...lyrisches Unterholz auslöst. Da drehe ich doch gerne jedes Wort von dir vorsichtig um, und schaue wohin es mich führt.
Hallo Ralf
Eine schöne Einstellung! Es ehrt mich, bei dir das Gefühl der Sorgfalt ausgelöst zu haben.
zweimal benutzt.
“die ihn verachten“ “die ihn verehren“
Aber auf wen oder was bezieht es sich?
Ja das ist “tricky“, denn es kann ja sowohl der Gott als auch der Schrei sein! Grammatisch wird beides angesprochen.Das empfinde ich als äußerst interssant. Ich empfinde den Gott und den Schrei als entfernte Verwandt, entfernt aber verbunden.( mithin vielleicht nur durch meine Vorstellung) Wie heißt es: Im Anfang war das Wort,nicht der Schrei,und das Wort war Gott... Aber sie bleiben Verwandte. Der Schrei, die wortlose Artikulation einer Klage oder vielleicht noch ursprünglicher des Schmerzes.Der Schrei, Ausdruck der Empörung,des Unmutes des Einspruches... Und dann hat der Gott sich seiner Stimme ja beraubt,hat sich Stimme und Wort durch Selbstversümmelung genommen. Vielleicht hat er die Welt mit dem Wort erschaffen und sah das es nicht gut war,und dann hat er sich des Wortes beraubt um nicht noch mehr Schaden anzurichten
Das hast du Richtig erkannt
Ich möchte direkt an dieser Stelle, weil es irgendwie bei allen nachfolgenden Kommentaren nicht wahrgenommen wurde, darauf hinweisen, dass ich ne Menge der Fragen in meiner Antwort an anbas behandelt habe
Dazu später mehr. Der Schrei ist großgeschrieben (siehe Antwort an anbas) nicht der Gott. Es findet also durchaus eine Art Vergleich zwischen beiden statt, vielleicht sogar Verdrehung. Schrei; ja, dass ist im wesentlichen Leiden und Widerstand, daruf bezieht es sich in der Hauptsache.
Kurzer Einschub: "in Anfang war das Wort, und das Wort war
bei Gott, und das Wort war Gott!...und das Leben war das Licht der Menschen"
Diese Zeilen sind in der Christlichen Tradition immer wieder (im lutherischen Trinitätsschema, Gott als Hervorbringendes, Hervorgebrachtes und vermittelndes Medium zwischen beiden) interpretiert worden. Das ergibt aber keinen Sinn, es sei denn man glaubt, dass neue Testament sei zu dem Zeitpunkt, in seiner Heilsbotschaft, dort schon implizit erwähnt.
Interessant ist ja: das Wort war bei Gott und war Gott, zugleich ist explizit das Wort als Usprungs der Welt beschrieben, um zuletzt zu sehen, dass das Leben gut ist.
Ohne jetzt in allzu theologische Fragen abzurutschen: Gott schuf die Welt in einem Akt des Sprechens, sie ist sein Wesen, sein Selbst, sein Monolog. Das größte Glück des Menschen besteht darin, dieses ibn allem Erfahrbare Wesen Gottes bewusst wahrzunehmen. Es ist ein Lichtfest.
Und das ist wohl der denkbar krasseste Gegensatz zum neuen Testament, oder dem Christentum. Das Judentum feiert, vorallem am Anfang des A.T. das Leben, das Christentum verneint es, dreht das ganze ins Erlösungsbedürftige um. Das Leben ist ein Schattenspiel.
Der erste Teil des Gedichtes ist nicht aus christlicher Perspektive geschrieben, er verneint aber die Genesis. Er deutet das Leben als Leiden. Und stellt den Gott, den stimmlosen, als Schöpfungsunfähig hin. Er kann es nicht revidieren, nicht durch einen Akt der Artikulation verbessern, nicht einmal im Widerstand (Schrei). Du hast recht, die Welt ist nicht gut geworden und Gott in dem eben geschildertem, aber auch in jedem anderem Sinne kommunikationsunfähig.
Der zweite Teil dann, behandelt den Christen. Ich hatte dazu auch an anbas geschrieben. Die Unfähigkeit seiner Person in dieser Welt irgendwie Geltung zu verschaffen, ist man ihr doch gänzlich hilflos ausgeliefert, führt zum Akt der Umkehrung. Es braucht, als Gegensatz zum Unbeeinflussbaren, eine Metapyhsik, die die Person da herausholt, einen der irgendwann eingreifen wird. (Es ist überhaupt mal zu bedenken, ob Feuerbach mit seinem Gedanken, der Mensch führe sein Wesen in der Gottheit zur Vollkomenheit, auf die Christliche Religion angewendet, so nicht stimmt. Der Christliche Gott ist eigentlich eher sowas wie ein Lückenbüßer, der ein seltsames Eigenleben entwickelt hat. Erfährt der Mensch sein Ausgeliefert sein, weiß er ja, dass er als Person nicht in der Lage ist, das zu ändern, er braucht ein Konstrukt, dass all das kann und die Dinge umkehren wird. Der Mensch spiegelt sich nicht wirklich in Gott, er dreht sein Unvermögen in ihm bloß um)
Daher muss auch "lebloser" so stehen bleiben, weil es ja konkret das einzige Wort ist, das die Wirklichkeitstaubheit artikulieren kann.
Das ersemal soweit
Vielen vielen Dank für dein Interesse!! Es ist großartig zu sehen, das ein Text von mir die Neugierde von so klugen und feinfühligen Menschen weckt. Da kann ich ja nicht alles falsch gemacht haben
Dankbare Grüße
Patrick
P.S: ich benspruche hier in keinem Punkt die Wahrheit (was zur Hölle, das bei diesen Frage überhaupt sein soll) zu sprechen. Es geht um meine Intuition, die ich in Worte zu fassen suche. Und einiges von dem Gesagten, würde ich außerhalb dieses Gedichtes so nicht sagen