhalte. Ich fürchte, wenn ich den nicht hätte, würde ich mich mittlerweile kaum noch umschauen, was die LL-Kollegen so treiben, weil ich von deren Werken auf weitem Feld frustriert bin.
Bei moderner Lyrik habe ich sowieso schon enorme Probleme, Ich meine, ich will eigentlich gar nicht lesen, was Durs Grünbein oder Albert Ostermaier schreiben, erst recht nicht lesen will ich aber, was LL-Mitglied Lisa Müller-Ernststein so schreibt, wenn sie einen auf Sarah Kirsch, Reiner Kunze, Gottfied Benn, Else Lasker-Schüler, Ernst Fried oder Erich Kästner macht. Bezüglich moderner Lyrik werde ich das Gefühl nicht los, dass alles nicht bloß schon mal gesagt ist, sondern mindestens fünfhunderfach. Und dass man dort immer die Freiheit des Schneiders von Kaisers Kleidern hat, dass man irgendwelche eigentllich normalen deutschen Wörter so verschraubt, dass kein Mensch weiß, was damit gesagt sein könnte - inklusive dem Verschrauber selber -, sodass auch gar niemad es kritisieren kann, denn, was man nicht begreift, kann man schlecht einschätzen und abwägen. Moderne Lyrik ist ein wahrer Tummelplatz für Kunstscharlatene, wie es meines Erachtens sonst bloß noch weite Teile dedr modernen Bildenden Kunst sind. In Prosa, Dramatik, Film, Musik, Architektur ist die Blenderei viel schwieriger und zeitaufwändiger. (Bei Doktorarbeiten auch, aber dafür bezahlt Ghostwriter, wer es sich leisten kann.)
Gar nicht glücklich war ich also, dass nach dem WdM vom Mai im Juni schon wieder ein reimloses Gedicht von einer Autorin dran kam. Ich wollte eigentlich wirklich nicht mehr. Das Dumme war aber, dass ich angefangen hatte, diese aufgehobenen Kommentare zu Kollegenwerken aus der LL als "meine Werke" wieder herauszugeben, sie gesammelt in Quartalstranchen einzustellen bei der Sparte "Lange Texte" bzw. "Essays". (Lange Texte, weil es dort die Möglichkeit des Klappentextes zum Sammelwerk gibt. Wenn man den aufklickt, stehen unten die Links zu allen "Kapiteln" meiner Texte-Besprechngssammlung. Und die kann man dann immer weiter ergänzen.) Für das zweite Quartal 2011 hatte sich bisher fast gar nichts angesammelt. Das ist eigentlich der Grund, warum ich obige "Antwort" geschrieben habe.
Der Grund dafür, dass sich bei dir nach sieben Jahren plötzlich wss ereignet, ist, dass es "Werk des Monats Juni 2011" war. Anscheinend bekommt der jeweilige Schöpfer nicht auch so eine Automatenmail. (Könnte man vielleicht noch ändern.) Da musst du dich beim Forumsleiter, der Forumsleiterin bedanken dafür.
Wenn ich diese langen Antworten mache, dann erarbeite ich es immer in Word. Als Erstes kopiere ich aus der Infomail das gesamte Werk herüber, auch wenn es in Word dann schon mal 26 Seiten wüste Horror-Fantasy sein können. Das hat sich als sehr praktisch erwiesen, weil ich so immer Textstellen per "Suche... / Ersetze..." finden, markieren und dann als Zitat unten in die gerade entstehende Kritik einkopieren kann. Üblicherweise gibt es in meinen Besprechung immer so ein Zitat, das orignal aus der LL rauskopiert wurde, also stimmt, dann die jeweilige Auslassung dazu. Leider habe ich dieses Mal praktisch gar nichts kopiert, sondern der orignale Text stand beim Tippen oben im Word irgendwo, jenseits des sichtbaren Bereichs. Sonst wäre das mit dem "Aufgrund" nicht passiert.
Als ich das Werk in der Mail überflogen hatte, habe ich tatsächlich "Aufgrund" sehr wohl gelesen und ich glaube mich zu erinnern, dass ich mir das auch irgendwie erklären konnte: von "Ich mache etwas aufgrund von was" her. Aber an diesem Tag hatte ich die Stunden nicht, die es braucht, so was zu schreiben. An dem Tag habe ich das bloß mal rübergeholt in die Rezensionsdatei, das war alles. Als ich es nach Tagen zum zweiten Mal las, hat mein Gehirn den "Verschreiber" "Aufgrund" stillschweigend zu "Abgrund" korrigiert. Dazu habe ich mich dann ausgelassen.
Als ich am Ende war, habe ich es ins Antwortfenster der LL getan und abgeschickt. Da war ich so kaputt, dass ich erst einige Minuten Pause brauchte. Jetzt kann man ja eigene Werke später immer wieder korrigieren, abändern, löschen, die "Antworten", die man gibt, aber bloß 15 Minuten lang. Wenn es dann im Internet steht, wo es ja eine andere Optik hat, sieht man manchmal Sachen, die man vorher gar nie sah. Darum lese ich es dann abschließend immer dort noch einmal. Und dabei hab ich endlich gemerkt, dass ich ewas kritisiert habe, was dort gar nicht gestanden hatte. Aber die 15 Minuten waren halb vorbei und ich wusste, bevor ich das so im Griff habe, dass dort genau steht, was ich jetzt dazu sagen möchte, sind sie abgelaufen. Mittendrin und ich kann gar nichts mehr machen. Sa was hasse ich. Darum habe ich mir gesagt: "Ach was, ich mache da gar nichts mehr, Ich lasse es stehen, obwohl dieser Passus von mir falsch ist."
Klar, hätte ich eine weitere Antwort nachsenden können. Faktisch geht das aber nicht bei mir, da es mir unmöglich ist, so etwas kurz zu fassen. Wei man hier sieht.
"achtsam" kann so schlecht wirklich nicht sein, wenn es Musil mehrfach verwdendet. Ich wollte die Anekdote beitragen, dass ich es vor über zenn Jahren ein irgendwie "schwülstiges" Wort gefunden habe, irgendwie "sensibelistisch", ich verortete es eher in dieser pseudoreligiössn Esoterikerecke. Fakt ist, dass kein Mesch das je gebraucht, soweit ich Menschen persönlich kenne. Aber ich behaupte nicht, moderne Lyrik müsste aussschießlich aus Wörtern bestehen, die im Fernsehen gesprochen werden.