Die feine Empathie - Rezeptur und Anwendung

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A

aligaga

Gast
Die Nummer beginnt mit
Man nehme 3 Teile Ignoranz, 2 Teile Geltungsbedürfnis und 1 Teil Egomanie und vermenge das Ganze. Nur leicht schütteln, die trüb-zähflüssigen Substanzen verbinden sich erstaunlich rasch miteinander. Dann mit viel Pathos aufkochen, kalt stellen und in Flaschen abfüllen. Fertig!

Nun bringe man auf jeder Flasche ein Etikett an: EMPATHIE! (Unbedingt in Großbuchstaben.) Probieren Sie selbst – geht es Ihnen nicht wie Öl runter? Bei Bedarf mit Entrüstung nachwürzen. Vorsicht: Zu hohe Dosierung kann zu Verätzungen führen, wenn nicht bei Ihnen (nur geringe Gefahr beim Eigenkonsum), dann bei Gästen.
Dazu hat @ali doch schon bemerkt und sagt's nochmal: "Empathie" wird niemals in einem solchen Gefäß sitzen, da kann draufstehen, was will. Und eine "lustige" Riesenfelge wird diese Übung schon gar nicht, weil die (Be)griffe nicht stimmen.

Mitleid setzt sich anders zusammen, @Arno. Wer Mitleid nur vorspiegelt, hat keins - das merkt am allerersten aber nicht der Tugendwächter, der zu bellen beginnt, wenn er etwas zu wittern vermeint, sondern das Opfer. Das weiß meist schon nach einer Sekunde, ob ihm jemand die Hand reicht oder was anderes.

Natürlich wolltest du mit dieser Nummer nicht zum Ausdruck bringen, dass alle freiwilligen Helfer, die sich um Opfer gleich welcher Art kümmern, immer dann Heuchler sind, wenn sie das nicht heimlich, sondern öffentlich machen und, besonders schlimm wohl in deinen Augen, den Rest der Welt auffordern, gleiches zu tun. Wohin das führt, kann man im Neuen Testament nachlesen: Im schlimmsten Falle ans Kreuz.

Aber du hast hier gleichwohl ziemlich wirr und wild in der Gegend herumgenagelt, @Arno.

Dein G'schichterl ist weder logisch aufgebaut noch witzig, sondern "bemüht", wie man so schön sagt. Worum dir damit wirklich zu tun ist oder gewesen ist, wird nicht so recht klar. Denn die freiwilligen Helfer, die Flüchtlinge füttern, die bei Hochwasser Sandsäcke schleppen und bei Krisen intervenieren, die gibt's - und es sind gottlob viel, viel mehr, als du wahrscheinlich für möglich hältst.

@Ali glaubt, dass Empathie in den Genen deponiert ist und nur durch ebenso starke Merkmale ausgeschaltet werden könnte: Durch Angst, zum Beispiel; durch Neid und Hass, durch Geldgier und durch die Blödheit, welch letztere leider eine der am weitesten verbreiteten, menschlichen Eigenschaften zu sein scheint. Wenn du an dem Thema wirklich Interesse haben solltest: Guck mal in die "Häuser am Fluss", Zimmer 51. Da gäbe es einen Diskurs über "Interpersonelle Attraktivität und prosoziales Verhalten", der genau das beschreibt, was du den Menschen abzusprechen bemüht bist.

Anyway. Das hier ist keine "Satire", sondern verunglückte Kurzprosa, die um Hilfe ruft. Nicht nur @ali hat sich ihrer erbarmt.

Heiter

aligaga
 
Keine Erwiderung zum neuesten Kommentar aus München. Was dessen Verfasser angeht, erkläre ich mich für befangen - er ist es mir gegenüber allerdings auch in hohem Maß.

Da hat einer im Lauf der Zeit durch eine Vielzahl von leichtfertig-gehässigen Äußerungen die Basis für eine fruchtbare Diskussion zerstört.

Arno Abendschön
 
A

aligaga

Gast
Du willst diskutieren, @Arno, aber @ali kritisiert nur.

Könnte es sein, dass du in der falschen Vorstellung bist? Das hier ist ein Literaturforum, und zwar die Rubrik Kurzprosa.

Für Smalltalk gäbe es das "Pupanum". Aber scheinbar hast du in dem auch schon was anderes gemacht als nur gepupst - sonst wär dir dort der Strom ja nicht abgestellt worden.

TTip: Cool bleiben und gute Prosa schreiben. Die ist die beste Medizin für buchstäbliches Bauchgrimmen!

Heiter

aligaga
 

TaugeniX

Mitglied
Ignoranz, Geltungsbedürfnis, Egomanie. Ich glaube, dass alle drei Substanzen unweigerlich in uns, Normalsterblichen, vorhanden sind. Aber Erbarmen und Nächstenliebe haben wir auch. Das sind andere Wirkstoffe, keine Suspension der drei vorgenannten.

Da ich wie Strauss mit dem Kopf im Sand, im christlichen Mittelalter stecke, ist mir der seelische Kampf um echte und absolute Selbstlosigkeit vertraut. Eine Heiligenvita enthält den Hinweis, ein Becher Wasser, den wir dem Durstigen im Bewußtsein Gutes zu tun gereicht haben, werde uns im brennenden Schwefel abgegolten.

Aber wer so einen maßlosen Anspruch an eigene Tugend stellt, darf sich meiner Meinung nach zu Ignoranz, Geltungsbedürfnis und Egomanie auch noch den Hochmut zugute schreiben. Es hat keinen Sinn so streng zu sein zu sich selber. Wenn man als ignoranter, geltungsbedürftiger, egoistischer Mensch aus gewöhnlicher und unschöner Motivation seinem Nächsten hilft, ist es schon gut genug.
 

Wipfel

Mitglied
Arno, ich habe zwar schon hier geschrieben, aber nicht zu deinem Text. Ich verstehe noch nicht mal deinen Ansatz. Keine Ahnung, wie du auf die Idee kommst, soetwas zu schreiben. Ich leuchte aus einer ganz anderen Ecke, versuche nüchtern vorzugehen. Vergeblich.
Empathie ist deffiniert. Ob der Begriff inflationär, falsch oder überhauptnicht verwendet wird, tut zunächst nichts zur Sache. Empathie bezeichnet die Fähigkeit und Bereitschaft... usw. Auch hier zunächst völlig egal was sie bezeichnet, die Tatsache dass es eine Definition für den Begriff gibt, ist der Maßstab. Du kannst den Begriff Empathie nicht ändern, egal was du da zusammenmixen willst.

Stuhl. Ein Stuhl ist ein Sitzmöbel. Punkt. Und du kommst daher und behauptest, wenn man Wasser, Sand und Luft miteinander vermischt, das nur lange genug in einer Pampe läßt, dann wird ein Stuhl daraus. Ich finde das belanglos, falsch, undiskutabel. Selbst als Groteske taugt dein Text nicht, weil er zu keinem Ergebnis führt.

Daher mein verständnisloses Axelzucken. Ich kann damit nix anfangen. Für mich ist es Mist.

Grüße von wipfel
 

FrankK

Mitglied
Tja Wipfel, ich glaube, Du hast den "Gag" jetzt erkannt.
Was Arno uns hier verkauft, ist keine "Empathie".
Es ist ein Gebräu, dass lediglich so bezeichnet wurde. Entstanden aus den vorgegebenen Zutaten, aber so falsch wie Diät-Wasser.

Anders ausgedrückt:
Nur weil ich etwas besonders groß Etikettiere, ist es nicht der richtige Inhalt.

Eins meiner Lieblingsetiketten dieser Art:
"Alternativlos"


Grüßend aus Westfalen
Frank
 
Erläuterung

Frank hat meine Intention zutreffend zusammengefasst: Es geht ausschließlich um Etikettenschwindel.

Und an die, die sich aus ehrenwerten Gründen mit meinem satirischen Versuch schwertun: Achtet auf die Folgen solcher Missbräuche. Wo die Motive so wenig positiv sind, kommt selten viel Gutes heraus.

Arno Abendschön
 
S

steky

Gast
Man nehme 3 Teile Ignoranz, 2 Teile Geltungsbedürfnis und 1 Teil Egomanie und vermenge das Ganze. Nur leicht schütteln, die trüb-zähflüssigen Substanzen verbinden sich erstaunlich rasch miteinander. Dann mit viel Pathos aufkochen, kalt stellen und in Flaschen abfüllen. Fertig!
Das ist das Rezept für Deinen Text, @Arno. Es riecht sehr nach Etikettenschwindel und Doppelmoral. Somit ist die Wurzel allen Übels - der Ton.

Das ist ziemlich offensichtlich, finde ich.


LG
Steky
 
A

aligaga

Gast
Das hat der @steky gut gesagt.

Manche Texte fallen auf ihre Verfasser zurück wie lehmige Klumpen, die sie nicht mehr von ihren Stiefeln bekommen, mit denen sie zutreten wollten.

TTip, @Arno: Spül das Zeug einfach weg, bevor es zu sehr antrocknet, und gut isses.

Heiter

aligaga
 
Der Verdacht liegt nahe, dass mein Text vor allem aus politischen Gründen bei manchen Anstoß erregt - und dass er unter anderem auch aus solchen Gründen eine insgesamt überdurchschnittliche Bewertung erzielt hat.

Ein Wunder ist das nicht. Die gegenwärtige politische Lage im Land ist von einer Zerrissenheit charakterisiert, wie sie seit Jahrzehnten nicht mehr vorlag. Tief gespalten ist z.B. auch die größte Regierungsfraktion, also kann es auch die Leselupe sein.

Wenn ein Text derartig polarisiert, hat er zumindest eine Wirkung. Über seine rein literarische Qualität lässt sich dann allerdings kaum noch eine sachliche Auseinandersetzung führen.

Arno Abendschön
 



 
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