Die Leiden des jungen Wärter

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george

Mitglied
Die Leiden des jungen Wärter

Ein Wärter liebt’ ein Zwiebelhorn,
’s hieß Helma, war im Zoo gebor’n.
Man glaubt’, es wäre ausgestorben,
drum war es ja so stark umworben.
Die Bullen aus dem ganzen Park
umwarben dieses Tierchen arg.

Die Vorfahr’n stammten aus Ägypten,
doch als die Wasser näher rückten,
ließ Noah sie ins Boot nicht rein,
denn ihr Geruch erschien nicht fein.
Es roch nach Schwefelwasserstoff,
drum gab’s im Boot halt zu viel Zoff.

Auch Helma roch nicht grad wie Trüffel,
zurück gekreuzt aus Stier und Büffel.
Trotzdem, der Wilhelm hat’s echt lieb,
auch wenn beim Riechen Luft wegblieb.
Auch Helma mochte Wilhelm leiden,
wo war der Weg nur für die beiden?

Der Wilhelm - auch nicht grad perfekt,
er war zwar jung, doch mit Defekt-,
das Wasser hasst’ er und das Waschen,
und Knoblauch trug er in den Taschen.
Er war mit sich fast ganz im Reinen,
bis auf die Helma mit vier Beinen.

Ihr Wasserstoff war ihm zu stark,
sie war nicht blond, sondern recht karg
im Haarbewuchs, sie war brünett,
von weitem aber sehr adrett.
Er hatte sie doch so arg gern,
doch der Geruch hielt ihn selbst fern.

Sie war'n ein Paar nur aus der Weite,
bis Helma und dem Wilhelm dräute,
dass das Problem doch einfach sei,
mit Nasenkleidung wär’s vorbei.
Seither sieht man den Wilhelm flitzen
im Zoo mit Maske, Augenschlitzen.

So kann jetzt Wilhelm Helma lieben,
wird nicht von dem Geruch vertrieben,
und auch das Zwiebelhorn hat wieder,
viel Lebensfreud’, und richtig bieder
erbauten sie ein eig’nes Haus
mit Schild „Wilhelma“ vorne raus.


16.1.2004
inspiriert durch den Text "das Zwiebelhorn" von Alfi.
 

Herr Müller

Mitglied
Zwiebelhorn

mal gut, dass Du Dich hast inspirieren lassen. :)
Ein echter naturwissenschaftlicher george ist das, wurde ja auch Zeit. Ich werde demnächst mal in den Zoo gehen und mir die Tiere genauer ansehen, ob da nicht der Wärter Wilhelm sich als sonstwas verkleidet hat und die Weibchen bearbeitet. ;)
Klasse!

Herr Müller
 

Schakim

Mitglied
Hi, boygeorge!


Wilhelma - ja, man kann's kaum glauben,
dort hört man sogar Echsen schnauben!
Doch will man dieses Schnauben hören,
darf man nicht diese Stille stören.

Das Wunderwerk - vom Mensch geschaffen -
beheimatet ganz viele Affen!
Sie fühlen sich dort ziemlich wohl
und lieben sich auch ganz frivol.

Was Wilhelm und die Helma treiben,
das überlassen wir den beiden!
Vielleicht dass sie Geschichte schreiben
oder an ihrer Liebe leiden.


Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende!
LG
Schakim
 

george

Mitglied
Hallo Herr Müller,
herzlichen Dank für das wieder-Willkommen.
Alfi, der Außerirdische, hat das Tier ja damals aussterben lassen, und mir tat's einfach leid. Deswegen habe ich es wieder auferstehen lassen.

Was aber du aber gleich denkst! Da steht nix davon, dass Willem über Helma herfallen würde ... Wie kommst du denn da drauf?
Gruß
Jürgen
 

george

Mitglied
Hi ladykim,

erst als mir die Geschichte von Willem und Helma zu Ohren kam, ist mir klar geworden, warum ein Tierpark in Süddeutschland Wilhelma heißt. Keine Ahnung, ob die Gründer Geschichte schreiben werden. Ich habe mich diskret zurück gezogen, als ich sah mit wieviel Zuneigung (rein verbal guttural, meine ich) die beiden miteinander umgehen.

Helma spricht leider nur einen arabischen Dialekt, der in Ägypten beheimatet ist. Willem artikuliert sich - wenn er überhaupt mal redet - vorwiegend hohenlohisch. Da sie sich kaum verstehen, streiten sie auch recht wenig miteinander. Hin und wieder gibt es allerdings kleinere Auseinandersetzungen bei der gemeinsamen Nahrungsaufnahme. Helma steht eher auf trockenes Heu, Willem will lieber Linsen mit Spätzle "ond Saidawürschdle".

Sie wohnen hinten links neben dem Affenkäfig.
Sag herzliche Grüße von mir, wenn du hinkommst.
Jürgen
 

alfi

Mitglied
George-Zwiebelhorn

hallo george, schön dass ich dich inspirieren konnte. aber wenn du mein gedicht genau liest, habe ich es eigentlich garnicht aussterben lassen. siehe vermerk unter dem gedicht:(oder doch nicht?) aber schön dass du es real weiterleben lässt. ein hoch auf das ZWIEBELHORN.
 

Vera-Lena

Mitglied
wahre Liebe

Lieber george,

es gibt eben für alles eine Lösung, wenn es sich um die wahre Liebe handelt, und so wie Du die Beiden beschrieben hast, waren sie doch wirklich füreinander geschaffen und was zusammen gehört, soll auch zusammen bleiben.
Wie schön, dass Du dem Goethe Paroli geboten hast und dein junger Wärter kein bitteres Ende erleben mußte.

Hocherfreut, Dich wieder zu lesen, mit guten Wünschen für einen schönen Sonntag und lieben Grüßen:))))))
Vera-Lena
 

george

Mitglied
Hallo, liebe Vera-Lena,

danke für dein Kompliment und das herzliche Willkommen. Ja, unter Verwendung einer Maske können die beiden jetzt zusammen glücklich sein. Manchmal ist die Lösung so einfach. Man muss nur etwas Unangenehmes ausblenden.

Grüße
Jürgen
 
L

Lotte Werther

Gast
Hiermit ergeht scharf mein Protest,
Dass man mir meinen Werther lässt.

Das kann ja wohl nicht sein George,
Was du hier dichtest, macht mir Sorge.
Bin doch nicht Helma, sondern Lotte,
Und mein Werther musste leiden,
In jungen Jahren von mir scheiden.

Lass mir die Tragik doch nicht nehmen
Und du George, sollst dich schämen.

Lotte Werther
 

george

Mitglied
Ach liebe Lotte, tschuldige,
dass ich der Helma huldige.
Der Wilhelm war nicht viel Verlust,
er ruht jetzt an der Helma Brust.
Der Mann der stinkt doch vorne, hinten,
du wirst ’nen bess’ren Mann schnell finden.

Auch wenn du leidest, lass dir sagen,
es lohnt sich nicht, dich so zu plagen.
Der Wärter war’s doch, nicht der Werther,
von george war’s, nicht von Goethe, Herder.
Es war doch nur ein Spassgedicht,
ich bitte dich, entleib dich nicht.

Und wenn du keinen findest, Lotte,
ich nehm’ dich auf in meine Flotte.
Zwar bin ich nicht im Wilhelm-Alter,
doch besser noch als alfis Walter.
Auch mein Geruch ist sicher besser,
wirf’ weg den Strick, nimm bloß kein Messer.

Um Männer weinen lohnt sich nicht,
was soll’s, es kommt ein neu’s Gesicht.
In jedem Falle, denk daran,
fast jeder Mann spielt nur Galan.
Sobald er dann sein Ziel erreicht,
ist er am Morgen schnell entfleucht.
 

Vera-Lena

Mitglied
Bonbons

Liebe Lotte,

es bleiben Dir ja immer noch "Werther's Echte." Und die rosa Schleife wird sich ja auch, gut aufbewahrt, bis auf den heutigen Tag erhalten haben.

Es gab nur zwei Mal in Deutschen Landen eine derartige Selbstmordwelle: Nach Erscheinen des Werther, und als Fürst Pückler sich eine neue Gemahlin suchen wollte. Du wirst doch jetzt nicht ein drittes Mal einfädeln wollen.

Hör auf george, er meint es gut mit Dir!;)

Aufrichtig Vera-Lena
 
L

Lotte Werther

Gast
Vera-Lena, hast dich wohl verschrieben,
Dass mir doch Werther's Echte blieben.
Ich BIN die einzig Werther's Wahre
Stand schwarzumflort an seiner Bahre.

Nur zu gern tät ich heut noch schlecken,
Und lutschend Werther's Echte schmecken.

Kann weder finden Ruh noch Trost.
Auf meinen Wangen blüht der Rost.
Und Bleiche wich der Lippen Rot.
Ach wäre ich wie Werther tot.

Lotte Werther
 

Vera-Lena

Mitglied
Thomas Mann

Liebe Lotte,

wenn es wirklich so schlimm ist, kann ich Dir nur noch Thomas Mann: "Lotte in Weimar" empfehlen, er wird Dir Linderung verschaffen. Schließlich hat er es verstanden, Dich ernst zu nehmen, aber Du weißt ja, wie er ist, er kann seine Ironie nie bezähmen, er hat Dich aber trotzdem nicht verletzt, sondern Dir alle Ehre erwiesen.

In der Hoffnung, Dich ein wenig zu trösten
Vera-Lena
 
L

Lotte Werther

Gast
Dank dir liebe Vera-Lena,
Gruß aus Weimar geht gen Jena.
Ach, du lebst gar nicht mehr dort?
Zogst vor zwanzig Jahren fort.

Nun, dann lasse ich dich wissen:
Auch ich tu Weimar nicht vermissen.
Wohn in Göttingen bei einem Priester,
Betreue ihn und sechs Geschwister.

Weil ich nur treu dem Werther bin,
Wurde ich Priester Wärterin.

Lotte Werther
 

george

Mitglied
Ach wie ist das doch so draurich,
schlimm ist’s, übel, wirklich schaurich.
Lottes Leben ist verdorben,
meint sie, doch sie ist umworben.
Zehrt sich wegen Werthern auf,
sieht nicht wie der Welten Lauf.

Lotte, lass dir’s noch Mal sagen:
Lohnt nicht, deine Werther-Klagen!
Nimm den nächsten an der Ecke,
zieh ihn unter deine Decke.
Wenn er nett ist, zeigt er dir,
was dir Spass macht, dein Plaisier.

Lass den Priester Priester sein,
zieh dir ein Stück Leben rein.
Lass auch die Geschwister sausen,
besser ist’s, mit Lust zu mausen.
Schmeiss sie raus, die ganze Rotte,
Lach doch, Werthers flotte Lotte!
 
L

Lotte Werther

Gast
George,

Sag, wie hast du das gemacht?
Hab ewig nicht mehr so gelacht.

Befolgen werd ich deinen Rat,
Und schreite nun zur ersten Tat.
Will nicht mehr einsam in der Welt
Auf mich alleine sein gestellt.

Und als Krönung dieser Feier
Lüfte ich den Witwen Schleier.

Lotte Werther
 
P

Philodorator

Gast
Oh Weltweh, was soll das bedeuten,
man schwatzt von lauter toten Leuten,
vergisst bei allem Disputieren,
dass Lebende die Welt noch zieren.

Ich traure nicht um ferne Lieben,
doch liebe die, die noch verblieben,
empfehl mich Lotte – bin so frei –
als wahrer Werther Nummer zwei.


Philodorator
 
L

Lotte Werther

Gast
Ich möchte abschließend bekunden,
Hab Lebensmut erneut gefunden.
Wie Wärter Wilhelm, weil verliebt,
Mit Maske jedes Hindernis besiegt,

So will ich, Lotte, es versuchen,
Mit Werther zwei das Glück zu buchen.
Sollte mir dieses nicht gelingen,
Werd ich auch Nummer zwei umbringen.

Bin dann für andere Werber frei.
Ist wer von euch denn noch dabei?

Lotte Werther
 

george

Mitglied
Lotte Werther, Wärter-Killer,
RTL, Pro-Sieben Thriller.
Killend übern Bildschirm rocken,
bleibt bestimmt kein Auge trocken.
Besser Lottend in der Kiste,
als mit Daniel auf der Piste.

Kiste meint hier echt TV,
nicht den Sarg, ob blau ob grau.
Auch das Bett ist nicht gemeint,
wenn jetzt auch der Macho weint.
Lotte hat es all'n voraus,
hoffentlich, sonst geht's nie aus.
 



 
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