Die Entscheidung (Teil 1)

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jon

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Die Entscheidung

„Tom?“, sagt die Kleine und schaut ihre Mutter mit großen Kinderaugen an.
„Jetzt nicht“, antwortet Carola. „Wir gucken nachher noch eine DVD, ok?“ Sie küsst das Kind auf die Stirn und wendet sich wieder dem Fernseher zu. Durch die Szenen des Krimis hindurch sieht sie auf längst vergangene Zeiten. Sie sind lebendiger denn je, lebendiger, als es ihnen zusteht.

Der Oktober war warm, ein letztes Aufbäumen des Sommers. Die Sonne brannte noch, doch wenn man durch den Schatten musste, war es kalt. Sehr kalt. Die Frau, in deren Ausweis der Name Johanna Johnson stand, war froh, bald hier weg zu können. Nicht wegen des Herbstes, sie liebte den Herbst. Es ware das Land. In dem sie geboren worden war. Heute.
Heute.
Der Tag, an dem alles passieren konnte.
Wie jeden Tag – nach 30 000 Jahren Leben hielt Johanna Johnson nichts mehr für absolut unmöglich. Das wäre auch viel verlangt gewesen von jemandem, der etwas Unmögliches erlebt hatte. Der in ein Zeitloch gefallen war und seitdem immer wieder in Zeitlöcher fiel. Wieder und wieder und wieder. Mal ein paar Tage zurück, mal ein paar hundert Jahre. Oder mehr. Und der in all der Zeit nicht alterte. Dessen Wunden sich schneller schlossen, als bei einem gesunden Menschen möglich, und dessen Körper Krankheiten heilte, die als unheilbar galten. Der unsterblich war.
Vielleicht.
Vielleicht endete das heute. Vielleicht setzte die Zeit jetzt wieder ein. Vielleicht starb Johanna noch vor diesem Abend, weil die Natur keinen Menschen doppelt duldete. Johanna hielt das für möglich. Sie hielt alles für möglich …
Die Sonne gleiste auf dem hellen Grantipflaster der Straße. Es lag kaum Laub auf dem Boden, die alten Bäume hielten es hartnäckig fest, obwohl es schon längst gelb war. So warfen ihre Kronen tiefdunkle Schatten auf die wenigen Fahrzeuge und Passanten, die es an diesem Sonntagmittag verblüffend eilig hatten.
Johanna hörte eine Straßenbahn heranrumpeln und tauchte aus ihren Grübeleien auf. Sie sah der Bahn entgegen. Dann streifte ihr Blick die Schatten auf der anderen Straßenseite und verfing sich an einer Bewegung darin. Ein Kind. Es spielte mit einem Ball. Warf den Ball hoch, fing ihn auf. Warf ihn hoch, fing ihn auf. Warf ihn hoch, fing …
… griff daneben. Der Ball schlug auf den Boden, sprang wieder in die Höhe, das Kind streckte sich, berührte den Ball, stieß ihn dabei Richtung Straße, das Kind folgte ihm. Der Ball fiel, sprang, das Kind lief, die Bahn kreischte, ein Schaben von Metall auf Metall, ein Stoß … Johanna fiel.

„Da!“, sagt die Kleine und reißt ihre Mutter in die Wirklichkeit zurück. Sie zeigt auf die brennende Kerze. „Da!“
„Das ist eine Kerze“, erklärt Carola.
„…se…“, wiederholt Katja versonnen. „Tom?“
„Ach Spätzchen! Wir haben doch gestern erst ganz viel Tom geguckt!“
„Tom!“
„Neiein!“ Carola rubbelt mit ihrer Nase an der Nase der Kleinen. „Nachher, Schatz. Mhm?“
Katja scheint zu nicken. Es sieht aus, als verstünde sie. Eine Illusion. Denn wie hätte sie verstehen können, dass Ines Thomas' Anblick weh tut.

Johannas Fuß tat höllisch weh. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen, blind tastete sie das Gelenk ab, um zu prüfen, ob es gebrochen war.
„Diese Rowdys!“, hörte sie einen Mann empört sagen.
Jemand legt ihr die Hand auf den Arm. „Alles in Ordnung?“
„Klar!“, zischte sie. „Ich hocke hier, weil‘s so schön ist!“
„Also sowas gab‘s zu meiner Zeit nicht!“, moserte der Mann.
Johanna spürte die Hand heiß durch den Jackenstoff hindurch.
„Kann ich Ihnen helfen?“ Es klang sehr besorgt.
Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. „Es geht schon. Nur verstaucht.“ Sie probierte ein beruhigendes Lächeln und schaute auf.
Sein Blick traf sie.
Sie stürzte in die Tiefe des Schwarz und verlor sich.
Thomas.
Eine Ewigkeit lang.
„… den jungen Kerls solche Mordmaschinen nicht geben!“, keifte der Mann.
Johanna drehte sich um. Der Mann war um die 50 Jahre alt, trug feinen Zwirn und eine Aktentasche unterm Arm.
„Wir haben in unserer Jugend niemanden umgebracht!“, keifte er.
„Stimmt“, sagte Johanna. „Niemand aus Ihrer Generation hat im Krieg auch nur daran gedacht, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Oder irgendeine andere Mordmaschine.“
Im Hintergrund lachte jemand kurz auf. Der Herr im Zwirn warf den Kopf in den Nacken und stakte davon.
Eine Schmerzwelle brandete Johannas Bein herauf. Sie zog scharf die Luft ein.
„Was kann ich tun?“, fagte Tom.
Sie lächelte ihm zu. „Nichts. Geht schon. Der Fuß ist nur verstaucht.“
Es beruhigte ihn nicht. „Ich sollte Sie nach Hause bringen“, sagte er. „Oder zu einem Arzt.“
„Nach Hause ist ok.“ Sie versuchte aufzustehen.
Tom stützte sie. Sie bemerkte, dass er starke Arme hatte, und fand das kitschig.
„Ist ok“, sagte Johanna und versuchte, sich aus Toms Griff zu lösen.
Er gab sie frei, bereit, beim kleinsten Zeichen eines Wanken erneut zuzufassen.
Während Johanna nach sicherem Stand suchte, betrachtete sie ihn. Er war es, kein Zweifel. Die Augen, die Stimme, die Haltung. Er war nur so jung, so unglaublich jung! Jünger als auf den Aufnahmen aus dieser Zeit, die Johanna in ihrer Sammlung gehabt hatte. Damals, vor der Reise.
Die Straßenbahn fuhr an und jetzt sah Johanna ein Motorrad am Straßenrand liegen. „Ist das deins?"
„Ja.“ Er ging hin und hob die Maschine auf.
,Die muss nagelneu sein‘, dachte sie und sagte: „Hoffentlich ist nichts kaputt.“
Er sah das Motorrad kurz an. Am Spiegel blieb sein Blick etwas länger hängen. „Wie es aussieht, ist es nichts Schlimmes.“ Er schob die Maschine näher, startete sie. Dann sah er auffordernd zu Johanna.
Sie verstand nicht. „Was ist?“
„Ich soll Sie doch nach Hause bringen.“
Johanna zögerte. Auf dem Motorrad? Mit ihm? Der Gedanke, ihm so nah zu sein, machte ihr Angst. ,Oh Mann!‘, schalt sie sich. ,Du hast Schlimmeres unter Kontrolle gehabt. Und er ist noch fast ein Kind!‘ Ohne darüber nachzudenken, überschlug sie es kurz: ,Er ist 18. Na gut, Kind ist da wohl doch übertrieben.‘ Seltsamerweise gewann sie mit dieser Überlegung ihre Ruhe zurück. „Ok“, sagt sie. „Aber nicht rasen!“
„Versprochen!“

Das Telefon klingelt. Carola steht auf, die Kleine auf dem Arm. „Wer ruft uns denn da an?“, fragt sie und geht zur Büroecke.
„Tom?“, sagt Katja.
„Das wär was, hm?“ Carola lächelt oberflächlich. Ja, das wär was. Aber sie glaubt nicht mehr daran, nicht nach so langer Zeit. Sie hebt ab und meldet sich.
„Carola Bauer?“
„Ja?“
„Hier ist das Büro von Thomas Bern. Ich bin Stefanie.“
Ihr Herz gerät aus dem Takt. „Ja?“
„Herzlichen Glückwunsch! Sie haben die Backstage-Karten für das Dresdner Konzert gewonnen.“
Ein Stein fällt auf sie. „Schön.“
Stefanie hat offenbar etwas anderes erwartet, ihr Schweigen klingt irrtiert.
„Das ist wirklich toll“, sagt Carola und hofft, es würde begeistert wirken. ,Immerhin‘, denkt sie. ,Das ist die Chance, mit ihm zu reden.‘

Tom brachte Johanna nach Hause, half ihr die Stufen zur kleinen Dachwohnung hinauf. Oben angekommen war sie außer Atem. Das hatte – sie wusste es – nicht nur mit dem Aufstieg zu tun. Zum Glück merkte Thomas es nicht.
„Danke“, sagte sie und schloss die Tür auf.
Er wartete.
„Ist noch was?“
„Vielleicht sollte ich Sie noch reinbringen.“
„Ja“, sie lachte, „aber vielleicht auch nicht!“
Er schwieg irrtiert.
Sie schalt sich kindisch. Das dachte Tom jetzt bestimmt nicht. Nicht bei ihr. ,Reiß dich zusammen! Er ist 18, für den bist du uralt! Und außerdem bist du sowieso nicht sein Typ …‘
„Ich heiße Thomas.“
Ich weiß, lag ihr auf der Zunge. Sie schluckte es herunter. Sie reicht ihm die Hand „Johanna. Johanna Johnson.“
Sein Händedruck war kräftig aber nicht hart. Sie konnte ihn im ganzen Körper spüren.
„Ich schau morgen nach Ihnen. Falls Sie etwas brauchen …“
Sie fühlte, wie sich ihr Inneres sträubte. „Nicht nötig. Ich komme schon klar.“
„Ich tu es gern. Immerhin habe ich Sie angefahren.“
„Es ist nicht nötig“, wiederholte sie lauter als beabsichtigt. Und warum auch nicht! Sie hatte weiß Gott noch eine Menge zu tun, bevor sie nach New York ging! Sie konnte einen Thomas Bern jetzt überhaupt nicht gebrauchen! Nicht mal, wenn sie nichts zu tun gehabt hätte!
Er nickte andeutungsweise. Sein Mund war hart gespannt.
Es traf sie, ihn jetzt schon so zu sehen. „Tut mir leid. Ich wollte nicht laut werden. Ich bin nur … Ich habe viel zu tun.“
„Ich kann Ihnen helfen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Eher nicht.“
„Aber Sie können nicht laufen …“
„Es …“ Sie stockte. Dann seufzte sie theatralisch. „Du gibst nicht auf, was?“
„Nie“, sagte er und lächelte.
,Ich weiß‘, dachte sie und versuchte, das Lächeln nicht in sich hinein zu lassen. „Na dann bis morgen, Tom.“
„Bis morgen! … Jo.“

Stefanie fragt, wo sie die Karten hinschicken dürfe und ob Carola einen Abholservice brauche.
„Einen … ? Nein, nein. Danke, ich kann direkt durchfahren.“
„Wenn Sie eine Karte für das Konzert haben …“
„Kann ich mir nicht leisten.“
„… dann hätten wir sie Ihnen erstattet. Na dann ist das ja ein doppelter Gewinn.“
„Nicht wirklich. Ich kann nicht bleiben. Ich habe niemanden, der auf meine Tochter aufpasst.“
„Ich glaube, da können wir was arrangieren …“

Thomas kam am nächsten Tag wieder. Und am übernächsten Tag. Und am Tag danach und am Tag danach und …
„Ich weiß nicht, ob du‘s schon gemerkt hast, aber ich kann wieder selbst einkaufen gehen.“
„Ich helfe gern“, sagte Thomas und packte Milch und Brot weg. „Ich habe frischen Kaffee mitgebracht, soll ich welchen machen?“
„Und ich kann auch selbst kochen.“ Sie ging zu ihm in die Küchenecke und machte eine scheuchende Handbewegung.
Er trollte sich in den Wohnbereich, ließ sich auf die alte Couch fallen. Er griff nach der Gitarre und begann, darauf herumzuklimpern.
Johanna setzte Wasser auf und mahlte den Kaffee. Dabei sah sie Tom beim Spielen zu. Kaffeeduft breitete sich aus.
Er sah auf. „Jo?“
„Mhm?“
„Dein Name … Du bist keine Deutsche, oder?“
„Nein.“ Nicht in diesem Leben. „Amerikanerin.“
„Dein Deutsch ist perfekt.“
„Danke.“
„Wieso?“
„Was wieso?"
„Woher kannst du so gut Deutsch?"
„ … Das ist ‘ne lange Geschichte.“
„Ich habe Zeit.“
„Eine sehr lange Geschichte.“ Sie wandte sich ab, um nachzusehen, ob das Wasser schon kochte.
„Du redest nicht gern über dich“, stellte er fest. Er hatte aufgehört zu spielen.
Sie drehte sich um. Er hatte sich auf die Gitarre gestützt und beobachtete sie.
„Nein. Tu ich nicht.“
„Warum?“
„Warum nicht? – Hör zu!“ Sie stellte die Kaffeemühle ab und setzte sich Tom gegenüber auf den hochlehnigen Stuhl. „Das hier“, sie machte eine das Zimmer umfassende Handbewegung, „ist nur eine Zwischenstation. Ich war vor ein paar Wochen in den Staaten und ich werde bald wieder dorthin fliegen. Inzwischen …“
„Wann?“
„Was?“
„Wann wirst du abreisen?“
„Wenn … Wofür ist das wichtig?“
„Ich wüsste nur gern, wie lange ich Zeit habe, dich zum Bleiben zu bewegen.“
Johanna erstarrte.
„Habe ich was Unangebrachtes gesagt?“
„Nein, du … Wie um Himmels Willen kommst du darauf?“
„Ich mag dich.“
„Ich bin …“, sie musste kurz überlegen, „… 23!“
Er schnaufte. „… verstehe.“
„Tom, ich …“ Sie stand auf und ging in die Küchenecke, schaute in den Wassertopf. Als sie sich gefasst hatte, ging sie wieder zu ihm. „Tom.“
Er sah auf.
Sie fiel in die Schwärze, diese traurige Tiefe. Es tat weh. „Tom, du bist wirklich nett, aber du bist 18 und …“
„… du ziehst ältere Männer vor. Ich versteh schon.“
Sie holte tief Luft. „Darum geht es nicht! Selbst wenn es stimmen würde, es hat damit gar nichts zu tun. Du bist … Das würde nicht funktionieren, verstehst du?“
„Nein. Warum würde es nicht – wie sagtest du? – funktionieren?“
„Weil …“ Sie suchte nach Worten. „Ich bin nicht … nicht das, was man einen passenden Umgang nennen würde. Du würdest … nur Probleme kriegen, wenn du dich weiter mit mir abgibst. Du kennst mich nicht, weißt nichts von mir.“
„Das kann man ändern. Ich möchte es gern ändern. Immerhin weiß ich, dass du anders bist als die andern Mädchen.“
Ohne darüber nachzudenken sagte sie: „Das liegt daran, dass Mädchen nicht ganz die passende Bezeichnung für mich ist.“
Er stutzte, dann grinste er.
Sie wurde davon überrollt und brauchte einen Augenblick, es zu deuten. „Das meine ich nicht! Ich …“ , … würde dir nicht gut tun‘, wollte sie sagen und begriff im selben Moment, dass sie eigentlich ,es würde mir nicht gut tun‘ meinte. Sie würde sich in ihm verlieren, ihr Leben um seine Wünsche ranken, um sein Wohlfühlen. Und würde ausbrennen dabei, bis nichts mehr da war, was ihn hätte interessieren können.
„Entschuldige“, bat er und nahm ihre Hand in seine. Sie war warm und sanft. „Ich wollte dich nicht verletzten. Es ist richtig, ich weiß nichts von dir. Ich weiß nicht, warum du nie etwas über dich erzählst, aber das ist mir auch nicht wichtig. Ich bin gern mit dir zusammen. Bei dir habe ich das Gefühl, dass ich … etwas Besonderes bin. Ich weiß, das ist egoistisch. Aber es ist ein sehr schönes Gefühl.“
Ihre Kehle schnürte sich zu.
Er lächelte. „Ich habe gestern ein Lied darüber gemacht, willst du es hören?“
Sie nickte. „Mhm.“

„Tom?“, kräht Katja in den Telefonhörer.
„Entschuldigen Sie“, bittet Carola. „Die Kleine ist ganz vernarrt in ihn.“
„Dann bringen Sie sie doch vor dem Konzert mit“, schlägt Stefanie vor.
Carola fragt sich, ob alle Gewinner so hofiert wurden. Oder ob es ihr galt, ob … Dann denkt sie, dass dann sicher Thomas selbst angerufen hätte. Und er hätte nicht so einen dummen Vorwand wie mit dem Karten-Gewinn benutzt. Nein, auch ihr letzter Brief mit der Bitte, sie anzurufen, hatte ihn nicht erreicht.
„Wie alt ist die Kleine?“
„Ein Jahr ungefähr.“
„… und schon Bern-Fan.“ Carola kann Stefanie lächeln hören. „Ich denke, da nimmt er sich bestimmt extra viel Zeit.“
„Das wäre schön“, sagt Carola und weiß nicht genau, ob sie es auch so meint.
„Ich richte es ihm aus. Falls es noch Fragen gibt oder irgendwas bei Ihnen dazwischen kommen sollte, rufen Sie mich an. Unsere Büronummer haben Sie?“
,Schön wär's!‘, denkt Carola und sagte: „Nein.“
„Ok. Haben Sie was zu schreiben?“

Johannas Leben in diesen Tagen war zwiegespalten. Wenn Tom in der Berufsschule oder arbeiten war, zu Hause zu tun hatte oder mit seiner Band probte, kümmerte sich Jo um die Vorbereitungen für New York. Sie aktivierte Kontakte, schichtete Geld um, suchte nach einer Wohnung. Obwohl sie diesmal keine zusätzlichen Probleme durch ihre neue Identität hatte, ging es nur schleppend voran. Vor Ort wäre vieles leichter gewesen.
An den Nachmittagen traf sie sich mit Thomas. Sie gingen in Cafés und plauderten, sie fuhren mit dem Motorrad durch die Gegend oder bummelten durch die Stadt. Manchmal streifte seine Hand wie zufällig die ihre oder er legte im Lachen den Arm um sie. Es sah aus wie eine Freundschaft.
Johanna tat, was sie konnte, dass es so blieb. Nicht, dass sie ihn abwies, aber sie vermied alles, was ihn einladen konnte. Aber sie genoss die Stunden mit Tom, in denen sie die vergangenen 30 000 Jahre einfach vergaß. In denen sie nichts dachte, nicht an das Baby Carola und nicht an New York. Tatsächlich dachte sie nicht mal an Thomas. Nicht so wie sie sonst an ihn dachte. Nichts in ihr fragte, ob es ihm wohl gut geht. Nichts in ihr sehnte sich nach ihm. Kein Wunsch nach ihm. Denn er war da. Voller Energie und voller Lachen.
Irgendwann, so war sich Johanna sicher, würde er merken, dass sie nichts davon zurück gab. Dass sie ihm nur folgte, tat, was er vorschlug. Dass er nichts Neues über Jo erfuhr. Dass alles gesagt war, es langweilig wurde. Dann würde sie gehen …
„Woran denkst du gerade?“, fragte er.
Sie sah auf. „Was?“
„Deine Gedanken waren eben weit entfernt von hier.“
Sie schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Ich wundere mich nur, dass du immer noch fast jeden Tag herkommst. Ich wohne ja nun nicht gerade nebenan …“
„Mit der Maschine eine halbe Stunde, das ist doch nicht weit.“
„Naja. Aber für Eis essen, Shopping, Zoo oder nur so unterhalten schon ein weiter Weg. So Tag für Tag.“
„Dafür würde ich es auch nicht tun.“
„Wofür dann?“, fagte sie und bereute es sofort. „Was meinen eigentlich deine Freunde dazu, dass du mit einer so einer alten Schachtel durch die Gegend ziehst?“, versuchte sie, zu retten, was zu retten war.
„Frag sie doch einfach.“
„Ha-ha!“, machte sie. „Ich kenne sie ja nicht mal.“
„Das lässt sich ändern. Heute Abend spielen die Jungs und ich auf einer Fete. Es sind alle da. Ich möchte dich ihnen gern vorstellen.“
Johanna verzog den Mund zu einem Lächeln. In ihrem Hirn rasten die Gedanken. Normalerweise prahlten junge Kerle gern mit ihren Freundinnen, demonstrierten, was für tolle Hechte sie doch waren. Tom hatte bisher nie dergleichen versucht und Jo hatte dies für ein gutes Zeichen gehalten. Dass er es jetzt tun wollte, sie sozusagen der Öffentlichkeit, seiner Öffentlichkeit zu präsentieren, wog dadurch aber doppelt schwer. Sie waren nicht das, was man ein hübsches Paar nennen konnte, wirklich nicht. Tom würde – mindestens – fragende Blicke ernten und er wusste das. Er musste es wissen, bei aller Jugend, so blind war er nicht. Er nahm es in Kauf. Er wollte sie an seiner Seite haben.
„Ist dir das unangenehm?“, fragte Tom, Sorge im Blick.
„Ein bisschen. Da werden lauter junge Leute da sein …“
Er sah sie fragend an.
„Ich pass da nicht hin, Tom.“
„… wieso nicht? Einige der Leute sind fast 30.“
Sie lächelte. „Uralt, hm?“
„Nein!“, wies er sofort von sich. „Nein, ich meine nur, es ist ein bunt gemischtes Publikum.“
„Ich weiß nicht …“
„Die Jungs und ich bringen ein paar neue Lieder. Selbstgemachte Sachen.“ Er senkte die Stimme. „Es wäre wirklich sehr schön, wenn du da wärst.“
Wenn er so sprach, sie so ansah, hatte sie keine Chance. „Ok. Überredet.“

Carola legt auf und sieht auf die Telefonnummer hinunter.
„Sik!“, sagt Katja und streckt ihre Ärmchen Richtung Fernseher aus.
„Musik? Ok. Was willst du denn hören?“ Sie geht hinüber, schaltet den Fernseher ab und den CD-Player, der direkt daneben stand, an.
„Sik!“
„Also“, sie holt die große Sammelhülle mit den Klassik-Hits hervor, „wir haben da Haydn und Bach und …“
„Sik!“
„… Mozart.“
Katja beginnt, auf Carolas Arm zu hoppeln.
„Mozart, hm? Na gut …“ ,…Hauptsache nicht Tom‘, fügt sie in Gedanken hínzu. ,Nicht jetzt.‘

Der Abend war grandios. Die Menge feierte die Jungs. Johanna hatte sich auf eine talentierte Schülerband eingstellt und war dann von Thomas überrollt worden. Er hatte drei der Lieder gesungen, nur drei, aber seine Stimme hatte alles rundum ausgelöscht, alles hochgespült, alles umgewälzt.
Sie konnte nicht mehr vertuschen, dass das da Thomas Bern war. Sie konnte nicht mehr so tun, als hätte sie sich auf ein hübsches Spielchen mit einem attraktiven Jungen eingelassen. Dieser Auftritt, der erste, den sie seit 30 000 Jahren von ihm sah, entlarvte ihre Tändelei als hilflosen Versuch, ihn nicht zu lieben. Sie konnte sich nicht mehr wehren, gab nach und war an diesem Abend das, was er allen zeigte: die seine. Er schwebte im Erfolg, brauste auf der Welle des Glücks, riss Jo mit und war unschlagbar. Die Welt gehörte ihm, und Johanna wünschte ihm jeden Quadratmillimeter davon.
Ihn so zu sehen, machte ihr bewusst, wie sehr ihr Seelenfrieden davon abhing, ihn glücklich zu wissen. Zuerst wusste sie es nur, dann, auf dem Heimweg, wurde ihr klar, was es bedeutete. Es durfte nichts geschehen, was seine Zukunft störte. Nichts, was verhinderte, dass er Musiker wurde. Nichts, was verhinderte, dass er Veronika traf. Sie war die Richtige für ihn. Noch nicht jetzt, aber sie würde es sein. Wenn Jo sich aus seinem Leben raushielt. So, wie es Thomas Berns Biografie vorsah.
Johanna bereitete sich darauf vor, Tom an der Tür abzuweisen, legte sich „ich muss morgen früh raus“-Sätze parat und wappnete sich gegen seinen Blick.
Nichts davon brauchte sie: Als sie „Gute Nacht!“ sagte, küsste er sie auf die Wange und ging. Sie wusste nicht, ob sie nur verdutzt, erleichtert oder nicht doch eher beleidigt sein sollte. Er winkte ihr von der Treppe aus zu, sagte „Bis Morgen!“, schickte ihr einen Luft-Kuss und verschwandt.
Johanna brauchte ein paar Augenblicke, um die Verwunderung abzustreifen. ,Vielleicht‘, so griff sie nach dem Strohhalm, ,hast du dich ja geirrt. Vielleicht bist du nur eine Freundin für ihn.‘ Sie fühlte sich erleichtert durch diesen Gedanken. Sehr erleichtert. Denn das würde das, was sie nun tat, für ihn um vieles erträglicher machen.
Dann packte Johanna ihre Sachen, nur das Nötigste. Die Papiere, etwas zum Anziehen, die Waffe. Sie legte den Schlüssel auf den Tisch, zog die Tür hinter sich zu und stieg die Treppe hinab. Sie steckte den Umschlag mit der Miete für die nächsten drei Monate und der Kündigung in den Briefkasten der Vermieterin, trat aus dem Haus und ging zur Telefonzelle. Sie rief ein Taxi.

Katja war bei Mozarts Kleiner Nachtmusik eingeschlafen. Carola bringt sie ins Bett, schließt das Schlafzimmerfenster, damit der abendliche Straßenlärm nicht so laut hereindringt, und lässt die Tür einen Spalt offen. Sie dreht die Lautstärke der Musik herab und drückt auf Repeat. Nachher wird sie die Tür ganz schließen und versuchen, Nachrichten zu gucken, ohne dass Katja aufwachte. Meist klappte das, aber Carola hat immer ein schlechtes Gewissen, wenn sie abends noch rumort. Eine größere Wohnung wäre toll. Die konnte sie sich nicht leisten. Höchstens wenn sie … Carola verwarf den Gedanken, es ging ja auch so.

Das Hotel, in dem sie in der Kürze der Zeit noch ein Zimmer ergattert hatte, war lausig. Es roch muffig, das Bett war durchgelegen, die Schranktür, die sich nicht hatte schließen lassen, knarrte unregelmäßig und von nebenan klangen eindeutige Geräusche.
Johanna fühlte sich erleichtert. Traurig, ein bisschen erfroren sogar, aber erleichtert. Nicht auszudenken, wie sich die Zukunft, ihre Gegenwart, verändert hätte, hätte Thomas Bern jetzt eine Affäre gehabt. Na gut, vielleicht hätte er die sogar haben sollen, so detailiert hatte sich Bern nie in sein Leben schauen lassen, aber wenn, dann nicht mit ihr. Sie gehörte nicht hierher. Nicht zu ihm. Wirklich nicht.
Nebenan ging es zur Sache. Es klang, als würde das Haus gleich zusammenbrechen. Sie quietschte im Rhythmus. Vielleicht war es auch das Bett.
,New York‘, zwang sich Johanna zu denken. ,Das Geld müsste jetzt da sein. Ich werde beide Apartments nehmen. Vorerst zumindest, wer weiß, wozu man‘s brauchen kann. Ich sollte die Waffe hier lassen. Ist sicherer. Ich kriege drüben ratzfatz eine neue. Ed ist mir noch was schuldig.‘
Nebenan entlud sich seine Lust mit einem unterdrückten Schrei. Sie quietschte noch ein-, zweimal und war dann still. Am Empfang unten malträtierte jemand die Glocke. Draußen rumpelte die Straßenbahn vorbei.
,Lieber doch nicht Ed. Es hinterlässt keinen seriösen Eindruck, einen fünf-Kilo-Deal anzuleiern und gleichzeitig nach einer unregistrierten Knarre zu fragen. Ich könnte einfach eine kaufen, meine Identität müsste standhalten. Und für den Anfang reicht das. Auch wenn sie dann registriert ist …‘
Der Neuankömmling machte offenbar Schwierigkeiten, undeutlich klangen Stimmen herauf.
,Eigentlich ist das eine gute Idee. Ich kaufe mir eine, die ich nie benutze, und wenn ich die andere …‘
Eilige Schritte polterten die Treppe hoch.
,… dann ist die registrierte sowas wie ein moralisches Alibi. Ja, das …‘
Die Tür wurde aufgerissen.
Sie fuhr auf. Im Gegenlicht sah sie eine Schattengestalt. Sie machte das Nachttischlicht an.
„Jo?“
„Tom?“
Die Tür fiel ins Schloss.
„Tom, was … “
„Verdammt, Jo!“ Er trat näher.
Sie stand auf, fühlte ein Frösteln und schlang sich die Decke um. „Was um Himmels Willen machst du hier? Um diese Zeit!“
Er riss sie in seine Arme, küsste sie – Augen, Wangen, Lippen, Haar. Die Decke glitt von ihren Schultern, sie regte sich nicht, sie aufzufangen. Er nahm ihren Kopf in die Hände. Große, berauschende Hände. Er sah sie an. Küsste sie. Sie spürte Tränen auf seinem Gesicht. Vielleicht auch auf ihrem. Sie war nicht fähig, es deuten. Sie war zu gar nichts fähig.
„Bitte tu das nie wieder“, sagte er und drückte sie an sich. „Ich wäre gestorben, wenn du fort gewesen wärst.“



Weiter: https://www.leselupe.de/beitrag/die-entscheidung-teil-2-68736/
 
Zuletzt bearbeitet:

jon

Mitglied
Teammitglied
Oh je, was für 'ne Watsch'n…

Lieber Leser,

wenn du zu den über 80 % gehörst, die nicht auf die Fortsetzung klicken (wollen) , verrat mir bitte, was nicht stimmt. Der Plot, die Sprache? Langweiliges Thema? Was glaubst du – jetzt, an dieser Stelle – was im zweitenTeil "nur noch passieren kann", so dass du dir das Lesen ersparst? Wo muss ich was ändern?

Hiilfeeeee!!!
 
N

nobody

Gast
Watschn?

Hallo jon,
die Hälfte des ersten Teils habe ich geschafft - habe mit Interesse gelesen, gute Dialoge, die die Handlung voranbringen, aufgelockert durch Szenen- und Perspektivenwechsel; man will wissen, wie es weitergeht, was für ein Mensch (?) diese Johanna ist .... so richtig eine Geschichte zum Herunterladen und in einer gemütlichen Abendstunde damit auf dem Sofa zuzubringen. Und das werde ich auch tun - leider wird dann bei meiner Zeitnot der Termin für die Bewertung der Schreibaufgabe verstrichen sein ...

Und das scheint auch der springende Punkt zu sein: die Geschichte ist wahrscheinlich zu lang zum online-lesen, vor allem im Forum "Schreibaufgabe". Mehr, insbesondere eine fachkundige Beurteilung des ganzen Textes, will ich lieber Berufeneren überlassen.

LG
Franz
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Danke für die Antwort, Franz, wenngleich ich befürchte, dass es für das Verhältnis “(derzeit) 24 Klicks auf Teil 1 / 4 Klicks auf Teil 2“ noch schwerwiegendere Gründe geben muss.
 
D

Denschie

Gast
hallo jon,
mir ging es ganz genau wie franz!
hatte mir aber für heute abend später
vorgenommen, in ruhe den gesamten text
zu lesen und dann zu kommentieren/werten.
es ist halt wirklich sehr viel für nebenbei,
denn ich gehe selten nur an den pc, um in
der lupe etwas zu tun. meistens schaue
ich zwischendurch rein, wenn ich sowieso
etwas arbeiten muss.
lg, denschie
 
D

Denschie

Gast
hallo jon,
nun noch einmal, nachdem ich alles in ruhe
gelesen habe.
viel kritisches fällt mir nicht ein.
es ist sehr spannend, berührend. die sprache der
kleinen tochter gefällt mir sehr.

eine sache kam mir komisch vor: warum würden es
thomas freunde denn seltsam finden, wenn johanna
mitkäme? sieht sie denn nicht wie 23 aus, wenn
sie es gerade ist? habe ich da vorher etwas übersehen?
wurde gesagt, dass sie keine schönheit ist?
ich meine diesen abschnitt:
Johanna verzog den Mund zu einem Lächeln. In ihrem Hirn rasten die Gedanken. Normalerweise prahlten junge Kerle gern mit ihren Freundinnen, demonstrierten, was für tolle Hechte sie doch waren. Tom hatte bisher nie dergleichen versucht und Jo hatte dies für ein gutes Zeichen gehalten. Dass er es jetzt tun wollte, sie sozusagen der Öffentlichkeit, seiner Öffentlichkeit zu präsentieren, wog dadurch aber doppelt schwer. Sie waren nicht das, was man ein hübsches Paar nennen konnte, wirklich nicht. Tom würde – mindestens – fragende Blicke ernten und er wusste das. Er musste es wissen, bei aller Jugend, so blind war er nicht. Er nahm es in Kauf. Er wollte sie an seiner Seite haben.
ich bin gespannt auf teil 2.
lg, denschie
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Johanna ist – biologisch gesehen – schon um die 30 (, das steht in dem Text allerdings nicht, das gehört zum "Roman drumrum"); 23 ist ja nur das Alter ihrer momentanen Identität.
Und: Ich vermute mal ganz ganz stark, dass eine Clique 18-, 19-jähriger Kerle (und Mädchen) es eher befremdlich findet, wenn ein Typ mit einer 5 Jahre Älteren abzieht. Später – in doppeltem Sinn: ab Mitte zwanzig wohl und auch näher am Heute – spielt sowas vielleicht weniger eine Rolle.
Und: Jo ist natürlich gemessen an der erlbeten Zeit viiiiiiiel älter, das schlägt  – auch wenn sie sich in der Zeit eher "kindisch" fühlt – bei ihren Betrachtungen immer mit durch.

"kein hübsches Paar" – Jo würde sich nie hässlich nennen (, wer tut das schon), aber ihr ist schon klar, dass sie keine Schönheit ist. Er jedoch auch nicht – nicht im klassischen Sinne.
Aber beides ist nicht der Punkt, der ein "hübsches Paar" ausmacht. Stell dir folgende Kombination vor: er = drahtig-muskulös, sie = fraulich-rund (statt das, was man als "gut gebaut" bezeichnen würde); er = quirlig, energiegeladen, sie = "in der Ruhe liegt die Kraft"; er = Kämpfer, sie = "Aussitzerin"; er = der Akteur, sie = die Reagierende … (nur mal so als Ausschnitt aus den vielen "Unvereinbarkeiten")
Nun mag es ja durchaus sein, dass er (Tom) das anders sehen würde oder auch seine Freunde diese Untershciede nicht sehen würden – aber es sind ja ihre Überlegungen…
 

Josie

Mitglied
Hallo Jon

Eine tolle Story, überwiegend mitreißend geschrieben. In der ersten Hälfte könntest du den Text noch ein wenig straffen, das würde die Spannung erhöhen. Denn durch die vielen Zeitsprünge muss man sich beim Lesen stark konzentrieren und zu ausschweifende Beschreibungen führen dann leicht dazu, dass man beim Lesen den Faden verliert.
Die Stelle mit dem Kind und dem Ball...bis...Johanna fiel - finde ich zu langatmig. Der "Stakkato-Ton" ist zwar hier sehr passend aber, meiner Meinung nach, überdosiert.

Den Aufbau solltest du vielleicht noch einmal überdenken. Mit weniger Zeitsprüngen wäre der Text in sich runder und besser zu lesen. Dann wären auch "Ruhepole" für den Leser, also rein beschreibende Passagen durchaus angebracht.

Aber deine Schreibe finde ich toll, und die Story spannend.
Und bevor ich jetzt den Faden verliere, lese ich noch schnell den zweiten Teil.

LG Josie
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Danke für's Lesen, Josie.

Ja, die Stelle mit dem Unfall ist in der „Erstfassung“, die irgendwo bei mir in den Schubladen rumliegt, besser. Jedenfalls soweit ich mich erinnere. Ich werd doch mal nachkramen.

Gestrafft ist das Ganze schon, sozusagen „auf die Essenz dieser Story" eingekocht. Es ist etwas schwierig – im "Original" findet ja noch Johannas „Leben in der Zwischenstation" statt, wird gesagt, was kurz vorher war und was genau sie warum plant. Warum also sie "nicht die Kraft" hat, Tom vom ersten Moment wegzuschicken (, denn ihr ist die Brisanz der Situation durchaus vom ersten Ausgenblick an klar).

Weniger Sprünge… Hm. Das hieße, das Heute „im Block“ zu schreiben, denn jeder Abschnitte enthält (wenigstens) eine wichtige Info. Aber wenn ich es im Block lese, kommt dieser Teil sehr unspannend rüber (, der Erzählbogen gibt hier einfach nichts her).
Und den Gestern-Teil eindampfen… Das ginge nur, wenn die beiden ratzfatz „zur Sache“ käme. Dann stimmt es aber nicht mehr – DAS hätte Jo verhindern können (, mehr noch: sie hätte es verhindert, selbst, wenn sie's nicht gewollt hätte – aber das ist eine andere Geschichte ;) ) diese „schleichende Unterwanderung“ ihrer Vorsätze nicht…



Schlimm, wenn jemand für alles eine Ausrede hat, oder?
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
habe

zwei kleine fehlerchen gefunden, einen ziemlich zu anfang: Die Sonne gleiste - gleißte und einen am schluß: . . .nicht fähig, es deuten - es zu deuten.
ansonsten hab ich schon besseres von dir gelesen.
lg
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo jon,

ich habe gerade erst festgestellt, dass dieser Teil schon im Oktober letzten Jahres eingestellt worden war.
Das macht es vielleicht schwieriger für Dich, Kommentierungen noch 'anzunehmen' i.S.v. einsortieren zu können.

Ich finde diese Erzählung sehr gut geschrieben. Die Ausblicke auf eine mystische Zeitreise haben mich gefesselt und ich bin Dir willig gefolgt - bis zum Ende dieses Textes. Ich habe noch nicht weiter geklickt, werde es aber noch tun und auch den mittlerweile eingestellten zweiten Teil lesen.

Wie gesagt hast Du mich gut mitgenommen, aber gerade gegen Ende und besonders in der letzten Szene überwiegt für meinen Geschmack die Liebesgeschichte und das hat mich enttäuscht. Ich möchte doch sehr gerne endlich die Zusammenhänge verstehen, die 30.000 Jahre, Johannas intime Kenntnis von Toms Biographie, Carola, das Kind, die Musik, die Notwendigkeit, in New York weiter zu machen, die Kilo, die Waffe, andere Personen, das alles will ich wissen und quäle mich durch eine so oder anders schon oft gelesene Situation der gequälten Liebenden. Ich habe nicht die Chance erhalten, zu verstehen.
Kurz gesagt: Meinem Gefühl nach stimmen die Proportionen nicht zwischen den 'wichtigen' Faktoren, die die Geschichte weiterbringen und der tatsächlich erzählten Handlungen.
Kannst Du damit noch was anfangen?

Und jetzt lese ich weiter.

Liebe Grüße
Petra
 

jon

Mitglied
Teammitglied
…doch kann ich. Allerdings kann ich dieses Problem kaum in dem von dir gewünschten Umfang beheben. Vielleicht ein bisschen, wenn ich wie im anderen Thread angekündigt, eine neue Struktur finde, die einen Einzeltext zulässt. Es ist immerhin nur ein Splitter aus einer ziemlich komplexen Geschichte …
 

petrasmiles

Mitglied
... und genau auf die komplexe Geschichte bin ich neugierig!
Ich denke nur, selbst wenn ich alle Teile zwischen zwei Buchdeckeln vor mir hätte und mir nichts entgehen kann, brauche ich parallel zu den Einzelheiten nicht nur Andeutungen auf den Hauptstrang. Der entwickelt sich mir nicht durch das Gelesene, und das ist unbefriedigend für mich als Leser.
'Teil 1' erweckt in mir auch die Erwartungshaltung, hier geht es los.
Am besten lese ich erst einmal diese andere Geschichte, die flammarion erwähnte.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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