Die Marienkapelle

Die Marienkapelle
von Willi Corsten

Still verträumt am Wegessaum
steht unter einem Lindenbaum
im Blätterkleid aus wildem Wein
die Kapelle schlicht und fein.

Neben bunten Fensterscheiben
hängen viele Dankesschreiben
von Pilgern, die hier Trost gefunden
in schweren und verzagten Stunden.

Opferkerzen brennen am Altar
zur Ehre Gottes Tag und Jahr
gespendet von den Frommen
die von nah und fern gekommen.

Rings um die vertraute Stätte
zwitschern Vögel um die Wette
wir wollen auf der Bank verweilen
und dankbar ihre Freude teilen.

Drüben im Getreidefeld
regt sich eine Wunderwelt
des Sommerwindes Zauberkraft
dort endlos neue Wellen schafft.

Zuversicht und stilles Glück
erwacht in diesem Augenblick
und leises Ahnen von der Ewigkeit
macht sich in unsren Herzen breit.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
das

ist wunderschön. sehr plastisch, ich sehe es direkt vor mir. und anrührend ist es auch. kommt in meine sammlung. ganz lieb grüßt
 
Liebe oldicke,

ein herzliches Dankeschön für dein Kompliment.
Ein Lob aus deinem Mund freut mich immer besonders.
Die besten Grüße sendet dir
Willi
 

La Luna

Mitglied
Hallo Willi,

dein Gedicht vermittelt eine friedvolle Athmosphäre.
Säße jetzt gern dort auf der Bank, um meinen Blick über die wogenden Felder schweifen zu lassen.


Liebe Grüße
Julia
 

uedeke

Mitglied
Lieber Willi,

ich wünschte mir, ich könnte den dortigen Frieden erleben und geniessen.

Alles Gute.

Udo
 
L

leonie

Gast
hallo willi

du hast wunderschöne worte gefunden, fast klingt es wie musik, die aus dem herzen kommt, wenn man es laut vorliest.
so mag ich es, leise worte aber sehr intensiv.
ganz leibe grüße leonie
 
Hallo Julia, leonie und Udo,

ich hätte gar nicht gedacht, dass ein im alten Stil geschriebenes Gedicht noch ankommt.
Um so mehr freut mich eure Reaktion.
Es grüßt ganz lieb
Willi
 

La Luna

Mitglied
Lieber Willi,

bin doch selbst ein Anhänger des alten Stils - zumindest was die Form angeht. :)

Gruß, Jule
 
Stimmt, Julia,

du schreibst deine Gedichte ja auch im ‘alten‘ Stil, und echt gut.
Ich bin mit meiner vorletzten Strophe nicht zufrieden. Da steckt ein Holpler drin. Was hältst du von folgender Formulierung:
....................
....................
der Wind verwickelt ohne Ziel
die Ähren in ein Wellenspiel.

Bin gespannt auf deine Meinung.
Liebe Grüße
von Willi
 

La Luna

Mitglied
Hallo Willi,

es ist mir eine Ehre und ein großes Vergnügen, dir behilflich sein zu dürfen.
Deine neue Version klingt wirklich gelungener, obwohl ich persönlich "verwickelt" nicht benutzen würde.
Dieses Wort bedeutet für mich auch "verworren", doch ein Feld, welches sich sanft im Winde wiegt, ist niemals verworren - es suggeriert Harmonie.

Im letzten Verslein störten mich die letzten beiden Zeilen a bissi.
Irgendwie reiben sie sich am Übrigen.
Was hältst du von der folgenden Version?
Obwohl...."Leises" ist immer noch eine Silbe zu lang.
"Leis' " wäre eine Möglichkeit, doch es wirkt etwas zwanghaft, wie ich meine.
Das könnte man noch etwas kompensieren, wenn man in der allerletzten Zeile statt "den Herzen" "unsern Herzen" wählt - wobei dann die Betonung auf "sich" liegen müsste, damit es nicht holpert, oder?





Dort drüben im Getreidefeld
regt sich eine Wunderwelt
Der Wind vereinigt ohne Ziel
die Ähren in ein Wellenspiel.

Zuversicht und stilles Glück
erwacht in diesem Augenblick
Leises Ahnen von der Ewigkeit
macht sich in den Herzen breit.

oder....

Zuversicht und stilles Glück
erwacht in diesem Augenblick
Leis' Ahnen von der Ewigkeit
macht sich in den Herzen breit.

oder aber....

Zuversicht und stilles Glück
erwacht in diesem Augenblick
Leises Ahnen von der Ewigkeit
macht sich in unsern Herzen breit.​



Liebe Grüße
Julia
 
Liebe Julia,

vielen Dank für deine Anregungen. Ich bin immer heilfroh, wenn sich jemand Gedanken über meine Texte macht und freue mich über jeden Verbesserungsvorschlag.
Für das Wort ‘verwickelt‘ habe ich ‘verwandelt‘ eingesetzt, und statt ‘den Herzen‘ ‘unsern Herzen‘ geschrieben. Klingt wirklich besser so. Nochmals herzlichen Dank.
Mein Problem ist nur, dass ich die Korrekturen nicht im LL-Text durchführen kann. Bekomme jedes Mal die Meldung: „Zugriff verweigert, falsches Passwort“. Was hier falsch läuft, weis ich auch nicht.
Es grüßt dich ganz lieb
Willi
 

urte

Mitglied
Idee?

Hallo, Willi,
Du hast nochmal des Reimes wegen nachgefragt. Eine Idee könnte vielleicht sein: "Wellen hinter Wellen schafft", ist rhythmisch besser, aber natürlich noch nicht schön ...
Aber dann habe ich schon wieder ein kleines neues Problem: "sich breitmachen" ist eigentlich bei mir negativ besetzt..., evt. ändern?? Die Stimmung finde ich auch sehr friedlich.
Änderungen posten: müßte beim Originalbeitrag eigentlich noch gehen; sonst ist ja die edit/delete-Funktion auf jeweils 15 Min. verkürzt worden (vgl. An die LL). Bei Problemen: admins kontaktieren.
Herzliche Grüße, Urte
 
Hallo Urte,

herzlichen Dank für die Vorschläge. War lieb von dir, hier mal ‘rein zu schauen.
„Wellen hinter Wellen schafft“ klingt rhythmisch eindeutig besser, ich lasse die Stelle jedoch bewusst einmal offen, weil vielleicht eine noch treffendere Variante kommt.
Sehr geholfen hat mir der Hinweis auf ‘sich breit machen‘. Spontan fiel mir dazu folgende Formulierung ein: öffnet unsere Herzen weit. Hört sich für mich gut an, hat aber den Nachteil, dass nun die Zeile zu kurz geraten ist. Alternativ wäre da noch: ‘macht die Herzen froh und weit.
Welche Lösung findest du besser?
Es grüßt ganz lieb
Willi
 
L

leonie

Gast
hallo willi

für ein wogendes getreide empfinde ich wellen als gut ausgedrückt, denn so sieht es oftmals aus. vielleicht, kannst du einfach die täler weglassen, denn die siehst du nicht, sondern nur das ständige wogen der getreideähren.
liebe grüße leonie
 

urte

Mitglied
Hallo Willi,
wenn man leonies und Deine Vorschläge kombiniert, könnte man tatsächlich die jeweils letzte Zeile der letzten beiden Strophen etwas kürzer lassen:
... endlos neue Wellen schafft
und
...öffnet unsre Herzen weit
Die Strophe scheint so jedesmal entspannter auszuklingen als die jeweils längere Zeile. Ob da für die ersten Strophen was Ähnliches drin wäre, ohne daß es nochmal aberwitzige Arbeit bedeutet? (bloß wegen der Gleichlänge, sonst wegen nix)
Herzlich, Urte
 
R

Rote Socke

Gast
Lieber willi,

kannst mir glauben, dass ich mir im Zug den Kopf zerbrochen habe, aber es auch gerne getan habe, um irgend eine plausible und passende Antwort auf Deine Frage zu finden.

Ich habe auch mal selbst die eine oder andere Strophe als neue Variante erdichtet, aber diese habe ich gleich wieder vernichtet, nur damit Du nicht auf die Idee kommen könntest ich solle sie Dir mal zeigen. Weil das nichts bringt Willi, denn selbst wenn Dir etwas zusagen würde, dann wäre es ja auch nicht mehr Dein Gedicht. Darum werde ich in dieses schöne Gedicht nicht direkt eingreifen.

Was ich aber tun will: Ich werde Dir einige Stichwörter liefern und vielleicht können sie Deine Phantasie beflügeln, obwohl ich das für fraglich halte, denn das was Du in der vorletzten Strophe ausdrücken willst, steht doch schon da auf Schwarz und Weiß.

Also die Stichwörter: Ähren wogen, Halme schwanken, sanftes Schlingern, leichtes Schwingen, sanftes Wiegen.

Gefragt hast Du mich nicht, wollte trotzdem mal eine Antwort von Dir hören. In der 2. Strophe, 4. Zeile, sollte es da nicht besser heißen "...von schweren und verzagten Stunden."???, weil die Pilger haben ja Trost gefunden und danken dafür, also sind die schweren und verzagten Stunden doch in der Vergangenheitsform zu betrachten??? oder???

Abschließend möchte ich noch sagen: Mir sind besonders die 3. und 4. Strophe sehr ans Herz gewachsen. Insgesamt gesehen ist das Gedicht neben der künstlerischen Glanzleistung auch eine handwerkliche reife Leistung, soweit ich das beurteilen darf.
Du musst wissen willi, vom Handwerk verstehe ich noch nicht sehr viel, ich kann halt mehr von meinen Gefühlen sprechen, die mich berühren, wenn ich so ein Gedicht lese. Und kann Dir dann sagen, was mich gefühlsmäßig stört oder nicht.

Ich hoffe in diesem Text findest Du einen kleinen Nutzen. Ich hatte ihn auf jeden Fall, den Nutzen.

Vielleicht mag es Dich oder andere LL-User stören, dass ich auf eine kleines Gedicht soviel schreibe in diesem Forum, aber so bin ich halt und muss noch viel um- und beschreiben bis ich mal auf den Punkt kommen kann.

Gruß
RS
 
Liebe leonie, liebe urte,

eure Vorschläge haben viel gebracht, ebenso die Hilfe der anderen Freunde. Ich denke, nun wird die Sache rund.
Es bedankt sich lieb
Willi
 
Hallo Rote Socke,

möchte mich ganz herzlich bedanken für die Mühe, die du dir mit dem Text gemacht hast. Danke auch für das aufmunternde Lob.
Zu den fraglichen Strophe sind ja nun wirklich gute Vorschläge gemacht worden, und nebenher weitereVerbesserungen eingetrudelt. Bin dabei, die Endfassung zu erstellen.
Sehr interessant ist deine Frage zu ‘in schweren und verzagten Stunden‘. Ich habe gründlich überlegt, denke aber, dass meine Formulierung richtig ist, wie folgendes Beispiel zeigt: Ein Kranker wird vom Arzt behandelt und sagt danach: „Danke, Herr Doktor, dass sie mir in dieser schweren Zeit geholfen haben.“ Stimmt so, oder?
Dennoch, war lieb von dir.
Du brauchst dich übrigens nicht entschuldigen, von wegen auf den Punkt kommen und so. Was du schreibst, langweilt nie, im Gegenteil.
Es grüßt ganz lieb
Willi
 
Ich danke allen,

die mir bei der Überarbeitung geholfen haben.
Hier ist nun die Endfassung.


Still verträumt am Wegessaum
steht unter einem Lindenbaum
im Blätterkleid aus wildem Wein
die Kapelle schlicht und fein.

Neben bunten Fensterscheiben
hängen viele Dankesschreiben
von Pilgern, die hier Trost gefunden
in Leid geprüften Stunden.

Opferkerzen brennen am Altar
zur Ehre Gottes Tag und Jahr
gespendet von den Frommen
die von ferne sind gekommen.

Rings um die vertraute Stätte
singen Vögel um die Wette
wir wollen auf der Bank verweilen
schweigend ihre Freude teilen.

Drüben im Getreidefeld
regt sich eine Wunderwelt
des Sommerwindes Zauberkraft
endlos neue Wellen schafft.

Zuversicht und stilles Glück
erwacht in diesem Augenblick
und leise Ahnen von der Ewigkeit
öffnet unsre Herzen weit.
 
R

Rote Socke

Gast
Hallo Willi...

...habe mir gleich das Gedicht auf die Festplatte geladen.
Antwort dazu kommt später. Bin aber jetzt schon sicher, dass es eine perfekte Endfassung sein wird.
Beste Grüße
RS
 



 
Oben Unten